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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.09.1883
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1883-09-05
- Erscheinungsdatum
- 05.09.1883
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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dem Bemühen nach einer Neubildung und Umgestaltung der jetzigen Buchhändlersprache Erfolg zu sichern. Wenn die genannten ein mal erst den Anfang gemacht haben würden, in ihrem Geschäft, in ihren Rechnungen, Angeboten, Anzeigen u. s. w. eine ver deutschte Buchhändlersprache einzusühren, so bin ich sicher, daß auch bald der gesammte Buchhandel sich an dem edlen Streben be theiligen wird. Mögen die verdeutschten Ausdrücke auch anfangs manchmal merkwürdig, ja vielleicht lächerlich klingen, so möge man sich da durch nicht zurückschrecken lassen. Sie sind uns nur ungewohnt; ein längerer Gebrauch derselben wird uns bald mit ihnen vertraut machen. Die Hauptsache ist, daß ein Jeder bedenkt, daß ein Werk, welches nicht kräftig und eifrig angegriffen wird, sich niemals von selbst vollendet, und daß wir jetzt an dem Punkt stehen, wo es die höchste Zeit ist, mit einer Reinigung des Deutschen zu beginnen. Wenn dieser Zeitpunkt verabsäumt wird, dürfte alle Hilfe bald zu spät kommen und die Reinheit und Schönheit unsrer Sprache auf ewig verloren sein. Der deutsche Buchhandel ist es, der bereits fast die Erde be herrscht; warum soll also seine Sprache eine aus welschen Sprach- arten zusammengelesene sein? Das Streben nach deutscher Einheit und wirklicher Wieder geburt des eignen deutschen Wesens in Sprache und Sitte ist gegenwärtig sehr groß und nur ein leiser Anstoß, eine öffentliche Aufforderung, ein Anfang überhaupt würde genügen, unser fast verlorengegangenes Volksthum wieder ins Leben zu rufen. Be ginnen wir deshalb mit aller uns zu Gebote stehenden Kraft, um das höhere Ziel, die Neugestaltung, die Wiedergeburt unsrer ge- sammten Muttersprache zu erreichen, vorerst mit dem Nächstliegen den, mit der Reinigung der Sprache unsres Standes. Man nennt uns Buchhändler oft und mit Recht die Träger der Wissenschaft und Schriftstellung; an uns ist es somit, hier handelnd in die Schranken zu treten. Also auf, laßt uns handeln! Paris, August 1883. H.. R. Miöcellen. In der Bekämpfung der Schleuderei könnte nach einer Richtung hin mit mehr Nachdruck, aber auch mit mehr Erfolg vorgegangen werden, nämlich da, wo es sich darum handelt, das Schulbüchergeschäft dem Sortimentsbuchhandel zu er halten. Dasselbe, speciell das Geschäft mit den Volksschulbüchern, befindet sich bereits, durch das 50-Pfennigporto begünstigt, zu einem bedenklich großen Theil in den Händen der Buchbinder der kleinen Städte und des platten Landes. Die betreffenden Verleger könnten dem Uebelstande dadurch die Spitze abbrechen, daß sie ihren Verlag nur noch gebunden liefern. Es fiele dadurch mit einem Schlage der Vorwand, der so vielfach und in verderb lichster Weise zu den Preisunterbietungen ausgenützt und gemiß- braucht wird, daß nur der Einband, nicht auch das Buch selbst billiger gerechnet würde! Behaupten die Buchbinder doch, in der glücklichen Lage zu sein, für Einbände, die ihnen der Sorti menter mit 20 Pf. bezahlen muß, sich selbst für 8 Pf. Herstellen zu können, wodurch dem Letzteren eine Concurrenz entstanden ist, die ihm im Lauf der letzten Jahre die Massenumsätze in Volksschullesebüchern rc. fast ganz aus den Händen gerissen hat. Der mühevollere Detailverkauf der einzelnen Lesebücher ist ihm geblieben! Wir geben uns nicht der Illusion hin, daß durch die Einführung des gebundenen Schulbücherverlags die Schleuderei mit Schulbüchern gleich ganz aus der Welt ge schafft würde. Es steht