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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.07.1890
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- 1890-07-16
- Erscheinungsdatum
- 16.07.1890
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3784 Nichtamtlicher Teil. ^ 162, 16. Juli 1890. nachholen zu wollen schien und thalsächlich auch wirklich wieder einbrachte, was die Ungunst der vorigen wenigstens z,u» Teil hatte einbüßen lassen. Gegen I l Uhr war die Abrechnung zum Abschluß gebracht, und nun wallfahrtete man in den freundlichen Garten des Hotel Tcxtor, um nach vollbrachtem Tagewerk beim Frühschoppen das Ergebnis desselben mehr oder minder vertraulich zu besprechen, die Verleger mit schweren Geld katzen, die Sortimenter mit leichtem Gepäck und sorgenfrei, da wieder einmal für ein Jahr die Rechnung bereinigt und die Ehre gerettet war. dald herrschte die gewohnte freundliche Stimmung dieses Frühschoppens, Bie sich bis zum höchsten Gipfel steigerte, als Herr Petters den nach gerade historisch gewordenen Stahlfcdcrhalter zu Gunsten der Armen und Bedrängten des Standes versteigerte. Das humoristische Repertoir dieses großen Fechtmeisters des Buch handels ist ein unerschöpfliches, seine Redewendungen, seine Bezugnahmen auf Personen und Verhältnisse sind so drastisch und dabei doch so liebens würdig und harmlos, daß, während das Gesicht des Zuhörers in Heller Freude lacht, die Hand gern zum Geldbeutel greift und reiche Opfcrspende bringt. Und diese ist es in der That auch diesmal gewesen, wenn anders der Betrag von einige» Hundert Mark bei einer Versammlung von etwa achtzig Personen diese Bezeichnung verdient. Daß schließlich derselbe Hr. Petters mit einem Kollegen in dem Keller eines Hinterhauses des Hotels als siamesisches Zwillingspaar sich sehen ließ und mit dem Eintrittsgeld von 50 pro Person den Armen einen weiteren namhaften Betrag ver schaffte, sei nur beiläufig erwähnt. Dieses Paar aber zu schildern, ist unmöglich, da das Wort zu arm ist, die unendliche Drolligkeit des ver ehrten Mannes in dieser Situation zu schildern. Von ^3 Uhr an begann alsdann die heißersehnte Völkerwanderung nach Hohenheim, Wohin gegen 300 Personen in Sonder- und fahrplan mäßigen Zügen mit der Straßeneisenbahn befördert wurden. Wohl kaum ist je ein buchhändlerischcr Meßtag so harmonisch, so ganz allgemein befriedigend verlaufen, so rein ausgeklungcn, wie dieser Dienstag-Ausflug, der, vom herrlichsten Wetter begünstigt, dem Vcrgnügungsvorstand un geteilte Anerkennung für diese treffliche Idee eintrug. Eine kleine Musik kapelle trug heitere Weisen vor, und während die älteren Damen und Herren an den sauberen Tischen saßen, begann die junge Welt unter Leitung des Herrn C. Hünersdorff, der schon am vorigen Abend die Tanz unterhaltung in dankenswerter Weise geleitet hatte, frühzeitig der Dame Terpsichore im Freien zu huldigen. Und nicht genug der musikalischen und Tanzunterhaltung: plötzlich ertönten die geschulten Stimmen des Liedcrkranzquartetts, welches die schönsten Lieder in allbekannter künst lerischer Weise zum Vortrag brachte. So ward aus dem Tage Abend, und reinste Heiterkeit herrschte allum, der beste und lohnendste Dank für das Vcrgnügungskomitee, das mit reger Umsicht und nun wenigstens noch an diesem Tage vom schönsten Wetter begünstigt, sein Programm durchgeführt hatte, und dem im Namen Aller zu danken Herr Petters sich die lohnende Aufgabe stellte. Es war dieser Hohenheim-Tag zu schön, als daß er in gleicher Vollendung später einmal wiedcrkchreu könnte, in jedem Falle aber ein solcher, den alle Teilnehmenden für alle Zeit in einem dankbaren Gedächtnis bewahren werden. Wenn sich die Festgcnossen nun fragen oder von andern gefragt werden, was denn der eigentliche Zweck und Erfolg der diesjährigen Zusammenkunft neben dem Vergnügen war, so werden sie mit dem Be richterstatter sagen müssen: abgesehen von der Abrechnung scheint der reale Gewinn geringsügig, und dennoch ist er ein bedeutender. Nicht die Generalversammlung mit ihrer Tagesoidnung war cs, was der Zusammen kunft Wert und Bedeutung verlieh, sondern der persönliche Meinungs austausch, die Erörterung im engeren und engsten Kreise über das Für und Wider von hundert Fragen, die Anknüpfung und Pflege persönlicher Bekanntschaften. In diesem Verkehr ergiebt sich gar vielfache Anregung und gewiß nicht selten wird später zu geeigneter Zeit derlei besprochenes Material seinen Ausdruck in den Anträgen und Beschlüssen der General versammlungen finden. Und in diesem Sinne bleibt es zu wünschen und immer wieder dringend zu wünschen, daß die süddeutsche Buchhändler messe nie an Interesse, an Lebensfähigkeit verliere, daß die Neigung der Standesangehörigen ihr bleibe, daß sie sich immer noch festige und ent wickle, um so zum Wohle des ganzen Standes, der insbesondere für Stuttgart, mittelbar aber auch für das ganze Land Württemberg von so außerordentlicher Bedeutung ist, ihren Teil beizutragen. Vortrag über die photomechanischen Druckverfahren. — Im Deutschen Buchhändlerhause in Leipzig gab am vergangenen Sonn abend den 12. d. M. Herr D. Schultz-Hcncke vom k. Polytechnikum zu Berlin-Charlottenburg vor vollbesetztem Saale die Fortsetzung seiner interessanten Vorträge über die Photographie und ihre Anwendung, wo bei er sich diesmal ausschließlich auf dem für unser Fach hochwichtigen Gebiete der photomechanischen Druckverfahren bewegte. Die Möglichkeit des Pressendruckes von Lichtbildern der photogra phischen Camera hat ihren Ursprung in einer bekannten Eigenschaft des Leims: seiner Ausquellfähigkeit und Löslichkeit im Wasser. Es sind also höchst einfache Stoffe, welche den wichtigen Prozeß vermitteln. Zu ihnen tritt chromsaurcs Kali mit dem Beistände höchst schätzenswerter Eigen schaften. Setzt man gereinigtem Leim, der bekannten Gelatine, dieses Chromsalz hinzu, so zeigt die gewonnene gelbliche Chromgelatine die wert- ; volle Erscheinung, daß sie an allen belichteten Stellen unter Veränderung ihrer Farbe in Braun ihre Aussaugungsfähigkeit von Wasser, ihr Ausquell- vermögen verliert, unlöslich und hart wird und zwar mit haarscharfer Um grenzung der Licht-undSchattcnstellcn. An letzteren, den unbelichteten Stellen, bleiben die ursprünglichen Eigenschaften, Farbe und Wasserlöslichkeit, bestehen. Hat man also ein photographisches Negativ auf eine Glasplatte gelegt, die mit einer Chromgelatineschicht überzogen ist, so werden alle Hellen Stellen des Negativs — die dunklen des Originals oder Positivs — das Tageslicht auf die Gelatine in der oben bezeichnet«« Weise einwirken lassen. Man wäscht sodann mit warmem Wasser aus und entfernt mit einiger Vor sicht ohne große Mühe die löslich gebliebenen Schattenstellen. Bei der großen Härte und scharfen Umgrenzung der stehcngcblicbencn Gelatine stellen hat man nun eine zum Druck geeignete Platte, welche mit fetter Schwärze eingewalzt wird und beim Abdruck ein positives Bild im richtigen Helligkeitswerte des Originalbildes giebt. Dieses Grundprinzip hat im Verlaufe von zwei Jahrzehnte» dem Erfindungsgeist vielfache Anregung zur Vervollkommnung geboten. Durch Zuhilfenahme von Eiweiß mit Zusatz von doppelchromsaurcm Kali erhielt man Platten, welche sich auf den lithographischen Stein und auch auf Zink übertragen ließen; durch Aetzung des letzeren mit Salpetersäure nach vorheriger Bedeckung und Uebcrschmelzung der Bildlinien mit Asphalt- Pulver gewann man eine Rcliefplatte von großer Linienschärfe (Autotypie); zur Gewiunung der Halbtöne erfand nian das Netz-und endlich das Kornver fahren, von denen namentlich letzteres das Bild einer Zeichnung