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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1890
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1890
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- Deutsch
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düng Lulhcrs, dcr dringend ein festes Ostcrdatum forderte. Der Redner kam zu folgendem Schluß: »Wir Hütten nun unfern Wunschzettel zu schreiben, aus welche Art eS denn wünschenswert wäre, das Osterfest zu fixieren. Aus einen Sonntag, das steht fest, lind auch im Frühling, gewiß. Auch innerhalb desjenigen Zeitraumes von fünf Wochen, in welchem cs bisher lag. Man kann kurz sagen: eine von diesen fünf Wochen, welche nun die geschickteste ist, wäre auszusuchcn. Meines Erachtens können nur zwei derselben in Frage kommen. Die beiden letzten Wochen wird jedermann ausgeschlossen wissen wollen, denn sic gerade sind es, welche besonders Gcschäflsstörungcn nach sich ziehen. Ferner die zweite der fünf Wochen wohl auch, das ist diejenige, welche vom 29. März bis zum 4. April reicht. Denn man wird es un bequem finden, aller drei, vier Jahre einen der Ostertage gerade auf den ersten April mit seinen Geschäften fallen zu sehen. So bleibt nur die Wahl zwischen der ersten Woche vom 22. bis 28. März und der dritten, die vom 5 bis zum 11. April reicht. Jede der beiden hat ihren eigentümlichen Vorzug. Feiert man Ostern alljährlich noch Ende März, so hat man den großen Gewinn, daß dann mit dem ersten April alle bürgerlichen Ge schäfte beginnen, und ununterbrochen fortgehen können; wie ja auch der Johannis-, Michaelis-, Weihnachtstag vor dem 1. Juli. I. Oktober, 1. Januar fallen. Aber freilich werden in diesem Falle die Handwerker und Händler sich beklagen, daß ihnen die Faschingszeit alljährlich so ver kürzt werden soll, daß sie mit Anfang Februar abschließt; denn das kommt im jetzigen Zustande nur in etwa aller Fälle vor, während sie ein andermal bis zum 9. März sich ausdehnen kann. Die meiste Aussicht auf Annahme hat der Vorschlag, einfach von den 5 Osterwochen die mittelste zu nehmen, die vom 5. bis II. April sin welche z. B. auch das Ostern dieses Jahres hincinsällt). Dann würde vermutlich das große Publikum von der ganzen Aenderung so gut wie gar nichts merken. Man wäre auch, theoretisch gesprochen, nur noch ein kleines Sehnlichen weiter gegangen, als die abendländische Christenheit von jeher gegangen ist. Während diese den tbatsächlich etwas schwankenden Frühlingsgleich tag auf den festen mittleren Tag verlegte, die sogenannte Ostergrenze aber (nämlich den Vollmond) wandern ließ, so braucht man eben nur auch sie, die Ostergrcnzc auf einen festen mittleren Tag zu legen, das wäre der 4. April, und unsere Osterregel lautete dann kurz und bündig: Es ist der dritte Sonntag nach dem 21. März, (oder was dasselbe ist: der erste Sonntag nach dem 4. April).» Es folgte sodann der Vortrag des anderen Redners, Professor vr. Hasse: Meine Herren! Ich hatte eigentlich die Absicht, Ihnen jden nach teiligen Einfluß darzulegen, den die Schwankungen des Osterfestes auf eine ganze Reihe bürgerlicher Verhältnisse ausüben. Nachdem dies aber bereits Herr 0r. Böttcher und eigentlich schon Or. Martin Luther in der uns verlesenen Stelle genügend gethan haben, will ich mich aus die Vorführung eines einzigen Beispiels beschränken. Es ist die Leipziger Ostermesse. Wie zahlreiche andere* **) ) Messen folgt auch die Leipziger Ostermesse den Schwankungen dcs Osterfestes, indem sie für die Woche vom Sonn tag Jubilate bis zum Sonntag Kantate