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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-07-04
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1883
- Sprache
- Deutsch
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- Zeitungen
- Saxonica
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den, bedeuteten sie fast nirgends eine Concession an den größeren , Bedarf, sondern stets eine Concession an die vermehrte Concurrenz. Nun ist Concurrenz an sich zwar ein ganz schöner Begriff, so lange ein Concurrent durch den anderen zu größerem Eifer, zu mehr Sorgfalt, zu lebhafterem Nachdenken, zu eingehenderer Thätigkeit angeregt wird; sobald aber zu Mitteln gegriffen wird, die in die Lebensbedingungen der Concurrenten zersetzend eiligreifen, dann erweist sich die Concurrenz stets als ein zweischneidiges Schwert, das mit der einen Hälfte den Concurrenten trifft, mit der anderen Hälfte aber in den eigenen Leib dringt. Dem Beweis für die Rich tigkeit dieser Behauptung begegnen wir heutzutage auf allen Ge bieten des wirthschaftlichen Lebens, denn überall, in allen Berufs zweigen macht sich das Bestreben geltend, ein Gegenmittel zu finden, womit diesem Vernichtungsprozeß, vor dem auch das größte Geschäft nicht mehr sicher ist, Einhalt gethan werde. Manche behaupten, eine Reducirung des Ladenpreises um 10 gb sei für den Buchhandel ungefährlich, nur was darüber hinaus gehe, wirke zersetzend. Meine Herren! ich möchte fragen: was bedeuten 10°ch Rabatt vom Ladenpreise für den Buchhandel? Die Antwort kann nur lauten, sie bedeuten im besten Fall 60—70H> unseres Reingewinnes, meistens aber und namentlich wenn wir unsere eigene Arbeitskraft in Anschlag bringen, 100 A>. Ich werde Ihnen das weiter unten an einer Geschäftscalculation Nachweisen. Jede Erhöhung des Umsatzes im Sortiment um einige tausend Mark erfordert, von den sonstigen Spesen abgesehen, einen entsprechenden Mehraufwand an Arbeitskräften. Während der Kaufmann mit demselben Personal fast ebensowohl einen größeren wie kleineren Umsatz bewältigen kann, ist dies im Sortimentsbuch handel nicht möglich; deshalb kann auch ein sehr umfangreiches Geschäft nicht auf einen größeren Bruttogewinn verzichten, denn bis auf die Localmiethe und allenfalls den eigenen Aufwand wachsen alle übrigen Spesen im gleichmäßigen Verhältniß mit der Steigerung des Umsatzes. Ich möchte auf diesen wichtigen Factor besonders aufmerksam machen; er beweist, daß von der ein gesetzten Arbeitskraft die Vermehrung oder Verminderung des Bücherconsums bis zu einem gewissen Grad abhängt. Wird dem Sortimenter der Gewinn erheblich geschmälert, so wird er mit Ein stellung von Arbeitskräften sehr sparsam umgehen müssen und nach und nach immer mehr von seinem Umsatz einbüßen. Den Schaden hat hier aber in ganz eminentem Sinn der Verleger mit zu tragen. Nur ein großes Buchhändlerpersonal wird die so bedeu tend gesteigerte Bücherproduction bewältigen können. Hieraus ergabt gch von selbst, daß, sobald das Büchergeschäft von den Groß- sortimenteru beherrscht werden wird, der Gesammtumsatz sich wesentlich verringern muß. Die Pionnierarbeit, wie sie heutzutage vom Sortiment geleistet wird, kann dann nicht mehr gethan werden, weil sie nicht bezahlt wird. Bei dieser Gelegenheit möchte ich mir eine Zwischenbemer kung erlauben, die zwar nicht unmittelbar hierher gehört, aber doch in organischem Zusammenhang mit der angeregten Frage steht. Es wird dem Sortimenter von Seiten der Verleger so häufig vor geworfen, er verwende sich zu wenig für die ihm zugesandten Novi täten. Ja, meine Herren, das Verwenden an und für sich ist nicht schwer, wenn es nur nicht einen erheblichen Aufwand an Zeit und Arbeitskraft erforderte, für die man in den allermeisten Fällen keine unmittelbare Entschädigung findet. Der eingehende Vertrieb einer Novität im Werth von 3 M. wird