Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1891
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- 31.08.1891
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- Deutsch
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201, 31. August 1891. Nichtamtlicher Test. 4949 die edle Männlichkeit, die aus den Briefen des Vaters spricht, namentlich wie er dem Sohn mit kurzen Worten sein Einverständ nis mit dessen Eintritt in das Lützow'sche Freikorps zu erkennen giebt und wie er sowohl, wie Mutter und Schwester mit ängst licher Sorgfalt sein leibliches und geistiges Behagen zu sichern bemüht sind. Eigentümlich mutet uns verwöhnte Nachgeborene die Umständlichkeit der damaligen Briefbeförderung an, die fast nur durch Vermittelung von dritten, vierten oder gar noch weiteren Personen erfolgte. Freilich ist deutlich erkennbar, wie die Kriegs not und die allgemeine Unsicherheit zu solcher Gelegenheits beförderung zwang, nicht minder wie bei der hohen amtlichen Stellung des Vaters die äußerste Vorsicht im Briefestexte selbst dringend geboten war. Dennoch will es fast scheinen, als ob in früherer Zeit mehr korrespondiert wnrde, als in unserer flüchtigen Gegenwart; jedenfalls legte man Briefen größeren Wert bei und bewahrte sie sorgfältiger, als wir es zu thun pflegen. Es mag hier eingeschaltet sein, daß Körners Mutter übrigens den Wert der Veröffentlichung von Privatbriefen nicht anerkannte und ihrer eine ansehnliche Reihe vernichtet hat, sicherlich zum Verdruß manches Sammlers und Forschers. Sie schreibt an Antonie von Arneth (Toni Adamberger) am 16. Mai 1838: »....Die jetzige Wuth, Briefwechsel ins Publikum zu bringen, ist mir so empörend, daß mein Gesetz wurde, alle Papiere, was Briefe waren, in Körners Nachlaß zu verbrennen. ... So fieng ich mit meinem Briefwechsel mit Körner am ersten dran — dan solgeten Ihre Briefe an Theodor Körner und mich und alle andre — ich glaubte cs allen schuldig zu sein....«. Glücklicherweise ist gerade der oben erwähnte Brief Toni Adambergers an die Mutter ihres herrlichen Verlobten und noch mancher andere dem Scheiter haufen entgangen, wovon das vorliegende schöne Werk Zeugnis giebt. Die dritte Abteilung bringt Schriftstücke aus Theodor Körners früher Jugendzeit; fünf kurze Mitteilungen an seinen Jugendfreund Fritz Henoch (gestorben als Steuerbeamter in Dresden) und einen Schulaussatz Carl (Theodor) Körners aus dem Jahre 1804 über das Thema »Jede gute That verliehrt, wenn der Thaeter ihr eigner Lobredner wird«. Nicht allgemein bekannt dürfte es sein, daß Carl Theodor Körner zuerst Carl, nicht Theodor gerufen wurde, und so findet sich in diesen Schrift stücken »och bis 1805 der Name Carl unterzeichnet. Der Name Theodor, unter dem sein Gedächtnis sortlebt, scheint erst 1808 ausgenommen worden zu sein und zwar, wie aus einer Mit teilung seiner Tante Dora Stock hervorzugehen scheint, auf Be treiben seiner Patin, der Herzogin Dorothea von Kurland, die sehr für ihn schwärmte. Den ersten Namen (Carl) hatte er von seinem Paten, dem Grafen Karl Friedrich von Geßler, einem in den Befreiungskriegen sehr bewährten hochgeborenen Manne (1788—1791 außerordentlicher preußischer Gesandter in Dresden), der Familie Körner und speziell Ernst Moritz Arndt innig befreundet, welch letzterer mehrfach ausführlich über ihn berichtet. Die umfangreichste Abteilung der mitgeteilten Schriftstücke ist die vierte, die vierzig Nummern umfaßt. Außer einigen Stammbuchblättern an Minna Körner, die Mutter, (darunter auch eins von Friedrich Justin Bertuch, dem Weimarer Gelehrten und Buchhändler), einigen dichterischen Zueignungen und Nachrufen an Theodor Körner, sind es hauptsächlich Briefe von Freunden, Verehrern und Verehrerinnen an Theodor, an den hochangesehenen Vater Christian Gottfried Körner und an Frau Minna Körner, die Mutter, eine Frau von seltener Begabung und Herzensgüte, die das Unglück hatte, alle ihre Lieben zu überleben. Auch ein Brief von Theodors Hand findet sich unter ihnen und mehrere vom Vater an Freunde und an nahestehende Personen gerichtete. Ein Zeugnis der großen Beamtentüchtigkeit des letzteren (er war in Leipzig Professor, wurde 1783 Oberkonsistorialrat in Dresden, 1790 Oberappcllationsrat, 1 798 Geheimer Referendar im Geheimen Konsilium und zur Zeit der Besetzung Dresdens