privilegiert war. Mehr aber noch, als alle anderen Messen hatte die Leipziger Jubilate-Messe unter den sich aus 5 Wochen erstreckenden Schwankungen zu leiden, gemäß der Eigenart ihrer hauptsächlichsten Meßwaren und der alle anderen Messen überragenden Größe ihres Verkehrsgebietes. Die Leipziger Frühjahrs- oder Ostermesse hat von jeher, aber be sonders seit Ueberwindung der Konkurrenz von Frankfurt a. M. um 1700'*), die Ausgabe gehabt, die Neuigkeiten der deutschen und mittel europäischen Industrie dem europäischen Publikum für die Sommersaison vorzusührcn. Die sämtlichen Interessenten der Manufakturwarcnbranche und dcr Textilindustrie konnten ihrer Aufgabe deshalb nur dann gerecht werden, wenn Ostern zeitig fiel. Denn nur in diesem Falle konnten die Zwischenhändler und Kleinhändler die in Leipzig bezogenen oder bestellten Waren rechtzeitig, d. h vor Beginn des Sommers, an den Mann bringen. Wäre die Leipziger Frühjahrsmesse in jedem Jahre im späten Frühjahr abgehalten worden, dann hätten die aus die Sommermoden be züglichen Geschäfte in der Leipziger Neujahrsmesse Erledigung finden müssen. Denn bei dcr aus die Bedeutung der sächsischen Industrie ge stützten dominierenden Stellung des Leipziger Mcßplatzes wäre eine Ab lenkung dieses Handelszweiges nach anderen Meßplätzcn hin nicht zu fürchten gewesen. In den Jahren nun, in denen die Messe spät fiel, *) Braunschweig: Montag nach Jnvocavit. Frankfurt a. O: Reminiscere. Breslau: Laetare. Frankfurt a. M.: Judica, seit 1710 verlegt auf Misericordia. Naumburg: Gründonnerstag, später Septuagesima. Erfurt: Misericordia und Trinitatis. Bozen: Trinitatis. **) Vgl. meine Geschichte der Leipziger Messen. Leipzig, 1885. mußten die Einkäufer ihre industriellen Geschäftsfreunde an den Fabri kationsorten selbst aufsuchen. Begünstigt durch andere Faktoren, ent wickelten sich daraus Gewohnheiten, welche das Meßgeschäft später mehr und mehr untergruben. Zwei andere Gruppen von Metzhändlern waren dagegen an mög lichst späten Terminen der Ostermesse interessiert: die Rauchwarenhändler und die Meßfieranten des fernen Ostens. Denn wenn die Messe zeitig fiel, konnten, namentlich bei den mangelhaften Verkehrseinrichtungen und den bodenlosen Wegen früherer Zeiten, weder Personen noch Waren kurz nach Aufbruch des Winters aus Rußland, Sibirien, den Kaukasus- und Balkanländern rechtzeitig nach Leipzig gelangen. Und die Rauchwaren und andere Rohprodukte des Ostens (Borsten, Federn, Wachs u. s. w.) zählten zu den wichtigsten Meßhandelsgegenständen, während die Meß fieranten des europäischen Ostens sowohl als Verkäufer als auch gleich zeitig als Einkäufer die Seele des Leipziger Meßgeschäftes bildeten. Wenn deshalb auch z. B. die Mannfakiurwarenhändler in einer frühzeitig fallenden Ostermesse ihre westeuropäische Kundschaft gut versorgen konnten, so waren die einzelne» vorausgeeilten Agenten des Ostens zwar in der Lage, Einkäufe abzuschließen, oft aber nicht, dieselben oder alte Ver bindlichkeiten zu regulieren, da ihre Gegenwerte sich noch unterwegs auf irgend einer sumpfigen Landstraße Polens Herumtrieben. Dieser Widerstreit der Interessen an frühen oder späten Meßterminen führte nun zunächst zu einer ungebührlichen Verlängerung der Messe von ursprünglich einer auf später vier Wochen. Denn die Fabrikanten suchten unter dem Vorwände des Auspackens der Waren ihre Geschäfte mit Erfolg immer früher und früher zu beginnen und es entstand hierbei ein förmlicher Wettlauf unter denselben. Die Nauchwarenhändler, die Bankiers und Spediteure, welche den Käufern