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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.06.1879
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 30.06.1879
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- Deutsch
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Berechnungen und Ausstellungen meinten die Nichtbegründung nwtiviren zu können. Diese Verhandlungen trugen für Denjenigen, der sehen konnte, sehr deutlich und fett gedruckt an der Spitze die Worte: Wir wollen nicht! — Und das wird wohl an vielen Stellen der Fall sein. Man sucht leichtere Wege, um zum Ziele zu kom men; sie betiteln sich: „Reorganisation des Börsenvereins" und „Revision der Statuten". — Bo» Oben her soll Das gemacht wer de», wozu man selbst nicht die Kraft verspürt Die letzte Cantate-Versammlung hat noch keinen Kritiker gefun den und ist überhaupt bis jetzt wie ein rohes Ei behandelt, — trotz dem sie sehr zu denken gibt. Wir wollen den Sturm der Meinungen und die Vertreter derselben nicht schildern, gestehen aber offen unsere Freude, daß dieses Mal noch die mitteldeutsche Sturm- und Drang periode durch die ruhig denkenden Schweizer und die unbarmherzig die einzelnen Punkte zerpflückenden Berliner u. s. w. in ein sicheres Bett geleitet worden ist. Die 5 Punkte der Enquste-Commission mußten fallen, denn eine Reform aus dieser Grundlage ist ent weder eine zu leichte Errungenschaft, um Bestand zu haben, oder zu schwer, um von Leuten, die sich in ihrem Geschäfte gern frei bewegen, getragen zu werden. Das Wort des nengewähltcn Vorstehers: „Ich habe kein Pro gramm und stelle mich auf kein Programm", und der lebhafte Bei fall, den dieses Wort fand, konnte wohl im ersten Augenblick ver blüffen, — denn ohne Programm an die Spitze eines so erregten Vereins zu treten, schien ein sehr gewagtes Spiel. Aber Herr Hertz hatte Recht, und die ihm Beifall klatschten ebenfalls Noch ist ein Ivohldurchdachtcs Programm dort nicht zu entdecken, wo man mit Resorm der Spitze, Statntenrevision rc. glaubt Vorgehen zu müssen, — und das fülle, ruhig arbeitende Programm, welches die Schlesier jetzt angenommen haben und durchführen, bedarf keiner Beglau bigung durch Annahme seitens des Vorstehers des Börsenvereins. Wir möchten ein Programm in kurzen Worten zusammen- saffen, das so oder so Ausschlag gebend sein wird: „Hier Provin zialvereine mit Vereins-Sortiment und fröhlich Gedeihen!" — „Hier Reorganisation des Börsenvercins durch Revision der Sta tuten und jahrelange Kämpfe um ein Nichts!" Es mag sein, daß dieser und jener Paragraph veraltet ist und durch einen neuen ersetzt werden kann; — es mag sein, daß ein ständiger Ausschuß die Kräfte des Vorstandes verstärkt, und es mag noch manches Andere au der Spitze möglich sein, aber nun und nimmer werden Statuten Geld und Brot schaffen, oder anders ausgedrückt, die Lage des Sortimenters verbessern. Alle Bestrebungen, die Statuten so zu gestalten, daß sie dieses Endziel erreichen, müssen scheitern, wenn sie der Individualität des Geschäftsmannes Zwangsjacken anlegen wollen. Das lassen sich schon sehr Viele in den Provinzen nicht gefallen, viel weniger aber noch die Berliner und Leipziger. — Nur einige Fragen: Was heißen z. B. die Buchhändlcr-Prüsungen ohne Aushebung der Ge- werbesreiheit und Freizügigkeit? Soll der Gelehrte oder Kaufmann, der sich ein Verlagsgeschäft kauft, oder der große Buchdruckerei- und Zeitungs-Besitzer, der sich selbst einen Verlag schafft, nicht als Buchhändler anerkannt werden, weil sie nicht zunstmäßig gelernt haben? Soll der Buchbinder oder Galanteriewaarenhändler einer kleinen Stadt, der den Bedarf des Ortes an Büchern aus zweiter Hand bezog, durch eigene Intelligenz und das Wachsthum des Ortes diesen Bedarf aber derartig steigerte, daß er als kluger Ge schäftsmann zum directcn Bezug übergeht, nicht als Buchhändler anerkannt werden? Soll er, der gut