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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.11.1889
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 13.11.1889
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- Deutsch
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fv »Nachdem ich nun« — erzählt Herr Wroblewski — »im Verlauf von sechs Jahren nicht zwei freie Tage hinter einander gehabt und tüchtig gearbeitet hatte, wollte ich meinen in Jütland ansässigen Bruder sehr gern besuchen und dazu vierzehn Tage Urlaub haben. Lange ging ich um »den Mann« herum, ohne niir ein Herz fassen zu können, um mein Anliegen anzubringen. Endlich, an einem Abend, wo wir allein im Kontor arbeiteten und er besonders gut gelaunt zu sein schien, rückte ich mit der Sprache heraus. Aber! — erst starrte er mich wie versteinert an, ohne Worte finden zu können; dann brach das Unwetter über mich los, von Vergnügungssucht; alles im Geschäft liegen bleiben; wie ich mir die Möglichkeit gedacht habe; ob es wirklich notwendig sei, das; ich reiste; ich möchte, nach dem was er mir gesagt, nun selbst bestimmen, ob ich reisen wollte. Als ich hierauf jedoch nicht amwortcte, den Kalender nahm und die Zeit bezeichncte, um welche ich die Reise antreten möchte, wurde er ganz ruhig, doch will ich nicht behaupten, daß die Wochen bis zur Abreise, die durch den Einmarsch der Preußen in Aarhuus noch vermehrt wurden, besonders angenehme für mich gewesen Wären. Als die Zeit zur Rückreise sich näherte, bot sich mir eine Gelegenheit, mit einem Schiffer, der unsere Pakete nach Jütland besorgte, nach Kopenhagen für noch nicht 3 Mark fahren zu können. Wind und Wetter waren höchst günstig; aber garantieren für rechtzeitiges Ankommen, wie ich verlangte, konnte der Schiffer natürlicherweise nicht, und um keinen Preis mochte ich auch nur eine Stunde später, als ich versprochen hatte, an meinem Pulte stehen. Ich mußte deshalb die für mich sehr beträchtliche Summe von mehr als dreißig Mark zahlen und mit Post und Dampf schiff fahren und kam somit zur rechten Zeit, — indes der Schiffer war auch schon da. Der Empfang war nicht gerade glänzend. Mein Pult fand ich niit einer Menge von Geschäftspapieren voll bepackt, mit welchen ohne Aufklärung durch mich fertig zu werden nach Reitzcls Ansicht unmöglich sei. Die Erledigung war schnell geschehen, aber das Wetter blieb schlecht. Als jedoch Reitzel durch Zufall erfuhr, wie teuer ich meine Pünktlichkeit hatte zahlen müssen, da ward es Heller Sonnenschein zwischen uns. Als am Ende des Monats das Gehalt ausgezahlt wurde, erhielt ich alle Reisekosten voll vergütet und ich hatte, so lange ich im Hause blieb, eine durch nichts gestörte vortreffliche Stellung«. Reitzel bekleidete mehrere Jahre den Posten eines Vor sitzenden des Kopenhagener Buchhändler-Vereins. Seine etwas erregbare Natur brachte ihn jedoch in Differenzen mit dem Ver ein, so daß er ganz aus diesem schied, wodurch übrigens die Achtung und die Liebe seiner Kollegen für ihn keinen Abbruch erlitten. Er starb nach längeren, schweren Leiden am 7. Juni 1853 in seinem vierundsechzigsten Jahre. Der Verlagskatalog der Firma ist mit einem schönen, sprechend ähnlichen Reliefporträt Reitzels nach dem ihm errichteten Grab- mouument geschmückt. Als eine Zierde ungewöhnlicher Art können wir auch die von einem angesehenen Dichter verfaßte Einleitung zu dem Katalog, deren bereits oben Erwähnung geschah, betrach ten. Ein Verzeichnis von über 3000 Verlagswerken (die sehr vielen neuen Auflagen nicht gerechnet) für einen Zeitraum von sechzig Jahren ist gewiß ein Zeichen bedeutender Thätigkeit, so wie auch einer großen litlcrarischen Produktions- und Kon- sumtiousfähigkeit in einem Lande von noch nicht zwei Millionen Einwohnern. Vermischtes. Entscheidung des Neichsgcrichts. Wechselrecht.— Der Wechsel protest ist ungiltig, wenn in der Protesturkunde nicht vermerkt ist, daß der Protestat abwesend war. Der Notar halte gegen das Bankhaus W. einen Wechsel zu protestieren; sta't nach dem Inhaber oder Vertreter (Prokurist! des Geschäftes zu fragen, begab sich derselbe einfach zum Kassierer, der ihm erklärte, daß der Wechsel nicht eingelöst würde. Damit zufrieden, ging der Notar und verlautbarte den Hergang, wie eben angegeben, in der Protesturkunde. Als der Wechselinhaber an seinem Bormanne Regreß nehmen wollte, beanstandete dieser die Giltigkeit des Wechselprotestes, weil derselbe die nach Art. 88 der Wechselordnung notwendigen Requisite nicht enthalte, nämlich: »das an die Person, gegen welche protestiert