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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1890
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1890
- Sprache
- Deutsch
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Weise das Gefühl der Zusammengehörigkeit der deutschen Buchhändler, der Gemeinsamkeit unserer Interessen. Aber ebenso schön und alt ist auch die Sitte, daß wir zu unserm Kantatefestmahl stets auch Gäste bei uns sehen, um mit uns fröhlich zu sein: unsere Freunde und Bekannte, unsere Mitarbeiter und unsere Gönner. Es gereicht uns zu hoher Ehre und Freude, daß unserer Aufforderung stets, und so auch heute, in liebenswürdigster Weise entsprochen wird. Und indem ich unfern lieben Gästen für ihr Erscheinen nicht nur im Namen des Vorstandes, sondern, wie ich über zeugt bin, auch im Namen aller hier anwesenden Mitglieder des Börsenvereins den herzlichsten Dank ausspreche, fordere ich unsere Mitglieder auf, in ein Hoch auf unsere ver ehrten Gäste einzustimmen, und bitte letztere, uns freundlichst Bescheid zu thun. Unsere Gäste, sie leben hoch! Und abermals hoch! Und zum drittcnmale hoch! Diesen schwungvollen Worten wurde laute und lebhafte Zu stimmung zu teil und unseren Gästen hellklingender Gruß dar- gcbracht. Dann betrat Herr Heinrich Wiehern aus Hamburg, Mitglied des Vorstandes, die Redncrbühne und brachte in launiger Weise ein Hoch aus Leipzig aus, dessen »Wasser« er mit folgenden Worten feierte: »Preisend mit viel schönen Reden Ihrer Länder Wert und Zahl« n. s. w. Ja, meine Herren, so partikularistisch wie jene alten Fürsten sind wir heute nicht. Wettstreitend suchen wir nicht unsere heimischen Städte und Gaue vor andern zu preisen, unser Wettstreit dreht sich nur darum, wer die eine, uns allen gemeinsame Stadt Leipzig am würdigsten und besten zu preisen vermag. Wenn heute mir, dem Hamburger, die Ehre zu teil wird, au dieser Festtafel die Schwesterstadt, die Seestadt Leipzig, begrüßen zu dürfen, was soll ich an ihr und von ihr noch vor allem preisen? Was hat man von Leipzig schon alles ge priesen! Alle trefflichen Eigenschaften dieser Stadt sind im Laufe der Jahre an uns vorübergezogen, alle Elemente, scheint es, sind schon zur Anwendung gelangt, zuletzt die Luft! Auch schon das Wasser? Meine Herren, Sie wundern sich, daß ich zum Wasser greife, aber das Wasser ist für jede Seestadt, und so auch für Hamburg das eigentliche Lebenselement. Wir leben in Hamburg thatsächlich vom Wasser! Des Wassers Sturm und Hochfluten sind uns vertraut. Nun bin ich gar manchmal und besonders im letzten Jahre nach Leipzig gekommen, das Herz erfüllt von einer so rechten heimischen Sturmflut erregter und auch zorniger Gefühle. Aber siehe da! das Wasser der Stadt Leipzig ist anderer Art: es beruhigt und besänftigt, wie das Oel die schäumende Woge glättet. Sie, meine Herren Kollegen von der Weichsel und Weser, dem Neckar, Rhein und der Donau, haben diese treffliche Eigenschaft des Wassers der Stadt Leipzig auch schon vielfach erfahren! Das Leipziger Wasser hat die herrliche Kraft des Wassers in sich, Disso nanzen und Disharmonieeu zu lösen! Das Wasser ist das edelste und stärkste Element! Wie ein mächtiger Strom, wenn er sich ins Meer ergießt, noch meilenweit an seinem Wasser kenntlich bleibt und das Meer beeinflußt, so ist auch in dem oft stürmischen Meere des deutschen Buchhandels die Wirkung des mächtigen Stromes Leipzig in seiner Ruhe und Geschlossenheit bemerkbar. Man rühmt dem Wasser viele Eigenschaften nach. So preist jener alte