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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.06.1890
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.06.1890
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- Deutsch
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138. 18. Juni 1890. Nichtamtlicher Teil. 3257 Nichtamtlicher Teil Süddeutscher Buchhändlerverein. 40. Gcucralversamillluilg vom 16. Juni 1890 in Stuttgart. Jahresbericht des Vorstehers Herrn Egon Werlitz-Stuttgart. Geehrte Herren! Die 46. Generalversammlung des süddeutschen Buchhändler vereins ist eröffnet. Wie sich seit vielen Jahrzehnten die Entwicklung des süd deutschen und schweizerischen Buchhandels mit derjenigen des großen Deutschen Buchhandels deckt, so entspricht auch die je weilige Geschäftslage des Teiles der des Ganzen und ich finde keinen Anlaß, dieselbe für die abgelaufene Periode als eine nicht befriedigende zu bezeichnen. Zwar ist gegenüber dem Vorjahre, in welchem eine erhöhte Verlagsproduktion im allgemeine» statt fand, dieselbe im Jahr 1889 merklich zurückgeblieben und der Weihnachtsmarkt wurde durch die aufgetretene Influenza sehr er heblich geschädigt; allein die erstere Erscheinung war immerhin eine vorübergehende und die letztere kann als ein Gesundungs- Prozeß angesehen werden, insofern die Ueberproduktiou allgemein und wohl mit Recht als ein Krankheitssymptom bezeichnet wurde. Die folgende Zusammenstellung mag Ihnen einen Umriß der Bewegung geben, welcher die Produktion im letzten Jahre und zu Anfang des vorigen und vorvorigen Jahrzehnts gefolgt ist. Der Bücherversand betrug in auf 100 abgerundeten Meterzentnern: 1889: 37 600 gegen 38 100 im Vorjahr, also 500 weniger; dagegen nur 31 700 im Jahr 1887, 30800 i.J. 1886, 31 800 i.J. 1885, 30 800 i. I. 1884, 31 600 i. I. 1883, 27 000 i. 1.1879, 16 000 i. I. 1870 u. 4820 i. 1.1861, also vor 28 Jahren. Der Versand verteilt sich mit 82nach Leipzig, l l'/r"/» ""ch Wien 4^o/g nach der Schweiz und 1^/zO/g nach Elsaß-Lothringen. Indessen sind die letzteren Zahlen selbstver ständlich höchstens von theoretischem Werte, da ja bekanntlich ein großer Teil des Versandes nach der Schweiz und den Reichs- landeu, besonders aber nach Oesterreich den Weg über Leipzig macht; auch sind die immer zunehmende» Versendungen mit direkter Post, zu welchen statistische Unterlagen fehlen, nicht in Berechnung gezogen. Wesentlich erschwert wurde der Export der Bilderbücher im letzte» Jahre durch die neuen schweizerischen Vorschriften über die genaue Deklarierung, welche, da die Waren gattungen ihrem Wesen nach kaum verschieden sind, unverhältnis mäßig viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Schweiz, Oesterreich, Frankreich u. s. w. führen bei uns Bilderbücher, wie seit Jahren, immer noch zollfrei ein. Wenn sich die Zustände im süddeutschen Buchhandel in etwas von denen des übrigen deutschen unterscheiden, so geschieht dies in vorteilhafter Weise dadurch, daß sich der Süden weniger direkt und weniger intensiv von dem Unwesen der Schleuderei betroffen gesehen hat Gleichwohl lag die Gefahr nahe, daß sich derartige Schäden, wenn sie anderswo überhand nehmen, auch bei uns einniste», und die bisher mit Erfolg angewandten Maß regeln der Selbsthilfe zur Hintanhaltung derselben eines Tages nicht mehr ansreichen könnten. Wir verfolgen die Entwickelung der Schleuderfrage im Buchhandel nach wie vor mit Interesse und freuen uns, daß sich dieselbe, wie aus den Berichten über die Börsenvereins-Hauptversammlung zu schließen ist, aus gutem Wege zu befinden scheint. Unser Verein ist von der Berührung mit diesen Angelegen heiten verschont geblieben, und das Vereiuslcben hat sich auch im ab gelaufenen Jahr in einem Rahmen abgespielt, der inehr oder weniger ein Familienbild mit Freud und Leid umschließt. So zeigt auch die statistische Linie des Mitgliederstaudes wiederum keine scharfen Kurven: die Abnahme um 1 Mitglied im Jahrgang 1888/89 ist durch eine Zunahme von 2 Mitgliedern mehr als ausgeglichen. Wir haben