Situirte, nur der Statuten wegen, einem gelernten Buchhändler, bei dem man dieHauptsache aber nicht kennt, Platz machen? Wie will die „starke Centralgewalt mit sammt dem ständigen Ausschüsse" die Verleger zwingen, dem ungelernten Buchhändler nicht zu liefern? Soll ein tüchtiger Sorti menter, der sich über einen zu straff gespannten „Usancen-Codcx" zu Gunsten eines flotten Geschäftes hinwegsetzt, ausgemerzt wer den und die ihm liefernden Verleger dazu? — Sollen überhaupt alle die Gesetze gehalten werden, die für die neuen Statuten beab sichtigt sind? Wir fürchten, die Uebertretungen werden bald so zahlreich sein, daß von irgend einer Wirkung der neuen Gesetzgebung ans die Besserung der Lebensverhältnisse des Sortimenters nicht mehr die Rede ist. — Und dann? Die Commission zur Statutenrevision wird ans Werk gehen. Ist ihre Hand zu stürmisch und weitgrcifend, so gibt die nächste Cantateversammlung die vielleicht einzig richtige Antwort: Ab lehnung. — Wir würden dieselbe freudig begrüßen, denn sie würde der Sporn sein, den Schlesiern nachzuahmen, zuHause auszuräumen mit dem gemüthlichen Warten auf die Hilft der Statuten, dort neue Thatkrast zu entwickeln, in neuen Schöpfungen der neuen Zeit entgegen zu kommen, und so durch ganz Deutschland die breite Basis für ein gesundes Geschäft zu schaffen. — Und erst dann, wen» die Kraft der Selbsthilse sich bewährt hat, wenn dadurch von selbst alte Gewohnheiten und Vorurtheilc im buchhändlerischen Ge schäfts- und Verkehrsleben gefallen sind, wird man den Börsen- vercinsvorstand als den Mittelpunkt in neuer Schönheit und Kraft erstehen sehen. Die Erkenntniß dieses allein richtigen Weges scheint eS zu sein, was die Berliner veranlaßt Hot, ohne Hilfe des Börsenvereins und der revidirtcn Statuten, für sich und ihre Stadt durch directe Leitung der Packete an ihre Bestellanstalt Geschäftserlcichterungen und Vortheile zu erringen. Es ist dasselbe, was die Schlesier mit ihrem Vereins-Sortiment bezwecken, nur den VerhältnissenBerlins und dort schon bestehenden Einrichtungen vorläufig angepaßt. Statt der erfolgten Angriffe sollte man sich dieses zweiten Zeichens erwachender Selbsthilfe freuen und möglichst bald Nachfolge üben. a? o— Württembergischer Buchhändlerberein. Nachdem ein Ausschuß des Stuttgarter Buchhändlervereins vor bereitende Schritte zur Bildung eines allgemeinen Württem- bergischen Buchhändlcrvereins eingeleitet hatte, fand am Schluffe der am 16. ds. stattgehabten jährlichen Generalversammlung des Süddeutschen Buchhändlervereins in Stuttgart eine Vereinigung der College» Württembergs statt, welche sich sofort auch zur Consti- tuirung anschickten, indem sie die von obigem Ausschüsse unterbreiteten und mit anerkennenswerther Mühe und Sorgfalt zusammen getragenen Statuten eingehend prüften und nach Vornahme weniger Aenderungen als allgemein annehmbar befunden haben. Weil diese Statuten auf engeren corporativen Anschluß der College» zur Pflege des soliden Geschäftsbetriebes absehen, und namentlich Gemeinsam keit der Usancen in Bezug aus Kundenrabatt in loyaler Weift herbeizuführen suchen, auch die Existenz der Einzelnen vor notorischer Schleuderci schützen, — und der Verein zu diesem Zwecke mit andern Vereinen in Cartellverhältnisse treten wird, so sind sofort zahlreiche Beitrittserklärungen, namentlich auch von Seiten der Verleger er folgt, während die noch nicht beigelretenen Handlungen ihren Ein tritt (vor dem 1. Juli kostenfrei) noch bewerkstelligen können. Der aus den Herren E. Werlitz (Metzler'sche Buchh., Verl.) alsVorsteher, P. NesfalsCassirer, M.Evers(Wildt) als Archivar und Sccretär, I. Aigner (Neubert-Ludwigsburg)undC.Häring (Scheurlen-Heilbronn) bestehende Ausschuß wählte in seiner ersten Sitzung Herrn Adolf Kröner zum Delcgirten für die Verhand lungen wegen der Statutenrevision des Börsenvereins.
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