Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.11.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.11.1873
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18731103
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-187311036
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18731103
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1873
- Monat1873-11
- Tag1873-11-03
- Monat1873-11
- Jahr1873
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
daran setzen, ein solches Werk zu unterstützen, aber niemals, unse res Erachtens, auf dem hier vorgeschlagenen Wege. Denn, tritt wirklich der Plan des Literaturvereins ins Leben und zeigt er sich lebensfähig, findet er viele Teilnehmer unter den Gebildeten, so wird dadurch der ganze Buchhandel, Verlag und Sortiment, einen Schlag erhalten, von dessen Folgen er sich nicht wieder erholt. Die Versorgung mindestens der Hälfte des bücher kaufenden Publicums wird das Monopol einer einzigen Gesellschaft werden; der Sortimenter, froh, das „Ehrenamt" eines Agenten derselben verwalten zu dürfen, nährt sich, so gut cs geht, von den für ihn abfallenden 20 U und der Verleger muß sich damit begnügen, wenn man ihm gestattet, streng wissenschaftliche Bücher und Journale zu verlegen. Es sind dies Folgen, an deren Eintritt man keinen Augenblick zweifeln kann; um jedoch von vorn herein dem Einwandc, wir sähen zu schwarz, zu begegnen, wol len wir versuchen, mit wenigen Zügen das Bild zu skizzircn, das nach Verlauf weniger Jahre der Buchhandel bieten würde. Der Sortimenter, der durch seine Rührigkeit glücklich eine stattliche Reihe von Vereinsmitgliedcrn angeworbcn hat und da durch eine Anzahl guter Bücherkäufer zu festen Kunden erhalten zu haben glaubt, muß sich zu seinem Schrecken gerade vom Gegentheil überzeugen. Die Ansichtssendungen, die er seinen früheren besten Kunden, Beamten, reichen Kaufleuten, Gutsbesitzern re. macht, kom men alle unberührt zu ihm zurück, denn diese Herren sind ja alle im literarischen Verein, und (denken sie ganz mit Recht) „wozu soll ich mir jetzt noch andere Bücher kaufen, da ja das Kuratorium in Berlin für mich die Mühe des Aussuchens übernommen hat und mich mit so viel gediegener Lectüre versieht, wie ich Zeit habe, in meinen Mußestunden zu lesen. Auch für meine Familie reicht diese Lectüre vollständig aus; wozu soll ich daher noch Geld für Journale aus geben? Fort daher mit den Journalen!" Allenfalls wird noch ein Modenjournal geduldet. Weihnachtsbücher werden jetzt zu überflüs sigen Luxusartikeln gerechnet, denn von den 7 bis 8 Bänden des Ver eins kann nian ja sämmtliche erwachsene Familienmitglieder be schenken und außerdem noch für verschiedene Geburtstage einzelne Bände reserviren. Der Buchhändler muß froh sein, wenn ihm die Kinder noch als Kunden bleiben. Selbstverständlich kann die Rückwirkung solcher Verhältnisse aus den Verleger nicht ausbleiben. Die bedeutendsten der jetzt lebenden Schriftsteller, die sich nicht mit streng fachwissenschaftlichen Gegenständen beschäftigen, angczogen von dem hohen Honorar und dem patriotischenNimbus, der das neue Unternehmen umgibt, schaaren sich um die Fahne des literarischen Vereins, und der Verleger — nun, der mag sehen, wie er durch Erhöhung der Honorare neue Autoren wirbt! Auch bleiben ihm ja noch Ritter- und Räuber geschichten in Lieferungen und Schulbücher! Es wäre doch sehr ungenügsam, wenn er hiermit nicht zufrieden sein wollte. Und selbst, wenn es ihm gelingt, sich seine alten Autoren treu zu erhalten oder neue heranzuziehen — kann er es denn wagen, Bücher zu bringen, die ein Thema behandeln, welches im Programm des literarffchen Ver eins in Aussicht gestellt ist? Auf was für Abnehmer soll der Ver leger rechnen, wenn nicht gerade auf die Gebildeten, und die gehören doch aller Wahrscheinlichkeit nach in einigen Jahren dem literarischen Verein an, haben also nicht das Bedürfniß, andere Bücher anzu schaffen, in