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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.02.1891
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.02.1891
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- Deutsch
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der Kranke willigte in eine Entlastung. Er behielt nur noch seine Lieblingswerke, die Schulen, die Erziehungs- und Rettungs anstalten. Wie konnte er sie lassen, die ihm ebenso nahe ans Herz gewachsen waren als er ihnen. Aber die Angehörigen be obachteten mit Bangen, daß diese Erleichterung der Arbeit keine Besserung brachte. Der Antritt des neuen Jahres schien ihm seine Gebrech lichkeit besonders nahezulegen. Die Größe seiner Aufgabe als Vater von sechs Kindern, von denen erst die älteste Tochter zur tüchtigen Stütze der Mutter herangewachsen, als Geschäfts mann, als Leiter und Berater so vieler Werke, die alle noch der väterlichen Pflege bedurften, wollte ihn erdrücken. Aber er nahm dennoch jedes neue Tagwerk getrost auf seine Schultern, gestärkt durch einen Trunk aus dem lebendigen Quell des Wortes Gottes und gehoben durch einen Blick ins nahe Heiligtum. Seine Tagewerke waren schon gezählt. Sehr leidend unter der starken Kälte entschloß er sich dennoch, letzten Samstag seinen Freunden zulieb den Abend im Seminar zuzubringen, wo er so oft ein- und ausgegangen. Der Heimweg wmde sein Heimgang. Unterwegs überfiel ihn die Atemnot wie ein Gewappneter. Er brach an der Seite seiner Gattin zusammen und starb, ehe er die irdische Heimat mehr erreicht, ehe er noch ein Wort des Abschiedes gesprochen. Wie ein Baum, der vom Froste im Marke getroffen wird, so starb er, erst 50 Jahre, 3 Monate und 14 Tage alt. Ein Baum voller reifer Früchte, von dem wir kühlen Schatten und noch mehr Frucht erwarten dursten«. In de» ehrendsten Worten widmeten die Blätter seiner Heimatsstadt den hohen Verdiensten des Verstorbenen ihren Nach ruf. Wir führen nach dem Anzeiger für den Schweizerischen Buchhandel« hier die folgenden Würdigungen seines segensvollen Wirkens an: »Wer hat nicht gerne mit ihm verkehrt! Da stand er in seinem schönen, geräumigen Geschäftslokale auf Petershofstatt in Zürich am Pulte zunächst der Thür, stets beschäftigt, aber auch stets zur Auskunft bereit; mau mochte kommen, wann man wollte, auch in der geschäftereichsten Zeit, fand man ihn immer freundlich, nie überhastet, nie gereizt, immer zu einem ruhigen Wort bereit. Die Autoren, die eine Auskunft bei ihm haben wollten, die Kunden, die ihm oft sehr unbestimmte Wünsche vortrugen, die Pfarrer, die sich in seiner Buchhandlung die Neuigkeiten vom Büchermarkt ansaheu, die ausgetretenen Zöglinge des evangelischen Seminars, die ihren Bedarf am liebsten durch ihn bezogen, die Lehrer an der freien Schule in Zürich und die Eltern daselbst versorgter Kinder — sie wandten sich alle gerne au ihn, und der ruhige, gelassene, einsichtige Herr Höhr war stets bereit, in anspruchsloser Weise zu dienen; auch für die Dieustleute, welche Büchersendungen zurückbrachteu, hatte er noch ein munteres Wort. Sein Christentum war ein un- gemein wohlthuendes, verständiges, praktisches. Er stand gerade für jene christlichen Bestrebungen ein, die am meisten dem un gläubigen Zeitgeist zuwider sind, aber er vertrat sie ohne Osten tativ» als etwas Selbstverständliches nnd blieb dabei freundlich gegen jedermann, so daß man ihn allgemein wohlmochte; durch die positiv-christlichen Kreise aber ging, obgleich man sich von ihm keiner überschwenglichen Gefühlsäußerungen zu versehen hatte, eine eigentliche Trauer hindurch, als man die Nachricht von seinem plötzlichen Tode empfing«. (Evangelisches Wochenblatt.) »An CH. Höhr verlieren die christlichen Schulaustalten unserer Stadt eine ihrer treuesten und in Jahre langem Kampfe bewährtesten Stützen. Er war mit einer der Gründer des Se minars Uuterstraß. Unentwegt hat er bis zu seinem Tode mit warmem Interesse das Gedeihen dieser Anstalt verfolgt und unermüdlich für sie gearbeitet. Die ausgetretenen Zöglinge ver lor er nicht aus dem Auge, und