sieben Todesfälle zu beklagen. Am 1. Juli vorigen Jahres verloren wir durch den Tod unser Mitglied Veit Josef Stahel in Würzburg. Einem ur alten aus Holland stammenden Buchhändler- und Druckergeschlcchte entsprossen, am 15. Januar 1828 geboren, mit einer vorzüglichen Erziehung und gesellschaftlichen Vorzügen ausgestattet, zog er als junger Buchhändler in die Welt hinaus und erweiterte seine Kenntnisse in deutschen, österreichischen und italienischen Ge schäften. Im Jahre 1852 aus Neapel ins väterliche Geschäft zurückberufen, übernahm er dasselbe drei Jahre daraus und gab alsbald den ihm innewohnenden Unternehmungsgeist kund, indem er das schon sehr ansehnliche Haus Stahel nach allen Seiten hin erweiterte, so schon im Jahre 1860 durch Begründung einer Bnchdruckerei und den Kauf der Neuen Würzburger Zeitung, welche zur Zeit im sechsundachtzigsten Jahrgang steht. Eine Reihe bedeutender Verlagsartikel auf medizinisch-naturwissen schaftlichem und rcchtswissenschastlichem Gebiete zieren den Katalog seiner Firma. Persönlich war Kollege Stahel ein höchst ehren werter, gerader Charakter und besaß Eigenschaften, welche durch Auszeichnungen seines Landesfürsteu und der Universität ehrende Anerkennung fanden. Für die Familie war er ein treu sorgendes, liebevolles Haupt und bei seinen Mitbürgern war er als Mann von freudigem Gemeinsinu geehrt und beliebt Am 9. September 1889 starb in Baden-Baden, wo er seit 1885 manches Jahr Linderung gesucht, Herr Herbert Heuser. Er war am 7. Juli 1833 in Neuwied geboren. Sein Vater war I. H. Heuser, Begründer der Firma I. H Heuser. Nachdem Herbert mit Erfolg die dortige Realschule durchlaufen, erlernte er den Buchhandel im väterlichen Geschäft von 1849—52 und arbeitete hierauf zwei Jahre als Gehilfe bei Hirt in Breslau. Nun folgte eine Unterbrechung, zugleich aber Ergänzung der Be- rnfslausbahn durch littcrarischc Studien an den Universiläten zu Leipzig und Jena. Dem Eintritt ins väterliche Geschäft ging noch ein etwa dreijähriger Dienst in geachteten Firmen des Aus landes voran, und, nachdem er das erstere elf Jahre als Stütze des Vaters geleitet, übernahm er dasselbe im Jahre 1871 gemein schaftlich mit seinem Bruder Louis. Am 1. Juli 1881 ging der Verlag ans letzteren über, und von da ab bis an sein Lebensende war Herbert alleiniger Inhaber des Sortimentsgeschäfts. Für diesen Geschäftszweig hatte er schon bei seinem Eintritt in das Haus des Vaters seine besondere Begabung bewiesen; denn durch Fleiß und Umsicht gelang es ihm in kurzer Zeit, das unbedeutende Sortiment der damals unbedeutenden Kleinstadt auf eine im Buchhandel geachtete Höhe zu bringen und für den Absatz wissenschaftlicher Litteratur neue Gebiete zu erschließen. Sie wissen, meine Herren, was das heutzutage heißt und schon damals hieß! Wie aber gute Sortimeutskenntnisse die beste Grundlage für ein richtiges Verständnis des Verlagsgcschäfts bilden, zeigte sich an der geschickten Hand, mit welcher er auch dieses anzufassen verstand; in dieser Beziehung führen die Aus lageziffern der von der Firma Heuser verlegten Schulbücher, von denen einige sechzehn, scchsuuddreißig, ja dreiundscchzig Auflagen (Terlindens Rechenbuch) erlebt haben, die beredteste Sprache. Wir betrauern in Herbert Heuser einen tüchtigen Vertreter des deutschen Buchhandels. Als der Verein bei unserem letzten Zusammensein seinem allvcrehrten Mitglicde Wilhelm Meck in Konstanz die herzlichsten Wünsche für baldige Genesung an sein Schmerzenslager sandte, beschlich wohl manchen die wehmütige Ahnung, daß daS der letzte Gruß, ein Lebewohl ans Sterbebett sein möchte Laut Dank schreiben der Angehörigen ist ihm selbst die Freude versagt ge blieben, diese Worte zu erfassen; sein Bewußtsem war getrübt und blieb es bis zu seiner ersehnten und endlich am 9. August v. I. eingetretenen Auflösung. Ihnen über seine persönlichen Eigen schaften zu berichten, hieße Eulen nach Athen tragen, denn Sie alle waren Freunde oder Bekannte des liebenswürdigen
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