aus dem Osten Vorschüsse gegeben hatten, und diese Meßfieranten aus weiter Ferne selbst suchten dagegen die Messen immer mehr über ihr offizielles Ende hinaus zu verlängern Bekanntlich ist diese Ausdehnung des Meßgeschäftes selbst wiederum von großem nachteilige» Einfluß auf den Meßhandel gewesen. Somit haben die Schwankungen des Osterfestes unsere Leipziger Ostermesse von jeher sowohl direkt als indirekt auf das ärgste benachteiligt. Und wie den Leipzigern, so ist es auch anderen vom Osterfest abhängigen Messen ergangen, wenn auch vielleicht in minderem Grade. Demnach ist es wohl erklärlich, daß die an den Meßgeschästcn Be teiligten von jeher den Wunsch hatten, die Ostermessen festzulegen und von den Schwankungen des Osterfestes unabhängig zu machen. Als deshalb mit dem Eintritte Sachsens in den Zollverein die Leipziger Messen eine erneute Bedeutung gewonnen, erschien in dem »All gemeinen Anzeiger« und »Nationalzeitung der Deutschen« vom 1. Juni 1837 folgendes Eingesandt: »Die Messen zu Frankfurt a. M. und Leipzig. Wenn der Unterzeichnete nicht irrt, so ist schon vor Jahren auch in d. Bl. zur Sprache gekommcn, wie unzweckmäßig es sei, daß die Frank furter Ostermesse und die Leipziger Jubilatemesse sich nach dem beweglichen Osterfeste richten und nicht für deren Anfang und Schluß, wie bei den Herbstmessen, bestimmte Monatstage anbcraumt sind. Der Nachteil des bestehenden Herkommens ist besonders in gegenwärtigem Jahre, wo Ostern sehr früh fiel, für alle Meßbesucher und für den Erfolg der Messen selbst von sehr fühlbarem Nachteile gewesen, und vielleicht ist daher jetzt ein günstiger Zeitpunkt, eine Aenderung in der Sache zu bewirken. Der Ein wand, daß dann das wechselnde Osterfest zuweilen mitten in den Meß verkehr zu Frankfurt a. M. oder Leipzig fallen würde, kann um deswillen nicht gemacht werden, weil bisher leider sogar alljährlich die Kar- und Osterwoche zu Frankfurt a. M. zum Abschlüsse der Hauptmeßgeschäfte diente. Da jetzt für Berkehrserleichtcrungen aller Art in Deutschland weit mehr geschieht als früher, so kann gewiß auch an der Bereitwilligkeit des Senates zu Frankfurt a. M. und dcs Rates zu Leipzig nicht gezweifelt werden, in gegenseitiger Uebereinkunft, nach den Wünschen und zum Besten aller Meßbesucher, die Zeiten ihrer Frühjahrsmessen nach Monatstagen fest zu bestimmen. Sollten einer solchen Einrichtung aber ungekannte Schwierigkeiten entgegenstehen, so würde eine Bekanntmachung derselben in d. Bl. wenigstens zur Ausklärung und Beruhigung eines großen Teiles der deutschen Gewerb- und Handeltreibenden gereichen, welche bei dieser Angelegenheit nahe beteiligt sind.» Vielleicht infolge dieser Anregung in der Presse stellte dann im Jahre 1842 die Handelskammer zu Frankfurt a. M. einen auf die Fixie rung der Ostermessen zielenden Antrag. Derselbe wurde jedoch von den Magistraten zu Frankfurt a. M. und Leipzig abgelehnt. Am 16. April 1845 richteten Bodemer L Co. aus Eilenburg und 112 Genossen (lauter Verkäufer) an den Rat der Stadt Leipzig das Gesuch: »derselbe wolle geeignet finden, den Vorschlag der Verlegung des Meßanfangs in Leipzig auf einen feststehenden Kalender tag unter diessallsiger Vernehmung mit den übrigen Meßplätzen im Zollverein in Erwägung zu ziehen und diesfallsige Einleitung bei der zustehenden höheren Behörde zu treffen-, und schlugen vor als Beginn der Messe: Leipziger Neujahrsmesse ... aus 1. Januar Braunschweiger Lichtmesse . . - 24. - Frankfurt a./O. Reminisceremeffe - 20. Februar
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