durch die Russen russischer Gouvernementsrat; trat 1815 als Achtundsünszigstcr Jahrgang. Staatsrat in preußische Dienste und übersiedelte nach Berlin) findet sich in dem ehrenvollen Abschied des kgl. sächsischen General- Gouvernements vom 14. April 1815 mitgeteilt, ebenso in einem Erlaß Friedrich Wilhelms III. vom 9. August 1816 mit Ver leihung des roten Adler-Ordens 3. Klasse. Auch ein befriedigen des Zeugnis von Wilhelm August Lampadius für den Studenten der Freiberger Bergakademie Theodor Körner wird mitgeteilt. Diese Schriftstücke rufen manchen geschichtlich und lilterarisch bedeutenden Namen ins Gedächtnis und bieten außerordentlich anregenden Lesestoff, den wir der Aufmerksamkeit des Buchhänd lers zu seiner eigenen Erbauung empfehlen. Es sind durchweg Namen vom besten Klange, deren Träger hier ihre Verehrung zollen oder mit flüchtigen Zeilen ihrer Freundschaft zum Körnerschen Hause Ausdruck geben; trotz ihrer losen Zusammenstellung geben sie ein charakteristisches Bild der Zeitgeschichte. Buchhändlerisch-fachlich findet sich leider geringe Ausbeute, obwohl man bei Körners Vater, dem fein empfindenden, immer thätigen Manne, Vertrauten Schillers und vieler bedeutenden Buchhändler, hiervon mehr hätte vermuten können; nur eine kurze Anfrage Cotta's aus dem Jahre 1810 ist darunter, mit welcher sich dieser bei Körners Vater nach dem Stande der Herausgabe der gesammelten Werke Schillers er kundigt. Sie erschienen, von Körner besorgt, 1812 in erster Auflage Mit dieser Gruppe schließen die interessanten Veröffent lichungen aus Rudolf Brockhaus' Sammlung Ihnen schließen sich, von der Hand des Herausgebers, sorgfältig bearbeitete, lehr reiche Erläuterungen an. Als besonders interessant entnehmen wir diesen Erläuterungen die Mitteilung, daß sich ganz vor kurzem die verloren geglaubte Original-Handschrift Theodor Körners von »Leyer und Schwert« wiedergefunden hat. Wie wir hören, beabsichtigt der derzeitige Besitzer, Graf August Fries auf Schloß Czernahora in Mähren, auf den sie von seiner mütter lichen Großmutter, Gräfin Pereira, gekommen ist, die teure Reliquie dem Körnermuseum in Dresden als Jubiläumsgabe zum 23. September d. I darzubringen. Es ist ein Büchlein in klein Oktav, in grüne Seide steif gebunden, aus der Vorder seite mit einer Leier, auf der Rückseite mit einer Vase, gelb und blau gestickt, geziert. Es enthält unter der Aufschrift »Mein Feldzug« ein Verzeichnis der Orte, wo Körner seit seiner Ab reise aus Wien (15. März 1813) verweilte, sodann ein mit Bleistift geschriebenes Tagebuch. Diesem folgen, sämtlich von Körners Hand flüchtig mit Bleistift oder Tinte hingeworfen, die in »Leyer und Schwert« enthaltenen Gedichte, als letztes (mit Bleistift) das »Schwertlied«, des Dichters Schwanengesang. Den »Erläuterungen« schließt sich ein Anhang von der Hand Afreds Ritter von Arneth an, des Sohnes der trefflichen Antonie Adamberger, dem das vorliegende Buch gewidmet ist. Alfred Ritter von Arneth hat vor kurzem einen Privatdruck »Aus meinem Leben« veröffentlicht, über den, wenn wir nicht irren in der National-Zeitung vor kurzem ausführlich berichtet worden ist. Aus diesem hochinteressanten Buche sind hier einige Auszüge mitgeteilt, namentlich auch eine kurze Erinnerung von der Hand der Mutter des Verfassers, die als Körners angebetete Braut durch dessen jähen Tod von allen seinen Lieben am schmerz lichsten betroffen worden war. Diese Erinnerungen geben ein herrliches Bild der innig empfindenden gemütvollen Frau, der unglücklichen Braut Körners und später reich mit schönem Familien glück begnadeten Frau und Mutter. Drei herzliche Briefe an sic von Theodors Eltern, des Vaters von 1820, der Mutter von 1834 und 1838, schließen das Werk. Seinem wertvollen Inhalte entsprechend ist das Aeußerc des Werkes. Auf geschöpften Papierbogen mit schöner Cicero- und Borgisfraktur gedruckt, macht es einen außerordentlich vor nehmen Eindruck. Ursprünglich als Privatdruck in Aussicht genommen, wendet es sich bei seinem Erscheinen an die Oeffentlichkeit. Mit vollem Recht. Es ist ein schöner Beitrag zur Kenntnis eines wichtigen Abschnittes der Litterar- und Zeit geschichte, für dessen Darbietung dem hochgeachteten Herausgeber 1 und Verleger außerordentlicher Dank gebührt. 666
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