griechische Dichter es als das »edelste Getränk«! Diesen Satz auf seine Wahrheit zu prüfen, muß ich Ihnen, meine Herren, überlassen, nur bitte, beginnen Sie mit dieser Probe nicht heute au dieser Festtafel. Mir ist gesagt, meine Herren, daß das Kantate-Festessen heute zum sünfundzwauzigsteu Male gefeiert wird. Es fiele also sein Beginn in das große deutsche Werde-Jahr. Gewiß ist auch im deutschen Buchhandel seitdem viel geworden; aber es bleibt noch immer viel zu werden übrig. Möge dabei Leipzig, dieser mächtige Strom, auch stets ferner befruchtend wirken, möge der starke Schlag seiner Wogen und Wellen aus den Ecken und Winkeln des deutschen Buchhandels — iutra muros st extra — hinweguehmen, was der Gesamtheit nicht zum Heile gereicht. Meine Herren, ich bitte die Gläser zu füllen doch Halt! Ich fürchte, ich lobte über Gebühr das »edelste« Element. Pindars Hymnos hatte mir es angethan. Unter wohl sechshundert Deutschen, die wir heute hier beisammen sind, schlägt mir mein deutsches Herz und Gewissen: den Griechen und ihrem Eurotas alle Ehre, ich halte es aber wie Sie mit dem deutschesten der deutsche» Sänger, dem kernigen Kerner, der in seinem herrlichen Fürstenliede singt: »und auf den Bergen edler Wein — und auf den Bergen edler Wein!« Nun denn, trinken wir in gutem edlen deutschen Wein der guten edlen deutschen Stadt Leipzig Wohl! Der Brunnenstube des deutschen Buchhandels — des mächtigen Geistesstromes, welchem vor allein in dieser ernsten Zeit die hohe und heilige Pflicht gestellt ist, zu begeistern alle Deutschen zu »edler« Thal! »Deutsche Treue, Deutscher Wein, Deutscher Sang sollen in der Welt behalten ihren alten guten Klang — und zu edler That begeistern unser ganzes Leben lang!« Die Stadl Leipzig lebe hoch! Leipzigs »Wasser« erregte stürmische Heiterkeit und hell klangen die Gläser zum Preise eines Elementes, dessen Vor trefflichkeit den Bürgern der guten Stadt bisher kaum be kannt war. Als darauf Herr Oberbürgermeister vr. Georgi sich erhob, wußte man im voraus, daß eine treffliche Würdigung dieses Lobes erfolgen würde, und fand sich in dieser Erwartung nicht getäuscht. Sein Trinkspruch hatte ungefähr folgenden Wortlaut: Hochgeehrte Herren! Der liebenswürdige Toast des geehrten Herrn Vorredners ruft mich als Vertreter der Stadt Leipzig rasch auf diese Tribüne. Seine Worte waren überaus wohlwollend für uns, und ich danke ihm herzlich dafür. Der geehrte Herr Vorredner hat unsere Stadt auch in Beziehung gesetzt zu Ihrem Verein. Das führt mich zu den allgemeinen Bestrebungen unserer Zeit, nach Vereini gung, nach Organisation. Das ist jetzt der allgemeine Zug. In Ihrer Vereinigung ist ein solches festes Gefüge schon seit Jahrzehnten Es ist eine Eigentümlichkeit der graphi schen Gewerbe, daß sich bei ihnen unter den Arbeitgebern wie unter de» Arbeitnehmern zuerst eine Organisation ent wickelte. Ein beredtes Zeugnis giebt die Wirksamkeit des Börsenvereins wie des Deutschen Buchdruckervereins. Um so mehr freue ich mich, daß Ihr Verein alle Ge fahren glücklich überwindet. Die Besorgnisse, die die letzt jährige Kantatevcrsammlung verursachte, haben sich zerstreut, und zu meiner Freude habe ich gehört, daß die Verhand lungen Ihrer Hauptversammlung auf das ruhigste verlaufen sind. Das beweist die Kraft solch' alter Organisation! Es gilt wohl auch von Ihrem Börsenvereine das alte Wort: Sit ut sst aut non sit. Wie es scheint, hat sich diese Ueber- zeugung Bahn gebrochen und dessen freue ich mich.
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