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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.05.1890
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.05.1890
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18900512
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Nichtamtlicher Teil. Die Ostermeffe. ^ * L i. Kantate! Welch bedeutungsvolles Wort für den deutschen Buchhändler, sei er Verleger oder Sortimenter, oder beides zu sammen. Bei dem einen ist es ein Tag der Einnahme, bei dem andern ein solcher der Ausgabe, bei dem Doppelseitige» soll die Einnahme größer als die Ausgabe sein —ffo hofft er wenigstens. Und Hoffnung zieht sie ja alle her nach Lerffzigs Gefilden! Die jenigen, welche ihr Geld los werden wollen und müssen, täuscht sie nicht; diejenigen, welche voll von ihr hierher kommen, wissen am Vorabend noch nichts Gewisses. Nur diejenigen, welche ständig an der Pleiße Strand verweilen, ahnen und empfinde» mehr oder minder Positives. So gestaltet sich das Wiedersehen und Begrüßen in Leipzig zu durchaus freundlichen Gebilden. Ja, man merkt es dem ganzen Thun und Lassen im Saale des neuen Buchhändlerhauses an, daß es nicht bloß die »Luft« ist, welche die Kollegen von auswärts hierher zog und hierher zieht, sondern daß »Luft« wie Hände druck auch einen goldige» Druck im Gefolge haben muß, damit der Buchdruck bezahlt werden kann. Man sieht daher nur fröh liche Mienen: »Denn druckt gar einen wo der Schuh, bleibt er betrübt zu Hause. Die Messe läßt auch keinem Ruh'! so tönt's in mancher Klause. Ich zöge gern nach Leipzig hin, zu freu'» mich der Kollegen, die alle ja mit heit'rem Sinn, gekommen sind »von wegen«! Still sperr' ich mich für Heuer ein bei Multer'n und den Kleinen; — bringt dieses Jahr mir mehr herein, will nächstes ich erscheinen.« So tröstet sich der abwesende Kollege und gedenkt in der Ferne des fröhlichen Treibens in »Klein Paris«. Ein fröhliches Treiben war es aber auch am Vorabend. Das Grüßen und Händeschütteln nahm gar kein Ende. Was das bei der.im Sale herrschenden wahrhaft tropischen Hitze zu bedeuten hatte, wird jeder Anwesende »och im Gedächtnis haben. Und trotz der Glut — schneite es im Sale. — Es war aber kein Schnee, was da von oben kam, sondern — Kalkblättchen, die von der Decke sich lösten und auf den schwarzen Röcken sich recht — komisch ausnahmen. Um I I Uhr — nach Genuß dieses Dampfbades — begann der Sal sich zu leeren. Die Fortsetzung der Sitzung erfolgte bei Acckerlcin, in Anerbach's Keller, bei Baarmann und schloß für die Meisten wohl im Cafs Bauer, dem schönsten Cafö Leip zigs und wohl ganz Deutschlands. — II. Nach Schluß der sehr ruhig verlaufenen Hauptversammlung vereinigten sich um 2 Uhr 628 hungrige und durstige Seelen zu dem bekannten Essen im großen Saale des neuen Buch händlerhauses. Da derselbe nur für 504 Personen Plätze bot, die ziemlich »kompreß« waren, so mußten die übrigen im kleinen Abrechnungssaale bei geöffneten Thüren untergebracht werden — was für keinen der Beteiligten eine Annehmlichkeit war. Beim Einnehmen der Plätze wurde jeder durch ein äußerst geschmackvoll gebundenes »Menu«, wie der Deutsche sich ger manisch ausdrückt, überrascht. Der Einband, eine Leistung der Firma Sperling'-,Herzog, war den Teilnehmern des Essens als Angebinde überreicht und wird, dessen sind wir gewiß, seinen Zweck, »Ein Band der Freundschaft- zu werden, nicht verfehlen. Diese »Buchbinderarie« war die Hülle für die ebenso pracht voll hergestellte Speisekarte, in welcher die zu erwartenden Ge nüsse textlich verwertet waren. Die zu dem Text gehörigen Illustrationen !von Fritz Reiß sind außerordentlich stimmungs voll und erregten mannigfaches Spitzen der Zunge. Die gehegten Erwartungen wurden durch die Güte des Dargercichten noch übertroffen, so daß dem Wirt, Herrn Neu- mcycr, vollste Anerkennung gebührt. Eben so vorzüglich waren die Festweine, was bei der Kennerschaft des Festkoniitees gar kein Wunder ist. Unter den Festgästen befanden sich die Spitzen der könig lichen und städtischen Behörden, der Garnison, des Reichsgerichts, der Universität, sowie Vertreter der Schriftstellerwelt. Die Stimmung der Anwesenden war von Anfang an eine durchaus behagliche, die durch geistreiche Toaste immer genuß reicher wurde. Den ersten Trinkspruch brachte der erste Vor steher des Börsenvereius, Herr Geh. Kommerzienrat Adolf Kröner, auf Kaiser Wilhelm und König Albert aus: Hochverehrte Festversammlung! Wiederum tritt die ehrenvolle Aufgabe an mich heran, den eisten Trinkspruch an dieser Stelle auszubringen. Er gilt wie immer deni Deutschen Kaiser und dem König von Sachse». Auf den jugendmutigen Herrscher, welcher heute die deutsche Kaiserkrone trägt, auf sein den idealsten Zielen zu gewandtes Streben blickt hoffnungsvoll Deutschland und die Welt. Diese Krone hat, wie einen kostbaren Schatz, der unvergeßliche erste Kaiser Wilhelm aus dem Schutte der Vergangenheit gehoben als leuchtendes Symbol neugeeinter deutscher Kraft. Auf des Enkels Haupt erscheint sie uns zugleich als Verheißung einer glücklichen Zukunft, welcher er mit kühner Thatkraft die Wege zu ebnen sucht. Ihm zur Seite aber steht als glänzender Vertreter jener großen Zeit, welche durch unvergleichliche Thaten in Krieg und Frieden den Grund zum neuen Reiche legte, sein er habener Bundesgenosse und väterlicher Freund König Albert. Meine Herren! Erheben Sie die Gläser und stimmen Sie mit mir ein in den begeisterten Ruf: Kaiser Wilhelm und König Albert, sie leben hocff! Mit freudiger Begeisterung stimmte die Festversammlung in diesen Toast ein und sang stehend den ersten Vers der von der Kapelle intonierten Nationalhymne. Es folgte Herr Or. Eduard BrockHaus, zweiter Vor steher des Börsenvereins, mit einer die Gäste begrüßenden Rede, welche lautete: Im Namen des Vorstandes des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler begrüße ich die hier so zahlreich Erschienenen auf das herzlichste und spreche die Hoffnung aus, daß wir zusammen einige heitere angenehme Stunden verleben werden. Es ist eine schöne alte Sitte der deutschen Buchhändler, sich am Sonntage Kantate nach der Beratung ihrer gemein samen Angelegenheiten beim Festmahle zu vereinigen, um sich nach dem Ernste und dem oft heftigen Kampfe der Ueberzeugungen dem Frohsinn, dem gemütlichen persönlichen Verkehr hinzugeben. Dieser hat oft schon Wunder bewirkt und erbitterte Gegner in Freunde verwandelt. Und seitdem wir dieses stattliche und wohnliche Heim haben, seitdem wir uns wie der Arbeit so auch dem Ver gnügen im eigenen Hause widmen können, haben wir ja doppelte Veranlassung, diese Sitte beizubehalten und noch mehr zu pflegen. Ich danke deshalb im Namen des Vorstandes allen den Mitgliedern unsres Vereins, den auswärtigen wie den hie sigen, die zu unserm heutigen gemeinsamen Mahle erschienen ^ sind, statt in kleineren Kreisen nur mit ihren näheren Freunden zusammen zu sein, was sie ja auch an jedem andern Tage thun können. Außer dem Vergnügen, das sie sich selbst dadurch bereiten, fördern sie auch auf diese
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