jeder von ihnen verkehrte gerne mit ihm, wenn ihn seine Wege »ach der Stadt führten. Die Buchhandlung von Herrn Höhr war, zumal an Samstag-Nach- miltagen, ein eigentlicher Sammelplatz von Lehrern. Als Mitbegründer und Präsident leistete er siebzehn Jahre lang der freien Schule in Zürich unschätzbare Dienste. Sein freund liches, friedliebendes Wesen war vorzüglich dazu geeignet, so manche Schwierigkeit aus dem Wege zu räumen. Gewiß hat er gerade in dieser Stellung neben vielem Erfreulichen auch manche Ent täuschung und allerlei Mißdeutungen zu erfahren gehabt. Aber er hielt aus. Und als sich die Notwendigkeit der Gründung einer freien Schule in Außersihl immer mehr geltend machte, da war er mit jugendlicher Kraft und Freudigkeit wieder dabei. Und als wäre seine Arbeitskraft eine unerschöpfliche, bereitete er in aller Stille im Verein mit wenigen Freunden die Errichtung eines christlichen Privatgymnasiums vor. Schon seit Jahren wirkte er als Vorstandsmitglied der Anstalt in Freienstein Damit war seine Thätigkeit noch nicht erschöpft. Mit größter Hingebung arbeitete er seit dem Bestehen der Anstalt für Epileptische in Riesbach auch für die Linderung der Not u.stsr diesen Aermsten der Armen Und welcher Art seine Mitarbeit war, das wissen Wohl am besten die beiden Direktoren am Seminar und in der Anstalt für Epileptische, die mit dem Verstorbenen durch die Bande engster Freundschaft verbunden waren. Den Armen und Kranken war er ein verborgener Helfer, ein treuer Berater. Was er in diesem Stücke geleistet, ist Gott allein offenbar und denen, die es erfahren haben. Mit aller Energie trat er der schlechten Litteratur entgegen und arbeitete, so viel in seinen Kräften stand, für Verbreitung guten Lesestoffes. Als Aktuar des christlichen Vereins hat er für Hunderte von Franken gute Bücher versandt zur Ergänzung der Schulbiblio theken auf dem Laude. Er beteiligte sich lebhaft an der Sache der Gratislesezirkel und des Vereins zur Verbreitung guter Schriften«. (Evangelisches Schulblatt.) »Er erwarb sich rasch die Achtung seiner Kollegen, die ihn für eine Reihe von Jahren in den Vorstand des Buchhändler- Vereins beriefen. Unter seiner tüchtigen Leitung blühte das Ge schäft, und was ihn besonders ehrte in den Augen aller Gutge sinnten, war sein ernstliches Bestreben, gegen die schlechte und schmutzige Litteratur anzukämpfen und für die Verbreitung eines gesunden und christlichen Lesestoffes zu wirken. Die Arbeitslast eines weitverzweigten Geschäftes, die treue Sorge für eine zahlreiche Familie, die liebevolle Pflege seines Jahre lang schwer leidenden Vaters erschöpften aber seine große Arbeitskraft noch lange nicht. Er war ein Freund der frei willigen Liebesthätigkeit von seltener Aufopferung. Der Jugend, ihrer Erziehung und Pflege in christlichem Geiste schlug sein warmes Herz entgegen. Als Mitglied des Großen Stadtrates und in manchen christlichen Vereinigungen hat er daneben noch viele Stunden dem allgemeinen Wohl geopfert. Wie viel Not und Armut er aber im stillen gelindert, ohne das geringste Aufsehen zu er regen, wie oft er am Kranken- und Totenbett als barmherziger Samariter erschienen, das wissen unter Menschen nur die, welche es erfahren durften«. (Zürcherische Freitagszeitung). Nachklänge an die Berliner Autographen- Auklion. In Nr. 28 d. Bl. vom 4. d. M. gaben wir eine Preisliste der wertvolleren Stücke, welche auf der Berliner Autographcn-Auktion des 27.-29. Januar (bei Albert Cohn) unter den Hammer kamen. Unter den vielen Autographen, welche ein eigenes Interesse für die Geschichte des Buchhandels, der Beziehungen zwischen Autor und Verleger u. s. w. haben, heben wir mit Auszügen aus dem Kataloge einige hervor: Nr. 19. Privileg für den Buchhändler I. I. Wähler in Ulm (dessen Firma noch jetzt blüht), gezeichnet vom Kaiser Franz 1. Wien, 20. Januar 1757. — Nr. 51. Prinz Louis Ferdinand von Prcuhcn übersendet (an Breitkops?) zwei Trios in Es-dur zum Druck und ver spricht noch andere Koniposilioncn. — Nr. 294. Bibliothekare und
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