Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.09.1861
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.09.1861
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18610909
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-186109093
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18610909
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1861
- Monat1861-09
- Tag1861-09-09
- Monat1861-09
- Jahr1861
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1886 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. M 112, 9. September. Gehen wir von der wiffcnschafklichen und schönwissenschaft- lichcn Literatur zu dem Zcilungswcscn über, so stellen sich die Unterschiede nach der angcdcutctcn Richtung zwischen uns und diesen zwei Nationen ebenso schnell und scharf heraus. In beiden Ländern sind öffentliches Leben und Parteibildungcn älter und eingcwachscncr; die Nothwcndigkcit, cincrRichtung anzugchörcn, ist jedem Engländer namentlich klar, er schließt sich ihr an, wenn sic auch nicht ganz in allen Punkten seine Ansichten repräsenlict, im Gegensatz zu Deutschland, wo dieses Aufgeben einzelner Ge sichtspunkte dem Einzelnen so schwer wird, daß er am liebsten seine eigene Partei gründen möchte. So haben die Parteien ihre Organe, an denen sie fest halten, die Organe ihre sichere Basis, eine Basis, die noch dazu viel bezahlen kann. In London und Paris vereinigen sich ferner die Fäden der europäischen Politik; beide Städte sind Plätze, wo die wichtigsten Ereignisse stattsin- den, die wichtigsten Pläne berathen werden; die eigene Politik beider ist oft entscheidend für die gesummten europäischen Ver hältnisse. Beider LändcrZeitungcn haben daher, abgesehen davon, daß Englisch und Französisch überall geredet wird, andere und wichtigere Garantien für eine durchgreifende Verbreitung. Man vergleiche die Zahlen und Summen der Times und der Kölnischen Zeitung. Der Zweck dieser Zeilen gestattet nicht, diese Vergleichung weiter auszudehnen; an dem wichtigsten und bedeutendsten Mate rial würde es nicht fehlen. Ein achtsamer Beobachter möge sic sich nach allen Seiten, auch nach vielen inneren, die unberührt blieben, ergänzen. Solche verschiedene Verhältnisse geben den lebenden Schrift stellern der verschiedenen Nationen, wie cs eben begreiflich ist, auch verschiedene äußere Stellung der Gesellschaft gegenüber. Ueberall, also auch in Deutschland, zerfallen die Schrift steller hauptsächlich in drei Gruppen. Es stellt sich zunächst die jenige dar, welche die Männer umfaßt, deren schriftstellerische Thätigkcit ein Ausfluß ihrer Stellung, ihres bürgerlichen Amtes, ihres Berufes, ihrer Lehrtätigkeit ist; dann mögen diejenigen als eine Gruppe genannt werden, welchen die schriftstellerische Thätigkcit als solche Lcbcnsbcruf und ausschließlicher Broter werb ist; endlich die sogenannten Dilettanten, die das Schrift stellern als einen Nebenberuf betreiben, der mit ihrer Stellung und ihrcmAmte sonst nichts gemein hat, und die sowohl dem Gc- lehrtcnstandc als den Tagesschriflstcllcrn, vornehmlich aber den jenigen sich zugesellen, die an der schönwisscnschaftlichen Literatur arbeiten. Betrachten wir die Verhältnisse des deutschen Schriftstellers zum deutschen Verleger nach Maßgabe des Absatzes deutscher Bücher. Der deutsche Gelehrte, der in Monographien das durch fremde und eigene Studien gesammelte Material zusammcnstellt, wird, wenn dieselben nicht einem bestimmten praktischen Bcdürf- niß dienen, mehr oder weniger schwer einen Verleger finden, je nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung, die die Verleger, gestützt auf Erfahrungen in demselben Fache, auf ihr Urtheil über Ruf und Bedeutung des Verfassers, gestützt auf das Zutrauen zu künf tigem wissenschaftlichen Ansehen des Autors, zum Werthe seiner Arbeit, und gestützt auf die sonstigen, durch den Jnstinct und Er kundigungen gegebenen Beurthcilungspunktc in Bezug auf den Absatz anstellen. Es gestattet der Absatz der meisten Monogra phien nicht, daß eine geschäftlich den Autor befriedigende Be handlung der Angelegenheit seitens der Verleger cintritt. Der deutsche Gelehrte, selbst der bei ihnen interessirte, kann sie nicht anschaffcn, er braucht cs auch kaum, denn er ,,leiht" sie, wenn es irgend geht, aus einer öffentlichen Bibliothek. Den Gedan ken, daß er sic kaufen sollte und müßte, nicht um seinetwillen allein, sondern damit durch den Absatz sein von ihm erwähltes Studium, damit die Ausbreitung der Literatur desselben gemehrt und das Arbeiten in ihm äußerlich mindestens nicht erschwert werde, muß er zurückdrängcn, wenn er auf seinen Gehalt blickt und auf seine Familie. Die öffentlichen Unterstützungen, die sol chen Arbeiten in Deutschland zugewcndct werden, sind gering und werden stets geringer, je mehr die Budgets durch andere Umstände wachsen, —die gelehrten Gesellschaften thun, was möglich — viel ist eben nicht möglich, gewiß nicht der geringste Theil von dem, was das Bcdürfniß, das wirkliche Bedürfniß bei dem groß artigen Fleiß und den großartigen Fortschritten der deutschen Wissenschaften sollte fordern können. Die Anschaffung der öffentlichen Bibliotheken ist beschränkt und unzureichend. Wenige Fälle ausgenommen, z.B. München, Wien, Berlin, sind die Mittel zu neuen Anschaffungen im Ver- hältniß zu dem, was eine öffentliche Bibliothek haben und gewäh ren soll, gering, sie werden durch die Anschaffung des Unerläß lichen, der Fortsetzungen z. B., oft und meist absorbirt; — aber der Verleger, der Verleger! ? Was von deutschen Verlegern den Monographien deutscher Gelehrten gegenüber gethan ist, meist mir Hintansetzung des Selbst, das kann der oberflächlichste Blick in unsere Bücherverzeichnisse und in die einzelnen Vcrlags- katalogc Nachweisen. Man durchblättcrc z. B. diejenigen von Engel mann, Weidmann, Vandenhoeck, Dieterich, G. Reimer,von Tcub- ncr, Nicolai, F. Perthes, I. Perthes, von T. O. Weigel, Barth, Schwctschkc und von vielen Anderen und frage bei vielen Mono graphien , ob es möglich gewesen, daß der Verleger verblendet ge nug auf Gewinn gerechnet habe. Da ist neben nicht zu läugnen- der kluger Geschäftsbcrechnung, die oft mehr den Autor und die Verbindung mit ihm, künftiger anderer Arbeiten willen, wünschte, als seine Monographie, wahrhaftig oft eine Aufopferung zu Tage getreten, und tritt täglich zu Tage, die der Gelehrte um so mehr anzuerkennen hat, da denn doch der Buchhändler nicht sein Geschäft treibt, um Monographien in die Welt zu setzen, sondern um Frau und Kinder zu ernähren. Er will vom Ertrage der in seinem Ge schäfte arbeitenden Mittel leben. Der billig denkende Gelehrte, der selbst gut genug weiß, was er kaufen sollte und nicht kauft, hat dem deutschen Verleger nie die Anerkennung versagt, daß er hilfreich sei, und sei es auch mit ernsten, vorher genau bewußten Opfern. Wäre nicht der Markt für die gediegene deutsche Mono graphie in England, in Holland, in Rußland (auf Frankreich ist selten mitZuversicht zu rechnen) und sonst im Auslande, so wäre sie ein noch gewagterer Verlag, öfter ein ganz unmöglicher. Der Deutsche allein erhält nicht seine Monographie, auf die er so stolz ist, und die die deutsche Wissenschaft nicht entbehren kann. Da wir von unscrm Geschäfte leben sollen und müssen, da wir nur selten über die Berechnung hinauszugehcn vermögen, die die langen Erfahrungen über Absatz uns an die Hand geben, so muß manches unterbleiben, was der Wissenschaft förderlich wäre; — aber tragen wir dafür die Verantwortung? Ist cs unsere Schuld, daß die Gehalte gering, daß die Mittel nicht vorhanden sind, die solche Leistungen ihrem innern Werthe nach fordern und verdienen, ist cs unsere Schuld, daß selbst einem großen Theil der wohlhabenderen Gelehrten der Eorporationsgcist abgchc, der durch Kauf hilft und sich und Andere fördert? Die zusammcnfasscnden Werke, die die Resultate des Wis- senschaftslcbens eines Zweiges darstcllcn, die Eompcndien, die Handbücher, dieSchulbüchcr und was dcmUntcrricht in der Hand großer und kleiner Schüler dient, die wissenschaftlichen Werke, die praktischen Zwecken dienen sollen, und alle die nicht weiter zu
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder