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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1889
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1889-11-27
- Erscheinungsdatum
- 27.11.1889
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- Deutsch
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276, 27. November 1889. Nichtamtlicher Teil. 6347 äußerst cmgeuehm mochte. Kein Wunders also," daß^dasssHaus Johannes Weber bald ein gern besuchter Mittelpunkt der litte- rarischen und künstlerischen Kreise in Berlin war, daß der über aus vornehm geübten Gastfreundschaft eine gewählte^Gesellschaft entsprach. Und wie Johannes nach außen hin sich Freunde erwarb, so wußte seine Gattin sie im Hause dauernd an den sich immer mehr erweiternden Kreis der Hausfreunde zu fesseln. Ich habe selten bei einer Dame so viel häusliche Tüchtigkeit mit einer so hohen gesellschaftlichen Gewandtheit vereinigt gesehen, wie bei Frau Anna Weber. Und dabei verstand sie cs vortrefflich, Johannes in seinen kleinen Eigenheiten liebevoll zu behandeln. Denn in mancher Beziehung waren die Charaktereigenschaften des Vaters auf den Sohn vererbt. Auch Johannes hatte manch mal seinen Eisenkopf, sein Temperament nor leicht erregbar und verführte ihn mitunter zum leidenschaftlichen Aufbrauscn. Niemals aber hat sich auch in solchen Momenten sein edler Charakter verleugnet, stets war er bereit, wenn er sich übereilt hatte, sein Unrecht wieder gut zu machen. Dieser Zug nament lich hat ihn bei Nähcrstehcudcn, insbesondere bei seinen Unter gebenen, sehr beliebt gemacht. Diese letzteren haben von ihm so manchen Beweis von Herzensgiitc erhalten, daß sein Andenken bei ihnen gewiß ganz besonders in Ehren gehalten werden wiri. Pflegte so das Ehepaar Weber, unterstützt von einem lieb lichen Töchtcrchcii, eine Geselligkeit, wie sic schöner nicht zu denken war, so lag doch gerade darin für Johannes auch eine Gefahr, welcher er sich stets bewußt war, und der er in den letzten beiden Jahren durch Beschränkung seines Verkehrs Rechnung tragen mußte. Klein von Statur, eiw.rs korpulent, von strotzender Gesundheit, war er bei übergroßer Vollblütigkeit immer bedroht von Schlagausällen heimgcsucht zu werden. Es haben auch Vor boten eines jähen Todes in den letzten Jahren sich wiederholt ge zeigt, bis er daun plötzlich, kaum 51 Jahre alt geworden, von Gott abgcrufeu wurde. Von einem Spaziergänge mit seiner Familie hcimgekehrt, sank er, in der Wohnung angelangt, laut los um, und war aus der Stelle eine Leiche. Wohl liegt ein gewisser Trost in dem Gedanken, daß dies ein schöner Tod ist; aber surchtbar erschütternd ist ei» solches Geschick für die Ucberlcbcnden, zumal für die nächste Familie. Auch seine Freunde alle waren erstarrt bei der Nachricht, daß dieses blühende Leben so jähe vernichtet, daß Johannes Weber uns genommen sei. Welche allgemeine Teilnahme die Traucrkunde erregt hatte, bewies die zahlreiche Versammlung bei der Bcisetzungsfeierlichkeit; die Ehrenbezeugungen von nah und fern bei der Beerdigung entsprachen der Beliebtheit des Entschlafenen. Nach äußeren Ehren und Auszeichnungen, nach Aemtcrn und Anerkennung hat Johannes Weber im Leben niemals gestrebt, er hatte auch in diesem Punkte den freien Schweizer Sinn seines Vaters geerbt. An der Bewegung, welche heute den deutschen Buchhandel tief erregr, hat er sich niemals irgendwie beteiligt. Er war der Meinung, daß die im deutschen Buchhandel vorherrschenden Be strebungen aussichtslos seien. Ihm genügte es in stiller Arbeit seine Pflicht zn ihn» nnd nicht rechts und links zu blicken. Ist er so auch mit seiner Person im Kollegenkreise nicht an die Ocffentlichkeit getreten, 'o hat er doch zur Festigung des An sehens seiner Fwma, zur Hochhaltung der Familien - Tradition des Hauses Weber und zur Förderung der Gesamtinteressen des Buchhandels durch seine Firma redlich das Seine beigetragcn. Auch an ihm, wie an seinen Brüdern und dem Vater können sich die Jüngern unter uns ein Beispiel nehmen und sich be mühen, es ihm gleichzuthun in edler Begeisterung für den Buch- händlerbcrus, in Reinheit der Gesinnung und in unerschütterlicher Pflichterfüllung. Möge sein Andenken unter uns fortleben! — Berlin, den 15. November 1889. Otto Mühlbrecht. 'Des Ruchfink- zwanzigstes Stiftungsfest. Wien, am 15. November 1889. »Nicht seltsam erklingt sie, die Sage von einst, der Gründung, nicht liegt sie im Dunkel, nicht über den Zweck, Idee des Vereins herrscht irgendwie leises Gemunkel. Es fanden sich eben, aus Ost und West, vom Alpschnee hinauf bis nach Danzig, fidcle Gesellen und schnell war das Nest gebaut da vor'n Jahrener zwanzig,- — — — So heißt es in einem »unterdrückten» Festgruß zum zwan zigsten Geburtstage des Buchfink, und die Gründung ist auch allerdings auf keine weltcrschüttcrndcn Ereignisse zurückzusühccn. Manch denkwürdige Tage aber habe» die Annalen des Vereins zu verzeichnen, bis er zu seinem zwanzigsten Stiftungsfeste gelangte und in würdiger Weise die zwei Jahr zehnte feines Bestehens abschließen konnte. Herrscht nun auch im allge meinen gegen Fcstberichte eine Abneigung — es gleicht eben fast immer einer dcni andern so möge doch der folgende freundlich ausgenommen werden als kleine Abwechslung in der alltäglichen Berufslektüre des fach- ernsten Börsenblattes und — vielleicht steigt manchem der »draußen» nun seßhaft gewordenen oder noch heimatlosen Berussgcnossen beim Lesen dieser Zeilen Erinnerung auf an die Zeit der Wiener Arbeit, des Wiener Lebens und vergegenwärtigt er sich dann die frohverlebten Stunden beim Buch fink als Trost, daß sie für ihn nun — vorbei. Sei es denn! Der Buchfink hatte zur Feier seines Festes sein eigentliches kleines Nest verlassen. Das war wohl bedacht und gut gethan. Hand aufs Herz, es ist keine Uebertreibung, wenn ich sage: es strömten schon lange vor der festgesetzten Stunde zu dem Saale des goldenen Kreuzes die Vertreter des Buchhandels und der ihm verwandten Gewerbe. Nicht nur leicht dahin schreckende Gehilfen waren cs, sondern auch ernste Prinzipale, die wieder einmac jung sein wollten, wackere Ehefrauen und jugendliche Mädchcngestalten. Die armen Festordner! Diesen Andrang hatten sie nicht vermutet: denn bald waren die Reihen der Stühle vor der aufge schlagenen Bühne dicht besetzt und wie -gute Plätze- schaffen, die eben jeder gerne wollte! Nun, das ging vorüber, beinahe aber nicht die Zeit des Wartens; die Festmusik mußte zur Beruhigung der Gemüter die lustigsten Weisen spielen Endlich einmal mußte ja doch der ersehnte Augenblick komme», und er kam mit dein Vorsitzenden des Buchfink, Herrn Kräh mer. der den von ihm verfaßten, zur Aufführung gelangenden buchhändlcrischen Gclegenhcitsjchwank »Das Prachtwerk» mit einem kurzen aber desto zündenderen Prolog einleitete. Es steckt hinter jedem Buchhändler, besonders so lange er nicht auf eigenen Füßen steht, ein unerkanntes, manchmal verkanntes, Genie, Bei seinem Vorsitzenden hatte aber grwiß keines der Buchfinkenmilglieder solch schöpferisches Talent vermutet, wie es nun ans Licht trat. -Der Vorwurf des Ganzen, der Gang der Handlung sind wohl durch dacht, gelungen: der Dialog fließend, die Sprache gewählt-, so würde der gefürchtetste Kritiker geschrieben haben. Aber, immerhin, wer von den Bcrufsgenossen denkt daran, wenn es ihm warm ums Herz wird, wenn er die tägliche Arbeit, die er nur von ihrer ernsten Seite kennen lernte, das Kontor- und Ladenleben aus einmal im verklärenden Licht des Humors vor sich erstehen sicht, — und das nicht zünftige Publikum? — dem war cs eine Genugthuung, daß »sie sich kriegten«. Die Darsteller waren sich ihrer Aufgabe bewußt und ihr gewachsen. Da war der alte Schwan (Herr Glaser), Verleger und Sortimenter, mit Leib und Seele festhaltend an Len alten soliden Grundsätzen: seine Tochter Helene (Frl. Lawitschka), ein munteres liebenswürdiges Wesen: seine Schwester Gertrud (Frl. Denk), ein schmachtender Blaustrumpf, über die bewußten Jahre hinaus; der erste Gehilfe Büffler (Herr Rebay), ein aller Knabe, ausgerüstet mit beneidenswerter Logik und humorvoller Derbheit: der zweite Gehilfe Meyer (Herr Heinhöfer), Vorsitzender des Gehilfen-Vercins »Ostcrmeß», begeisterter Redner, der seinen Beruf als Buchhändler verfehlt, Rudolf Stürmer (Herr Sixtus), ein unternehmender, den realistischen Zeitvcrhältniffen Rechnung tragender Verleger, ehemaliger Zögling Schwans, und endlich Blasius Schuster (Herr Kraft), der gebildete Hausknecht mit einem tiefen Schatz selbstfabriciertec Fremdwörter und an geborener Schlauheit. Man greise einen Tag heraus aus unserem Be rufsleben und diese Typen, trefflich geschaffene Charaktere, denke man sich hinzu — wem steht da nicht die ganze Handlung vor Augen, hat er sich auch nicht mit an der Ausführung erfreuen dürfen. Der Kern des Stückes ist folgender: Stürmer freit um die Hand Hclcnens: der Vater, ausgebracht über dessen projektiertes Prachtwerk, die Geschichte des Bieres, verweigert seine Einwilligung, bis er sich endlich herabläßt, einzuwilligen, sobald die erste Bestellung aus 13/12 ihm vor- gclcgt würde. Daß diese nicht lange ausblieb, war bei dem großartig angelegten, stilvoll geschriebenen und ausgestattctcn Cirkular nicht anders denkbar und so hatten sic sich bald. (Ein Kollege meinte, der beste Effekt wäre der gewesen, wenn der alte Schwan selbst infolge eingelaufener Bestellungen gezwungen worden wäre, eure Partie zu verlangen.) In zwischen hatten sich auch die Herzen Büfflers und Gertruds infolge reif- 860'
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