wird (in diesem Falle Bankier W ) gestellte Begehren, ihre Antwort oder die Be merkung, daß sie keine gegeben oder nicht anzutreffen gewesen sei». Da der Indossatar Zahlung verweigerte, kam es zur Klage, die in allen Instanzen abgcwiescn wurde, auch vom Reichsgericht. Letzteres sagt: »der Kassierer eines Bankhauses (der in diesem Falle weder Prokurist noch Teilhaber war) ist in der Regel ein einfacher Bediensteter. Hieraus folgt, daß aus der Protesturkunde selbst nicht ersichtlich ist, ob der eigentliche Protestat (W.) abwesend war, in welchem Falle allein der Protestbeamte mit dem anwesenden Dienstpersonale wirksam verhandeln konnte. Aus diesem Grunde hat die Protesturkunde die im Art. 88 No. 3 gegebene Vorschrift nicht eingehakten, weshalb der aufgenommene Protest jeder Ncchtswirkung entbehrt.« (Lpzgr. Tgbl.) Zur Konkursordnung. — Die Handels- und Gewerbekammer zu München hat beim Reichstage eine Petition um Abänderung der Konkursordnung eingebracht. Sie wünscht, daß in der Konkursordnung die Ueberschuldung als Grund zur Konkurseröffnung ausgenommen und der Schuldner gezwungen werde, seine Ueberschuldung dem Gerichte oder den Gläubigern zu erklären, und daß bei jedem Konkurse die Aktiva der Bücher gerichtlich zu prüfen, auch ein Gläubigerausschuß zu bestellen sei. Rechtsauskunft über Amerika. — Ueber amerikanisches Gesetz und Recht, sowie über die Rechtspflege in den verschiedenen Staaten der Nordamerikanischen Union ist man in Deutschland nur wenig unterrichtet, und den Bielen, welche in den Vereinigte» Staaten Rechtsgeschäfte ab zuwickeln haben, fehlt fast jede Gelegenheit, sich zuverlässigen Rat zu ver schaffen. Um hier für Abhilfe zu sorgen, soll jetzt in Frankfurt a. M. ein »Amerikanisches Rechts- und Jnsormationsbureau» gegründet werden, welches unter der Leitung der Herren Müller L Jüsten, früheren Generalkonsuln der Vereinigten Staaten, stehen wird. Beschlagnahme. — Der im Verlage von Wilhelm Friedrich in Leipzig erschienene Roman von Conrad Alberti »Die Alten und die Jungen- ist in diesen Tagen in Leipzig gerichtlich beschlagnahmt worden. Neue Bücher, Zeitschriften, Gclegenheitsschrifte», Kata loge re. für die Hand- und Hausbibliothek des Buchhändlers. Jllustrirtcr Weihnachts-Katalog für 1889. 13. Jahrgang, gr. 8". I-X, 145 S. Leipzig 1889, F. Volckmar. Uedirin. Fntiq. Xatalog; Ho. 211 von Ill8tckBranche io Lsinriß;. 8». 81 8. Lpriobrvörter unä 8innbilder. ^otig. llatatoA Ho. 396 von llossp b Laer L Oo. in Lraukturt a. LI. u. karis. 8». 22 8. keebtsrrisseosebat't. I-aßer-Verrsidniis lifo. 34 von Ou8tav Look in I-oipriA. 8". 57 8. bfumi8matilc äs8 Xltertunw und des Oriente. La^er-Latalog; Ho. 253 von doaspb 8aor L 6o. in Lranhsurt n. ill. M. 20 8. 6s8ekicbte. Lioxrapbian. LaKsr-Xatalox Hr. 30 von 6. LlüIIsr in Lern. HI. 8°. 66 8. HiblioArLpdweber Llonatoboriellt. 1. dabiA. blr. 2 (biovbr. 1889) von 6u8ts.v ICooh in 1,sipriA. 8". 8. 17—32. llnivs,'8ität8 - llataloA von X. L. lloobler'o Xotiquariuw in Berlin. 8°. 94 8. Orisntalia. Latalop; Nr. 8 von L. L. Loobler'8 Xntignarinm io Lerlin. 8". 89 8. Orientalin, dudaiea. Ilsbiaioa. ^ntigu. Xoreixer Nr. 112 von Br. Oaerpksr'8 Lnobbaudlun^ in krag;. 8". 18 8. Aus dem Vereinsleben. — Der Verein jüngerer Buchhändler zu Köln beging am 9. November abends sein achtundzwanzigstes Stiftungs fest durch ein Festessen mit darauf folgendem Kommers, verbunden mit musikalisch-deklamatorischen Vorträgen, im Vercinslokal »Kaiserlicher Hof«. Eine große Zahl von Gästen, darunter auch solche aus Aachen, Barmen und Neuß, hatte sich cingefnndc», und briefliche und telegraphische Glückwünsche kamen in unaufhörlicher Folge Das Essen wurde mit Verlesung einer von Herrn Niehrenheim trefflich redigierten Festzeitung auf humoristische Art gewürzt, und in deklamatorischen, noch mehr in mimischen Vorträgen suchte H:rr Mar tin elli seinen Meister. Auch bewies er durch vorzüglich gelungene Experimente, daß er auf den Gebieten der höheren Magie und des Spiritismus bewandert sei; sein -gefesseltes Medium» erregte staunende Bewunderung. Um die Musik machte sich Herr Thon verdient; als Coupletsänger zeigte sich Herr Schnitzler in seinem besten Lichte; in Herrn Brand lernten wir einen schätzbaren Liederdichter mit humoristischer Aberkennen: kurz, alles Gebotene gelang vortrefflich, und es kann denn nicht Wunder nehmen, daß die vergnügte Gesellschaft sich erst spät, sehr spät trennte, um beim Frühschoppen anderen Tags die Erlebnisse des Abends noch mals sich gegenwärtig zu halten.
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