Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.06.1921
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1921-06-15
- Erscheinungsdatum
- 15.06.1921
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19210615
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192106158
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19210615
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1921
- Monat1921-06
- Tag1921-06-15
- Monat1921-06
- Jahr1921
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Verlegern jetzt dem deutschen Volke so gut und so wohlfeil angeboten wie nur möglich. Durch jeden staatlichen Eingriff in Form einer verkappten Steuer ist eine Verteuerung un ausbleiblich. Ferner wäre es geradezu unsozial und kulturschädlich, den Autoren neuerer, noch geschützterWerkc, seien diese gut oder schlecht oder als Modewerke schon ohnedies hoch entlohnt, unterschiedslos noch eine weitere Einnahme zu ver schaffen, während ernste, innerlich wertvolle Gcisleserzeugnisse durch die verteuernde Zwangsabgabe noch mehr, als schon jetzt der Fall, zurückgedrängt oder unmöglich gemacht würden. Sodann wurde die Verwaltung der aus dieser »Kultur abgabe« fliehenden Mittel durch den geplanten Ausschuß der Schriftsteller und Künstler in der Hand weniger schwer kon trollierbarer Männer eine Macht vereinigen, die, wenn auch unbewußt, zu schlimmen Schädigungen echter Wissenschaft und Kunst führen kann. (Sehr gut!) Die gegen den Sortimentsbuchhandel als den das Buch verteuernden Zwischenhandel gerichteten Angriffe werden gemacht ohne genügende Kenntnis der auch im Buch handel bestehenden Not und der Schwierigkeit der auch von ihm gewünschten Reformen. Die Hauptversammlung beauftragt den Vorstand, alle ge eigneten Schritte zu tun, um das ganze deutsche Volk, beson ders die Behörden, die gesetzgebenden Körperschaften und die Presse über die sich hinter jenem Plane bergenden Gefahren aufzuklären und seiner Wciterbetreibung jeden möglichen Wi derstand zu leisten. Zugleich aber erklärt die Hauptversammlung einmütig, daß der deutsche Buch-, Kunst- und Mufikalienhandel die Pflicht fühlt, an der Erhaltung arbeitsfreudiger, geistig schöpfe rischer Kräfte und an jeglicher Förderung deutschen Geistes lebens in vorderster Reihe mitzuwirken. Die Hauptversamm lung ermächtigt daher den Vorstand, einem besonderen Aus schuß die Aufgabe zuzuweisen, in vertrauensvollem Zusam menwirken mit Vertretern der geistigen Arbeit andere Wege zur Bannung unverkennbar drohender Gefahren zu suchen. Meine Herren, in der Presse und auch im Börsenblatt ist über die Kulturabgabe schon mancherlei gesagt worden; ich möchte das nicht wiederholen. Nur auf einen Punkt will ich in diesem Kreise noch eingehen: das ist die noch ziemlich unbesprochene Technik der dem Buchhandel angesonncncn Einziehung dieser Steuer. Für die Einziehung verantwortlich ist der Verleger; die Steuer soll von den Verbraucherkreisen, also dem Publikum, durch den Sortimenter erhoben werden. Danach würde der technische Vorgang folgender sein: Der Verleger hat auf jeder Faktur nicht nur die Nettopreise dem Sortimenter zu belasten, sondern er hat eine Nebenrechnung über die Ladenpreise der ge lieferten Bücher aufzustellen und von diesem Ladenpreise 107° dem Sortimenter in Rechnung zu setzen. Der Sortimenter seinerseits muß die Bücher usw. mit 107« Zuschlag auszeichnen und sie mit diesem Steuerzuschlag dem Publikum verkaufen. Alle Gefahren des Kreditgebens, alle Gefahren der Einziehung usw. gehen zu Lasten des Buchhandels; er soll diese Arbeit umsonst leisten. (Zuruf: Umsatzsteuer!) Ich berühre neben anderen Schwierigkeiten, die auf der Hand liegen, nur kurz noch die eine, daß auch von dem ganzen Konditionsverkehr der Verleger dem Sortimenter die Steuer vorläufig berechnen und der Sorti menter sie bei der Remission wieder zurückrechnen müßte; die Ladenhüter bleiben versteuert dem Sortimenter. (Heiterkeit.) Außerdem ist noch charakteristisch, daß die Steuer auf den Laden preis gelegt ist. Was wird aber mit den Büchern, die keinen Ladenpreis haben, mit den Büchern des Restbuchhandels, des Antiquariats? Wie wird es mit den Zeitungen und Zeitschrif ten? Das sind alles Fragen, die man in diesem Kreise nur an zurühren braucht, um einen einmütigen Widerstand und voll ständige Ablehnung der Steuer herbeizuführen. Meine Herren, der Ausschuß wird sich nun, sobald er ar beitsfähig geworden ist, zur ersten Aufgabe stellen, so viele Kreise wie möglich außerhalb des Buchhandels zur Mitwirkung in dem Kampfe gegen diese beiden uns angesonnenen Pläne aufzurufen. Dabei kann ich schon heute sagen, daß der Ausschuß auf die Mitwirkung des Sortiments rechnet, daß er z. B. sehr damit rechnet, daß durch ein passend eingerichtetes Schaufensterplakat die Aufmerksamkeit des Publikums auf die Gefahr der Ände rung der Rechtschreibung und die der Kulturabgabe gelenkt werde. Das Plakat könnte in eine Schlagwortform gefaßt wer den ; ich denke etwa groß gedruckt: »Was ist Jarzent?