aber außer Zweifel, daß dann Jeder, der billiger verkauft, der Schleuderei überführt werden kann. Solange die Buchbinder die Einbände sich selbst Herstellen können, haben sie die Mittel in der Hand, den Ladenpreis zu dehnen und zu drücken. Einzelne Verlagsfirmcn, wie Grote, Stubenrauch, Fues-Leipzig sind mit der beantragten Acnderung bereits vorgegangen oder sie sind im Begriff, es zu thun; es fehlen jedoch noch die Firmen, welche die Lesebücher für die Volksschulen besitzen. Sie werden damit nicht zögern, wenn es ihnen ernstlich darum zu thun ist, den Buchhandel dem Sortimenter zu erhalten und die trüben Quellen des Zwischen handels zu verstopfen. Für die Verleger von Schulbüchern ver dient wohl die folgende Bestimmung hier zur weiteren Kennt- niß gebracht zu werden, welche die Firma Fues's Verlag der Factur zu einem neuen stark begehrten Leitfaden einverleibt hat: „Dieses neue Schulbuch kann ich nur mit 25«/» Rabatt liefern und nur baar 16/15 geben, halte aber daran fest, daß davon kein Rabatt gegeben wird, und expedire nur an Sortimentsbuch händler. Ich muß daher davon absehen, an Baarsortimenter, Engroshändler, Zwischenhändler und Commissionäre mehr als ein Exemplar zu liefern, bitte auch, mich sofort in Kenntniß zu setzen, wenn von dem geringen Rabatt, der an dem Buche bleibt, ein Theil dem Käufer gewährt wird." Wir sind über zeugt, daß solche Bestimmungen ohne Schaden von jedem Schulbuchverleger getroffen werden können, ebenso, daß es durch zuführen sein muß, die Schulbücher nur noch gebunden auszu liefern. Es wird sich gewiß empfehlen, diesen Punkt bei den bevorstehenden Berathungen der Provinzialvereinc in nähere Er wägung zu ziehen. K. IV. Wie auch Luther schon nach billigen Bücherpreisen verlangte. — Luther schrieb: „Ein billiger Gewinn und recht mäßiger Handel wird von Gott gesegnet; aber ein gottloser unleidlicher Gewinn wird verflucht. Ein billiger Gewinn aber ist, daß man von zwanzig Pfennigen einen habe, von hundert Gulden einen. Aber der verfluchte, schändliche Geiz schreitet über die Schnur und Maß; jetzt will man für einen Pfennig zween haben, ein Pfennig soll ihrer zween, hundert Gulden sollen zweihundert dazu gewinnen. Darum ist auch kein Gottessegen dabei, wie unfern Buchführern geschieht, die Alles auf den höchsten Gewinn treiben und auf das thenerste geben. Darum werden sie nicht reich; und wenn sie gleich reich werden, so Hilsts doch nicht. Entweder sie oder ihre Kinder und Erben veraimen, werden darüber zu Bettlern und kriegen einen üblen Namen zu den Exemplarien. Also hat Hans Luft, der Buchdrucker, aus den Büchern, die ich ihm in Druck gab, ein groß Geld gewonnen, daß ein Pfennig zween erworben. Es hat im Anfänge mächtig viel getragen. Aber es hat ihm nicht geholfen. Hans Grüuen- berger, der Drucker, aber sagte zu mir: Herr Doctor, es trägt zu viel; ich mag nicht solche Exemplarie haben. Es war ein gottesfürchtiger Mann, darum war er auch von Gott gesegnet! Ebi sunt novsm?" — Vorstehender Appell Luther's an die Buchführer (Buchhändler) seiner Zeit findet sich in dem bei Basse in Quedlinburg 1842 erschienenen Lutherbuch auf Seite 58 unter Nr. 87 abgedruckt. Derselbe dürfte in unseren Tagen, wo aus Anlaß des Lutherjubiläums die Lutherliteratur aus allen Ecken hervorschießt, nicht nur als Curiosum allgemeines Inte resse erregen; wie so vieles Gute und Vernünftige, nach dem schon Luther verlangt hat, erst in der Gegenwart zur Wahrheit wurde, so haben auch die Verleger unter uns, die bezüglich der Billigkeit guter Druckwerke sich sagen mußten: „Ich hab's gewagt" dies Wagniß wohl in den meisten Fällen nicht zu bereuen gehabt und damit Luther Recht gegeben. B. H. I. M.
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