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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.09.1873
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.09.1873
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- Deutsch
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erleben, daß sein Heidelberger College sehr schlecht Wort hielt. Dem ersten Lastwagen voll Bücher folgte ein zweiter nicht, uyd dih ai>- sanglich überaus große Geschäftigkeit des Mannes dauerte nur sehr kurz, immerhin aber lang genug, um Bahrdt zur Anlegung einer Druckerei zu bestimmen. Hier war es wieder Herr Gegel aus Fran- kcnthal, der freundlich beisprang. Er traf mit dem Heidesheimer Dircctor das Abkommen, daß er zwei Pressen im Philanthropin ausstellte rc., Bahrdt aber hatte dafür zu sorgen, daß es den Pressen nicht au Arbeit fehlte. Und Bahrdt glaubte, diese Verpflichtung Wohl übernehmen zu können, denn er gedachte außer den Erzeug nissen seiner eigenen Feder „Ausgaben lateinischer und griechischer Autoren, Auszüge aus nützlichen Schriften u. d." drucken zu lassen. Gegel brachte die Pressen und die Druckerei in Hcidesheim be gann ihre Thätigkeit. Die ersten Nummern der pädagogischen Zei tung, sowie eines literarischen Correspondcnzblattes*) wurden ge druckt, ebenso eine neue Ausgabe des Marschlinser Erzichungsplans veranstaltet. So war alles im Gange, als der Heidelberger Buch händler den bereits begonnenen Rückzug vollendete. Er blieb ganz aus und überließ Bahrdt die Arbeit allein. Einer solchen Last war auch der Mann mit der eisernen Stirn nicht gewachsen. Denn zu seiner schon die Kraft eines Einzelnen völlig in Anspruch nehmenden Leitung eines Erziehungsinstituts von nicht geringem Umfang trat nun die Nöthigung, Autor und Corrector zu sein, daß die Druckerei zu thun hatte, Buchhändler zu sein, wenn Jemand vom Lager ein Buch entnehmen wollte. Da war reichlicher Anlaß zu mancherlei Verdruß. So beabsichtigte Bahrdt aus Nicolai's allgemeiner Bibliothek die theologischen Artikel aus- zuzichen. „Herr Nicolai konnte dabei gar nichts verlieren. Und Auszüge aus Büchern zu machen und sie dem Druck zu übergeben, schien mir eine so gewöhnliche als rechtmäßige Sache zn sein, daß ich mir's gar nicht träumen ließ, mit jemand darüber in Krieg ver wickelt zu werden." Eine gewöhnliche Sache zweifellos, ob eine rechtmäßige, darüber mochte man streiten und verschieden urtheileu, je nach denJntcressen, die man vertrat. Was Bahrdt hier trieb, war nichts als gewöhn licher Nachdruck, freilich in einer Form, wie sie selbst besseren Ele menten des Buchhandels wohl gerechtfertigt erschien. Eben in jenen Wochen, da Friedrich Nicolai das Unternehmen Bahrdt's in öffent lichen Blättern ein sehr unbefugtes nannte und fragte, ob es wohl „einem Doctor der Theologie, dem Aufseher eines philanthropini- schen Instituts anständig sei, sich unter die Classe der Nachdrucker zu stellen", sah sich derselbe Berliner Verleger genöthigt, gegen eine Buchhandlung zu Felde zu ziehen, die des besten Rufs bei den Genossen sich erfreute und Reich in verschiedenen Nachdrucksangcle- genhcitcn gegen den Bamberger Göbhardt hilfreich beigcstandcn hatte. *) Durchsicht des „Correspondenz- und Jntelligenzblatts" ergibt, daß Bahrdt auf dem Gebiete des Buchhandels Großes vorhatte Er glaubte dafür stehen zu können, „daß binnen zwey Jahren wenig gute Bücher seyn werden, die inan nicht für den versprochenen geringen Preiß (den halben Ladenpreiß) bei uns wird haben können", und er hatte seine Col- lecteurs, die für ihn Aufträge sammelte». Freilich bleibt ungewiß, in wieweit diese Freunde der Heidesheimer Buchhandlung besser waren, als die Kriegec'sche Buchhandlung in Gießen, die, wie man sich erinnern wird, in einem Brief an Reich (Aus d. Pap. d. Weidm. Buchh. I.) erklärte, der Heidesheimer Projecteur habe sie ganz ungerechtfertigter Weise unter sei nen Collcctcuren aufgefllhrt. In dem Jntelligenzblatt erscheinen dann von Zeit zu Zeit Verzeichnisse der Bücher, welche die philanthropinische Buchbandlung mit 40 hß Rabatt liefert (also nicht zu 50 Yh, wie Bahrdt ursprünglich beabsichtigt), daneben wird ab und zu ein Verzeichniß der expcdirten Packete gegeben, aus dem erhellt, daß die Bücherversendung nicht unbedeutend war. Doch zeigte sich auch da die Tücke des Schicksals. Denn cs war Bahrdt nicht zweifelhaft, daß die Unregelmäßigkeit, mit der seine Zeitungen bei den Abonnenten einliefen, sowie