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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.02.1892
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1892-02-29
- Erscheinungsdatum
- 29.02.1892
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- Deutsch
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49, 29. Februar 1892. Nichtamtlicher Teil. 1229 bescheiden in ihren ersten Anfängen, in ihrem Erfolge selbst von erfahrenen Geschäftsleuten angezweifelt und bei ihrer Errichtung keineswegs von dem gegenwärtigen allgemeinen Wohlwollen und Vertrauen getragen, trat sie zunächst nur als Versuch ins Leben. Der Versuch gelang über Erwarten. Ueberraschend schnell kam Anerkennung, Vertrauen, Wohlwollen. Das anscheinend gewagte Unternehmen hatte sich in kurzer Zeit als eine Notwendigkeit unumgänglichster Art erwiesen und dank seiner ausgezeichneten Leitung und der aufopfernden Hingabe seiner Beamten seine längst nicht mehr angefochtene Stellung als wichtiges Glied im Orga nismus des Buchhandels alsbald sich zu schaffen und dauernd zu wahren gewußt. Ausschließlich zur Verkehrsvermittlung der Leip ziger Buchhändler unter sich, als eine Art buchhändlerischer Privat- Stadtpost ins Leben gerufen und heute noch dieselbe ausschließliche Zweckbestimmung streng innehaltend, bildet sie doch seit ihrem ersten Tage, der Bedeutung des Leipziger Buchhandels entsprechend, mittelbar eine Centralstelle des weitaus größten Teiles des Mitteilungen - Verkehrs im ganzen weiten Gebiete des deutschen Buchhandels, was wir den fachmännischen Lesern des Börsen blattes Wohl nicht näher zu begründen brauchen. Im Jahre 1842 zählte Leipzig 115 buchhändlerische Firmen; unter ihnen 76 Kommissionäre mit 1332 auswärtigen Kom mittenten. Die Austragung der Verlangzetttel, Cirkulare, Ab schlußzettel und sonstigen buchhändlerischen Papiere geschah zum Teil in der primitivsten und kostspieligsten Art, so nämlich, daß der größte Teil des Geschäftspersonals sich gewohnheitsmäßig halbe Tage lang auf der Straße befand, zum Teil nach der auf Selbsthilfe gegründeten, vervollkommneten, übrigens kaum empfeh lenswerteren Methode, die wir noch heute in manchen kleineren Kommissionsplätzen finden. Die amtliche Bestellanstalt hatte näm lich, wie ganz natürlich, schon längst ihren außeramtlichen Vor läufer gehabt, die sogenannte »Kleine Börse«, eine beliebte Bier stube in der Nikolaistraße, wo die Markthelfer und Burschen fleißig verkehrten, um ihre Zettel auszutauschen und sich's im übrigen wohl sein zu lassen. Daß beide Methoden ihre erheb lichen Schattenseiten hatten, liegt aus der Hand. Das große Verdienst, diese Zustände beseitigt zu haben, ge bührt Friedrich Fleischer, dem rührigen und praktisch ver anlagten Manne, dem der Leipziger und deutsche Buchhandel außerordentlich viel verdankt. Sein der Generalversammlung des Leipziger Vereins am 31. Januar l842 vorgelegter Plan fand Annahme und schon nach Verlaus eines Monats Verwirk lichung. Gegen die Entschädigung von jährlich 25 Thalern über ließ der Börsenverein einen kleinen, aber zunächst genügenden Raum in der Bnchhändlerbörse, in dem am 1. März zwei Sortierer, Johann Carl Köhler und Bruno Heue, die Riesenarbeit aufnahmen, unter Beihilfe von zwei Austrägern die ungeheure Menge der in letzten Tagen bei den Kommissionären angesammelten und nun plötzlich hereinbrechenden Fluten von Buchhändlerpapieren zu bewältigen. Es bedurfte des sofortigen Einspringens von 15 geübten Sortierern, die von beteiligten Firmen gesandt werden mußten, um diesem ersten Andrange stand zu halten. In wenigen Tagen war Ordnung geschaffen, das Geschäft nahm einen regelmäßigen Gang an und damit war auch die Feuerprobe bestanden und mancher Zweifler bekehrt. Die Mühen der ersten Einrichtung und Organisierung teilten mit Friedrich Fleischer, dem Vorsitzenden der Deputation, die Deputierten Raymund Härtel und Otto Wigand. Auch Otto August Schulz nahm sich mit Liebe des jungen Unternehmens an. Die Beteiligung war lebhaft, aber zunächst keineswegs all gemein. Noch fehlte eine namhafte Zahl von Firmen, und selbst nach Jahresfrist betrug die Zahl der nicht teilnehmenden Hand lungen 42, darunter 5 große Kommissionäre, die noch Bedenken trugen, ihre Papiere der neuen Anstalt anzuvertrauen. Es gelang indes bald, die