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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.12.1920
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1920-12-18
- Erscheinungsdatum
- 18.12.1920
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- Deutsch
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- Saxonica
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X- 288, 18. Dezember 1920. Redaktioneller Teil. nach der heutigen Tendenz nicht aus wissenschaftlichen oder künst lerischen Interessen, sondern aus rein materiellen, denn auch ihre (sehr berechtigte!) Bekämpfung der unnötig konkurrierenden Überproduktion ist von materiellem Interesse eingegeben. Ihren wissenschaftlichen und künstlerischen Einslutz haben sie tnsher schon ausüben können, ohne datz ihnen daran über ihr eigenes Werk hinaus allzuviel gelegen gewesen wäre — mit einzelnen rühmlichen Ausnahmen, die jeder Verleger mit Stolz nennt —; heute handelt es sich um die Einmischung in die rein geschäft liche Seite der Verlegertätigkeit, damit dem Verfasser ein voll- gerüttelt Maß an Gewinn zuslietze. Da dies der Zweck ist, müßte seine Verwirklichung die Verlagstätigkeit aus dem kapitalisti schen Dienst an Kunst und Wissenschaft zu einem kapitalistischen Dienst am Autorenvermögen machen. Um diese Änderung handelt es sich doch Wohl nicht, denn dann liegt die Gefahr nur allzu nahe, datz die erfolgreichen, eingeführten und bekannten Verfasser den (schon öfters gehör ten!) Grundsatz vertreten, daß ihre eigenen gutgehenden Werke nicht dazu da seien, andere weniger gutgehende finanzieren zu helfen. Muß da nicht das ganz auf das ausgleichende Risiko ge stellte Urteil des Verlegers das richtige, bessere, das entscheidende Wort sprechen? Das spezifisch verlegerische Urteil, das ja eine eigene Kunst ist, dieses subtile Gefühl für Erfolgsmvglichkeiten des Buches, und mithin der möglichen Höhe der Vergütung für den Ver fasser, für Höhe der Auflage, Art der Bearbeitung u. dgl. hat ein Autor, der meist nur vom Buche, nicht vom Publikum aus urtei len würde, beim besten Willen nicht. Zudem ist die Verlagstätig keit eines Hauses ein so sorgsam und empfindlich aufgebautes System, datz Machtsprüche von anderer Seite, und wäre es auch van verständiger Autorenseite, gerade die letzten geisligseelischen Funktionen dieser Tätigkeit stören müßten. Ein Rat der Ar beiter im Kontor mag bei derben Industrien möglich sein, mag für Formeisen und Träger, für Kohle und Holzschlag die Inter essen der Arbeitenden wirksam und im Rahmen des Geschäfts ge recht vertreten können, beim Buche geht das nicht. Autoren und Verlagsgehilfen würden in gleicher Weise mitreden wollen. Das gäbe Zufallsentscheidungen über die Regelung der Produktion, die weit davon entfernt wären, förderlich zu sein, die sicherlich viel Gutes verhindern, aber andererseits nur sehrwenig Positives schaffen können. Datz ihnen aber die Macht gegeben wäre, gerade nur die Überproduktion unter Hintansetzung des Ehrgeizes der Autoren zu verhindern, das erscheint mir ebenso fraglich, wie datz eine großzügige, der Wissenschaft, der Kunst und dem Leben dienliche Verlagspolitik daraus entstehen kann. Der Kernpunkt der großzügigen Verlagsarbeit, die nicht bloß Büchcrfabrik sein will, l i e g t im P s y ch i s ch e n, ist in- dividuellste Arbeit höchsten Grades. Diese durch ein bürokratisches oder ein gewerkschaftliches oder ein parlamen tarisches Arbeitssystem ersetzen zu wollen, hieße seiner Funktion als Förderer der Kultur den Todesstoß geben. Was man aber tun kann und tun sollte, um die überflüssige Vielschreiber«! auf manchen Wissensgebieten zu bekämpfen, das steht auf einem anderen Blatt und könnte ein andermal er örtert werden. Der Beweis ist aber nicht erbracht — und ist nach den bisherigen Erfahrungen nicht zu erbringen —, datz Soziallsicrungsmatznahmen hier helfen können, ohne zugleich die Gefahr mit sich zu bringen, datz mit dem überflüssigen Vadewas ser auch das gesunde Kind mit in den Abgrund geschüttet wird. Wir kämen zu einer Uniformierung und Mechanisierung des Geisteslebens, die uns alle Früchte deutscher Geistesarbeit ver dorren ließe. lll. Bei dem zweiten Sonderproblem der Sozialisierung, nämlich dem Problem der besseren Verteilung der Ge schäftsergebnisse, handelt es sich, was ja auch Borgius im Auge hat, sowohl um höhere Beteiligung der mitarbeitenden Autoren und Geschäftsgehilsen wie auch des kaufenden Publi kums - also, wie er sagt, um ein« Produktiv-Konsumgenosscn- schaft. um eine wirkliche Pflanze der sozialisierten Wirtschaft. Ader man kommt hier zweifellos zu demselben Ergebnis, wie wir es bei der produktiven Seile sehen mutzten: zu einem Drein reden der Allzuvielen, einer Lähmung der Jniüalwe, des Wage muts, des persönlichen Intellekts und der Selbstvecantwortung. In einer Besprechung der Schrift von Borgius nn Buchhändler- Börsenblatt (Nr. 208 vom 24. September 1919) sagt denn auch Di. E. Ackermann, die unvermeidlichen Gefahren solcher Sozialisierung seien namentlich folgende: 1. die durch Ausschaltung der Konkurrenz drohende Stagnation; 2. der Bürokratismus jedes wirtschaftlichen Körpers, der nicht durch kaufmännischen Erwerbssinn — als die wichtigste Triebfeder aller Wirtschaft — lebendig erhallen wird; 3. die Unübersichtlichkeit und Verwaltungsschwierigkeiten einer Orga nisation vom Umfang des Zentraloerlags; 4. Vor überragende Einstich der Lektoren und die Abhängigkeit der Wissenschaft von ihrer Gesstesrichtung oder den wirtschaftlichen Interessen des Zentralverlages: o.die zunehmende Mechanisierung der Arbeit und die damit Hand in Hand gehende Prolctarisierung der Arbeit und zunehmende Arbeitsumlnst; li. die Verkennung der Tatsache, daß die Biliiglei: der Ware nicht das höchste Ziel der Volkswirtschaft sein kann. Sie würde hier auch im günstigsten Falle mit einer bedenklichen Zunahme der Ar- beilslosigkM erkauft werden. Tenn nur durch eine wesentliche Ersparnis an Gehältern und Löhnen wäre eine nennenswerte Ver- zu erreichen. Auch hier Mechanisierung der Absatzardeit, Uninteressiertheit am einzelnen Geschäft, eine Verantwortungslosigkeit des einzel nen Mitarbeiters, da niemand die Früchte eigenen besonderen Fleißes für sich ernten würde. Ich kann mir sehr Wohl eine im Wege tarifvertragllcher Ver einbarungen zu findende Festsetzung von Mindesthonoraren bei landläufigen und gewissen gleichartigen Arbeiten denken, und manchem Verleger gegenüber ist ein stärkerer kollegialer Truck seiner Autoren sehr Wohl am Platze. Aber in der überwiegen den Zahl der Fälle und namentlich gegenüber dem großen schön geistigen und wissenschaftlichen Verlag wäre eine Auwrenräte- organisation der Anfang vom Ende des Vertrauensverhältnisses, das im Verlag so wichtig ist. Wenn man hingegen meint, das Vertrauen werde dadurch gesteigert, datz die gesamte finanzielle Geschäftsgebarung des Verlegers vor den Vertrauensleuten der Autoren offen ausgebreltet wird, so könnte das nur unter der Voraussetzung möglich werden, datz diese Vertrauensleute voll kommen in den Gang und die Notwendigkeit eines Verlagsge schäftes, in seine über den Einzelfall hinausgehenden Aufgaben für Kunst und Wissenschaft sich «infühlen. Hier tritt dann das schon oben erwähnte Moment mit aller Schärfe hervor, datz gewisse gutgehende Werke ihren Gewinn nicht voll an den'Autor ausschütten können, sondern mit zu den Mitteln beitragen müssen, durch die andere, weniger aussichts reiche oder den idealen Aufgaben dienende Werke ermöglicht wer den. Das aber ist etwas, was nach verschiedentlich gemachten Er fahrungen bei den erfolgreichen Autoren auf Widerstand stößt, und es ist deshalb überaus fraglich, ob der »Autorenrat-- diesen dem Verlag unbedingt notwendig scheinenden Gewohnheiissatz anerkennen wird. Denn häufig ist es eine Aufgabe ausglcichen- der Gerechtigkeit, durch die Mittel des breiten Mehrerfolges die wertvollere, zukunftwcisendc Arbeit eines Minderheitsinieresses zu stützen. Mit alledem würde eine Nivellierung, eine Ent- geistigung der Arbeit, der Entlohnung, der sozialen Wirt- schaftsfürdcruug herbcigeführt werden, und das gleiche Ergeb nis tritt bei den Reformen der Angestellienentlohnung ein. Auch da gibt es, wie wir es täglich erleben, durch die Tarife eine Ni vellierung und Enigcistigung im Entlohnungssystem. Lebens alter und Berufsalter treten als Lohnmaßstäbc au die Stelle von Tüchtigkeit-- und Wertmesser, und der Erfolg für die Produk tivität des Unternehmens mutz bei dieser Art der Verteilung sehr zweifelhaft sein. Gewiß spreche auch ich dem zu großen Unterschiede zwischen Direktoren- und Angcstellteugehäliern die Berechtigung ab, aber Nivellierung über ein gewisses Matz hin aus -- und das ist der Zweck der »Sozialisierung» — mutz zur Enlgcistiguug bei geistigen Berufen und zur Lähmung der Streb Ibv7
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