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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.07.1890
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- 1890-07-07
- Erscheinungsdatum
- 07.07.1890
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- Deutsch
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^ 154, 7. Juli 1890. Nichtamtlicher Teil. 3613 resp. Paris, wo der Guß besorgt werden sollte, hinzukam. Erst im Jahre 1837, am 14. August, wurde daun unter nie gesehener Teilnahme das Denkmal enthüllt. Das einzige noch jetzt bestehende Buchdrucker-Fachblatt aus jener Zeit, das »Journal für Buchdruckcrkunst«, welches damals in Brauuschweig im Verlage von Johann Heinrich Meyer er schien und seit 1881 in den Besitz von Ferdinand Schlotke in Hamburg übergegangen ist und sich sein altes Ansehen und den alten Ruhm voll erhalten hat, — sagt über den Moment der Enthüllung in seiner Nr. 8 vom 3l. August 1837: »Mit der ersten Kanonensalve stet die Umhüllung des herr lichen Denkmals. Es war wohl einer der großartigsten Momente, die je erlebt wurden. Oben der dunkelblaue, wolkenlose Himmel, ringsum der Jubel der so malerisch gruppierten Tausende, ein endloses Freudejauchzen, das Schwenken der Hüte, Tücher und Fahnen, bis zu dem Gipfel des ehrwürdigen Domes hinauf. Dazu die verklärten Festgesichter, die freudig klopfenden Herzen, die verherrlichten Typen der Menschenantlitze im Hochsinne der Einheit, der Weltharmonie, in dem Drange der Verbrüderung, in der Glorie der Entlastung alter Schuld und der Entsündignng lang verletzter Dankespflicht. Bor den Augen der Versammlung stand der kolossale Gutenberg in feierlicher Haltung, die Bibel an das Herz drückend, von den Strahlen der Sonne vergoldet, ruhig und ernst auf seinem Marmorblocke. Erst nach geraumer Zeit legte sich der allgemeine Enthusiasmus«. Nicht unerwähnt wollen wir ferner lassen, daß die mystisch angehauchten Seelen der Zeit viel von einem Zufall zu erzählen wußten, der sich während dieser Enthüllung zugetragen, Die zellartige Umkleidung des Denkmals nämlich, die vielleicht nicht gehörig befestigt war, sank während der Enthüllungsrede von selbst herab, so daß die Bildsäule erst in der runden Mütze, dann in einem Teil des Gesichtes und schließlich im ganzen Ober teil des Körpers Gntenbergs sichtbar wurde. Diesem Zufall gab man tausenderlei symbolische Auslegungen; namentlich wollte man aber darin angedcutet sehen, wie das Licht sich seine Bahn zu schaffen wisse durch die Wolken, ohne Befehl und Erlaubnis erst abznmarten. — Interessant ist auch, daß sofort nach der Ent hüllung ein »Typographisches Impromptu« gesetzt und an einer eisernen Presse, die damals noch zu den neuesten Errungen schaften gehörte, gedruckt wurde. Dieses Impromptu wurde in Tausenden von Exemplaren über den Köpfen der Menge aus gestreut, und da die drei Verse desselben nicht allein in histo rischer Hinsicht von Wert sind, sondern auch als poetische Leistung nicht übel und immerhin charakteristisch für die damalige Auf fassung der Feier sind, so mögen sie hier auch eingesügt werden. Nacht war heraugczogen, Die Erde hüllend ein; Nur au dem Himmelsbogen Wacht eines Sternes Schein. Da rauscht's wie Geisteswehen, Und eine Stimme spricht: -Noch einmal soll vergehen Die Nacht: Es werde Licht!» Da lösen Götterfunken Sich ab vom Sternenlicht; Sie sind herabgesunken Und sieh! das Dunkel bricht, Dort, wo der Main sich mündet. Begrüßt den Vater Rhein, Hat's gleich dem Blitz gezündet: Doch mild wie Mondcsschein Kam's nicht als Feuerregen Des Zorns, aus Göttcrhand: Es wurde als der Segen Des Lichts herabgcsandt. Run strahlt's durch alle Zonen, Sind Wolken noch so dicht. Und wo nur Menschen wohnen, Sie beten: -Es ward Licht!» Wir müssen hier noch hinzufügen, daß das mehrfach er wähnte Deukmal-Komitce, als es erkannte, daß es mit seiner Er findungsfeier des Jahres 1836 sich in Gegensatz zu den meisten Städten und typographischen Vereinen setzte, in geschickter Weise den Namen einer Säkularfeier der Erfindung in eine solche zur Verherrlichung Gntenbergs umwaudelte, und so gewissermaßen auch die Mainzer Gutenbergfeier nur das Vorspiel zu dem eigent lichen Erfindungs-Jubelfest des Jahres 1840 bildete, des Jahres, in dem, durch ein wunderbares Spiel des Zufalls, wiederum einer der geistvollsten und idealsten Könige Preußens den Thron bestieg. Es würde zu weit führen, wollten wir in unserer Skizze auf die Feier des Jahres 1840 auch nur annähernd eingehen, ging doch die Teilnahme und das Verständnis für die Bedeutung derselben selbst über die Ansichten der größten Optimisten hinaus. Nicht allein, daß in dem Mutterlande der Bnchdruckerkunst auch kleinere Städte ihren Stolz darin suchten, eine eigene Feier zu haben, sondern auch in sämtlichen größeren Städten des Auslandes scharten sich die Gebildeten zum gemeinsamen Begehen des Festes zusammen. Wenn wir nach diesem Rückblick wieder auf die Gegenwart kommen, so ist zwar, wie schon erwähnt, von einer Allgemeinheit der Feier wie damals keine Rede gewesen; aber die fünfzig Jahre, welche seitdem verflossen sind, fordern in ihrer Bedeutung für die Buchdruckerkunst, — und damit für alle Kultur — wohl zu einer eingehenderen Betrachtung heraus. Keine Uebertreibung ist es, wenn wir sagen, daß die Buchdruckerkunst in diesem Zeitraum mehr vorgeschritten ist, als in den ganzen zweihundert Jahren vorher. Vergegenwärtigen wir uns den Standpunkt, den die Kunst Gutenbergs bei der letzten Säkularfeier einnahm, so finden wir, daß auch sie sich nur langsam von dem Rückschritt, in den sie wie das ganze Deutschland durch die schwere und teilweis schmach volle Kriegszeit, welche das Jahrhundert einleiiete, verfallen war, nur langsam erholte. Wie ganz Deutschland in den Fesseln des Neides und der Zwietracht, so lag die Presse in denen der Zensur. Dieselbe Presse, die durch ihre Unerschrockenheit so wesentlich in dem allgemeinen Kampf gegen den korsischen Er oberer beigetragen hatte und deren Macht auch gerade von seinem scharfen Geist weit besser erkannt wurde, als von andern. Kein Wunder daher, daß er diese Macht, an der er die seinige ohn mächtig zersplittern fühlte, mit den brutalsten Mitteln bekämpfte. Heute, wo wir in uuserm mächtigen Reich mehr in Erfüllung gegangen sehen, als auch die kühnsten Hoffnungen unserer Väter träumten, ist die Geistesfessel der Zensur längst gefallen, und die Presse bildet die Macht, der keine andere von Menschen errichtete gleichkommt; denn ihr Reich umfaßt die gesamte gebildete Welt. Aber ohne die unvergleichliche Vervollkommnung der tech nischen Hilfsmittel wäre dies Ziel nicht in dem kurzen Zeitraum erreicht worden. Während im Jahre 1840 die Schnellpresse, diese geniale Vollendung der Erfindung Gntenbergs durch den Landsmann Luthers, Friedrich Koenig, nur in einigen wenigen deutschen Druckwerkstätteu die nubehilfliche Handpresse verdrängt hatte, ist heute das Verhältnis umgekehrt, — ein großes kompliziertes Räderwerk, ein Hasten, ein Jagen der tausend und abertausend Maschinen, deren Leistungsfähigkeit bis ins fabelhafte vervoll kommnet ist. Und noch größer fast ist der Fortschritt auf dem Gebiet der Zeituugspresse: — wie wäre wohl die heutige Welt inistande, ihr Lesedürfnis auch nur im kleinsten Teil zu befrie digen ohne die Rolationsmaschine, — diesen mächtigen Streit wagen der Presse, auf dessen adlerbcschwiugten Rädern sie im Sturm die Welt erobert hat. Fürwahr, könnte man dem Altmeister Gutenberg einmal eine der heutigen großen Zeitungen oder gar einen der bekannten Mey L Edlichscheu Kataloge, welche riesige Mehrfarben-Rotationsmaschinen Leipzigs in Millionen von Exem plaren liefern, vor Augen führen, — ec würde kaum m:hr glauben, daß er dazu den Grundstein gelegt. '
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