« Darunter wäre zu sagen: -Jarzent bedeutet ein Jahrzehnt und ist eine Probe der vom Reichsministerium des Innern dem deutschen Volle angesonnenen neuen deutschen Rechtschreibung«. (Bravo! und Heiterkeit.) So ungefähr könnte die Sache gemacht werden, und ich bitte die Herren Sortimenter schon heute, derartigen Bitten, die der Ausschuß an Sie richtet, Erfüllung zu gewähren. Im übrigen möchte ich die beiden Entschließungen, die der Deutsche Verlegerverein gestern schon einstimmig angenommen hat, auch hier zur Annahme empfehlen, damit morgen in der Hauptversammlung des Börsenvereins keine weiteren Schwierig keiten entstehen. (Lebhaftes Bravo.) Vorsitzender Walther Jäh (Halle a. S.>: Meine Herren! Sie haben den Antrag des Herrn Voigtländer gehört, die beiden Entschließungen, die er hier verlesen hat — und deren noch malige Verlesung Wohl nicht notwendig ist —, auch in der Ab geordnetenversammlung anzunehmen. Ich frage zunächst, ob noch jemand zu dieser Angelegenheit das Wort wünscht. — Das ist nicht der Fall. Dann stimmen wir zunächst über die An nahme der ersten Entschließung ab, die sich mit der Änderung der Rechtschreibung befaßt. Diejenigen Herren, die dagegen sind, bitte ich, sich von ihren Plätzen zu erheben. — Die Ent schließung ist einstimmig angenommen. Dann die zweite Entschließung, die sich auf die Kultur abgabe bezieht. Wer dagegen ist, den bitte ich, sich zu erheben. — Es erhebt sich niemand; also ist auch diese Entschließung ein- stimmig angenommen. Wir fahren fort. Zeitschriftenverlag. — Satzungsänderung des Deutschen Verlegervereins. — Wirtschaftslage des Sorti ments. — Gründung von Ortsvereinen. — Genossenschaftlicher Zusammenschluß des Sortiments. — Schnlbüchergeschäst. Paul Nitschmann (Berlin): Meine Herren! In dem Passus über das Schulbllchergcschäst steht hier zu lesen: »Vom Sortiment aber beansprucht der Schulbuchverlag nicht mit Unrecht, daß es seiner besonders schwierigen Lage auch in seinem eigenen In teresse Rechnung trägt und beim Verkauf von Schulbüchern auf einen Sortimentsteuerungszuschlag völlig, oder wenigstens soweit es irgend tunlich ist, verzichtet«. Ich kann dem nicht zustimmen. Es gibt unter den Sortimentern eine große Anzahl, die absolut auf das Schulbüchergefchäft angewiesen sind. Ich sehe ab von den großen Geschäften, aber es gibt eine erhebliche Anzahl kleiner und mittlerer Geschäfte, die in der Hauptsache den Kern, die Seele ihres Geschäfts im Schulbüchergeschäft sehen. Nun ist es heute undenkbar, daß bei den Rabatten, die der Schulbücher verlag gewährt und — ich gebe zu — teilweise vielleicht nur gewähren kann, auf einen Tcuerungszuschlag verzichtet wird, und der Appell, den die Vereinigung der Schulbuchvcrleger mehrfach an das Sortiment gerichtet hat, ist Wohl deshalb nicht aus geeigneten Boden gefallen, weil der Sortimenter tatsächlich nicht in der Lage ist, auf diesen Zuschlag zu verzichten. Meine Herren, es sind mir Fakturen und Berechnungen aus allen Teilen des Reiches vorgelcgt worden, aus denen sich ergibt, daß oftmals die Nettoberechnung des Verlegers höher ist als der Ladenpreis der betreffenden Partie von Schulbüchern, die be zogen worden ist. Da kommt Fracht oder Porto, da kommt die Verpackung hinzu und -alle die übrigen Unkosten, die der Ver leger noch auf seine Fakturenpreise aufschlägt. Das muß in irgendeiner Form abgewälzt werden, und wenn der Sortimenter das in einem 10- oder 207-igen Tcuerungszuschlag unterbringt, so ist es in den meisten Fällen nur ein sehr geringer Nutzen, der ihm verbleibt. Ich kann es deshalb nicht als richtig empfinden, wenn hier steht, daß der Verlag »nicht mit Unrecht« den Wegfall des Teuerungszuschlags verlangt. Meine Herren, das ist mit Un recht verlangt; denn das Sortiment kann nicht auf diesen Zu schlag verzichten. Es wäre natürlich möglich, wenn die Ra batte beim Schulbüchergeschäft verbessert werden könnten. Ich 815
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder