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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.09.1861
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.09.1861
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- Deutsch
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1888 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 112, 9. September. gerade durch Verschuldung dieser Gattung dem Vcrlegerstande die meisten Vorwürfe zugezogc» werden, und das sehr Bedenkliche einer zu weit gehenden buchhändlcrischen und literarischen Indu strie ist offen anzucrkenncn. Es würde aber, wenn dem Verleger aufgegcben werden sollte, daß er jeden selbständigen Gedanken zu unterdrücken und kein Unternehmen, dessen Grundlage er selbst bearbeitete, zu verlegen hat, die deutsche wissenschaftliche Litera tur um viele Werke armer sein, die ihr zur höchsten Ehre gerei chen und sie wesentlich fördern. Ich erinnere an Perthes' Staa- tcngeschichre, an Karl Ncimer's Sammlung von Schulaus gaben der Elassikcr und von Handbüchern zur Kenntniß des Allcrthums nach allen Richtungen hin, an E. Hoffmann's Uebcr- setzungsbibliothck der klassischen Schriftsteller, an Bcockhaus' oft wichtige encyklopädische Unternehmungen und viele andere; dazu kommen die Tausende von Werken, bei denen die Anregung des Verlegers nicht so klar dem Publicum zu Tage tritt. Der Vcrlagsbuchhandel ist ein ehrenvolles, aber mühsames Geschäft, er fordert von seinen Mitgliedern, daß sic gute Kritiker und gute Kauflcute seien, daß sie gute Kenntnisse besitzen, wo möglich weiter bilden, und daß sie neben dem Blick auf den Erwerb das Auge auf die höheren Ziele der Nation und ihrer Literatur richten. In diesen zwei Forderungen liegt der große Reiz, den unser Geschäft auf uns Alle übt, aber auch der Zwiespalt, mit dein wir zu kämpfen habe». Wie oft streitet sich in uns der Kauf mann mir dem Freunde der Sache und der Person, wie oft muß da nein gesagt werden, wo der innere Trieb fast gebieterisch ein j a verlangt! Möge doch endlich die Ueberzeugung sich Bahn brechen, dass, wo wir knapp und gemessen sind, wenn England reichlich Gold ausstreuc, uns unser Publicum durch Armuth, Kalte und llebersattigung dazu zwingt! Nichts ist klüger und erfreulicher für den Verleger, als reichlich zu gewahren, wenn er reichlich gewahren kan». DieKlage über den geringen Bildungsstand und das dürftige Urthcil der deutsche» Buchhändler ist völlig unbegründet. Sie ist höchst ungerecht, und die Belege, die Kolatschek's Monatsschrift für diese Klage bringt, erscheinen dürftig und unbeschreiblich ein seitig. Sie lassen die Bemerkung entstehen, daß der Buchhandel und die Buchhändler unserer Ansicht »ach es wohl beanspruchen können, von ernsteren Gesichtspunkten aus betrachtet und als Ganzes beurtheilt zu werden, — nicht nach einzelnen, das Ganze durchaus nicht darstellenden Mitgliedern oder nach einzelnen trü ben , vielleicht persönlichen Erfahrungen. Es ist richtig, daß die Buchhändler von Rechts wegen eine gediegene wissenschaftliche Bildung als Basis, auf der sie ihr Geschäft zu betreiben hätten, milbcingen sollen, und nicht wenige können sie auch in der That aufweisen. Mindestens aber bringt Jeder, der dem Buchhandel sich widmet, eine mehr oder weniger warme Liebe für die Litera tur mit, denn.wenn er die nicht hat, so liegt kein Grund vor, das jenige kaufmännische Geschäft zu erwählen, welches unbestritten unter allen kaufmännischen Geschäften den geringsten Erfolg ver spricht. Erst später, dem Leben und seiner Noch gegenüber, ent stehen literarische Unternehmungen und Industrien, die den Ab fall von der ersten Liebe darthun.— Vergesse man aber nicht, daß gerade in der Beschäftigung des Buchhändlers etwas liegt, was ihn häufig selbst wider seinen Willen zur Oberflächlichkeit zwingt. WclchcFülle von Notizen über die widcrsprcchendstcnDinge stür men in jedem Augenblick auf ihn ein! sic sind rasch zu verarbeiten lind schnell zu ordnen, da das Geschäft und das Publicum fordern können, daß er gerade sie habe und wenn nöthig darbictc. Die ses, wenn auch gefährliche, unaufhörliche auf ihn Eindringen von Bilbungsmatcrial macht zwar den meisten Buchhändlern die Beschäftigung mit einer Wissenschaft unmöglich, es ist aber ganz geeignet, sic zu fördern und dem bisher geistig Erworbenen neue Anknüpfungen und Beziehungen zu geben und die allgemeine Bildung zu erweitern. Es ist schon eine nicht geringe Leistung, wen» er dieses Material soweit zu bcmeistcrn versteht, daß die Lage der wissenschaftlichen Literaturen und Bestrebungen und ibr Verhältniß zu einander ihm in etwas klar sind. Das Thema über die Erziehung des Buchhändlers würde aber an dieser Stelle zu weit führen; sic mag, hoffentlich von kundigcrcrHand,besonders und gründlich erörtert werden. (Siebe Büchncr's Schrift über diesen Gegenstand.) Endlich ein Wort über die von Kolatschek bemängelten Doc- torpromotionen; sic haben wohl andere Gründe gehabt, als le diglich das Verdienst um Anfertigung guter bibliographischer Hilfsmittel. Wenn Perthes von Kiel promovirt ward, so braucht cs für Jeden, der die Geschichte geistigen Strcbens in der erste» Hälfte unseres Jahrhunderts studirt har, keiner Nachweisung. Dieser feurige Liebhaber edler deutscher Wissenschaft und echt deutschen Lebens ist über mein Lob erhaben, und cs erscheint mir wie eine Kränkung seines Gedächtnisses, wenn ich die Gründe, die zu jener Ehrenbezeugung die Universität Kiel vcranlaßtcn,dar- lcgen sollte. Das Buchhändler-Börsenblatt ist gewiß nicht der Platz dazu. Th. Enslin ward bei seinem fünfzigjährigen Jubi läum von der mit solcherEhre sehr sparsamen Universität Berlin promovirt. Enslin hat die größten Verdienste um die Organisa tion des Buchhandels und damit um die Wissenschaft. Ohne diese hilfreiche und heute als selbstverständlich angesehene Organisa tion würden die Gelehrten nur mühsamer das haben leisten kön nen, was heute bewundert wird. Seine Thätigkcit in der Her ausgabe wissenschaftlicher wohlgeordneter Bibliographien war fast bahnbrechend und diente der Wissenschaft in bedeutender Weise. In den jüngeren Jahren, wo Alter und Leiden ihn noch nicht dem Verkehr entzogen hatten, war sei» lebhafter, anrcgenderGcist und sein feines Urtheil für viele wissenschaftliche Kreise von großem Werth, und noch heute sind Spuren seiner Einflüsse da. Enslin'S jüngerer Freund, W. Engelmann in Leipzig ward jüngst in Jena promovirt. Neben der stauncnswcrthen, großartigen und oft aufopfernden Verlcgcrthätigkeit hat Engelmann Enslin'S Ar beiten fortgesetzt und erweitert, auch da, wo solche Fortsetzungen Summen beanspruchten, die wahrlich bedeutend sind. Für viele Gelehrte ist Engclmann's hilfreiche Verlcgcrthätigkeit, die von einem sichern Urthcil ausgeht, eine Zuflucht gewesen; nach Jena hin knüpfen sich für ihn sehr bedeutende Verbindungen, und sein Verhältniß zu vielen Gliedern der dortigen Facultät ist für sie und ihre Wissenschaft von ernster Wirkung. Sollte da die ihm erwiesene Ehre so unverdient sein? Wie der mit ihm promovirte H. Brockhaus hac er der Universität zur Jubelfeier das sehr be deutende Geschenk eines Epemplars seines ganzen Verlags dar- geboten. Brockhaus' Thätigkcit und Richtung sind ebenfalls be kannt; es ist begreiflich und natürlich, wenn von Jena, wohin ihn sehr viele Verhältnisse und Verbindungen führen, eine An erkennung der von Brockhaus cingcschlagcncn Richtung erfolgte, der er mit eigener geistiger Arbeit angehört, mit Arbeit und An regung, die nicht gering anzuschlagcn sind. Jena wird auch nicht vergessen haben, wie Brockhaus Jahre lang die Jcnaische Lite ratur-Zeitung mir offenbarem Verluste aus Liebe zur Sache hielt. Beide Männer mögen verzeihen, wenn sie hier von einem nicht Beauftragten in Schutz genommen sind, in einen Schutz, der wahrlich unfern Eollcgcn gegenüber nicht nöthig war. Sind diese vier Promotionen, die einzigen, die mir seit 1840 bekannt sind, so unerklärlich? In einem jeden Stande gehen, was Fähigkeiten und guter Wille anbetrifft, die Schattirungen vom lichten Weiß bis zum
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