Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.02.1892
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.02.1892
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18920222
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-189202226
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18920222
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1892
- Monat1892-02
- Tag1892-02-22
- Monat1892-02
- Jahr1892
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1060 Nichtamtlicher Teil. 43, 22. Februar 1892. Nichtamtlicher Teil 1- Felix List Es ist nicht allein der Leipziger und deutsche Buchhandel, sondern der internationale Buchhandel überhaupt, in welchen durch den am 6. Februar d. I. erfolgten Tod Felix Lifts eine fühlbare Lücke gerissen wurde. Wer den Achtundsechzigjährigen kannte, ihn überhaupt nur in seinen späteren Jahren kennen gelernt hatte, würde kaum vermutet haben, welches Feuer, welche Begeisterung und welche unermüdliche Arbeitskraft in dem Dahingegangenen in seinen Jugend- und später in seinen Mannesjahren zu Tage trat. Geboren wurde er am 17. Januar 1824 in Berlin als Sohn des dortigen Buchhändlers I. A. List, der zuerst unter seinem Namen, später unter der Firma List L Kleemann sein Geschäft führte. Unter der Leitung seines Vaters erlangte er während seiner Lehrzeit, die er am 15. Dezember 1838 begann, seine Ausbildung. Gewandt in seinem Aeußeren, ein offener Kops, lebte er sich mit Begeisterung in seinen Beruf ein, indem er oft durch anscheinende Kleinigkeiten darauf hingewiesen wurde, daß ein Geschäftsmann auch praktisch sein müsse. In dieser seiner Lehrzeit hatte er eben alles zu thun, was man zu jener Zeit von einem Lehrling verlangen konnte; es gehörte deshalb auch »Pakete austragen« w. zu seinen Arbeiten. Wie wir alle, die den Buchhandel von der Pike auf erlernt haben, wissen, entsteht bei vielen Lehrlingen, die solche Arbeiten zu verrichten haben, oft die Frage, ob denn diese auch die Würde eines Buchhändler-Lehrlings nicht schädigten! So scheint es auch unserem Verstorbenen ergangen zu sein, denn er erzählte mir selbst, daß ihm, als er einst ein etwas umfangreiches Paket zu einem entfernt wohnenden Kunden (soviel ich mich erinnere, war es der bekannte Professor Böckh,) gebracht habe, der Dank nicht nur in schönen Worten, sondern auch in barer Münze in Gestalt von 5 Silbergroschen zu teil geworden sei. Da der be treffende liebenswürdige Herr merkte, daß der junge Mann, der erst verwundert ihn und dann die 5 Groschen anschaute, nicht recht wußte, ob er die klingende Münze in Empfang nehmen solle, ohne sich dabei etwas zu vergeben, beschwichtigte er sein Bedenken damit, daß das Geld wohl verdient sei und er, wenn gleich er der Sohn seines Lehrherrn sei, es ruhig annehmen könne. Dieser kleine Vorfall, so nebensächlich er auch erscheinen mag, ist von großem Einfluß auf den jungen Mann gewesen, insofern er ihm zu Gemüte führte, daß man im Geschäftsleben thatkräftig und praktisch zugleich sein müsse. Nach Vollendung seiner Lehrzeit war er bei Finck (Roese) in Berlin thätig, ging von da nach Zürich zu Hanke und von hier nach Paris zu A. Franck, früher Brockhaus Sc Avenarius. Paris war zur damaligen Zeit (1847—50) für alle jungen Leute, welche sich dem Buchhandel widmeten, viel mehr als heute die Hochschule der Ausbildung. List eignete sich hier in erhöhtem Maße nicht nur Sprachkenutnisse, sondern auch bedeutende Bücherkenntnisse an. Hier machte er auch die Bekanntschaft vieler bedeutenden Gelehrten und Litteraturfreunde, wie auch nam hafter Buchhändler und Antiquare (Edw. Troß, B. Quaritch, Nie. Scheuring u. a.), — Bekanntschaften, die auf seine spätere Wirk samkeit von großem Einfluß waren. Als er nach Deutschland zurückgekehrt war, arbeitete er zu nächst bei Baensch in Magdeburg und wandte sich von hier wieder nach seiner Vaterstadt, wo er unter anderem auch als Heraus geber und buchhändlerischer Leiter eines technischen Journals beschäftigt war. Diese Thätigkeit war jedoch von kurzer Dauer, so daß er bald darauf eine Stellung bei Jsaac St. Goar in Frankfurt a. M. annahm. Im Jahre 1854 kam List besuchsweise nach Leipzig, um die mit seinem späteren langjährigen Geschäftsteilhaber Hermann Francke schon früher angeknüpfte Bekanntschaft zu erneuern. Hierbei vermittelte der letztere List's Eintritt in das Geschäft von T. O. Weigel, der noch in demselben Jahre erfolgte. Von dieser Zeit an datiert die nähere Bekanntschaft und spätere innige Freundschaft, welche die beiden hervorragenden Männer dauernd verband. List leitete bei Weigel das Antiquariats- Geschäft, das sich auf feste Ankäufe für das antiquarische Lager beschränkte, während Francke das Auktions-Institut und das damals in der Entstehung begriffene sogenannte Partiesachen geschäft unter sich hatte. Längere Jahre waren hier beide neben einander selbständig thätig und zwar bis zum Jahre 1862, so daß List auf eine Thätigkeit von acht Jahren und sein Freund Francke auf eine solche von vierzehn Jahren in» Hause T. O. Weigel zurückblicken konnte. Am 2. Januar 1862 errichteten die beiden Freunde in Leipzig eine wissenschaftliche Antiquariats-Buchhandlung unter der Firma: List L Francke. Als Grundlage derselben kauften sie de» naturwissenschaftlichen Verlag von Elkan, Bäumer L Co., früher Arnz L Co. in Düsseldorf an. Es befanden sich darunter viele Prachtwerke, z. B. das große Goldfuß'sche Petresakten-Werk, von welchem sie eine neue Ausgabe veranstalteten, ferner Siebolds ksuna ckapooiea, Wulverhorsts iraitä äs kaueonnöris, Werke von Schlegel, Göppert, Miquel rc. welche sämtlich jetzt teils gänzlich vergriffen, teils nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden sind. Ihre Thätigkeit umfaßte den Antiquariats-Buchhandel im weitesten Sinne. Sie pflegten nicht allein den Buchhandel, sondern auch den Musikalien- und Autographen-Handel zogen sie in den Bereich ihrer Thätigkeit und zwar in einem bedeutenden Maßstabe. Die jetzt so stattliche Reihe ihrer antiquarischen Ver zeichnisse begannen sie mit einem Katalog über eine sehr ge wählte musikalische Bibliothek eines ungenannten Sammlers (des Prälaten Landsberger in Rom). Was den Autographenhandel anbelangt, so betrieben sie den selben auf dem Wege der Auktion und bildeten in dieser Rich tung bald das bedeutendste Institut Deutschlands, da fast alle großen Sammlungen durch ihre Vermittelung zum Verkauf kamen. Ich nenne hier nur die belangreichen Sammlungen von Morbio, Konsul Claus, Abraham, Ad. Böttger, von der Tann, Halm, Wüstemann rc. — Während die Bücher- und Auto- graphen-Auktionen, die Vertreibung des Verlages und der Partieartikel, das Geschäft mit theoretischen Werken über Musik und Musikalien, sowie Verschiedene andere Branchen in der Haupt sache das spezielle Feld Franckes bildeten, besorgte List das eigentliche antiquarische Büchergeschäft. Beide Männer verstanden sich außerordentlich und ergänzten sich in einer vorzüglichen Weise in ihrer geschäftlichen Thätigkeit. Blau kann wohl sagen, daß List der Minister des Aeußeren und Francke der des Innern war. Es herrscht im allgemeinen die Meinung, daß die Anti quariats-Buchhändler recht glückliche Leute seien, insofern sie ein äußerst behagliches und beschauliches Dasein führe» könnten. Aber diese vielfach verbreitete Ansicht, daß sie nur Bibliotheken und ganz alte Bücher zu kaufen, sie alsdann in hübsch gedruckte und geordnete Kataloge zu bringen brauchen und schließlich nur nötig haben, diese Sachen zu recht hohen Preisen an die sich herandrängenden Liebhaber und Bibliotheken zu verkaufen, ist eine durchaus irrige und den Thatsachen keinesfalls entsprechende. Im Gegenteil gehört dazu eine sehr umfassende, das Gebiet vom Anfang der Buchdruckerkunst bis zum heutigen Tage be herrschende Litteraturkenntnis; bei der heutigen Konkurrenz ge hört ferner eine aufreibende Thätigkeit, sowie eine umfassende Geschäfts- und Menschenkenntnis dazu, um Erfolge zu erringen. Wenn wir nun die List'sche Thätigkeit näher betrachten, so ist diese in sich selbst die beste Widerlegung der oben erwähnten vielfach verbreiteten irrigen Meinung. List war unermüdlich thütigj früh 8 Uhr war er auf seinem Posten, während Schreiber
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder