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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1873
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- Erscheinungsdatum
- 13.08.1873
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- Deutsch
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Während das Capitälchen zur Ausführung dieses Planes ebenfalls sich nicht zusamnicnfindct—wohl weil beide Theile die Luft daran verloren —, hatte, wie wir uns erinnern, Wieland schon seit Beginn des Unternehmens einen Thcilhaber am Merkur in der Per son des Hofkammcrraths Friedrich Heinrich Jacobi in Düsseldorf, der dann seine Rechte an seinen Bruder Johann Georg abtrat. Früher Mitarbeiter am Merkur, hatte dieser 1774 die Zeit schrift „Iris" gegründet, die jedoch nur bis 1776 erschien. Nun (1778) trat er wieder zum Merkur zurück, für ein gewisses Quantum an Prosa und Versen, das zu liefern er verpflichtet sein sollte, war ihm die Summe von 400 Thlrn. jährlich gewährleistet. Der Merkur ging mittlerweile seinen Gang weiter, in vieler Hinsicht seinen Herausgeber wie seither ärgernd, daneben doch auch erfreuend. „Ein unerbittlicher Gott!" schrieb einmal Wieland au Gleim, „der will und muß nun einmal alle vier Wochen sechs ge druckte Bogen in meinem Namen in der Welt hcrumtragcn, sic mögen Herkommen, woher sie wollen." Und das Postamt in Erfurt, das vor allem dazu berufen scheint, Wieland bei der Expedition bei- zustchen, erfüllt seine Pflicht sehr schlecht. Klagen hierüber gelangen auch nach Darmstadt an Merck. Diesem wäre der Dichter sehr ver bunden, wenn er ihm einen „vortheilhafteren und doch leichter Practikabcln Dcbitsmoduin für den Merkur ausspeculiren könnte, als der jetzige ist, wo die Postämter einen Rcichsthaler von jcdein Exemplar voraus wegnehmen". Der Posthalter in Erfurt macht eine Menge Mucken, bezahlt nicht, legt keine Rechnung ab und setzt Wieland in eine um so viel größere Verlegenheit, da die Speditions zeit des Jänner vor der Thür ist, und jener also nothgcdrungen die Spedition zu seinem größten Schaden dem Erfurter überlassen oder riskiren muß, daß der Merkur, weil nicht gleich ein andrer Weg zum Debit gefunden werden kann, gar ins Stocken gcräth. „Es ist ein elend jämmerlich Ding um eine solche Entreprise in einem Lande, das die fatale Verfassung hat, die bei uns Deutschen die Quelle so unzähligen Uebels ist." Auch seinen Lesern klagt er wiederholt sein Leid. Wie schlimm, daß „der größte Theil der Leser aller deutschen Literatnrwerke" wohl gern liest, aber zum Kaufen von Büchern nicht die nöthigen Mittel hat. „Unter den Begüterten und besonders unter dem hohen und niedcrn Adel unserer Nation kann man kaum auf fünfe unter Hunderten zählen, die, bei ganz unleugbarem Ver mögen es zu thun, den Willen haben, die Aufnahme unserer Litera tur dadurch zu befördern, daß sie das Buch, so sie gerne lesen möchten, selbst kauften." Trotz solcher Klagen ist Wieland mit seinem Merkur ganz wohl zufrieden. „Ich bin Hausvater", schreibt er am 24. Jan. 1779 an Voß, „und habe inclusive sieben liebe holde Kinder, wovon das älteste wenig über zehn Jahre und das jüngste sieben Wochen alt ist, täglich 16 Mäuler und Mägen zu versorgen. Bcy einem solchen Amte darf man wahrlich die Hände auch nicht in den Sack stecken und der ehrliche Merkur spielt, wie Sie denken können, dabey keine ganz entbehrliche Rolle." Und er wird sogar böse, wenn von Drit ten behauptet wird, das Unternehmen ginge schlecht. So ist durch Hcrder's Frau die Nachricht nach Darmstadt gelangt, cs stehe mit dem Merkur übel, unserDichtcr aber nimmt daraufhin Anlaß, Merck am 16. Juni 1778 zu schreiben, daß er dem „einfältigen Gewäsche der H." nicht glauben soll. „Es ist wahr, daß der Absatz sich seit zwei Jahren um etliche hundert Exemplare vermindert hat, aber wenn er nur so bleibt, wie in diesem Jahre, so kann ich vollkommen zufrieden sein und wünsche mir nichts mehr. Ja wenn er auch des Krieges wegen noch um etliche Hundert fiele, so soll uns das weder klcinmüthig noch irre machen ; es ist auch dann noch immer der Mühe wcrth sortzufahren, — und überhaupt, laß uns nur so fortmachen und uns an nichts kehren — ehe man sichs versieht, kriegt das Ding wieder einen neuen Schwung, und am Ende bin ich sehr ge wiß, daß der Merkur noch manches Journälchen, dessen Existenz er veranlaßt hat, überleben soll." An dem Gerede der Herder ist wohl weiter nichts schuld, als der Umstand, daß vom Weimarer Buchhänd ler Hoffmann aus Leipzig von der Messe au Wieland ein Bericht cingeht, gerade als Frau Caroline bei Wielands war. Hoffmann schrieb: „Der Merkur will nicht recht ziehen, ob der Krieg, ob das Museum dran schuld ist, kann ich nicht sagen." 1781 freilich klagt unser Dichter dann wieder in einem Brief an I. Müller, daß sein Journal, das Anfangs einen „suooös brillant" gehabt, seit 1776 infolge verschiedener Ursachen und veranlaßt durch „la oonourrsnoo ä'nns inkinikd cko sournaux^)", an Verbreitung ein gebüßt habe. Er bietet bei Gelegenheit für den Bogen zwei Dukaten zehn Gulden Reichsgeld Honorar. Das ist nicht viel, aber Müller mag bedenken, daß er in Deutschland schreibt, und daß seine Arbeiten zwei Jahre nach erfolgtem Abdruck im Merkur oder auch früher, ihm wieder zur Verfügung stehen. — Merck, der eineZeit hindurch sehr fleißiger Mitarbeiter am Merkur war, sagt Wieland (1776) für den Bogen Recensionen (aus Petit) etwa 22 Gulden zu; „andre Aufsätze werden nach Möglichkeit honorirt". Am 26. November desselben Jahres macht er Merck den Vorschlag, daß er ihm jährlich 250 Gul den bezahlen wolle, wofür Merck 12—14 Bogen liefern sollte; 1785 offerirt er zwei Dukaten für de» Bogen, „denn mit dem guten Mer kur heißt es freilich „non sum, gnalis erain"". Schiller schreibt später an Körner, jctzk(l788—89) würden gewöhnliche „gute" Aussätzcmit einem Carolin für den Bogen bezahlt; „da der Merkur noch nicht so tief herabgekommen war, waren es drei Dukaten". Auf dieses Honorar würde Körner übrigens „allerwenigstens" rechnen können. Schiller selbst erhielt für Uebersetzungen nicht mehr als einen Carolin. Hier aus, wie aus einer andern Stelle des Schiller-Körner'schen Brief wechsels ergibt sich, daß Wieland für die von ihm für den Merkur angenommenen Aufsätze nicht den gleichen Honorarsatz hatte, son dern daß er in jedem einzelnen Fall ein besonderes Gebot zu thun Pflegte. Die Honorare schwankten, je nachdem der Merkur gekauft ward und Geld in Wieland's Casse war. Die weiteren Jahre verfließen in der gewohnten Thätigkeit eines Redacteurs und Mitarbeiters, daneben auch des mit seinem Erfolg nicht immer Zufriedenen. Da wird Klage geführt darüber, daß der Merkur nicht mit dem deutschen Museum in die Wette laufen kann, daß er sinkt, daß man ihm einen neuen Schwung geben muß, wenn er nicht an der Abzehrung sterben soll, daß Georg Jacobi ein so saumseliger Mitarbeiter ist. Wenn man ihn nur von „seinem und seines Bruders angeblichem Rechte am Merkur zu excludiren vermöchte". Um den Merkur zu heben, schlägt Wieland verschiedene Wege ein, vom Werben guter Mitarbeiter ganz abgesehen. Im Jahr 1774 hatte er ihn etwas erweitert, von 1776 an ihm Bilder beigegeben, die jedoch von 1779 an wieder verschwanden, was gerade kein Ver lust für die Abonnenten war. Dann erscheinen zwischendurch Lieder mit Noten, 1780 füllt der Oberon das ganze erste Vierteljahr — Wieland, der anfangs von diesem Gedicht viel für den Merkur erwartet, klagt dann, daß er sich mit der Ausnahme geschadet —. Von 1783 ab erhält das Journal einen besonderen Anzeiger für „dlova liiteraria, pensess tnZitives" rc. Aber auch dieser wird dann Anlaß zu Aerger, denn er erschwert die Expedition und gibt zu Jrr- thümern der Postämter vielen Anlaß. Von 1789 an fällt der An zeiger wieder weg, doch soll der Merkur dafür um einen Bogen stärker werden. Dazwischen spukt der Gedanke, den Merkur ganz cingehen und ein andres Journal an seine Stelle treten zu lassen. Oder vielleicht nur eine Auffrischung durch neuen Titel? „Was meinst Du", schreibt Wieland im Sommer 1780 an Merck, „wenn wir den *) Unter den Journalen jener Zeit, die dem Merkur Abbruch thaten, ! steht das Deutsche Museum (1776—1788) oben an.
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