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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.07.1883
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 11.07.1883
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- Deutsch
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hin konnte nun aber der Holzschnitt allen Anforderungen noch nicht gerecht werden und deshalb war es das Studium ingeniöser Köpfe, Mittel und Wege zu finden, mit denen sich diese Klippe umfahren ließ, mit andern Worten einen Ersatz für den zeit raubenden und kostspieligen Holzschnitt zu suchen, der diesem an Leistungsfähigkeit wenigstens gleichkäme. Das Studium war wahrhaftig kein leichtes, aber der Schlüssel zu jener ge heimen Wunderkammer, in welcher Billiges, Schnelles und Gutes vereint verborgen liegt, ist entdeckt. Der Gedanke lag nahe, zur Herstellung des Buchdruck-Clichös ein Surrogat für das Buchsbaumholz zu wählen, ein Metall, das geschmeidig genug war, um auf ihm das Bild zum Zwecke des Buchdrucks genügend hoch oder tief graviren zu können, und so griff man zum Zink, von dem schon Senefelder zu Beginn unsres Jahrhunderts für lithographische Zwecke an Stelle der Stein platten Gebrauch gemacht hatte. Die Versuche, die man damit anstellte, fielen wider Erwarten günstig aus; das Zink besaß alle Vortheile des Lithographie-Steines, es war von größerer Poro sität und Verseifungsfähigkeit, außerdem hart genug, um gegen 100,000 Abdrücke unbeschadet der Schärfe des Bildes aushalten zu können. Das zu reproducirende Bild wurde dabei nicht wie beim Holzschnitt mit dem Stichel geschnitten, sondern durch ein chemisches Aetzverfahren so auf die Zinkplatte gebracht, daß alle um die Linien der Zeichnung herum liegenden Theile von der Säure tief geätzt wurden, und nur die Zeichnung, das Bild selbst, erhaben stehen blieb, im Resultat also ganz dasselbe wie beim Holzschnitt erreicht und nur die zeitraubende, kostspielige Stichel arbeit durch ein einfaches mechanisches Aetzverfahren ersetzt wurde. Man nannte das Verfahren, da es im Wesentlichen auf einem chemischen Prozesse beruhte, Chemigraphie. Die ersten Proben der Chemigraphie, die der Oeffentlichkeit übergeben wurden, waren allerdings noch nicht derartig, daß man in ihnen einen Ersatz für den Holzschnitt erblicken konnte; erst gegen Mitte der sechziger Jahre tauchten des öftern in Büchern oder Zeitschriften Proben auf, die zu größern Hoffnungen be rechtigten; aber die Illustrationen trugen doch noch immer Spuren der Aetzung an sich; sie erschienen dem Holzschnitt gegen über flau, ohne Contrast und Kraft, und konnten sich deshalb noch nicht die Sympathie unsrer Verleger und Autoren erwerben. Einen höchst werthvollen Bundesgenossen erhielt die Chemi graphie um dieselbe Zeit in Gestalt der Photographie, mit welcher sie namentlich die unfehlbare Genauigkeit der Wiedergabe gewann, einen Vorzug, den sie nun allen zeichnenden Künsten voraus hatte. Der Griffel selbst in der Hand des geschicktesten Malers ist nicht immer fähig, ein getreues Ebenbild des Originals zu schaffen, wie die Photographie mit Hilfe der Sonnenstrahlen es auf der Platte fixirt, und wenn auch unter den Anforderungen, die man an eine gute Illustration stellt, die absolut genaue Wiedergabe nicht in allen Fällen die Hauptrolle spielt, so ist doch z. B. bei Reproductionen älterer Meisterwerke und Handschriften oder bei der Darstellung von Gegenständen, die dem bloßen Auge nicht mehr sichtbar sind, gerade die in allen Theilen getreue Darstellung des Originals ein Punkt, auf welchen der Künstler oder Kunst verständige größtes Gewicht legen muß. Nun ist allerdings der Wirkungskreis der Photographie im Dienste der Chemigraphie ein beschränkter, denn welcher Reichthum der Reproduction, welche Mannigfaltigkeit der Model- lirung auch der Tochter des Lichtes zu Gebote steht, sie muß sich doch nach der eigensinnigen Königin der „Schwarzkunst", nach der Druckerpresse