der Verlust zahlreicher Packete und die dadurch entstehenden Differenzen mit den Collccteuren aus die Thätigkeit seiner Feinde zurückzuführcn seien. „Wehe euch. Me derträchtige, wenn förmlicher Beweib euch der Welt entdecken wird." — Das Correspondcnzblatt erschien vom 1. Mai 1777—22. Mai 1778. Bei Nicolai war eine Weltgeschichte für Schulen von dem be- kamiten Wittenberger Schröckh erschienen. Diese ersah sich I. I. Stahel in Würzburg, um sie für katholische Schulen umarbeitcn zu lasten. Und das geschah denn auch. Einzelne Partien des Schröckh'- schen Buchs ließ nian weg, rückte dafür anderes ein und in der Vor rede gestand man offen ein, des Wittenberg,ers Arbeit sei es, die man hier für katholische Schüler zurecht gemacht gebe. Darauf kam es denn von Seiten Nicolai's zu einer gerichtlichen Klage, aus einer öffentlichen Erklärung Schröckh's aber entnehmen wir, daßdieWürz- burger Weltgeschichte in der That nichts war als ein Nachdruck. Stahel freilich glaubte im Recht zu sein. „Unsere Gelehrten", schreibt er an Reich, „sagen, wenn meine Auflage ein Nachdruck wäre, so müßte kein Unterschied zwischen der katholischen und protestanti schen Religion mehr seyn, sie behaupten, daß kein katholischer junger Mensch nach Schröckh's Ausgabe dürfte unterwiesen werden und ebensowenig wird ein Protestant die hiesige gebrauchen können."*) So war auch Herrn Bahrdt's Ansicht, daß er im Recht sec, un umstößlich. Ja er glaubte sogar noch ein gutes Werk zu thun, indem er von der Quelle der allgemeinen deutschen Bibliothek ein Bächlein abstach, Denen zur Benutzung, die nicht mit Glücksgütern hinreichend gesegnet waren, um die ganze Bibliothek sich anzuschaffen. Aber seiner menschenbcglückenden Thätigkeit setzten die Gegenanstalten Nicolai's ein Ziel, ebenso wie seine zahlreichen Feinde. Der Gras Leiningen untersagte seinem Superintendenten den Weiterdruck; Bahrdt aber machte wenigstens, bevor er dem Befehl Folge leistete, noch „das halbe Duzzend Stücke" voll. Auch das Heidesheimer Glück nahm ein Ende. Bahrdt mußte, nachdem bereits lange schon seine geträumten Buchdrucker- und Ver- legerhoffnungen Schiffbruch gelitten hatten, insolge kaiserlichen Ur- theils aus dem Reich flüchten und wandte sich nach Halle. Was ihn da weiter an persönlichen Uuglücksfällen traf, bleibt hier außer Frage, uns interessirt nur, daß Bahrdt von da an eine literarische Thätigkeit entwickelt, wie seither nie. Er verfügt dabei über ver schiedene Verleger. Mylius in Berlin druckte die „kleine Bibel", ein Werk von 60 Bogen, das ihm 60 Louisd'or einbrachtc. Die „Apologie der Vernunft" erschien in Basel (Verleger nicht zu ermit teln ), sie ertrug ihrem Verfasser 80 Thaler. Dann übernahm Mylius die dritte Auflage der „Neusten Offenbarungen", die unter einem neuen schicklicheren Titel zur Ausgabe gelangten. Ferner fing Bahrdt an, für Gebauer in Halle den Tacitus zu übersetzen, eine Arbeit, die ihm außerordentliche Freude machte, so daß man beschloß, alle römischen und griechischen Autoren in gleicher Weise zu bearbeiten. Da wollte das Unglück, daß Hermann in Frankfurt a/M. einige Wochen nach Bahrdt's Avertissement ein ähnliches Unternehmen anzeigtc, das dem von Gebauer und Bahrdt geplanten geradezu den Krieg ankün digte. Gebauer ließ darauf seinen Plan fallen, zu seines Autors großem Leidwesen. Aber der Tacitus erschien dann doch und zwar in der Gelehrtenbuchhandlung. Denn jetzt winkte von da Hilfe. Bahrdt war einer der ersten, dem der Magister Reiche, „ein Mann von vielem Genie und redlichem und festem Charakter, aber auch dabei ein unbiegsamcr Starrkopf" von seiner zu gründenden Gelehrtcnbuchhandlung sagte. Bahrdt ver suchte einige Einwürse, aber Reiche erklärte diese alle für Zeichen von Muthlosigkeit und Mangel an Patriotismus. Endlich streckte Bahrdt sein Gewehr und gab sich gefangen. „Der Gedanke, daß es Seelen größe sei, die Bahn mit eigner Gefahr zu brechen und die Republik der deutschen Gelehrten vom Joche der Verlegerschaft zu befreien, schmeichelte mir. Und die Hoffnung, mit der Zeit dreifachen Lohn Die bezügige Erklärung Schröckh's findet sich im Frankfurter Staats- Ristretto vom iS. Juli 1777, die Aeußerung Stahcl's in einem Brief desselben an Reich (im Besitze der Weidmaunschen Buchhandlung), die Erklärung Nicolai's gegen Bahrdt im Frankfurt. St.-R. von 1777 an. verschiedenen Stellen und in verschiedener Form.
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