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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-09-03
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1873
- Sprache
- Deutsch
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203, 3. September. Nichtamtlicher Theil. 3187 meines Fleißes zu erndten, verblendete mich, daß ich die Möglich keiten eines Bankeruts nicht sah und ihre so nahe liegenden Gründe nicht empfand." „Die Sache begann. Ich brachte meine Logik, meine Meta physik, meinen Versuch über die Bcredtsamkeit und hernach auch meine Gedichte und meine Briese über die Bibel nebst dem Juvenal zu Markt und — ward betrogen. Für meinen Juvenal konnte ich 100 Thaler Louisd'or haben, welche ein Berliner Buchhändler mir geboten hatte. Dafür wendete ich noch 120 Thaler auf Papier und Druck und nahm ohngefähr 50 Thaler ein. Und so ging mirs mit allen meinen Schriften. Ich steckte Geld hinein, machte Schulden, und — am Ende, da die gelehrte Buchhandlung zu Grabe getragen wurde, hatte ich für meinen Patriotismus nichts, als daß ich 13 bis 14 Ballen Makulatur zurückgcschickt bekam, nachdem ich alles in allem noch keine 200 Thaler von der gelehrten Buchhandlung be zogen hatte. Ich darf meinen Verlust ganz kecklich auf 400 Thaler anschlagen, das luarum cossuns ungerechnet." Die Briefe über die Bibel, eine Wochenschrift, waren bis zum sechsten Quartale gediehen, als Bahrdt sich entschloß, sie der Gelehrteubuchhandlung zu nehmen. Er wandte sich deshalb an Mylius, dieser aber ging erst auf den Verlag ein, als Bahrdt seinem Unternehmen einen neuen Titel gab, weil er die „bloßeFortsetzung eines Artikels der gelehrten Buchhand lung nicht verlegen mochte". Was noch über Bahrdt's schriftstellerische Thätigkeit, soweit ihn diese mit dem Buchhandel in Berührung brachte, zu sagen wäre, kann hier übergangen werden. Es genüge zu wissen, daß zu den Freunden und Verlegern des vielumhergeworfencn Mannes auch der treffliche Frommann von Züllichau gehört hat. Es mag dies als Beweis dafür genommen werden, daß der „schwarze Bahrdt" doch nicht ganz so schwarz muß gewesen sein, als ihn seine fromme Zeit zu machen liebte, sondern daß der durch den Haß seiner Feinde nicht . wenig Verhetzte sich bis zuletzt eine Reihe lobenswerther und ihm Freunde gewinnender Eigenschaften beivahrt hatte. Misecllcn. Ein neuer Beitrag zu einer alten Streitfrage. — In der Allgemeinen Zeitung schreibt Fr. Pecht in seinen Berichten über die Wiener Weltausstellung: „...Einen Wunsch möchte ich hier nur noch an die so verdienstvolle buchhändlerische Thätigkeit anknüpfen, daß der Unsitte, so viele Werke mit lateinischen oder französischen Lettern zu drucken, endlich einmal Einhalt gethan werde. Unser Alphabet, das nach und nach von seiner Trennung vom lateinischen an alle Phasen unserer Stylcntwicklung, der romanischen wie der gothischen, der Renaissance wie der Zopfpcriodc mitgemacht, es ist so gut ein Ausdruck unseres nationalen Wesens als die Handschrift einer des einzelnen Individuums. Diese Entwicklung ausgeben, heißt uns einer theuern und charakteristischen Eigenthümlichkeit be rauben, ohne allen anderen Grund als unsere elende Ausländerei, die den deutschen Gelehrten nicht seltener einen Streich spielt als den Damen und Diplomaten. Diese Schrift gehört so sehr zu uns, ist so entschieden national, daß z. B. poetische Werke in französischen Let tern gedruckt geradezu unerträglich anmuthen. Aber auch die wissen- schastlichcn Arbeiten bekommen einen Ton widerwärtiger Geziertheit und gelehrter Pedanterie dadurch, ganz ebenso wie durch die un- nöthige Einmischung von Fremdwörtern. Man frage sich nur, da man dergleichen Unterschiede bei künstlerischen Dingen doch am schärfsten empfindet, ob einen ein in lateinischen Lettern auftretcndes Gedicht nicht sofort an ein Carmen erinnert, ob eine französisch ge druckte Prosa nicht unausstehlich geziert oder pedantisch schwerfällig anmuthe. Wer fühlte auch nicht, daß man bei etwas lateinisch Ge druckten, viel schwerer zum Genuß der Schönheiten, besonders der stylistischen komme, als bei Deutschem, genau so wie bei einem Vor leser, der einen auffallend fremden Accent spricht. Die Gründe, die man zur Entschuldigung dieser charakterlosen Nachäffung angibt, sind nirgends stichhaltig, zeigen nur jene unselige Neigung, auch das uns eigenste Einheimische gegen das Fremde, Schlechtere zu ver tauschen, die besonders in unseren gebildeten Classen so sehr gras- sirt." — Diese Epistel veranlaßt nun einen Correspondenten des genannten Blattes zn folgender Bemerkung: „Wenn Hr.Pecht gegen den Druck deutscher Schriften mit lateinischen Lettern eifert, so hat er gewiß vollkommen Recht; und uns fällt dabei der Zornausbruch Wieland's gegen seinen Verleger Göschen ein, indem er den schlechten Absatz der Prachtausgabe seiner Werke eben dem von ihm nicht ge wünschten lateinischen Druck derselben Schuld gab. Daß aber Pecht in dieser »Unsitte« nur einen Ausfluß der uns Deutschen anhaften den Neigung zur Nachäffung des Fremden sieht, bedarf einer kleinen Berichtigung; denn den jetzt wieder überhand nehmendenLateindrnck deutscher Bücher haben wir leider von erster Hand der Aufmunte rung und dem Beispiel zweier großen Germanisten, der Brüder Grimm, zu verdanken. Diesen läßt sich klärlich nichts weniger vor werfen als undeutsche Gesinnung; aber sie waren nun einmal in die Ansicht verbissen, daß unsere Schrift nicht sowohl eine dem deutschen Wesen entsprungene Umbildung der römischen, sondern daß sic eine barbarische Verbildung, eine Verderbniß sei. Diese Grille der bei den hochverdienten Gelehrten hat sich an ihnen selbst gerächt; denn der Druck ihres »Deutschen Wörterbuches ist für altere Leser eine wahre Augenqual, und dürfte schon manchen Käufer von demselben zurückgcschreckt haben. Und die neueren Germanisten, die Lachmann, Haupt, Pfeiffer, Bartsch u. s. w., haben leider bekanntlich an dem Vorgang ihrer Altmeister festgchalten." Im Interesse des gesummten Buchhandels verdient der Vor schlag in Nr. 156 d. Bl. betreffs früherer Ausgabe der Journale in Leipzig wirklich in Erwägung, und zwar in baldige Erwägung gezogen zu werden; denn nicht nur die erwähnten Uebelständc wür den dadurch beseitigt, sondern auch die Concurrenz mit der Post würde dem Sortimenter wesentlich erleichtert, da viele Leser nur deshalb durch die Post beziehen, um eben noch am Samstag in den Besitz der Journale zu gelangen. Man wende uns nicht ein, daß auch dann die Post früher liefert; — der Zweck wäre doch erreicht, wenn nur das Publicum am Sonntag die Lectüre in Händen hat. Engherzige Verleger, welchen etwa die Abgabe an die Post wegen des dabei gewinnenden Rabatts erwünschter ist, erlauben wir uns darauf aufmerksam zu machen, daß sie ein Entgegenkommen in genannter Richtung gewiß nicht zu bereuen hätten, indem der Sortimenter durch thätigere Verwendung den etwaigen Ausfall leicht ausgleichen kann, während die Post eben nur die Bestellungen entgegennimmt, ohne selbst etwas für die Verbreitung zu thun. 8. Im Börsenblatt vom 21. Juli, das uns wegen Abwesenheit erst jetzt zuGesicht kommt, finden wir unter der Aufschrift „Holland und derNachdruck" einen aus der holländischen Zeitung „llsk diisuev« van clou OuZ" übersetzten und mit einigen Zusätzen versehenen Ar tikel, »voraus Mancher vielleicht die Folgerung machen dürfte, daß wir zu den wenigen uachdruckcnden Firmen Hollands gehören. Ob wohl Ivir nun in Bezug auf den offenen Nachdruck ini Allgemeinen dein freisinnigen Prinzip huldigen, dahingegen erklärte Feinde des verkappten Nachdrucks d. h. des Plagiats sind, haben wir doch schon seit 16 bis 17 Jahren keinen einzigen Nachdruck hcrausgcgebeu, und lediglich, weil wir dem Zcitgciste nicht trotzen wollten. Im Ganzen haben ivir in früheren Jahren nur zwei oder drciNachdruckc verlegt. Schon seit 1860 sind wir Mitglieder des Börsenvcreius für den deutschen Buchhandel, und kann Hr. Fred. Müller keinen einzigen Nachdruck nach diesem Jahre von uns aufwcisen. Die Mittheilung dieses Antiquars ist also bloß antiquarischer Natur und einer per sönlichen Fehde zuzuschreiben. Gebrüder Binger. 430«
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