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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.04.1890
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 21.04.1890
- Sprache
- Deutsch
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2142 Nichtamtlicher Teil. .V. 90, 21. April 1890. allgemeine Unterstützung des Buchgewerbes, speziell des Verlags- Handels, verdienen, auf die gerechnet werden muß, soll das Ziel wirklich erreicht werden. — Unter den Besuchern können wir — unser Fremdenbuch und die Herren Kommissionäre, die uns sehr oft selbst die fremden Gäste zuführe», werden dies bestätigen — zuerst eine bedeutende Zahl von Kollegen erwähnen, die, wenn sie auch nicht zur Messe kommen, doch im Lause des Sommers oder Herbstes Leipzig ein mal besuchen. Auch die ausländische Kollegenschaft war stark vertreten, es befanden sich viele darunter aus fernen Ländern und Weltteilen. Fast im eigentlichen Sinne fanden wir Besucher vom Nordkap bis zum Kap der guten Hoffnung, vom Kap Finistcrre bis zu dem Wahrzeichen Japans, dem hohen Fusi-jama. Viele dieser Besucher verweilten tagelang und wiederholt in der Aus stellung und es ist kaum anzunehmen, daß ihr Besuch nicht in einer oder der anderen Weise ihrem Geschäft Nutzen gebracht hat. Selten unterließen sie nach ihrer Rückkehr uns Beweise zu senden, daß sie mit Vergnügen an das Museuni denken. Wie vielen Sortimenkshändlern wurde es erst hier möglich, eine große Anzahl von Werken einzusehen, die sie bisher nur nach dem Titel in der Bibliographie kannten. Und auch wie viele Verleger bekommen ein Werk nicht zu Gesicht, von welchem sie hinsichtlich der Ausstattung etwas Neues lernen können. Bei aller Achtung für die Leistungen vieler: etwas lernen kann doch wohl jeder Stände aber einer wirklich so hoch, daß er selbst nichts mehr zu lernen hätte, so kann er doch neidlos und mit freudigem Stolz es zugeben, wenn andere von ihm lernen. Eine sehr beachtenswerte und aufmerksame Klasse von Be suchern, das eigentliche Sonntagspnblikum, bilden die Gehilfen aus de» verschiedenen buchgewerblichen Geschäften, darunter die zahlreichen jungen Männer, Söhne angesehener Kollegen und sonst gut gestellter Eltern, sowohl aus Deutschland wie ans dem Auslande, selbst dem fernsten, die zu ihrer Ausbildung eine längere Zeit in Leipzig verbringen. Auf diese üben namentlich die wechselnden Spezialausstellungen, die jede Woche etwas Neues bringen, eine große Anziehungskraft aus. Hier werden ihnen die einzelnen Blätter der schönsten Mappenwerke, die wir meist der Liberalität des Verlegers verdanken, unter Glas vorgeführt (wie in der Ablheilung II der heurigen Kantate-Ausstellung) wie z. B. das Werk Ad Menzels, die Galerie Schack, die Wiscottschen Künstlermappen, die Kupferstiche und Holzschnitte von Lippmann, Junghändls Baukunst in Spanien, die Renaissance in Dänemark, Schreibers hellenische Reliesbilder, die ausgezeichnete Jnitialen- sammlung A. Schoppmcyers in Berlin u. s. w. Gedruckte An leitungen, kleine Artikel in wenigstens einem Dutzend Lokal- und Fachblättern, dienen zur Erläuterung dieser Spezialausstellungen, und die Herren Verleger werden sich durch die Notizen im Börsen blatt selbst überzeugt haben, daß ihre Gaben fruchtbringend ver wendet, nicht in die Bibliothek des Museums vergraben wurden. Die meisten derselben dienen, soweit das Erscheinen in Einzelblättern dieses zuläßt, nach dem Ausstellen zur Ergänzung der Blattsamm- lungen, von denen Proben in der diesjährigen Ausstellung ausliegen. Daß diese Ausstellungen vieles zur Ausbildung des Ge schmacks bei der jüngeren Generation beitragen und somit dem ganzen Gewerbe zu gute kommen, kann wohl kaum bezweifelt werden. Eine Ausfassung, als sei dies mehr im Interesse Leip zigs als des Ganzen, haben wir wohl kaum von jemand zu befürchten, der das Verhältnis Leipzigs zum Ganzen kennt, also auch nicht zu widerlegen nötig. Unter den erwähnten Verhält nissen dürfen wir wohl die Frage aufwerfen, ob die Ueber- weisung eines Exemplars eines Verlagswerkes an den Central verein, erst zur Ausstellung und dann zur Einverleibung, in den meisten Fällen dem Verleger nicht wenigstens denselben Nutzen bringt, als die gewöhnlich mit runder Hand als Rezensions exemplare versandten Werke. Deshalb glauben wir auch, daß die Bitte um schließliche Ueberlassung eines Werkes (was übrigens durchaus keine Bedingung für das Wirken im Interesse des Verlegers ist) nicht in die Klasse der im Buchhandel leider so allgemeinen Bücherbettelei zu den verschiedensten Zwecken gesetzt werden darf; sie wird ausgesprochen nur im Interesse des Buch gewerbes selbst und macht in berechtigter und nur zu billigen der Weise.Reklame für das Geschäft. Aber bedarf der deutsche Buchhandel überhaupt der Reklame? Erfahrene Stimmen sagen hierzu »Ja!« Und diese Frage führt uns noch ans einen andern Punkt von Bedeutung, in welchem die planmäßigen Ausstellungen möglicherweise dem Buchhandel gute Dienste leisten können, wenn die Verleger es wollen. Jedermann weiß, daß die Leistungen des deutschen Buch gewerbes, nach verschiedenen Richtungen hin, nicht allein nicht hinter denen der anderen großen Kulturländer zurückstehen, sondern sogar den Vorrang für sich in Anspruch nehmen können. Und doch hat der französische Buchhandel auf allen Weltaus stellungen den Sieg über die sich im Buchhandel konzentrierende Tüchtigkeit des deutschen Buchgewerbes davongetragen. Der Grund hierfür liegt hauptsächlich in der dem deutschen Buchhandel innewohnenden Abneigung, sich der Kollegenschaft zu koordinieren und sich einer Gcsnmtleitnng zu fügen. Jeder will für sich isoliert stehen und seine volle Freiheit behaupten und fällt damit nicht selten durch oder bleibt unbeachtet, denn gewöhnlich muß man die einzelnen deutschen Aussteller in den verschiedensten Winkeln der Ausstellungsräume suchen, ohne sie immer zu finden. In Frankreich fügt sich das im »Osrols äs la librairis« re. ge sammelte Buchgewerbe der Anordnung eines stets schlagfertigen Ausstellungskomitees. Der einfache, saubere Apparat ist nach der Schablone rasch hergestellt, der gemeinschaftliche hübsche Katalog gedruckt. Das Komitee ist an Ort und Stelle znr Aufstellung bereit. Die Toilette ist dem Zwecke angemessen: Gesellschafts anzug aber ohne Pracht. Bon den deutschen Ausstellern erscheinen einige in Gala- Uniform und mit Orden behängt, andere im Frack, noch andere im gewöhnlichen Rock oder gar im Schlafrock. Das Ganze macht deshalb den Eindruck einer zusammengewürfelten Gesellschaft, oder, um ohne Gleichnis zu reden: Einer erscheint mit einem Prachtvollen Gestell und legt darauf vielleicht einige mitunter nicht einmal recht saubere, broschierte Bände; ein anderer streut die Hefte eines Prachtwerkes über einen Tisch, der dritte bindet eine Broschüre in Kalbleder; role Leinwand und Gold spielen eine Hauptrolle. — Statt einer zweckmäßigen Auswahl wird der bezahlte Quadratmeter durch einen ungeordneten Haufen von Büchern, wie der Aussteller denkt, möglichst vorteilhaft ausgenutzt. Nur ein einzigesmal ist Deutschland unter einheitlicher Leitung auf einer Weltausstellung erschienen, in Philadelphia, als sieben Leipziger Kollegen es ans sich genommen hatten, das gesamte deutsche Buchgewerbe unter einen Hut zu bringen, wobei jedoch ans dem Ausstellungsplatze eine energische Repräsentation ehlte. In Wien 1873 hatte nur Stuttgart eine höchst gelungene Kollektiv-Ausstellung durchgeführt. Wer übrigens das Bild eines Kollektiv-Jammers in sich aufnehmen wollte, der mußte den für Melbourne bestimmten Bücherhaufen sehen, der von Leipzig in der Oster-Messe 1888 dorthin gesandt wurde. Hätte man während des Menschenalters, in welchem die Kantate-Ausstellungen stattgefunden haben, einen bestimmten Plan mit denselben verfolgt, so wäre vielleicht manches bereits ge wonnen. Daß es nicht geschah, kann man bedauern, es giebt aber nicht das Recht, in der alten Weise fortzufahren; denn die Welt geht doch hoffentlich nicht so schnell aus den Fugen nnd so lange sie hält, wird man die Ausstellungen nicht aus ihr heraus bringen, sei es auch, daß die Form derselben wechselt. Sicherlich könnten die Jahres-Ausstellungen vieles dazu bei tragen, daß die Verleger sich gewöhnten ihre Artikel ausstellungs mäßig zu kleiden, sich darein finden als einzelne nicht zu domi nieren und nicht zu grollen, wenn ihre Bücher friedlich neben denen eines unliebsamen Konkurrenten liegen. Droht eine Weltausstel lung, so würden in dem Centralverein bereits verschiedene dem
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