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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1890
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- Erscheinungsdatum
- 20.08.1890
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- Deutsch
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aller auf russische Dinge bezügliche» Artikel obliegt. Es ist keinem Zweifel unterworfen, daß im russische» Publikum ein entschiedenes Bedürfnis für ein gutes Koiwersationslcxikon vorhanden ist, und ebenso zweifellos ist es auch, daß dieses Bedürfnis bisher in nur sehr geringem Grade und höchst mangelhaft befriedigt wurde. Eine Nebersicht der bisherigen in Rußland gemachten encyklo- piidischeu Versuche dürfte, um das Gesagte zu beweisen, hier am Platze sein. Vor etwa fünfzig Jahren begann ein Herr Adolf Pluchard eine groß angelegte Encyklopädie herauszugeben, an welcher sich, unter der Redaktion von Gretsch und Ssenkowskij, die besten wissenschaftlichen und litterarischen Kräfte Rußlands be teiligten. Die Redaktion lag jedoch in schwachen, ungeübten und nachlässigen Händen, auch gerieten die Vermögensvcrhältnisse 'des Herausgebers in Zerrüttung, und die Folge davon war, daß das Unternehmen beim 17. Bande, der, wenn wir nicht irren, bis zum Buchstaben E oder F reichte, aufhören mußte. Darauf unternahm ein Herr Adalbert Startschewskij die Herausgabe eines Konversationslexikons und führte dasselbe, mit jahrelangen Unterbrechungen, endlich bis zum Schluß. Diese En cyklopädie befriedigte jedoch die Erwartungen des russischen Pu blikums in keiner Weise, sic wimmelte von Fehler» und Mängeln aller Art, wies fast gar keine selbständige Arbeit auf und ihre Redaktion war eine durchaus oberflächliche und mangelhafte. Trotz dem fand das Lexikon seine Käufer und ist nun seit vielen Jah re» vergriffen. Alsdann, vor etwa fünfundzwanzig Jahren, begann unter der Leitung des bekannten Journalisten Andr. Krajewskij die Heraus gabe eines neuen, groß angelegten Konversationslexikons, welches zu den schönsten Hoffnungen berechtigte. Krajewskij hatte die besten Kräfte um sich versammelt, an Kapital fehlte es gleichfalls nicht; aber der Leiter des Unternehmens war wohl ein ausgezeichneter Zeitnngsrcdaktenr, hatte indes zur Redaktion einer Eneyklopädic weder die nötige Erfahrung »och Begabung. Eine der ersten Bedingungen, die verschiedenen Artikel nach ihrer größeren oder geringeren Wichtigkeit richtig abzuwägen und ihnen demgemäß einen breiteren oder engeren Raum anznwciscn, fehlte durchaus; jeder Mitarbeiter suchte seine Artikel möglichst weitläufig und er schöpfend zu gestalten, und keiner nahm Rücksicht darauf, daß die Ockonomie eines solchen Sammelwerkes die äußerste Beschränkung zur ersten und unabweisliche» Pflicht macht. Von diesem ganz vortrefflichen Unternehme», welches eine große Anzahl ausgezeich neter Monographien enthielt, erschienen 6 bis 7 Bände; dann mußte cs aufgegebcn werden, weil jedermann cinsah, daß aus eine so planlose Weise nicht weiter sortgewirtschaftct werden könne. Etwa zehn Jahre später begann Herr Beresin, mit genügen dem Kapital ausgerüstet, ei» encyllopädischcs Lexikon und fand damit sofort Anklang. Er führte sein Unternehmen bis zu Ende, und es ist dies das einzige größere Konversationslexikon, welches den Anforderungen des russischen Publikums einigermaßen genügte, obschon die Redaktion, namentlich die der letzten Bände, sehr viel zu wünschen übrig ließ. Einige Branchen nahmen einen unver hältnismäßig breiten Raum ein, andere dagegen wiesen beträcht liche Lücken ans. Die letzten Bände enthielten nur wenige Ori ginalartikel; mangelhafte Kompilationen nach ausländischen Quellen und nachlässige Uebersetznngen schädigten den Ruhm dieses ver dienstvollen Unternehmens. Trotzdem ist auch dieses Konversations lexikon, dem das Brockhaus'sche offenbar als Vorbild diente, längst ansvcrknnft- Noch ehe Herr Beresin sei» Lexikon begann, ließ ein Herr Toll ein knrzgefaßtes, encyklopädisches Handwörterbuch in drei Bänden erscheinen, zu welchem später noch ein Nachtrag hinzu kam; es war dies eine fleißige und recht brauchbare Kompilation, welche gleichfalls längst vergriffen ist. Nach diesem begann ein Herr Kljuschnikow ein Konkur renzunternehmen in ähnlicher Form und Ausdehnung als Gratis beilage zu seiner illustrierten Zeitschrift; ob er es zu Ende ge führt, wissen wir nicht. Dagegen können wir von einem anderen eneyklopädischcn Werke berichten, welches leider, mit Ausnahme eines nur mini malen Teiles, gar nicht zur Ausführung gelangte. Von dieser wissenschaftlich gut vorbereiteten Encyklopädie wissen selbst in Ruß land nur sehr wenige Personen. Der Verfasser dieser Zeilen war mit dem betreffenden Schriftsteller Jahre lang befreundet und kann daher folgendes mitteilen: Micha elCH myrow, einer der fleißigsten und gewissenhaftesten Geschichtsforscher Rußlands, sammelte viele Jahre hindurch Ma terialien zu einer großen »Encyklopädie der russischen Vaterlands kunde«, von der nur eine »Alphabetische Uebersicht der Herrscher Rußlands und hervorragender Personen ihrer Verwandtschaft« und die erste Hälfte einer »Alphabetischen Uebersicht der russischen Tcil- fürsten und der Glieder des regierenden Hauses Romanow« er schienen sind. Die zweite Hälfte des letzteren Werkes lag druck- fertig bereit, als der Verfasser starb. Seine reichhaltige, sorgfältig geordnete und katalogisierte Bibliothek, welche ein wertvolles Ma terial für das von ihm geplante Unternehmen enthielt, ging in den Besitz des Rumjänzowschen Museums in Moskau über. Vor ungefähr zwei Jahrzehnten erschien in St. Petersburg, und zwar bereits in zweiter Auflage, eine recht ausführliche, von tüchtigen Fachmännern bearbeitete »Militärische Encyklopädie«. Ferner ist noch das große, von der kaiserlich russischen geogra phischen Gesellschaft herausgcgcbene und von P. P. Ssemjonow redigierte »Geographische Wörterbuch des russischen Reichs« zu erwähnen, welches kürzlich durch ein »Geographisches Wörterbuch des Zartums Polen und der angrenzenden Länder« ergänzt wurde. Ein sehr verdienstvolles Unternehmen ist das im Jahre 1886 von S. A. Wengerow begonnene »Kritisch-biographische Lexikon russischer Schriftsteller und Gelehrten vom Beginn russischer Bil dung bis aus unsere Tage«. Es sind bis jetzt 24 Lieferungen da von erschienen, welche nur wenig mehr als den Buchstaben A ent halten. Der Verfasser ist ein gewissenhafter und geschickter Ar beiter, der jedoch, unserer Meinung nach, besser thnn würde, seine Biographien nicht in alphabetischer Reihenfolge heranszu- geben; denn schon jetzt sieht er sich genötigt Nachträge zum ersten Band zu veröffentlichen. Das Unternehmen des Herrn Wengerow hatte in Rußland bereits zwei Vorgänger; im ersten Viertel dieses Jahrhunderts erschien das wertvolle, jetzt jedoch veraltete Schriftstellerlexikon des Metropoliten Jewgcnij (Engenius) und in den siebziger Jahren erschien im Verlage der Stuhr'schcn Buchhandlung in Berlin ein von Gregor Gennadi heransgegebcnes »Nachschlage- buch russischer Schriftsteller und Gelehrten, welche im 18. und 19. Jahrhundert gestorben sind, nebst einem Verzeichnis russischer Bücher von 1725 bis 1825«. Von diesem Werke sind jedoch nur zwei Bände erschienen, welche bis zum Buchstaben M reichen; der zweite Band enthält Nachträge von M. Ssobko. In neuester Zeit beabsichtigt die kaiserlich russische historische Gesellschaft eine »Allgemeine russische Biographie« herauszugebcn. Im 60. und 62. Bande ihrer »Berichte« erschien bereits ein Verzeichnis von 52 600 Namen, welche als Grundlage dieses großartigen Unternehmens dienen sollen. Eine Anzahl von Lebens beschreibungen berühmter russischer Männer, von namhaften Ge lehrten verfaßt, liegt bereits vor. Dies sind ungefähr alle encyklopädischen Unternehmungen, welche bisher in Rußland ganz oder teilweise ausgesührt oder geplant wurden. Wir sehen daraus, daß das Bedürfnis nach solchen Werken stets vorhanden war, daß aber eine befriedigende Aus führung bis jetzt noch fehlte. Als sich in Rußland das Ge rücht vom bevorstehenden Erscheinen eines neuen russischen Konversationslexikons, unter den Anspielen der Firma F. A. Brockhaus in Leipzig, verbreitete, wurde es mit sehr gemischten Empfindungen ausgenommen. Eigentlich freute man sich aufrichtig,
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