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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.08.1890
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 20.08.1890
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- Deutsch
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4350 Nichtamtlicher Teil. 192, 20. August 1890 Ferien, gewann der junge Manu doch Zeit, aus seinen Gängen dom elterlichen Hause zum Geschäft die englische Sprache so zu lernen, daß er dieselbe beherrschte bis in die späten Tage seines Alters. Treue und rastloser Fleiß kennzeichnctcn diese Lehrjahre. Aber er suchte mehr. Schon damals hatte für ihn der Berus des Buchhändlers eine höhere Bedeutung als nur die eines Mittels und Zwecks des Erwerbes; es war sein Bestreben, denselben in das höhere Licht des Dienstes für die ewigen Güter zu stellen. In diesem Sinne betrachtete er seinen Landsmann Perthes als Vorbild und ebenso faßte er seine Lebensaufgabe im Beruf auf. Befestigung und Stärkung in seiner christlichen Lebensauf fassung hoffte er in Basel zu finden und wanderte im Jahre 1839 dahin, zu Fuß ganz Deutschland durchziehend. Gern er zählte er von den Eindrücken jener Reise und wie er unter Laufenburg ein Floß bestiegen habe und auf dem krystallhellen grünen Rhein hinunter nach Basel gefahren sei. Hier fand er Stellung bei I. G. Bahnmaier, dessen Vertrauen er sich bald erwarb. Nach dessen schon 1841 erfolgtem Tode legte ihm die Witwe den Ankauf des Geschäftes nahe. Mit bangen Sorgen, doch mit Aufmunterung und Wohlwollen von Basler Freunden übernahm der junge Mann das damals kleine Geschäft; er hatte die Freude, daß seiner fleißigen und verständigen Arbeit der Segen Gottes und der äußere Erfolg nicht fehlten. Die erst unter dem Namen seines Vorgängers und später unter dem eigenen geführte Firma genoß eines guten Rufes und erwuchs zu einer der bedeutendsten und geachtetsten der Schweiz, und dankbar schätzte Detloff die Beweise des Vertrauens, die ihm von seiten der Autoren, des größeren Publikums und seiner Kollegen zu teil wurden. Zweimal gründete er auch Filialgeschäfte, in Biel und in Mülhausen i. E., die er in besten Stand brachte, doch später in andere tüchtige Hände übergab, um sich nicht zu zersplittern. Neben seiner Thätigkeit im eigenen Geschäft widmete er Kraft und Zeit gern dem Verein zur Verbreitung christlicher Schriften, dessen Vorstandsmitglied er 46 Jahre lang war, dem Taufpatenverein, dem Amt eines Armenpflegers; überhaupt suchte er der Stadt Bestes durch Pflege der unwandelbaren Grundlagen und Wahrheiten des Christentums im Leben wie im Berus; zu gleich begleitete er die politischen Wandlungen und alle gemein nützigen Interessen der ihm zur ganzen Heimat gewordenen Stadt lebhaft und trat gern in seinem Teil handelnd und dienstbereit mit ein. Im Jahre 1845 verehelichte sich Detloss mit Fräulein CH. Sarasin; die Gattin wurde ihn, aber schon nach sieben Jahren einer überaus glücklichen Ehe durch den Tod entrissen. 1853 trat der Verstorbene zum zweitenmale in die Ehe mit Frau Luise, Witwe des Pfarrers G. Frommet, und übernahm damit zugleich Vaterstelle an deren drei unerzogenen Kinder», denen er der treueste, liebevollste Vater wurde. Das einzige eigene Kind aus dieser Ehe, ein Söhnche» von 4 Jahren, starb 1865, und in späteren Jahren hatte er noch den Schmerz, die ältere Tochter, Frau Reich, sich vorangehen zu sehen. .Seit 1873 hatte Detloss in seinem Schwiegersöhne und Teilhaber Rudolf Reich die beste Stütze und in den letzten Jahren den Geschäftsnachsolger; er hatte sich nämlich mehr und mehr zurückgezogen und, ohne völlig ans- zuscheiden, sich dem engeren Kreis der Familie und freiwilliger Thätigkeit gewidmet und, im Verein mit der treuen, oft leiden den Gattin, der liebenden Miterziehung der Enkel. Der körperlich rüstige, allzeit heitere und freundliche Mann hatte nie eine ernstliche Krankheit durchzumachen, bis ihn im vorigen Winter eine Lungenentzündung aufs Krankenlager brachte und seine Kraft brach, obgleich er sich durch die Kraft des Willens noch aufrecht hielt, bis ihn am 30. Juli ein Hiruschlag traf und einen Schleier um sein Bewußtsein legte. Am 6. August entschlief er sanft. Der Herr ist mein Hirte, sagte der Ver storbene in den guten und auch in den schweren Tagen, von denen auch er ei» reichliches Teil zu tragen hatte; an diesem Psalmwortc hielt er sich aufrecht. Detloss reiste gerne und kam auch wiederholt zur Messe nach Leipzig; ein nur selten fehlender und hochwillkommener Gast aber war er bei den Süddeutschen Abrechnungen in« Juni zu Stuttgart-, letztmals l890 mit sichtlich schwindender Kraft Er war der ehrwürdige Senior der von auswärts Gekommenen. In früheren Jahren war er meist Mitglied des Vorstands beim Süddeutschen wie beim Schweizerischen Buchhändler- Verein und sein Wirken in diesen verdient ein besonderes Wort dankbarer Erinnerung. Die Schweiz ist bekanntlich im Kampf gegen Bücher-Rabatt und Schleuderei wie in den hierbei errungenen Erfolgen vorbildlich und mustergiltig für Deutschland; bei den schweizerischen Einrichtungen für diesen Zweck war Karl Detloff stets unter den Vorkämpfern, ebenso wie er in Basel ein wesentlicher Träger war für die Kollegialität und die freund lichen Beziehungen der Buchhändler untereinander. Der gemein same Bezug der Ballen aus Leipzig unter einem Frachtbrief und ähnliches, das nur bei gutem Einvernehmen möglich ist, gelang mit durch seine Hand; es ist auch klar, daß eine so milde und einsichtige Persönlichkeit, welche die gemeinsamen Interessen des Standes obenan stellte und ferne war von Konkurrenz macherei und Brotneid, der richtige Vertrauens- und Einigungs mann war für die Kollegen der Stadt. Vom Festmahl bei der Stuttgarter Abrechnung im Friedens jahr 1871 nach dem großen Kriegsjahr 1870 ist es eine schöne Erinnerung, wie Detloff sich vom Tische erhob und mit seiner sicheren klangvollen Stimme »Die Wacht am Rhein« anstimmte und vortrng, in welche die ganze Versammlung begeistert ein stimmte, hoch erfreut über diesen Gruß der Teilnahme des deutschen Schweizers oder schweizerischen Deutschen. Des Verstorbenen große Güte und Fürsorge für andere konnte vielleicht seine Schwäche sein, fürwahr eine edle Schwäche. Fremde Schuld, welche von seiner arglosen Seele nicht durch schaut wurde, fügte ihm einst die schwersten, gefahrdrohenden Verluste zu, aber er trug die schweren Erlebnisse ohne Bitterkeit; ebenso ermaß er manchmal erst nachträ stich die Tragweite seiner guten Absichten und Bereitwilligkeit, wenn sie zu weit gingen und zu folgenreich waren. Eine erste persönliche Begegnung niit Detloff möge als be zeichnend nach zum Schluß eine Stelle finden Einsender dieses kam ini Jahre 1840 zu den Baseler Festen und zwar ohne Rock. Er hatte nämlich ans einer Fußwanderung bei heißem Wetter den Rock abgelegt und war im Stanbkittel gegangen; im Wirtshaus der letzten Station hatten andere ebenso leicht Ge kleidete den Rock mit ihren Sachen unabsichtlich in ihren Wagen genommen und waren fortgefahren. Der Nocklose zog weiter nach Basel, ging zu Detloss und stellte sich vor, alsbald schritt letzterer zu seinem Schranke und kleidete den Fremdling mit seinem eigenen Rock, bis später der verlorene wieder ankam. Karl Detloffs Gedächtnis bleibe im Segen. S. Nusslschv Kinlversations-Lexika. Soeben erhielte» wir den ersten und zweiten Halbband eines von den Firmen F. A. Brockhaus in Leipzig und I. A. Efron in St. Petersburg unternommenen großen russischen Konversations lexikons. Es ist selbstverständlich, daß dies Unternehmen keine bloße Nebersetzung des großen und wohlbekannten Brockhaus'schen Lexikons sei» kann, sondern daß letzteres eine gründliche, den russischen Bedürfnissen angepaßte Umarbeitung und Ergänzung er fahren hat. Die Redaktion der russischen Ausgabe liegt in den Hän den des ehemaligen Rektors der St. Petersburger Universität I. E. Audrejewskij, und diese Wahl bürgt für den Erfolg des Unter nehmens, an welchem sich auch viele hervorragende russische Ge lehrte beteiligen, denen die Bearbeitung und Vervollständigung
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