Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.05.1921
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- 1921-05-25
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Redaktioneller Teil. 119, 25. Mai 1921. Herr Hofrat vr. A. Meiner, Erster Vorsteher des Börsen vereins, führte aus: Früher war die Stimmung beim Kantateessen, das die sachlichen Beratungen abzuschließen und zu krönen pflegte, meist eine heitere. Heute ist das anders. Ganz von selbst liegt auch über festlichen Ver anstaltungen bei aller Lebhaftigkeit ein gewisser Ernst. Die Zeiten sind zn schwer, als das; wir uns von ihrem Druck völlig frei machen könnten, und wer es unternimmt, dies in Worte zu fassen, was uns bewegt, der schlägt ernstere Töne an. Viel liehe sich ansführen, besser aber ist es zu schweigen: »Immer daran denken — nie davon reden!« Doch auf ein Begebnis der letzten Tag« darf ich wohl eingehen. Es liegt mir fern, ins Politische abznschweifen, wo aber der Tod, der alles ansglcicht, seine Allgewalt gezeigt hat, wie vor wenigen Tagen, da darf rein von Mensch zn Mensch das Herz sprechen. Die Tote, die nach langem Leiden Erlösung gefunden hat und nun doch noch in heimischer Erde zur ewigen Nuhc gebettet werden konnte, hat nie mehr fein wollen, als eine deutsche Frau im besten Sinne des Wortes. Man hat ihr wohl manches Mal mit einem gewissen Unter tan nachgesagt, ihr ganzer Lebensinhalt sei in den 3 K — Kinder, Küche, Kirche — beschlossen gewesen. Seien wir aber ehrlich. War das nicht ihr großer Vorzug? Dadurch wurde sie zum Musterbild einer deutschen Hausfrau und Mutter. Um die christliche Liebes tätigkeit hat sie sich die größten Verdienste erworben, und durch die strikte Fernhaltung von aller Politik ist sic uns menschlich so nahe gekommen, wie wir es in der allgemeinen Trauer bei ihrem Hin- sck>eiden erlebt haben. Wir wollen ihr auch an dieser Stelle ein stilles Gedenken weihen. Ihr Grab ist ein Symbol dafür, wie viel Gutes mit der alten Zeit versunken ist und wie viel das deutsche Volk verloren hat. In der Tat, meine Herren, wenn wir die Blicke rückwärts lenken und diese Erinnerung mit der Gegenwart vergleichen, unend lich viel ist verloren, hoffentlich nicht für immer, aber für uns, die wir heute leben. Das Reich haben sie uns lassen müssen, und die wir hier versammelt sind, deutsche Buchhändler aus allen Gauen unseres Vaterlandes, ans Ost und West und Nord und Süd, auch aus den ab getretenen Gebieten, sind wir nicht ebenfalls ein Ausdruck dessen, daß die deutsche Einheit trotz aller Not und aller Verluste immer noch lebendig ist? Gilt unsere Arbeit hier zwar in erster Linie unserem Beruf, so wollen wir jede Zusammenkunft doch auch dazu benutzen, um uns ins Gedächtnis zu rufen, daß es Pflichten über den Beruf hinaus gibt: daß der Mann in erster Linie seinem Volke gehört, und daß des Volkes höchstes Gut der Staat ist. Und in solchen Stunden höchster Not, wie gerade jetzt, ist ein Treubekenntnis zum Vaterland doppelt notwendig. Zu allen Zeiten und bei allen Völkern sind Vaterlandsliebe und Treue zu Volk und Reich als höchste Pflicht und höchste Tugend gepriesen worden. »Ein Wahrzeichen nur gilt: das Vaterland zu retten« sang schon Homer in der Ilias, und ein persi sches Sprichwort besagt: »Die Liebe zum Vaterland ist köstlicher als Salomons Thron«. Wir Deutschen im Lande der Treue brauchen aber nicht so weit zu gehen; denken Sie an den Spruch im Wappen des Mannes, der uns das Deutsche Reich geschmiedet: »Im Dienste des Vaterlandes gehe ich auf«! Mit dem Schicksal unseres großen Vaterlandes ist ja auch das unseres engeren Vaterlandes, unseres Berufes verbunden, und was für das eine gilt, gilt auch für das andere. Einigkeit muß auch hier die Losung sein und treue, selbstlose Hingabe an das Gemeinwohl. Meine Herren! Das sind Worte, die schon oft gesagt worden sind und deshalb den Reiz der Neuheit verloren zu haben scheinen. Aber es ist meine Überzeugung, daß man es nicht oft genug wieder holen kann. In ihnen ist das A und O aller Weisheit beschlossen. Ich bin auch der felsenfesten Überzeugung und der sicheren Hoffnung, daß sich alles zum besten wenden wird, und daß wir um alle Klippen und Untiefen glücklich herumstcnern werden, wenn wir einig sind und das Gemeinwohl nicht aus den Augen verlieren. Stimmen Sie des halb mit mir ein: Das deutsche Vaterland und der deutsche Buch handel, hoch! Herr vr. Feßler, der Vertreter der Reschsregierung, wies auf die Bedeutung der erzielten Einigung in folgender Rede hin: Als zu Beginn der heutigen Tagung des Börsenvcreins der Herr Vertreter der Sächsischen Negierung Ihnen einen glücklichen Verlauf der Verhandlungen wünschte, war der Ausgang der für das Schicksal des Börsenvereins entscheidenden Sitzung noch ungewiß. Die Schwierigkeiten, die sich bereits seit längerer Zeit innerhalb dieser machtvollen Organisation gezeigt und zu tiefgehenden Mei nungsverschiedenheiten zwischen den einzelnen Gruppen des Vereins geführt hatten, schienen nahezu unüberwindlich. 722 Nunmehr ist das schwere Werk der Einigung vollbracht. Dke Streitaxt, die wuchtig geschwungen war, ist begraben. Der Bestand der altehrwürdigen Organisation erscheint gesicherter denn je. Hierzu dem Börsenverein von Herzen Glück zu wünschen, ist eine frohe Pflicht des Vertreters der Neichsregierung. Möge die heutige Ta gung als Wendepunkt in der Geschichte des Vereins zu glücklicher Ausführung der Beschlüsse, zu wirksamen, das Interesse aller Mit glieder und der Allgemeinheit fördernden Taten führen! Die Einigkeit, die heute im Börsenverein in so glücklicher Weise wieder hcrgestellt worden ist, möge sich auch auswirken in einem Einiggehcn mit der Negierung. Als ans der letzten außerordentlichen Tagung im Februar d. I. die Frage der Aufhebung der Valutaordnnng und der Notstandsord nung in heisum Debatten erörtert wurde, brach sich der Gedanke Bahn, die Regierung wolle das Buchgewerbe im Stiche lassen. Und doch sind es nur das Streben, zum Besten des Faches zu wirken, und die hohe Verantwortung der Negierung für die Pflege der geistigen, von Ihnen gehüteten Güter der Nation gewesen, die den Maßnahmen der Behörde zugrunde lagen und zugrunde liegen werden. Mögen Sie immer davon überzeugt sein, auch wenn die Negierung bei Ansübung der öffentlichen Gewalt, nachdem sie alle Interessen sorgfältig abge wogen hat, Ihren Wünschen nicht in vollem Umfange entsprechen kann. Anrh dann möge das Verhältnis des geeinten Faches zur Regierung getragen sein von redlichem Willen zu gegenseitigem Ver ständnis und zu gemeinsamer, einigender Arbeit. Nur Einigkeit in diesem doppelten Sinne kann im Wirtschafts leben des schwer ringenden Vaterlandes das Ziel und die Hoffnung der Zukunft sein. Wer weiß, welche schweren Schicksalsschläge die nächsten Tage und Wochen bringen? Wie sollen die Fährnisse ohne diese Einigkeit überstanden werden? So sei nach dem erhebenden Zleispiel zur Einigung führenden Verzichts, das die heutige Tagung des auf eine reiche Vergangenheit znrückblickenden Vereins gegeben hat, der Wunsch gestattet, daß diese Einigkeit in alle Zukunft dauern möge. Die beiden folgenden Reden der Herren Bernhard H a r 1 m a n n-Elberfeld und des sächsischen Regierungsver- treters Herrn Ministerialrat vr. Klien galten der Bedeutung und den Verdiensten von Geheimrat Karl Siegismund aus Anlaß seines Ausscheidens aus dem Vorstände des Börsen vereins. Für den Gefeierten mögen die an ihn gerichteten Worte nicht allein eine Freude, sondern in mancher Beziehung auch eine Genugtuung gewesen sein. Herr Hartmann führte aus: Die Mahnung meines sehr, verehrten Herrn Vorredners zur Einigkeit findet den rechten Nachklang in diesem Saale, von dessen Wänden die Bilder unserer großen Bernfsgenossen alter und neuer Zeit auf uns herabschauen. Seit 33 Jahren hat sich unser gesamtes öffentliches Buchhändlerlebcn in diesem Saale abgespielt. Drei große Männer sind uns in dieser Zeit als Führer und Zlahnbrecher erstanden: Adolf Krön er, der schon vor 40 Jahren an der Spitze des Börscnvereins stand; Albert Brockhaus, der vor 20 Jahren zur Leitung des Börsenvereins berufen wurde und erst vor wenigen Wochen uns durch den Tod entrissen worden ist. Der dritte aber weilt noch unter uns in voller Kraft feiner Persönlichkeit: 'Karl Siegismund, unser jüngstes Ehrenmitglied, der nach 16jähriger, ununterbrochener Tätigkeit heute ans dem Vorstand deS Börsenvcreins geschieden ist. Ciegismnnds öfsentlicke Tätigkeit be gann zu einer Zeit, da das noch nicht ganz vollendete Reformwerk Kröners zu versanden und unterzugchen drohte durch die Gleich gültigkeit weitester Kreise. Die Berliner und Leipziger Vereine waren aus dem Verbände der Kreis- und Ortsvereine ausgetreten. Es fehlte die von meinem Vorredner gerühmte Einigkeit. Da trat an die Spitze der Berliner Vereinigung ein junger, tatkräftiger Füh rer: Karl Siegismund. Sein festes Ziel war. die Verbindung mit dem Verbände wieder hcrzustcllcn, und als einige Jahre später Albert Brockhaus die Zügel des Börsenvcreins ergriff, gleichzeitig die Leitung des Verbandes in die Hände von uns Rheinländern ge legt wurde, war Karl Siegismund der treue Bundesgenosse. — In der ersten Abgeordneten-Versammlung, die der neue Verbandsvor stand im Herbst 1901 nach Köln einberufen hatte, wirkten neben der zündenden Beredsamkeit von Albert Brockhaus vor allen, die kraft vollen, zuversichtlichen Worte Ciegismnnds. Sie riefen die Schwan kenden, Schwachen zu festem Zusammenhalt, und cs begann die Ara neuer Reformen. Mehr als einmal stand in jenen Tagen der Erfolg auf schwankenden Füßen, und ohne die rastlose, stets hilfsbereite Tätigkeit Siegismunds wäre das Ziel nicht erreicht worden. Als Siegismund vier Jahre später in den Vorstand des Börscnvereins eintrat, zeigte sich auch dort bald, daß es für ihn kein Ansrnhcn aus errungenen Lorbeeren gab, auch hier schuf er sich ein Arbeitsfeld, das von Jahr zu Jahr an Bedeutung wuchs; so war cs natürlich.
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