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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-20
- Erscheinungsdatum
- 20.12.1920
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- Deutsch
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ihn gerade zu mir führe. Schon die Antwort hieraus pflegt ein« Talentprobe zu sein: sie ist goethisch; Dichtung und Wahrheit. Denn jedermann wird sich hüten, mir beispielsweise einzuge stehen, daß ich vielleicht bereits Nummer acht bin, und daß er schon von sieben Verlegern verkannt und — abgewiesen wurde. Trete ich mit einem Dichter dann allmählich in literarisch- geschäftliche Verbindung, so lerne ich bald auch seine Eigenheiten kennen. Fast jeder hat deren eine rechte Anzahl, und immer durch aus besondere. Manchmal sind sie Natur, mitunter beruhen sie auf Absicht. Dann nennt man sie persönliche Note. — Ein Vor tragender behauptete jüngst einmal, daß nirgends innerhalb ein und derselben Art größere Gegensätze zu finden seien, als unter den Hunden. Wenn ich mich recht erinnere, stellte er Mops und Neufundländer, Zwergrattler und Dogge gegenüber. Entschul digen Sie einen an sich unhöflichen Vergleich: aber im Reich« der Dichter sind die Unterschiede mindestens ebenso wesent lich. Das Nahen des einen (Nummer eins) meldet regelmäßig ein Hupensignal, die Fadenscheinigkeit des anderen (Nummer zwei) läßt mich jedesmal einen unwillkürlichen Griff nach dem Geldbeutel tun. Ich denke, er wird an mein »gutes Herz- appel lieren. Aber weit gefehlt. Er ist viel zu friedliebend und be scheiden. Die wandelnde Hauptperson seines pazifistischen Ro mans. Dagegen hat gerade die autelnde Nummer eins ein« be harrliche Vorliebe für den Krieg, sie will unausgesetzt, daß man ihr etwas — vorschießt. Ehrensache ist es, daß Dichter möglichst nur von sich selbst sprechen. »Wollen Sie sich nicht wenigstens erkundigen, wie's meiner Frau geht oder was die Kinder machen-, neckte ich ge legentlich einen mir gut bekannten Autor. Sein nächster Besuch begann mit einer kommälosen Schnellsprechübung folgender^ Wortlauts: »Wie geht es Ihnen wie geht'? Ihrer Frau was machen Ihre Kinder wie geht's Ihrem Hund denken Sie sich nur das Tageblatt hat meine neue Novelle abgelehnt-. Eines Mor gens traf selbiger Herr seinen Kollegen und Widersacher S. bei mir, der eine Viertelstunde früher gekommen war. Wir sprachen zu dritt zwischen den Zeilen, bis beide Herren zusammen auf brachen. Nachmittags A3 Uhr kam der eine abermals, um 3 der andere. Das war ein köstliches Wiedersehen. Im Verlagsver- zeichnis müssen sie übrigens gute Nachbarschaft halten; denn ihre Namen beginnen mit demselben Buchstaben. Ein Dichter, der in meinem Sprechzimmer seine Perücke ver lor, deutete auf meinen Wahlspruch »Klar und wahr- und meinte geistesgegenwärtig: »Weil Sie keine falschen Behauptungen lieben-. Ein anderer bat um ein Stück Papier, spritzte einen Klecks darauf und gestaltete diesen zu einer Klingel. Darunter schrieb er: »Bei Kommerzienrats läutete es-. Dann fragte er mich, wer Wohl gekommen sei. »Der Bürgermeister Segebrecht mit seiner blondgelockten Tochter-, rief ich auf gut Glück. Das wurde notiert — und: daraus entstand ein Roman. Und der Verfasser sollte kein Dichter sein? Ein hagerer Jüngling mit welligem Haar überreichte mir einmal seine Lhrik. Unmögliches Zeug. Dafür stellte er aber auch nur eine einzige Bedingung: daß ich späterer Aufnahme in eine Gesamtausgabe seiner Schriften kein Hindernis bereite. Am bequemsten sind die unsterblichen Dichter: sie verkaufen sich am leichtesten, beanspruchen keinerlei Honorar und streiten sich nie mit dem Verleger (denn sie leben nicht mehr). Warum ich nur von Dichtern spreche und nicht von Dich terinnen? Einmal ist Verschwiegenheit Ehrensache, zum andern besteht keinerlei Unterschied. Ja, staunen Sie, Herr Professor Steinach! Der Verleger ist Ihnen noch weit über. Gar manche Friederike ward auf dem Titelblatt zu einem — Fritz. Einmal wollte «in Dichter durchaus kein Weggehen finden. Er beteuerte zum fünfundsiebzigsten Male: »Ich kann Ihnen das Drama aber wirklich empfehlen-. Da schützte ich eine wichtige Besprechung vor, ließ mir Hut und Mantel bringen. Und mit den scharf betonten Worten: »Empfehle mich- verschwand ich — ins Nebenzimmer. 8cliottenlotier, Nsrl: vLo slte kuck. 2 vorm. Lull. dlit 106 LvbllckunZen. 8°. 432 8. Usolln 1921, llicbürct Carl Sevmickt L Co. Orig.-Uinvanck l-ackonprois 45.—. Die von den Liebhabern des alten Buches mit Spannung erwartete 2. Auslage dieses vortrefflichen Werkes erscheint als willkommene, das Dunkel unserer Tage mit einer fröhlichen Helle verklärende Weih nachtsgabe. Die 2. Auflage ist gegenüber der ersten erheblich vermehrt: die 280 Seiten der ersten sind auf 432 in der neuen Auflage ange» lvachsen; an Sielte von 67 schmücken setzt 108 Abbildungen das Buch: auch die Literatur ist um eine große Anzahl von Nachweisen bereichert worden. Bor allem finden wir ein in der 1. Auslage sehr vermißtes Register. Die von tiefer Sachkenntnis und inniger Liebe zmn Gegenstand unter Fortlassung fast allen gelehrten Beiwerks getragene Darstellung hat die sachliche Gruppierung mehr in den Vordergrund gerückt als in der 1. Auslage: die 2. Auflage will vor allem ein »sichtender Führer durch die unübersehbare Masse der alten Bücher» sein. Unter den neuen Abschnitten (z. B. M. Luthers deutsche Bibelübersetzung, Vom Buchgewand der deutschen Klassiker u. a. m.) sind Abschn. 20 »Kartenwerke und Länderbeschreibungen- und Abschn. 21 »Der Musik notendruck« besonders hcrvorzuheben. Die Entdeckung Amerikas durch den großen Genuesen (1S07 bringt Martin Baltzemiiller in seiner »CosmoZraplriss introckuetio- sür den neuen Erdteil den Namen Amerika in Vorschlag) hat nicht nur die allmähliche Abkehr von der Ptolemäustradition der Antike und des Mittelalters, die vor allen an die Namen Abrah. Ortelius' und Gerh. Merkators geknüpft ist, zur Folge, sondern zeitigt eine durch die neu gewonnene Erweiterung des Erdbildcs bedingte bedeutende Produktion der erdkundlichen Literatur. Den Kartenwerken stehen die Werke über Länderkunde nicht nach. Seb. Münsters 1544 zum erstenmal erschie nene Losmoxruplna wächst sich allmählich zu einem Riesenwerk mit 48 Ausgaben in 6 Sprachen aus. Einen Höhepunkt dieser Gattung stellen die noch in den 30jährigen Krieg hineinragenden Merianschen Samm lungen dar. Da der Kupferstich für die subtilere Darstellung des Sar- tcubildes weit mehr befähigt ist als der Holzschnitt, so haben gerade die Kartenwerke, indem sie den Kupferstich immer mehr anwandten, am meisten zur Verdrängung des Holzschnitts in der zweiten Hälft« des 10. Jahrhundert bcigetragcn. In dem Abschnitt »Der Musiknotenbruck- weist der Verfasser darauf hin, daß die Aufschrift »kntrooinium dlusicss- in der Ausgabe der Werke Orlando di Lassos bei Adam Berg in München <1573—78> nicht, wie irrtümlich angenommen wird, der Titel des Werkes ist, son dern sich ans die berühmte Titelumrahmung bezieht (vgl. des Verfas sers Aussatz tn der »Bücherstube-, 1920). In dem Kapitel »Jnkunabelkundc« würde man eln näheres Eingehen auf den Unterschieb zwischen Zwitter- und Toppeldrucken wünschen (S. 359). Das Signet Conrad Kachelofens wird heute v el- fach Martin Schongauer zugefchrieben: wenn diese Annahme auch nicht bewiesen ist, so wäre sie doch vielleicht zu erwähnen. Ebenso käme eine kurze Behandlung der Wasserzeichenfrage in Betracht, obwohl wir hier ja recht skcpAsch geworden sind, da das Wasserzeichen be kanntlich nur bei ganz seltenem Vorkommen auf die Provenienz des Druckes weisen kann. Daß so frisch und lebendig geschriebene Buch zu empfehlen, ist nicht nötig: es empfiehlt sich selbst. Es will bas Buch im »Sonntags- kleibe- schildern und will vor allem anregen, und das Ist Ihm in her vorragendem Maße gelungen. Die beherzigenswerten Worte des Verfassers in seinem Vorwort möchte ich hier an den Schluß setzen: »Ein Volk, das das Vertrauen zu sich selbst verliert, bas die Liebe zum Vaterländischen, zur Eigen art seines Stammes ertötet, reißt seine Lebenswurzeln aus dem näh renden Boden und liefert sich trotz allen Schwärmens für Weltvcr- brüderung dem Untergänge ans. Die Geschichte des deutschen Buches kann uns zum beglückenden Hohenlicbe von deutscher Arbeit werben, wenn wir nur, frei von liberhebnng, mit Lust und Liebe drinnen blättern». Or. Rodender g. Kleine Mitteilungen. Änderungen des Angestellten-Tarifs im Leipziger Buchhandel. — Die mit der Gehilfenschaft geführten Verhandlungen haben zu fol gender Vereinbarung geführt: 1. Der Tarifvertrag vom 24. August 1920 läuft mit den nachstehend ersichtlichen Änderungen bis 31. Mär- 1921 weiter, ist also ge- gebenenfalls am 28. Februar auf den 31. Mär- 1921 kündbar 2. Im Dezember wird den Angestellten auf die im Tarif vorge sehenen Grundgehälter ein Zuschlag von 80A iür die verheirateten männlichen Angestellte« und rsi4
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