richten, die da sagt: „dlou poLsumus"! Wenigstens nicht alles kann sie verarbeiten, was die photo graphische Platte darzubieten im Stande ist. Betrachten wir eine nach der Natur aufgenommene Photographie, vielleicht eine Landschaft, ein Portrait oder dergl., so bemerken wir, wie die selbe aus Licht und Schatten besteht, aber nicht nur ans Hell und Dunkel, sondern aus unzähligen Abstufungen und Nüancen, aus zarten oder stärkeren Uebergängen oder Halbtönen, wie man sie zu nennen pflegt. Auch eine Handzeichnung bietet diese Erscheinung dar, weil ihr Töne von jeder Intensität zu Gebot stehen; bei einem Buchdruckbild dagegen hat man mit andern Factoren zu rechnen. Die Bnchdruckpresse hat zur Modellirung des Bildes nichts als die Weiße des Papieres und die Schwärze der Druckfarbe, das Resultat des Druckes würden also nur schwarze Flecken auf weißem Papier sein, wenn man die photo graphische Naturaufnahme ohne Weiteres in der Presse verviel fältigen wollte. Beim Holzschnitt fällt diese Schwierigkeit fort, weil der Stichel des Holzschneiders das Bild auf dem Clichö in Strichen oder Punkten zusammensetzt; wenn also die Halbtöne der photo graphischen Originalaufnahme in Striche oder Punkte ausgelöst werden, lassen sie sich in der Buchdruckpresse vervielfältigen. Daraus folgt, daß für die chemigraphische Reproduction als Vorlage eine Zeichnung in Strichen oder Punkten ausgeführt nothwendig ist, oder eine Photographie nach einer bereits in Punkt- oder Strichmanier hergestellten Vorlage; photographische Naturaufnahmen oder getuschte Zeichnungen müssen, wie wir gesehen haben, für diesen Zweck erst umgezeichnet werden. Die Schwierigkeit liegt also einzig und allein darin, daß die Halbtöne der photographischen Naturaufnahmen der Um wandlung der Platte in ein Buchdruckclichs hinderlich sind. Es ist begreiflich, daß in neuerer Zeit, da die Photographie als solche ihren Gipfelpunkt erreicht hat, das Streben bewährter Kräfte auf die Lösung dieses Problemes, von dem man sich mit Recht die Erschließung neuer Erwerbsquellen verspricht, gerichtet ist. Und die verhältnißmäßig jungen Versuche haben schon recht zufriedenstellende Resultate zu verzeichnen. Die ungemein zarten Uebergänge von Licht und Schatten auf der photographischen Platte müssen, das ist nach dem oben Gesagten erklärlich, für den Buchdruck in entsprechende Linien oder Punkte aufgelöst werden; die Druckplatte muß zur Rettung der Halbtöne, wie man sich technisch ausdrückt: Korn erhalten. An den Stellen, wo auf der Photographie die Schatten dunkler sind, muß auf der Platte das Korn entsprechend dichter sein, an den helleren Partien aber entsprechend loser, kurz, das ge tuschte Bild der photographischen Camera muß in das schraffirte des Stichels umgewandelt werden. Es hat niemals an Vor schriften hiefür gefehlt; aber lebensfähige Methoden sind erst in den letzten Jahren zu Stande gekommen und zwar war es Amerika, welches die phototypographischen Druckverfahren zuerst commerciell ausbeutete. Ueber die Einzelheiten eines neuen patentirten Verfahrens ist man im Publicum jenseit des Oceans natürlich ebenso wenig unterrichtet wie bei uns in der alten Welt; selbst die Patentschriften scheinen ja nur für Leute ge druckt zu werden, die gut rathen können; indeß genügt uns für unsere Darstellung das, was wir wissen. Das nach dem Er finder benannte Jves-Verfahren beruht in der Hauptsache auf der mechanischen Körnung des photographischen Clichös. Wahr scheinlich wird das Negativ durch Abwaschen in heißem Wasser in ein Gelatinerelief verwandelt, von diesem ein Abklatsch in Wachs genommen und dieser wiederum durch Einpressen einer Form künstlich schraffirt. Auf dem resultirenden Metallabguß sind dann an den entsprechenden Stellen die Halbtöne in Korn umgewandelt und das Clichü kann wie ein Holzstock innerhalb des fettern Satzes gedruckt werden. Wir haben hier also den
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