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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1890
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1890
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- Deutsch
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3651 Nichtamtlicher Teil. 156, 9 Juli 1890. Mustersammlung und Maschinenhalle, in Schrift und Vortrag keine Anregung verloren gehen, welche einmal de» Erstlings- gcdankcn Gillenbergs nach irgend einer Seite äusznbauen unternommen hat, selbst wenn ihr ein sofortiger Erfolg nicht bcschiede» war Strenge Selbstzucht, ehrlicher Wettbewerb im Austausche der Leistungen, Heranziehung anspruchsvoller Leser, vor allem aber Heranbildung eines tüchtigen Nachwuchses für das Gewerbe sind die Vorbedingungen, wenn wir unsere Pflicht im Reiche Gillenbergs erfüllen wolle». Viel können hierzu tüchtige Buch händler- und Bnchdruckerschulen thun, auch die Deutsche Hochschule für das Buchgewerbe, in die sich Leipzigs Kunst akademie verwandeln muß, wenn sic ihre Pflicht gegen die gra phischen Gewerbe erfüllen und nicht durch mangelnden'Einfluß der bildenden Künste die Führung Sachsens im deutschen Buch gewerbe gefährden will. Die Hauptpflicht aller Unternehmer aber bleibt es, ihre Lehrlinge zu tüchtigen Arbeitern und Meistern ans ihren Gebieten auszubildeu und einen ehrenhaften, geistig selbständigen Gehilfcnstnnd zur Mitarbeiterschaft zu gewinnen. Zusammenschluß des deutschen Buchgewerbes heißt das Losungswort für diesen friedlichen Aufmarsch der gesamten Trnppeninacht Gutenbergs. Das Wort Buchgewerbe ist neu, erst im ncnschafsendcn letzten Jahrzehnte haben wir es hier aufge bracht, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit erstmalig zu erzeugen, das den Buchdruck mit allen den verschiedenen gra phischen Künsten zu einem Drnckgewerbe, dieses Druckgewerbe mit den Verarbeitern der Rohstoffe, de» Papiererzeugern und Schrist- gießern. sowie mit den Vertreiben« der fertigen Druckerzeugnisse, dem Buchhandel, zu einem großen deutschen Buchgewerbe ver bindet, dessen Glieder für Verständigung unter sich und Wirkung nach außen aufeinander angewiesen sind, wie die deutschen Staaten ans das Reich. Der altangesehene deutsche Buchhandel, der uns wie stets so auch heute gastlich beherbergt, bildet den gegebenen Kern punkt; als die erste allgemeine deutsche Genossenschaft hat er sich im Börsenverein der Deutschen Buchhändler eine Organi sation geschaffen wie kein anderer Stand; seine straffe Zentrali sation nützt er dazu ans, allen Gliedern ringsum im Lande die nnverkümmertc Wirksamkeit zu sichern. Die Buchdrucker haben sich erst vor zwei Jahrzehnten zur Wahrung ihrer wirtschaftliche» Stellung in entsprechender Weise znm Deutschen Buchdrucker-Verein, dem noch eine große Zukunft bevorsteht, zusammengethan. Die erste freie Zusammen fassung von Buchhändlern »nd Druckern alte» wie neuen Schlages, Papierfabriknntcn, Schrislgicßern, Buchbindern und Druckhilfsge- werbcn aller Art fand im Jahre 1884 durch den Centralvcr- ciu für das gesamte Bnchge werbe mit Ausschluß aller Wirt schaftspolitik zu technischen und erzieherischen Zwecken statt; ans seiner Flagge steht: Begründung des deutschen Buchgewerbe-Museums, Hebung des buchgcwcrblichcn Unterrichtswcsens, Veranstaltung buchgewerblicher Ausstellungen. Eine feste Grundlage für die straffe Einigung der gesamten Drnckgewerbe bot sich in der mächtigen Gliederung der deutschen Gewerbe in staatlich begründete aber frei selbstverwaltende Be- rufsgc nosse »schäften. Die deutschen Buchdrucker griffen diesen fruchtbaren Gedanken der Kaiserlichen Botschaft frisch nnd dank bar ans, so daß sie nicht nur als erste deutsche Bernfsgenossen- schaft vom Reichs-Versichcrnngsamte konstituiert wurden, sondern auch die wichtige» ersten Jahre führend an der Spitze der deutschen Bernfsgenosscn gestanden haben. Freilich bei Begründung der eigenen Bcrnssgenosscnschast haben die Buchdrucker alten Schrots als Erstlinge Gillenbergs zunächst etwas scheel gesehen auf das Eindrängen chemischer N.udrucker; man fürchtete wohl bei solcher Vereinigung das Recht der Erstgeburt preiszugeben und ließ sich deshalb ohne großes Murren, entgegen dein natürlichen Ansprüche auf Führung des gesamten Druckgcwcrbes, die Abtrennung der auf Senefelder nnd das Sonnenlicht fußenden Znknnstsgewerbe samt der alten Genossenschaft der Buchbinder, als einer papier- verarbeitenden Berussgenossenschaft gefallen, deren unklares Grenz gebiet doch zwischen der rohstossverarbeitenden Papiermachcr- Bcrnfsgcnossenschaft nnd der Drnck-Berufsgenossenschast nicht ans die Dauer haltbar ist. Aufgabe aller Drnckgewerbe wird cs nun sein, aus Grund einer fortschreitenden Organisation in gleicher Weise wie der Buchhandel die Leistung aller ihrer Mitglieder rings im Lande zu heben, Lehrlingszüchterci nnd Schmntzkonknrrenz zu ertöten. Wollen wir aber ernsthaft die Ehre unseres Standes wahren »nd heben, unser Können sichern und mehren, so müssen wir als Angehörige des vornehmsten deutschen Gewerbes in freudiger Ucbernahme der Pflichten vor allen anderen Gewerken voran- schreiten. Dies kann nur bei mannhaftem Eintreten in die freie Selbstverwaltung unserer Angelegenheiten nnd bei ein trächtigem Zusammenwirken der Drnckerherren nnd Ge hilfen geschehe». Die neue Schule der Volkswirtschaftslehre spricht ans, daß es sich in der Entwickelung der Gegenwart da rum handele, im Arbeitsvertrage an die Stelle des alten patri archalischen Verhältnisses von Meister und Geselle das der Gleich berechtigung zwischen Unternehmer und Aussührer zu setzen; zugegeben, soweit es sich gegen die einseitige Regelung von oben herab richtet, mag drum doch jeder Drucker dem schönsten Patri- archenthpus nacheifern, den sich unser Volk in der ernsten, männ lichen Gntenberggestalt mit dem sinnvollen, milden Haupte frei geschaffen hat; zugegeben auch, soweit es sich um gegenseitige ver trauensvolle Gewährung nnd würdige Vertretung gleichen Rechtes, nicht um verödenden Rechtsstreit oder Lösung aller Nechts- bande handelt. Wir Drucker, Herren wie Gehilfen, sind von altersher als aufrechte Männer zu gemeinsamem Berufe vereinigt; beide haben wir das Haupt noch freier tragen gelernt in der frischen Luft der Neuzeit und denken cs weiter so zu halten. An Stelle der früheren örtlichen Einigungen zwischen Meistern und Gesellen sind jetzt große Reichsvcrbände der Unternehmer und Gehilfen getreten, so namentlich der Deutsche Buchdrucker-Verein und der Unter stützungs-Verein Deutscher Buchdrucker, die sich zur Einigung die Hand geboten haben und just dabei waren, dieses Verhältnis in einen festen, vertrauensvollen Rechtsbund umzugestalten, als unseres jungen Kaisers mutvolles Work zu solcher Einigung anfrics. Die Organisationen der Buchdrucker sind in gar manchen Beziehungen vorbildlich für die Entwickelung des Gewerbelebens und noch jüngst habe ich von königlichem Munde das Vertrauen ans sprechen hören, daß die Buchdruckereibesitzer dieses Landes ihre Pflicht thun, nnd daß die Bnchdrnckergehilsen als die gebildetsten Arbeiter sich auch als die verständnisvollsten für die Entwickelung des Gewerbelebens bewähren würden. So wollen wir denn in gemeinsamer Pflichterfüllung den Auswüchsen schrankenlosen Ge werbebetriebes entgegcntreten, die tüchtige Ausbildung des Heran wachsenden Geschlechtes fördern und jedem Arbeiter zu gebühren dem Lohne und zum Schutze im Unglück verhelfen, der jedem ehrenhaften Jünger Gntenbergs zusteht. Mag auch der Dank, den wir unserem Schutzpatron schulden, ein gemeinsamer sein, mag dieser Dank sich sichtbar verkörpern zur Ehre Gutcnbcrgs und der Vollender seines Werkes. In Straßbnrg, Mainz und Frankfurt, den ersten Schauplätzen der Kunst Gutenbergs und dem ehemaligen Meßplatzc des Bücher handels sind ihm einst Denkmäler gestiftet worden, in der Haupt stadt des deutschen Buchhandels und Druckgcwcrbes, in Leipzig ist aber noch das allgemeine deutsche große Ehrcndenkmal zu errichten, das Johann Gntenbcrg, den größten Erfinder feiert, daneben als selbständige Gestalten die großen Fortbildncr nnd Mehrer seines Reiches Alohs Senefelder nnd Friedrich König. Zur Verwirklichung dieses Gedankens schlage ich eine be scheidene freiwillige Ehrensteucr vor, den Gutenbergpfennig.
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