Bedenken dieser Zögernden zu zerstreuen, sie für die gemeinsame Sache zu gewinnen und aus anfänglichen Gegnern zu Freunden und Förderern zu machen. , Neunundsünfzigster Jahrgang. Die rapide Steigerung des Leipziger Verkehrs hatte natür lich auch häufige Umgestaltungen, Verbesserungen und Vergröße rungen der Bestellanstalt nach innen und außen zur notwendigen Folge. Dreimal mußte das Lokal in der Buchhändlerbörse ver größert und schließlich ein beträchtlicher Teil des kleinen Saales für ihre Zwecke geopfert werden. Schließlich konnten einerseits selbst diese vergrößerten Räume nicht mehr genüge», während andrer seits der Börsenverein sich gar zu sehr in seinen eigenen Räumen beschränkt sah. Es erfolgte daher im Jahre 1877 der Umzug in ein von Herrn Hermann Haessel angebotenes Lokal in dessen Hause in der Lindenstraße, womit gleichzeitig der in zwischen vor sich gegangenen starken Verschiebung des Leipziger Buchhandelsverkehrs aus der inneren Stadt nach dem östlichen Stadtteil Rechnung getragen wurde. Als dann im Frühjahr 1888 das neue Buchhändlerhaus zur Einweihung bereit stand, waren die Räume der Bestellanstalt die ersten von allen Ge schäftsräumen des Hauses, die ihrer Bestimmung übergeben wurden. Sie wurden am 12. März bezogen und bieten der Bestellanstalt ein Heim, das unter Berücksichtigung langjähriger Erfahrung speziell für ihre Zwecke gebaut und eingerichtet ist. Die jährliche Arbeitsleistung der Leipziger Bestellanstalt ist bedeutend. Bereits im Jahre 1883 bei Gelegenheit der fünfzig jährigen Jubelfeier des »Vereins der Buchhändler zu L ipzig« bezifferte der Verfasser der Festschrift, Herr Generalkonsul C. B. Lorck, die Summe der jährlich verteilten Papiere aller Arten auf über 19 Millionen Stück. Seitdem ist diese Ziffer erheb lich gewachsen, und wer das Anwachsen des Leipziger Buch handelsverkehrs von Jahr zu Jahr beobachtet, wird sich über diese Thatsache nicht wundern. Wie sehr seit 1842 die Verhältnisse des Leipziger Buch handelsplatzes ins Große gegangen sind, beweisen die Ziffern, die uns das buchhändlerische Adreßbuch jährlich in seiner statisti schen Tabelle anführt. Den 76 Leipziger Kommissionären von damals mit 1332 Kommittenten standen 1891 162 Kommissio näre mit 7038 Kommittenten gegenüber. Es wäre unmöglich gewesen mit diesem bedeutenden Wachstum Schritt zu halten ohne die Bestellanstalt, die somit geradezu als eine Lebens- bcdiugung des Leipziger Kommissions- und Verlagshandels zu betrachten ist. Entsprechend diesen veränderten Größen sind auch die Ausgaben der Bestellanstalt, die jährlich durch Umlage ge deckt werden, andere geworden. Der erste Voranschlag im Jahre 1842 hatte 800 Thaler als jährliche Ausgabe angenommen; der letzte bringt für das Jahr 1892 20 250 ^ in Ansatz. Bei einem so erheblichen Verkehr mit offenen Korre spondenzen ist es natürlich erforderlich, ganz außerordentlich ge schulte, zuverlässige und verschwiegene Beamte zu haben. Die Vereinsleitung hat das Glück gehabt diese Männer zu finden, denen sie ein so wichtiges Gut anvertrancn durste. In aller erster Linie müssen hier die Namen der beiden ersten Sortierer mit achtungsvoller Dankbarkeit genannt werden, die schon am Eröffnungstage angestellt waren und seitdem Tag für Tag in un- ermüdeter Arbeit — freilich längst unterstützt durch ein beständig vermehrtes Personal, das gegenwärtig 13 Personen beträgt —, die umfangreichen Geschäfte der Anstalt bis zu ihrem Tode ge führt haben: Johann Carl Köhlers und Bruno Heues. Bruno Heue starb am 21. Mai 1887; ihm folgte schon nach kurzer Zeit, am 8. Juni 1888, sein langjähriger Amtskollege Johann Carl Köhler. Beiden, die weit über 40 Jahre lang zusammen arbeiteten und den täglich sich mehrenden Anforde rungen des Verkehrs gewissenhaft entgegenkamen, ist es nicht vergönnt, den Ehrentag ihres Wirkens zu erleben; ein besonders freundliches Gedenken ihrer treuen Arbeit wird ihnen morgen aber gewiß nicht fehlen. Gegenwärtiger Leiter des inneren Anstalts betriebes ist Herr Paul Heue, der Sohn des Heimgegangenen Bruno Heue, der sich auch schon seit langen Jahren — er trat am 1. März 1872 ein — unter dem Beamtenpersonal der Anstalt befindet und unter der Aufsicht des Vaters eine tüchtige Schule durchgemacht hat. 167
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