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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1892
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1892
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- Deutsch
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sich um so stärker wieder ausdrängen, je ungenügender der Holzschnitt den inzwischen gewachsenen Ansprüchen an malerische Wirkung genügen konnte. Nachdem man ausgchört hatte, die teuere Jlluminierkunst zu Hilfe zu nehmen, die Bücher also ohne Beigabe der Farbe schwarz aus weiß hcrausbrachte, zeigte sich mehr und mehr das Dürftige und Unzureichende des einfachen, der Schattierung und der perspektivischen Zeichnung völlig entbehrenden Holzschnittes der damaligen Zeit. Um so mehr wandte sich der Zeitgeschmack dem Kupferstiche zu. Bemerkenswerter Weise nimmt die Neuerung wieder von Augsburg ihren Ausgang, wo Daniel Hopser als tüchtiger Künstler zu nennen ist. Sieben Augsburg lhatcn sich namentlich Slraßburg und Nürnberg hervor, wo Tobias Stimmer und Jost Amann in dieser Kunstrichtung hervorlralen. Bon weiteren Druckortcn in dieser späteren Zeit, welche die Illustrierung pflegten, ist Berlin erwähnenswert. Ben Leipzig, der gegenwärtigen Hauptstadt des Buchhandels, ist um jene Zeit in der bc- zcichnclcn Richtung wenig zu bemerken. Ohne Zweifel that seiner Be teiligung die rege Lrucklyätigkcit der Nachbarstadl Wittenberg Abbruch, die den Holzschnitt reichlich aus den großen Massen der von dort aus gehenden Flugblätter verwendete und hiermit ohne Zweifel der schnellen Ausbreitung der Reformation wichtige Dienste leistete. Im siebzehnte» und achtzehnten Jahrhundert brachte Deutschland wenig Neues und Originelles hervor; die führenden Völker jener Periode sind Frankreich, England und die Niederlande. In den Niederlanden sind es besonders zwei Druckcrsamilicn, die die Aufmerksamkeit fesseln, die der Plantins in Antwerpen und später die der Elzevicrs m Amsterdam, bei denen Gründer und Nachfolger, außer gewöhnlich begabte und technisch vorzüglich geschulte Männer, eine große Reihe der prächtigsten Drucke geschaffen haben. Während die Plantins, deren Gründer aus Tours stammt, im Stile der berühmten livros cl'beure-, vorzüglich illustrierte Drucke lieferten, deren Herstellung ein außerordent lich schwieriges und kompliziertes Druckverfahren erforderte, im Stile der Zeichnung sich in Allegoricen erschöpften, überhaupt den thcatralisch- pomphasleii Jesuilenslit in unverkennbarper Form zur Schau trugen, be gnügten sich die Elzevicrs damit, den wohlthuenden Eindruck aus das Auge lediglich durch eine zierliche Schrift und das richtige Verhältnis der Buchstaben und Zeilen zu erzielen, dabei eine außerordentliche Meister schaft an den Tag legend und auch bei den Lesern und Liebhabern einem richtigen bcisälligcn Verständnis begegnend. Das wichtigste Land für die Entwickelung der Buchausstattung ist und bleibt Frankreich. Merkwürdigerweise Halle die Ausübung der Kunst um die Mille des sechzehnten Jahrhunderts eine Verschiebung erfahren, indem ihre hervor,agcndstcn Jünger Paris den Rücken gekehrt und sich nach der zweiten Hauptstadt Lyon gewandt hatten, wo eine Reihe von tüchtigen Künstlern lange Zeit fruchtbar und belebend gewirkt haben. Meist waren cs nur kleine Blättchen, die sie licjcrten, sür die sich eine merkwürdige Vorliebe unter den Liebhabern zeigte. Die Kleinheit dieser Formate ist cs, die ihrem hervorragendsten Vertreter Bcrnard Salomon, den berühmt gewordenen Künstlernamen Petit Bcrnard und der ganzen Zunft den Namen der Kicinmcisler eingetragen hat. Petit Bcrnard stammle aus der Schule von Fontainebleau, cmer ursprünglich italienischen Ornamentistenschulc, deren Kunjlalisfassung sich indes allmählich so sehr dem französischen Geschmack näherte, bezw. diesen beherrschte, daß man sich gewöhnt hat, in der Slilrichtung dieser Schule etwas National-Französisches zu er blicken und ihre Lehren schlechtweg als französischen Geschmack zu be zeichnen. In Frankreich wurde der von den Niederländern des 17. Jahr hunderts gepflegte pomphafte und theatralische Stil, die -Pose-, dem schauspielerischen Talent des Franzosen entsprechend, natürlich noch mehr gepslegl und entwickelt und zwar in einem derartigen Maße, daß das Langweilige dieser ewigen Herbcizichung der Allegorie nicht mehr ver borgen bleiben konnte. WaS Wunder, daß der Stil des achtzehnten Jahrhunderts, beinahe in das Gegenteil umschlug! Das Kunstgcwerbc und ihm voran die Buchausstattung, die ihres leichter beweglichen Eharaticrs wegen jedem neuen Stile voranzuschreiten Pflegt, spiegelt im achtzehnten Jahrhundert ganz das galante fröhliche Leben wieder, wie cs dem leicht bewegten französischen Temperament von jeher zugesagt Halle und »> früheren Jahrhunderten auch im Kunstgewerbc zum Aus druck gelangt war. Die Regentschaft des Herzogs von Orleans lhal das ihrige zu dieser neuen Lebensauffassung und zur Förderung ihrer lunstlcrlschen Bethäligung, die eine große Reihe der herrlichsten Schöpfungen des Buchgewerbes von eigentümlich lebensfrohem, prickeln dem Reize umfaßt. Während aber in Frankreich die Bücher allem Anschein nach nur in geringer Anflage hcrgestellt wurden, das zwar vorzüglich ausgcstattete aber enorm teure Buch im großen Ganzen fast einen ausschlichend höfischen Charakter bewahrte, vcrsvlgtc die Buchererzeugung in Deutschland inzwischen immer »och ihre auf große Verbreitung und Volkstümlichkeit gerichteten Bestrebungen. So auch die Kunst, die den Schmuck des Buches besorgte. In dieser machte sich besonders Daniel Chodowieck, einen berühmten und noch heute mit großer Anerkennung genannten Namen. Als vollkommener Autodidakt kommt er allerdings über ver hältnismäßig enge Grenzen seiner Kunst nicht hinaus, bleibt auch trotz seines von den Zeitgenossen gefeierten Namens bei der bekannten Ab neigung Friedrichs II. gegen die heimische Kunst dem Hose fern und fast unbekannt, zeigt aber, grade durch die Sclbstcntwickelung seines Talentes gefördert, eine bezaubernde Frische und Natürlichkeit der Dar stellung in seinen volkstümlichen Zeichnungen, deren er namentlich in Romanillustrationen gegen tausend Stück geliefert hat. Als Gegenstück zu ihm, der einen gesunden Realismus zur Geltung bröckle, ist Gcßner, der bekannte Jdyllenschwärmer, zu nennen, der übrigens als Zeichner und Radierer vielleicht Bedeutenderes geleistet hat, als durch seine dichterische Wirksamkeit. Die Illustration in Spanien kennzeichnet sich hauptsächlich durch die Radierung, bleibt aber fast ganz von der französischen Kunst abhängig. Was den sonstigen Schmuck des Buche« im achtzehnten Jahrhundert betrifft, so hatte dieser in dem alles beherrschenden Rokoko ein Ornament, das sich vorzüglich verwerten ließ und dementsprechend in den Büchern der damaligen Zeit auch außerordentlich reich vertreten ist und überall vorkommt. Nur dem Initial bleibt cs fern, was gewiß die nur natürliche Ursache hat, daß sich die vom Buchstaben erforderte Klarheit des Ge samtbildes mit den krausen, verwirrenden Schnörkeln des Rokoko nicht vereinigen ließ Die erste Wiederbelebung des Holzschnitts geht von England aus, wo Thomas Bewick zuerst mit der wichtigen Veränderung der Holzschnitttechnik auslrat, in das Hirnholz zu schneiden und statt des bisher verwandten weichen Holzes das außerordentlich harte Buchsbaumholz sich dienen zu lassen. Den erheblich größeren Widerstand des Materials überwand er dadurch, daß er das bisher gchandhable Schneidemesser mit dem Grabstichel ver tauschte, so daß man also nach ihm mit Recht von einem Holz st ich reden kann. Daß cs die Engländer sind, die den Holzschnitt zuerst wieder auf- lebcn lassen, hat seinen tieferen Grund. Die Engländer mit ihren vielseitigen Kultur- und Mijsionsbcstrebungen brauchten in hohem Grade die Illu stration zur Erläuterung ihrer vielsprachigen volskiümlichen Texte und fanden das Mittel dazu naturgemäß im Holzschnitt, nicht in dem schwer zu behan delnden und noch schwieriger mit dem gedruckten Text zu vereinigenden Kupferstich. Später kehrte der Holzschnitt dann auch nach Deutschland und Frankreich zurück und erlebte eine früher nicht sür möglich gehaltene Vervollkommnung nach der Richtung der malerischen Wirkung und Ver tiefung des Bildes hin. Damit beendete der Redner seinen Ucberblick über die Buch- ausschmiicküng der früheren Zeit. Von einer weiteren Verfolgung dieser speziellen Kunstrichtung im neuen Jahrhundert dürfe er, wie er be scheiden bemerkte, absehen, weil er besorge (wohl nicht mit Grund! Red.), daß seine Hörer hier besser unterrichtet seien, als er. Die allgemeine künstlerische Ausstattung des neunzehnten Jahrhunderts nehme genau denselben Verlaus wie unsere fortschreitend sich verändernde und vervoll- lommnendc Kultur. Aber dem Deutschen sei cs eigentümlich, daß er zu kon servativ in seinem Stile sei und den Veränderungen des Zeitgeschmacks nicht aufmerksam genug Rechnung trage, wie andere Völker dies zu thun nicht unterließen. Wir klebten länger als andere an bestimmten kunstgewerb lichen Perioden und stünden beispielsweise auch heute immer noch unter dem Banne der deutschen Renaissance, die uns früher als mustergiltig gelehrt worden sei. Im Grunde sei das erklärlich; denn weder der Baiokstil, noch das Rokoko, noch der Zopf, die seitdem von anderen Völkern gepflegt worden seien, hätten unseren Gcschmacksncigungen ent sprechen lönncni sie seien uns ausgedrängt und mit innerem Widerwillen ausgenommen worden. Daher hätten wir nicht mehr sclbstthätig und schöpferisch am Kunftreben teilgcnommen, sondern einfach nachgcahmt. Und wenn wir nun auch von andern Nationen im Kunstgewerbe und auch in der Buchausstattung überholt seien, wenn ein neuer, uns zunächst noch sremder, rein konstruktiver Stil >m Aufgange begriffen sc>, jo sei cs jetzt unsere Aufgabe, zunächst ruhig weitcrzuarbeiten, ab- zuwarten und zu beobachten. Zweifellos sei, daß der der absoluten Zweck mäßigkeit Rechnung tragende neue Stil sich bald verbrauchen werde. Vielleicht sei cs dann dem deutschen Kunstgewerbc und dem ihm voranschreiicnden Buchgewerbe vergönnt, bei dem zu erwartenden Stil des zwanzigsten Jahrhunderts schöpferisch mit cinzugreisen. Verein Dresdner Buchhändler. — Die.-diesjährige Haupt versammlung des Vereins Dresdner Buchhändler wird am Freitag den 26. Februar, abends 8 Uhr, im roten Saale von Hclbigs Etablissement (Eingang Haus IV) stallfinden. (Vergl. die Bekanntmachung im .amt lichen Teile der heutigen Nummer.) Zur angestrebten Acnderurflg des österreichischen Prcßge- setzes. — Jm Preßausschuh des österreichischen Abgeordnetenhauses erklärten die Vertreter der Regierung, letztere verzichte nicht aus die ZcitungS- kaulionen; sie halte an ihren srüheren Erklärungen fest, daß sie objektiv verfahren werde, lehne Ersatzleistung bei Konfistation ab , könne nur ge legentliche Kolportage bei besonderen Anlässen zerlassen und halte den Zcitungsslempel aufrecht, sei jedoch bereit zu einer Reform desselben im Sinne einer gerechteren Verteilung nach Bedeutung, Format, Preis und Jnjcratcuertrag der Blätter. —
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