in großer Vollendung wiedergiebt. Nach einer eingehenden Erläuterung des Pigmcntverfahrens (Kohledrucks) und des älteren Woodburydrucks kam der Herr Redner sodann auf die edelste Art des photographischen Drucks, die Photogravüre und deren weitere Vervollkommnung, die Heliogravüre, zu sprechen, bei der eine versilberte Kupfcrplatte in ähnlicher Weise wie beim Kupferstich behandelt wird. Er schloß mit dem Farbendruck, der wie beim Stein-Farbendruck von einer Anzahl Farbeplatten (photographischen Negativs) gewonnen wird. Wie bei seinem ersten Vortrage, so erläuterte Herr Schultz-Hencke auch bei diesem seine Erörterung durch beständige praktische Vorführungen, was für das Verständnis von höchstem Werte war und das Interesse un unterbrochen in angenehmster Weise fesselte. Seinem Wort folgte sofort mit bewundernswertem Geschick die That vor den Augen der Hörer schaft; keine Lehre, keine Behauptung blieb ohne sofortigen praktischen Beweis, und die recht anschaulichen Proben der unermüdlichen Arbeit des Redners, der sich seine Bühne zu einem kleinen Laboratorium umgcschaffen hatte, wanderten in der dichtgedrängten Menge der Zu hörer von Hand zu Hand. Auch die großen Vorzüge seiner Rede gewandtheit kamen wieder in liebenswürdiger Weise zur Geltung. Der Vortrag ist bei aller Popularisierung des Stoffes immer elegant, vor allem knapp, das Wichtige sorgfältig hervorhcbcnd, deutlich und klar, wobei ein verständliches und sehr bestimmtes Organ und eine außer ordentliche Beherrschung der Rcdeformen den Vortragenden in vorteil haftester Weise unterstützt. Die Versammlung dankte dem Redner mit lautem, langanhaltcndcm Beifall. Vielleicht dürfen wir der Hoffnung Raum geben, demnächst noch weiteres von dem vorzüglichen Sachkenner und Redner zu hören, was wir mit aufrichtiger Freude begrüßen würden. Vom Po st wesen. — Bekanntmachung. Seitens der Absender von Pakctsendungen nach Ost-Asien und Australien, welche mit den Reichs- Postdampfern befördert werden sollen, wird bei Einlieferung der Sen dungen auf den Abgang der Schiffe oft keine Rücksicht genommen, so daß die Sendungen häufig mehrere Wochen bis zum Abgang des nächsten Schiffs zum Nachteile des Absenders und des Empfängers im Einschis- fungshafcn rc. lagern müssen. Zur Vermeidung eines solchen unnötigen Stilllagers der Pakete empfiehlt cs sich, daß solche Sendungen bei der Leitung über Bremen etwa 2 Tage — jedoch nicht später — bei der Leitung über Hamburg 4'/y Tage, bei der Leitung über München und Brindisi 8 Tage, bei der Leitung über die Schweiz und Genua oder Brindisi 10 bez. 12 Tage und bei der Beförderung über Oesterreich 12 Tage vor Abgang der Dampfer aus Bremen bez. Genua und Brindisi in Berlin bei den Postanstalten zu Einlieferung gelangen. Die Abfahrt der Dampfer erfolgt nach Ost-Asien: von Bremen: am 23. Juli, 20. August, 17. September und 15. Oktober; von Genua: am 4. August, I. September, 29. September und 27. Oktober; von Brin disi: am 8. August, 5. September, 3. Oktober und 31. Oktober. Die Abfahrt der Dampfer nach Australien findet statt: von Bremen: am 6. August, 3. September, 1. Oktober und 29. Oktober; von Genua: am 18. August, 15 September, 13. Oktober und 10. November; von Brindisi: am 22. August, 19. September, 17. Oktober und 14. No vember. Der Kaiserliche Ober-Postdirektor, Geheime Ober-Postrat Schiffmann. Gedenktag. — Herr Friedrich Adolf Ackermann in München halte die Freude, in diesen Tagen den Gedenktag seiner fünsundzwanzig- jährigcn Selbständigkeit begehen zu dürfen. Bei diesem festlichen An laß konnte der Jubilar seinen Gästen das eben vollendete vierzigste illustrierte Prachlwcrk seines Kunstverlages verlegen. Wir beglückwün schen den verehrten Bcrussgcuossen aufrichtig zu diesem schonen Erfolge.
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