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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.09.1861
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1861-09-09
- Erscheinungsdatum
- 09.09.1861
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- Deutsch
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nennenden Gebiete, die hichcr gehören, sind dem Verleger will kommener, ja meist sehr willkommen. Hier tritt die Wissenschaft ins Leben, und die Anschaffung dieser Bücher ist nicht mehr dem Belieben des deutschen Publikums anhcimgegcbcn, sic ist ein Zwang des Lebens, der Universität, der Schulen u. s. w. Die sen Werken gegenüber ist der Verleger in Deutschland das, was nach Erwägung der Preisunterschiede der englische Verleger ih nen gegenüber ist. Er gewährt, was möglich ist, und muß cs schon gewähren, selbst wenn er kurzsichtig genug wäre, klein und eng sein zu wollen, weil er, wenn er sich nicht freiwillig unter die Eontrolc des eigenen Gewissens und des Billigkeitsgcfühls stellt, doch unter der Eontrolc der Concurrenz steht. Auf dem Gebiete dieses Verlags hat der Gelehrte heutzutage selten über seinen Verleger zu klagen. Im Gcgcnthcil, meist sind diese Geschäfts- Verhältnisse zu persönlichen Freundschaften geworden, die von dem ticfeingrcifcndstcn Einflüsse auf den Einzelnen sind, und eine JdccnfüUc in den Buchhandel tragen, die, mehr oder weniger mit Glück verarbeitet, oft der Gcsammtheit zu gute kommt. Wo ein Autor zu klagen hat, da ist meist eine üble Wahl von ihm schuld (es gibt in unscrm Stande ebenso gut unbcfähigtc, klein- denkende und engherzige Subjcctc, wie in jedem andern), er hat kein Glück gehabt; aber zur Ehre unseres Standes sei cs ernst lich gesagt, daß unter der heutigen buchhändlcrischcn Welt das Gerechtigkeitsgefühl, welches leben, aber auch leben lassen will, das vorherrschende ist, daß Dicnstwilligkeit herrscht, nicht selten Aufopferungsfähigkeit und ebenso wenig selten Vcrständniß, Ur- thcil und gute Bildung; — doch davon später. Wie cs nun auf den Gebieten der strengen Wissenschaften sich stellt, so ist cs ähnlich oder vielmehr gleich auf allen Gebieten des literarischen Lebens. Der Ertrag, der zu erwarten ist und den beide Theilc oft mit einiger Wahrscheinlichkeit voraus berech nen können, gibt den Anhalt für den Anthcil des Autors; wo eine solche Vorausberechnung bei Neuheit des Stoffs, der Unter nehmung an sich, bei Unbekannthcit des Autors oder sonstigen Gründen nicht möglich oder thunlich ist, da lassen sich ja Bestim mungen treffen, die beiden Thcilcn gerecht werden, und solche Be stimmungen sind ja nicht selten. Hier mag aber gesagt werden, daß der Buchhändler nicht die Stellung cinnimmt, die ihm eine Verantwortung aufnöthigt, wie sic ihm an jener Stelle zugcschobcn wird. Er sucht unter dem vor handenen Material, welches sich ihm zum Verlage darbietct, das jenige aus, was Urthcil und Neigung ihm rathen, was Richtung und Absicht seines Verlags ihm erwünscht, und Kräfte undMit- tcl seines Geschäfts ihm möglich machen. Es ist der Fall der meisten Verleger, daß sie aus dem vorhandenen Material, den vorhandenen persönlichen und Geschäftsverbindungen die neue Production Herstellen; in den selteneren Fällen regen sie an, schla gen sic einen Gedanken einem ihnen geeignet erscheinenden Fach manne zur Erwägung, zur Ausführung vor, in noch selteneren Fällen mag der volle Plan zu einem Werke von ihnen ausgear- bcitct vorliegen und dann ausgcführt werden. Solche Pläne sind aber auch dann nur die Hauptknochengänge und Hauptvcrzwci- gungen des Gerippes; die Rippen, Muskeln, Nerven, Fleisch und Blut werden dann durch Geist und Arbeit des Schriftstellers gefunden. Meist hat der Verleger den Namen und die Stellung seines Autors, die ihn decken; nur in selteneren Fällen, bei anonymen Schriften, bei neu cinzuführendcn Autoren, bei cigenthümlichcn und neu auftrelenden Unternehmungen, hat er eine größere Ver antwortlichkeit, eine persönlichere, als die, die ec seinem Gewissen und seinen Ansichten gegenüberüberhaupthat; und hiebei ist wohl zu bedenken, daß ich im Allgemeinen spreche und die besonderen Fälle, besondere Arten von Verlegern auch besonders später ins Licht zu stellen versuchen werde. Der Verleger hat mehr die Verantwortung dafür zu über nehmen, daß er von diesem oder jenem Manne verlegte, als daß er dieses oder jenes Buch druckte. Wie ist es ihm möglich, die ihm vorliegenden Manuskripte zu lesen, sie zu prüfen; wie kann er ihren Werth an der über denselben Gegenstand vorhandenen Li teratur, die Fortschritte, die sic ihrer Wissenschaft neu zuführcn, ermessen! Wenn er das könnte, dann würde sein Wissen, da ein Verlag meist verschiedene Gebiete des Wissens umfaßt, nur dicFrucht ausschließlicher, lebenslänglicher Studien sein können, die ihm nicht gestattet haben würden, auch nur nebenher den Buchhandel zu betreiben. Er hat meist nur drei Mittel, zu einem Urtheilc zu gelangen, wenn sein eigenes Wissen ihm ein sachliches Urthcil nicht gestattet. Einmal fragt er den Jnstinct, dann den Eindruck, den ihm der Autor macht, und schließlich und vornehm lich kann er das Gutachten sachverständiger Fachmänner in An spruch nehmen. Der erwähnte Jnstinct ist bei Männern, die mit etwas Be wußtsein in unserm Berufe gelebt haben, das natürliche Ergcb- niß sorgfältiger Beobachtungen der Strömungen im öffentlichen und literarischen Leben, des Erkcnncns auf- und abtrctcndcr Ge schmacksrichtungen und Neigungen beim Publicum. Er ist das Ergcbniß der Ansichten über gegenwärtigen Stand und Entwicke lung einer Wissenschaft, über die in ihr herrschenden und käm pfenden Parteien und Richtungen und über das Verhältniß der Schriftsteller zu ihrer Wissenschaft. Freilich kann dieser Jnstinct täuschen, wie jeder andere. Der Eindruck, den der Verleger per sönlich von dem Geiste, der Klarheit und Schärfe, von dem sitt lichen Gehalt des Strebcns seines Autors empfangen hat, wird, verbunden mit den über denselben gesammelten Notizen oder Er fahrungen, jcnemJnstincte eine bestimmte Richtung geben. End lich ist die Ansicht der Sachverständigen cinzuholcn, die oft mit Rücksicht auf die in den verschiedenen Wissenschaften herrschenden Partcilcidenschaftcn nur mit Vorsicht zu beachten ist. Sollte von dem Verleger verlangt werden, daß er nur da verlege, wo das eigene Wissen ihm ein selbständiges Urthcil ge stattet, so würde man ihn im günstigen Falle auf ein Gebiet be schränken, welches nur sehr klein und kaum im Stande sein kann, ihn zu ernähren, oder man würde bei ihm ein wissenschaftliches Urthcil und wissenschaftliche Kenntnisse in eiüem Maße voraus- sctzen, welches ihn den Gelehrten zuzählcn und wahrscheinlich für den Buchhandel untauglich machen würde. Neben der vcclegcrischen Thätigkcit, die aus dem dargcbote- nen Material das Geeignete sich ancignct, ist diejenige, die aus einer Anregung, aus einem Plane des Verlegers entspringt, zu betrachten, wenn sic gleich an äußerem und innerem Umfange den bei weitem geringeren Theil von dem jährlich durch die Presse Pu- blicictcn bildet. Es ist dem Buchhändler Gelegenheit geboten, Lücken und Bedürfnisse in der Literatur, Neigungen und Stim mungen im Publicum zu beobachten. Auf solche Beobachtungen gegründet, entstehen literarische Pläne von der größten wissen schaftlichen und literarischen Bedeutung bis herab zum unbedeu tendsten Lcscfuttcr. Es vereinigen manche Verleger beide Arten der Erweiterung und Fortführung ihres Geschäfts, andere beschränken sich nur auf die letztere, und wir haben unter ihnen Buchhandlungen auf zuweisen, die Bedeutendes für die Literatur und für sich zuwege brachten, andere aber natürlich auch, bei denen das doch auch im guten Sinne anzuwcndcndc Wort: „Literarische Industrie" einen sehr üblen Klang erhält. Es kann nicht gcläugnet werden, daß
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