z. B. hier in Frankfurt unter allen Umständen ein negatives Resultat ergeben, falls der Artikel nicht ganz außerordentlich ein schlägt. Um 12 Expl. abzusetzen, müssen mindestens 50 Expl. ver sandt werden, eine Manipulation, die zum wenigsten die Tages arbeit eines Mannes erfordert. Was ist aber diesem Aufwand von Mitteln gegenüber ein erzielter Bruttogewinn von 9 M.! Sie sehen, das Resultat ist ein negatives und nur in einer günstigen Rückwirkung auf den übrigen Gang des Geschäfts kann allenfalls eine Entschädigung für solche Leistungen gesunden werden. Der Sortimenter braucht einen hohen Gewinn und diesen garantirt ihm zunächst nur ein fester Ladenpreis und darum müssen wir uns mit der ersten These einverstanden erklären, daß Unterbietungen desselben unstatthaft sind. Nach dem oben gewonnenen Resultat versteht sich eigentlich die II. These ganz von selbst. Sie lautet: These II. Der sogenannte ortsübliche Kundenrabatt ist eine Unsitte, deren Beseitigung anzustreben ist: u. durch Vereinigungen von Seiten der Sortimenter; b. durch Regulirung eines den Zeitverhältnissen entsprechenden Laden- und Nettopreises von Seiten der Verleger. Meine Herren, der ortsübliche Kundenrabatt ist nicht bloß eine Unsitte, sondern er ist ein Krebsschaden im gegenwärtigen Buchhandel, der jetzt schon das ganze legitime Büchergeschäft unter wühlt hat und dem nicht bloß Einhalt gethan werden muß, sondern der womöglich ganz aus der Welt zu schaffen ist, weil er die Existenz der bestehenden Geschäfte im allerhöchsten Grad gefährdet. Seit über 50 Jahren hören wir das Lied von der Schädlich keit des Kundenrabatts in allen Tonarten singen, bald stärker, bald schwächer. Sie werden kaum einen Jahrgang des Börsenblattes zur Hand nehmen können, ohne in ihm das bekannte Klagelied zu finden und lange bevor man von diesem berühmten Organ unseres Buchhandels etwas wußte, wußte man schon von der Schädlichkeit des Kundenrabattes zu sagen. Erst vor kurzem erhielt ich ein Bücherpacket in eine Nummer des Börsenblattes vom Jahr 1853 eingewickelt, und neugierig, zu sehen, was wohl unsere Väter über die Leiden und Freuden unseres Standes zu sagen wüßten, ent deckte ich einen Artikel mit der Ueberschrift: „Noch ein Beitrag gegen Schleuderei". Also damals schon Schleuderei! Allerdings! aber auch damals schon der Kampf dagegen! ein Beweis, wie sehr der Kundenrabatt stets als ein schweres Hebel empfunden worden ist, und daher eine Aufforderung mehr, im Kampf nicht zu erlahmen. Was den Kundenrabatt selbst betrifft, so qualificirt sich derselbe einerseits als Offensivmittel, andererseits als Defensivmittel. Als Offensivmittel wurde er hauptsächlich von einzelnen großen Hand lungen in Berlin und Leipzig ausgespielt, dem dann kleinere Geister in der Provinz folgten. Aber auch hier sorgte die Concurrenz so fort dafür, daß die Bäume nicht in den Himmel wuchsen. Zuerst fing man mit 10°ch Rabatt an, dann folgten 15 «/», die wieder durch einen Rabatt von 20 N> überboten wurden, und daß schließlich bei diesem Rabatt selbst ein sehr großer Umsatz nur einen zweifelhaften Gewinn bringt, beweist der Umstand, daß alle in Betracht kommen den Handlungen ihren Gewinn durch Betreibung des Antiquariats zu steigern suchten. Die Versuchung, durch hohen Rabatt Kunden zu werben, liegt sehr nahe, denn nichts ist bequemer und leichter, als gangbare Bücher zu billigen Preisen an den Mann zu bringen; hier bedarf es keines besonderen Vertrauens von Seiten des Publicums, denn mit Büchern kann nicht betrogen werden. Aber dem Rabatt als Angriffssubjecte folgt stets der Rabatt" als Vertheidigungsmittel auf dem Fuße nach; dazu zwingt unter allen Umständen die eigen- thümliche Natur des Büchergeschäfts. Der Kaufmann, der das Vertrauen seines Kunden besitzt, wird dasselbe nicht sofort ein- 413"
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