vielen Fällen nicht einmal die Zeit, mehr zu lesen, als die 7 bis 8 Bände. Schon diese Andeutungen werden genügen, um ein Bild davon zu entwerfen, was für Dank der Buchhändler für seine Bemühungen ernten wird. Den Verkauf von populär-wissenschaftlichen Büchern sehen wir auf ein Minimum herabgedrückt, und sicher wird es nur wenige Jahre dauern, dann ist den Abonnenten der Bezugsweg durch den Buchhandel zu langsam, die Post erbietet sich zur direkten Lieferung, und — auch die 20 «ch verliert der Sortimenter. Fassen wir diese Gesichtspunkte ins Auge — und Keiner wird sich dem verschließen können, daß dies die richtigen sind —, so ist es Einsender dieses unbegreiflich, wie ein so hochgeachteter College, wie Hr. A. Hofmann, sich an die Spitze eines solchen Unternehmens hat stellen können. Es liegt uns fern, es den Schriftstellern ver denken zu wollen, wenn sic in der Weise ihre Werke veröffentlichen, wie cs ihnen die einträglichste zu sein scheint. Mögen sie immerhin, mit Umgehung der Verleger, sich zu einem Vereine zusammenthun und durch diesen ihre Schriften drucken und vertreiben lassen. Sie werden bald genug einsehen, wie weit der Autor ohne Mitwirkung seines Verlegers kommt; Selbstverlegen ist in den meisten Fällen gleichbedeutend mit Selbstbegraben. Daß aber ein Buchhändler die Leitung eines Unternehmens in die Hand nimmt, das so offen die Interessen des deutschen Buch handels schädigt, erscheint uns nur möglich, wenn derselbe sich nicht die schwer treffenden Folgen vergegenwärtigt hat, die unaus bleiblich über seinen gesammtcn Stand Hereinbrechen müssen. Für Hrn. Hofmann ist cs möglicherweise jetzt zu spät, sich zurückzuziehen; glücklicherweise für ihn ist er aber in einer Stellung, die ihn unab hängig von einzelnen Unternehmungen macht, und Niemand wird uns eines Mangels an collegialischem Gefühl beschuldigen, wenn wir, unserm eigenen Interesse folgend, auf seine Einladung zur Uebernahme des „Ehrenamts" verzichten. Wir glauben sicher, in Vorstehendem die Gefühle der über wiegenden Mehrzahl unserer deutschen Collegen zum Ausdruck ge bracht zu haben und wünschen und hoffen, daß auch hier der so oft berufene Gemeinsinn unseres Standes sich durch die That beweise und einem Unternehmen seine Mitwirkung versage, das uns keinen Vorthcil, im Falle seines Gelingens aber viel Schaden bringen wird. Noch ist es Zeit, daß wir aus eigener Kraft das drohende Unheil abwenden. Schon einmal ist versäumt worden, die nöthigen Schritte zu thun, als es galt, unser Interesse zu wahren. Damals als die erste Nachricht von dem beabsichtigten Unternehmen auf tauchte, hat sich keine einzige warnende Stimme dagegen erhoben, und doch wäre ein Sieg unserer Sache kaum zu bezweifeln gewesen, hätte damals der Buchhandel einstimmig jede Betheiligung ab gelehnt und — hätte nicht ein ebenso geachteter wie erfahrener Buchhändler die geschäftliche Leitung übernommen. Lassen wir uns jetzt nicht zum zweiten Male die Gelegenheit entgehen. Schwerlich wird es später in unserer Macht stehen, einmal Verlorenes wicdcr- zugcwinnen. Eins aber vor allem legt Schreiber dieses seinen Col legen ans Herz: es lasse sich Niemand durch den nationalen Schein, der den „Verein für deutsche Literatur" umgibt, beirren, sondern spreche offen und frei seine Ansicht, wie er als Geschäftsmann denkt, aus. L.. Miscellen. Der kürzlich in Breslau verstorbene Buchhändler Josef Max, so berichtet die Allg. Ztg., hat 1825 sich an Goethe gewandt und ihm für eine Gesammtausgabe seiner Werke 100,000 Thalcr Honorar- geboten. Goethe antwortete ihm: „daß diese Summe dem höchst bedeutenden Unternehmen nicht gleich zu halten sei", und später: „daß Hr. Cotta sowohl für Gegenwart als Zukunft ein entschiedenes Uebergebot gethan". Die Leipziger Bank hat unterm 28. Octobcr den Discontv für Wechsel und Anweisungen auf 6 Proc. und den Lombardzinsfuß auf 7 Proc. erhöht.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder