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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.09.1873
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1873-09-01
- Erscheinungsdatum
- 01.09.1873
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- Deutsch
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Der Professor, hieß es darin, habe ja selbst zugestanden, daß die Schrift nicht von ihm sei, wie er denn nun dazu käme, Honorar zu verlangen für andrer Leute Arbeit? Diesem Schreiben war übrigens ein Freiexemplar fraglicher Schrift, sowie ein Louisd'or bcigcfügt, damit könne Bahrdt zufrieden sein. Von Erfurt, wo er heirathete, ging Bahrdt nach Gießen, einem Rufe dorthin folgend. Zwar waren ihm schlimme Gerüchte voransgegangen, doch vermochte er sie dann durch sein persönliches Auftreten niederzuschlagen und es gestaltete sich sein Leben in der kleinen Universität an der Lahn Anfangs nicht unerwünscht, auch die schriftstellerische Thätigkeit ward sehr lebhaft, lebhafter, als sic je gewesen. So erschien n. a. eine Sammlung Predigten, Verleger war Varrentrapp in Frankfurt a/M., ihr folgte eine Sammlung „Pre digten über das Amt und die Person Jesu", die bei den Eichenberg'- schen Erben in Frankfurt a/M. erschienen. Der Verdienst dabei war gering. „Denn ich hatte den Weg zu den sächsischen und preu ßischen Buchhändlern noch nicht gefunden, deren Lonisd'ors in Gießen neun Gulden galten. Und die Frankfurter glaubten Wun der, was sie bezahlten, wenn sie fünf Gulden für den Bogen sich abtrotzen ließen." Eine Homiletik aber ließ Bahrdt auf eigne Kosten drucken. (Frankfurt und Leipzig 1773, bey I. P. Kriegern.) Dann ließ Schwickert in Leipzig durch den alten Bahrdt den Wunsch nach Gießen vermelden, daß er gern etwas vom Sohne Bahrdt drucken würde. Er druckte dann auch den „apparatus ori- täous", bezahlte aber nur vier Thaler für den Bogen. „Das war freilich mehr in der Guldenzahl, als die Frankfurter gaben. Aber Schwickert druckte das Werk auf so großes Format und ließ es der maßen znsammenkcilen, daß Bahrdt kaum zehn Gulden erhielt, wenn er eine ganze Woche gesessen und sich müde geschrieben hatte. Die Arbeit war schwierig und manchmal saß der Professor über einem Vers eine Stunde lang und hatte kaum eine halbe Seite voll geschrieben, d. h. für acht Batzen Waare verfertiget." Diese Arbeit gerieth dann ins Stocken, der Absatz war, so scheint es, schlecht und Schwickert verzichtete auf die Fortsetzung. So gerieth Bahrdt auch aus den Einfall, eine allgemeine theo logische Bibliothek herauszugcbcn. Dieser Gedanke war auch vom Geldstandpunkt aus wohl einleuchtend. Denn schon die Stellung eines Herausgebers mußte klingenden Lohn bringen. Das Unter nehmen kam zu Stande, wenn auch die Versprechungen beitrags- lustigcr Autoren vielfach zu Wasser wurden, und erschien bei Hart- knoch in Riga. Von Bahrdt's Uebersiedelung nach Marschlins an übernahm Mursinna die Herausgabe. In Gießen entstand dann weiter die „Kirchcngeschichte N. T", ein Ergcbniß der Vorlesungen, die Bahrdt über diesen Gegenstand in Gießen hielt. Sie erschien bei Varrentrapp in Frankfurt a/M. und brachte vier Gulden vom Bogen. Mit Varrentrapp stand Bahrdt übrigens noch in andcrweitcr Verbindung. „Von diesem Varrentrapp", erzählt der Autobiograph, „hatte ich aus einer Erb schaft eine Partie schöner Kleider erhandelt und mich durch einen wohlfeilen Kauf auf viele Jahre versorgt. Die Rechnung betrug hundert Gulden, deren Bezahlung mir lästig wurde. Ich ging daher mit meinem Manuscriptmagazin zu Rath und bekam zuerst einen großen Stoß der Gerstenbcrgischen Verlassenschaft in die Hände. Darunter befand sich ein Manuscript, bei hundert Bogen stark, über die Lehren der katholischen Religion. — — Bei Er blickung dieses Manuscripts dachte ich, das sei ein Wälzer für Franz Varrentrapp. Denn er wollte gern für wenig Geld viel Papier haben." Dieses Manuscript ward von Varrentrapp zur Deckung von Bahrdt's Rechnung wirklich angenommen, verfehlte aber, als es gedruckt war, die gehoffte Wirkung aufs Publicum. Der Buchhänd ler sah sich getäuscht, aber der Autor hatte seinen Zweck erreicht. In Gießen erblickte unter anderm noch das Licht der Welt ein Werk, das seinen Verfasser ganz besonders in Verruf brachte, die be kannten „neusten Offenbarungen Gottes in Briefen und Erzählun gen". Ursprünglich sollte das Werk im Verlag von Bohn in Ham burg erscheinen, dann aber trat dieser sein Recht an Hartknoch in Riga ab, der für den Bogen einen Ducaten bezahlte. Das Ganze „ward aber auch sehr splendid gedruckt und erschien in vier Octav- bändchen mit aller typographischen Schönheit". Als das Buch fertig war, fragte sich Bahrdt, wem er es wohl widmen solle. Er dachte an den Fürstbischof von Würzburg, der, wie er gehört, jede Dcdieation mit einer Sendung Leistenwein zu beantworten pflege. Und solche Erkenntlichkeit wäre dem Gießener Professor um so erwünschter ge wesen, als ihm seine bisherigen Dedicationen nie etwas anderes ein gebracht hatten, als leere Dankschreiben. Dabei war das Bedenken, daß cs sich für einen protestantischen Theologen nicht schicken möchte, einem katholischen Bischof ein Buch zuzueignen, für Bahrdt ohne Bedeutung. Durch einen ehemaligen lutherischen Pfarrer, der nun an der Universität Würzburg eine katholische Professur bekleidete, sondirte jener den Fürstbischof und fand Gehör. Das Ergebniß für Bahrdt war denn auch, wenn auch nicht ein Fuder, so doch wenigstens fünfzig Flaschen alten Stcinweins. Aber die Herrlichkeit in Gießen war ebenfalls nicht von langem Bestand. 1771 war er dorthin berufen worden, 1775 nahm er seinen Wanderstab wieder und ging nach Marschlins als Director des von Salis'schen Philanthropins. Doch auch hier sollte er nicht allzu lange bleiben. Das Verhältniß zwischen Bahrdt und Salis war bald die Quelle vielfachen Aergers, so daß Beide es sehr wohl zufrieden waren, als der Gras von Leiningen-Dachsburg den Ersteren zu seinem Super intendenten machte und nach Dürckheim rief. Aus diesem neuen Ver hältniß ging dann das Heidesheimer Philanthropin hervor, eine Erziehungsanstalt, wie die in Marschlins, nach Basedow'schem Muster. Als deren Besitzer und Vorsteher nahm dann Bahrdt die in der Schweiz vernachlässigte literarische Thätigkeit wieder auf und zwar in erweitertem Maßstab. Denn nach dem Plan sollte mit dem Philanthropin eine Buchhandlung verbunden sein und ein Heidel berger Buchhändler hatte sich erboten, der Leiter des neuen Unter nehmens zu werden, „und durch äußerst herabgesetzte Preise die halbe Welt an sich zu ziehen. Der Mann schaffte wirklich einen ganzen Lastwagen voll Bücher ins Schloß und zeigte Ernst". Er wollte die Verlagskosten mit Bahrdt gemeinschaftlich bestreiten und gedachte dazu eine hinlängliche Summe hcrbeizuschaffcn. Er verpfändete sogar schriftlich sein Lager dafür, welches bereits im Schlosse war. — Mit der Buchhandlung sollte auch eine eigene pädagogische Zeitung ver bunden werden. Das alles wurde dem Publicum im hohen Posaunen tone verkündet. (Schluß folgt.) Miscellen. Rüge. — In dem Trebnitzer Kreis- und Stadt-Blatt vom 19. Juli finden sich unter den Bekanntmachungen des Königl. Land rathamtes daselbst 2 Bücher-Anpreisungen („Zusammenstellung der wesentlichsten Bestimmungen über das neue Maaß- und Ge wichts-Wesen" und „Kletke's Kreis-Ordnung"), auf welche der Königl. Landrath (v. Salisch) zu Bestellungen in seinem Bureau auffordert. Da nun schon der Hr. Gencral-Postdirector uns auf empfindliche Weise Concurrenz macht, so schlage ich vor, gleichzeitig gegen diese beiden Concurrenten vorzugehcn, indem sich eine Anzahl Collegen vereinigt und dieselben zur Gewerbesteuer heranzieht. Event, würde eine Petition an den Reichstag sicher Hilfe schaffen. N. N.
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