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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.08.1891
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 05.08.1891
- Sprache
- Deutsch
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179, 5. August 1891. Nichtamtlicher Teil. 4475 kaun nicht nachdrücklich genug betont werden, daß große belletristische Zeitschriften und periodische Unternehmungen, auf die Massen berechnet, nur prosperieren können, wenn ihnen die allergrößte Leichtigkeit zu weit gehendstem Vertriebe gegeben ist. Der Sortimentsbuchhandel ist im allgemeinen nicht auf Rosen ge bettet: die Vielseitigkeit der an ihn gestellten Ansprüche, die Gering fügigkeit seiner Umsätze und die auf Regie und die notorisch hohe Besteuerung entfallenden Spesen lassen in diesem Zweige einen großen Gewinn in der That nicht erzielen. Der heute bestehende Buchhandel kann seine Aufmerksamkeit den sogenannten Krcuzerartikcln intensiv nicht zuwcnden, wohl aber kann das der mit geringen oder gar keinen Spesen arbeitende Kolporteur thun; die hochbclastcten Buchhandlungen können nicht auf dos flache Land, in entfernte Wohnungen, Werkstätten und Hütten gelangen: das kann nur der mit geringem Erwerbe zufriedene kleine Mann thun, nur er kann auch wieder den kleinen Mann aufsuchcn, und dadurch den für den Buch handel notwendigen Absatz mit erzielen helfen. Schaden schafft die Kolportage, wenn sic in Verbreitung von Schaucr- und Schundlittcraiur besteht, das ist jedoch zu verhindern möglich; sie bringt aber unabsehbaren Nutzen durch Verbreitung von Kenntnissen und Hebung der allgemeinen Volksbildung, durch die Unterstützung der Buchgewerbe und durch Arbeit und Broderwerb für viele heute beschäf tigungslose Individuen. Wenn nun diese Reisenden unter Verantwortung und im Dienste des konzessionierten Buchhandels gute Volkslitteratur vertreiben und um wenige Kreuzer, mit geringem Gewinn zufrieden, gute Volksbücher, brauchbare Kalender hinausbringen, so sind sie in der That Kultur- botcn, denen jede Erleichterung in ihrem mühevollen Erwerbe geboten werden soll. Wie schlecht steht es aber in Wirklichkeit in dieser Richtung, welche Schwierigkeiten hat nur der Buchhändler zu besiegen, bis er erst geeignete Individuen findet, die den unglaublich strengen Bestimmungen des Ge setzes entsprechen! Solche Leute müssen in Oesterreich heimaisberechtigt, unbeanstandet sein und das 30. Lebensjahr erreicht haben; dann ist es der politischen Behörde freigestellt, einen Erlaubnisschein zum Abonnentensammeln für bestimmte, namhaft gemachte Liefcrungswerke, längstens auf die Dauer eines Jahres und für ein bestimmtes Kronland giltig, zu erteilen. Dafür wird aber eine Stempclgebühr von 2 fl. 30 kr. eingchoben und der Mann zur Gewerbesteuer hcrangczogcn; nach einem Jahre müssen die Liccnzcn er neuert werden, was wieder Kosten und Umständlichkeiten verursacht, ebenso wie die stete Evidcnthaltung der zur Kolportage zugclasscncn Werke: endlich muß der Mann sich sogar noch photographieren lassen! Und nun noch die Schwierigkeiten, welche bei Ausgabe von Liccnzcn an den Buchhandel vielfach gemacht werden! Es liegen Entscheidungen einer höheren Landesstcllc vor, von denen die eine findet, die Firma N. N. brauche überhaupt keine Kolportagc- Liccnz, da in dem betreffenden Kronlande schon eine genügende Anzahl von Scheinen (an konkurrierende Firmen) ausgestellt sei; die andere merkwürdige Entscheidung verbietet die Kolportage der gediegen sten deutschen Zeitschriften <z. B. -Vom Fels zum Meer-, -Jllustrirte Welt-, -lieber Land und Meer- re.), während sie bezüglich -Engclhorns Romanbibliothck», -Deutsche Romanbibliothek- rc. die Zulässigkeit nicht beurteilen kann und erst eine nähere Prüfung vornehmen muß! Das sind doch Zustände, welche an die verderbliche geistige Abschlicßung der dreißiger Jahre erinnern, und man sollte kaum glauben, daß solches gegenwärtig überhaupt noch möglich sei Der Buchhandel, den ja die Staatsbehörden durch die Erteilung einer Konzession in jeder Beziehung in der Hand haben und dessen Bewegungssähigkcit daniit ohnehin eine beschränktere ist, braucht ander seits die vollste Freiheit für seinen Vertrieb und muß dort, wo er für den Absatz seiner Artikel der Mitwirkung der Kolportage bedarf, ohne Schwierigkeit seine Maßnahmen treffen können. Wenn wir nunmehr noch die Verhältnisse erörtern, welche sich auf die Herausgabe größerer belletristischer Zeitschriften und periodischer Unternehmungen beziehen, so ergiebt sich die oft beklagte und von vielen zu Ungunsten der Tüchtigkeit und Thätigkeit unserer Verleger gedeutete Thatsachc, daß derartige große Unternehmungen bei uns nicht prosperieren wollen; und doch wurde es schon ost, und immer und immer wieder mit den namhaftesten Opfern und Verlusten versucht, solche Unter nehmungen zu schaffen, und bisher ist cs noch nicht ein einzigcsmal ge lungen, sic zu erhalten. Immer wieder gehen sic nach längerem oder kürzerem Kampfe zu Grunde; daran trägt allerdings nicht nur der tz 23 die Schuld, der den Vertrieb im größten Stile sosehr erschwert, ja viel fach die intensive Vertreibung, wie sic in allen Nachbarstaaten und Kulturländern plahgreift, unmöglich macht — bei diesen Verhältnissen spielen auch der Zeitungsstcmpcl und unser Gcbührengesctz entscheidend mit, um das Emporblühcn von großen periodischen Unternehmungen zu hemmen und zu verhindern. Wir können hier ganz kurz auf die Bro schüre -Die Bedeutung eines Kreuzers für die Kunstindustrie» Hin weisen. welche die einschlägigen Verhältnisse in kundiger und treffender Weise beleuchtet; die ost verhängnisvollen Wirkungen unseres Gcbührcn- gcsctzcs werden unten noch erörtert. So gingen alle die größer angelegten belletristischen Zeitschriften ein oder im besten Falle wurden sie in sterbendem Zustande von aus ländischen Verlegern übernommen, die sie dann als Appendix und als Scparatausgabe ihrer eigenen Unternehmungen für unsere Monarchie wcitcrführcn; selbst einem unter der denkbar größten behördlichen Pa tronats vor mehreren Jahren ins Leben gerufenen Unternehmen blieb dieses für Oesterreich unrühmliche Ende bezeichnender Weise nicht erspart! Und diese Schwierigkeiten im Vertriebe wirken auf unsere ganze periodische Litteratur zurück. Mit Ausnahme einiger weniger alter Unternehmungen kranken die meisten Blätter an zu geringen Auflagen, wodurch sie sich auf die Dauer als nicht lebensfähig erweisen. Das Ausland beweist uns, daß oft ganz untergeordnete Blätter riesige Auflagen haben, die fast ausschließlich im Straßcnvcr- kaufe abgcsetzt werden. Würden bei uns alle Hemmnisse, welche den freien Verkauf behindern, fallen, dann würden sich auch die Auslagen unserer Blätter vervielfachen. Die Gestaltung und Regelung der Kol portage der Zeitungen ist aber in Oesterreich um so wichtiger und dringender, als die Praxis der Verwaltungsbehörden den Einzclvcrschleiß der Zeitungen Beschränkungen und Bedingungen unterworfen hat, welche weder im Wortlaute, noch im Geiste des Prcßgcsctzcs ihre Begründung finden und den Einzclverschleiß eines Blattes zu einer Begünstigung machen, deren Gewährung von der Gnade der Verwaltung abhängt, während einem Blatte, das sich die Ungnade der Regierung zugezogcn hat, der Einzclvcrschleiß entzogen werden, und hiedurch die Existenz eines Unternehmens, durch welches hundert und mehr Familien ihren Erwerb finden, durch einen Federstrich in Frage gestellt werden kann - Ertnnernngen an Anzengruber von L. Rosner. kl. 8». 61 S. Leipzig und Wien 1891, Julius Klinkhardt. Zu den vielen Freundschaftsverhältnissen zwischen Autoren und Ver legern, wie sie beispielsweise zwischen Bürger und Dieterich, Schiller und Cotta, Goethe und Frommann, Stifter und Hcckcnast, Frcytag und Hirzel, Hackländcr und Hallberger bestanden und wie man solche durch Briefwechsel oder sonstige Mitteilungen genügend bezeugt findet, könnte man, wenn auch nicht zu völliger Intimität gediehen, das aus obigem Schristchcn ersichtliche Freundschaftsverhältnis zwischen Anzengruber und seinem Hauptverleger Rosner rechnen. Nicht dies aber allein weckt das Interesse des Buchhändlers für die Schrift. Als hinlänglich bekannt ist vorauszusctzen, daß Anzengruber selbst (gcb. 29. November 1839, f 9. Dezember 1889), bevor er sich als Schauspieler versuchte, dann als Lolizeibcamter fungierte, um sich schließlich ganz der schriftstellerischen Laufbahn zu widmen, mehrere Jahre hindurch als Buchhändler in Wien thätig war. Schon aus diesem Grunde darf sein Wirken und Schaffen erhöhtes Interesse des Buchhändlers beanspruchen. Es kommt hinzu, daß die hier gegebenen Mitteilungen und Briefe in eingehender Weise das äußere Werden des Dichters darstcllen von seinem .bescheidenen Auftreten als Novellist für den -Wanderer-, dann mit dem 1870 zur Aufführung ge langten bahnbrechenden Stück -der Pfarrer von Kirchfcld-, dem einige weitere, noch unter dem Pseudonym L. Gruber, folgten, bis zu der fruchtbaren und lohnenden, aber auch von den Schwankungen der Gunst des Publikums nicht ganz unberührten Thätigkeit des gefeierten Drama tikers und Novellisten Anzengruber. Mannigfache Mitteilungen über den spätcrn Lcbensgang des Dichters, über Auflage und Honorar der verschiedenen Veröffentlichungen u. a. bieten in dieser aus dem unmittelbaren Verkehr mit dem Dichter her- vorgegangcncn Schrift seines Verlegers den Wert einer quellenmäßigen Darstellung und machen das Büchlein besonders auch für den Buch händler interessant. 8. L. Vermischtes. Internationaler littcrarischer Kongreß 1891. — Aus Paris kommt folgende überraschende Mitteilung: (l. August.) Die -Lsaoeiation litterairo et artiotigus internationale - beschloß in der heutigen außerordentlichen Versammlung nach erregter Debatte, den für September nach Berlin cinbcrufenen Kongreß wegen cingetrctencr Schwierigkeiten nicht in dieser Stadt, sondern in Mailand abzuhalten. (3. Aug.) Der Beschluß der -^s«oeiation littsraire et artistigns internationale», den Kongreß in Berlin nicht abzuhalten, wird seitens des Vorstandes dadurch motiviert, daß das Berliner Komitee bei den Vor bereitungen derartigen Schwierigkeiten begegnet zu sein scheine, daß der Empfang, den die Kongreßmitglieder bisher überall fanden, diesmal zweifelhaft geworden sei. Gegen den letzten Teil dieser Ausführungen bemerkt ein unge nannter Einsender in der -National-Zcilung-: -Gerade das Gegenteil ist der Fall. Die Berliner Schriftstellervercine trafen alle Vorbereitungen, um die Mitglieder der Association würdig zu empfangen, die als übcrzcugungsvollc Republikaner sicherlich nicht 602»
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