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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1852
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1852-07-26
- Erscheinungsdatum
- 26.07.1852
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- Deutsch
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1068 die kurze Lebensfrist, die seinen Producten vergönnt ist, noch mehr ver kürzen könnten. Dazu gehört vor Allem, daß sie nicht länger als un umgänglich nothwendig, auf dem Transport verweilen. So treibt, wie Keil den Keil, das Publicum den Sortimentshändler, der Sortiments- Händler und die Nothwendigkeit den Verleger. Mehr als es irgendwo sonst möglich ist, mußte diese Verände rung sich an unserm Platze und uns, den Commissionairen, fühlbar ma chen. Die Hindernisse, welche an irgend einer Stelle den Strom auf hielten, wurden durch ihre Rückwirkung zunächst uns fühlbar: in Klagen über langes Ausbleiben bestellter Bücher, über die Fatalität, sich von vier Orten her Sendungen machen lassen zu müssen, über die Kostspie ligkeit dieser Einrichtung, über Porto und Rothstist, über das Verspäten der Saldirung rc. Alle Beschwerden liefen zuletzt in die eine aus, daß vier Speditionsplätze und zwei Haupt- und zwei Nebenzahlplätze von allem Jammer Grund und Ursache seien. Ununterbrochen gendthigt, wie wir es waren, auf Mittel zu sinnen, den Uebelständen, die in den gegenwärtigen Einrichtungen liegen, in ein zelnen Fällen vorzubeugen und abzuhelfen, hat die Ueberzeugung sich uns immer nnabweislicher aufdringen müssen, daß die Hilfsmittel, welche diese Einrichtungen des Buchhandels darbieten, nicht mehr ausreichen, den Anforderungen, welche die Zeit an ihn stellt, zu entsprechen. Wir hatten Nichts cntgegenzuhalten, wenn man uns sagte: „Was sollen vier Speditionsplätzc auf einem Gebiete, wo durch die Eisenbahnen die Distanzen auf den achten oder zehnten Theil ihres Maßes zusammen geschwunden sind? Mit eben so viel Recht hätte man früher die Roth- wendi^gkeit von vierzig behaupten dürfen. Den neuen Transportmitteln gegenüber wird dadurch eine nicht mehr zu rechtfertigende Verschleppung und Vertheuerung der buchhändlerischen Versendungen hcrbeigeführt." Es schien uns, da Niemand sonst zu einer Aenderung die Initiative er greifen wollte, als bleibe diese lästige Aufgabe uns Vorbehalten. Zweier lei Rücksichten hielten uns indessen ab, den Anstoß zu geben, den man von uns erwartete. Die eine war die Erinnerung an den widerwär tigen Kampf, durch den Stuttgart vor einem Jahrzehend genöthigt wor den war, sich seine Aufnahme unter die Commissionsplätze gleichsam zu erobern. Es würde sich abermals darum gehandelt haben, geschätzten College», alten, Vielen lieb gewordenen Gewohnheiten entgegcnzutreten. Das ist ein unangenehmes, peinliches Geschäft. Der zweite Grund, der uns zurückhielt, war die Langsamkeit, mit der die Regierungen von Ba den, Württemberg und Bayern sich entschlossen, die Verbindungslinien der Eisenbahnen in Angriff zu nehmen (womit es nun anders geworden ist; der Zeitpunkt ihrer Vollendung sogar ist nicht mehr weit entfernt). Die Dinge nahmen ohne unser Authun und gegen unfern Wunsch und Willen eine andre Wendung Frankfurt hatte so klar als wir selbst die Lage der Verhältnisse durchschaut Von Jahr zu Jahr verringerte sich in seinen Packräumen, wie man uns von den verschiedensten Seiten be richtete, der Stoff zu allseitigcn und regelmäßigen Versendungen. Durch eine scharfsinnig combinirte, aber unausführbare, Demonstration suchte es dem Verfall seiner Spedition zuvorzukommen. Das hieß nicht allein uns, auf deren Kosten dies nur geschehen konnte, Schwierigkeiten be reiten, sondern auch die Verbesserung der süddeutschen Zustände von Neuem auf's Ungewisse vertagen. Wir mußten uns nothgedrungen weh ren für unser und für das allgemeine Interesse. Der Sieg ist uns geblieben. Die Angelegenheiten traten darauf in ein neues Stadium. Die Stuttgarter Berlagshandlungen hatten bisher der Entwicklung der Dinge schweigend zugesehen. Es bedarf wohl keiner Nachmessung, wie sehr gerade sie, durch die großen Kapitalien, die sie umsetzen, und ihren, sofern man die Einnahmen in Betracht zieht, über zwei Dritttheile des süddeutschen Gcsammtverlags bildenden Verlag, dabei interessirt lind. Sie glaubten, daß die Zeit gekommen sei, das Gewicht ihres Ansehens in die Wagschale zu legen, um der Krisis, die einmal nicht mehr abwendbar ist, eine entschiedene und praktische Richtung zu geben. Noch wollte man die Frankfurter Versammlung abwarten, um Alles zu erschöpfen, was collegialische Rücksicht erwarten konnte. Sie kennen das Ergebniß dieser Versammlung. Es war die Aussicht auf neue Ver wirrungen. Die nächste Folge mußte der Schritt sein, der durch das Circulair vom 1. Juli von Seiten Stuttgarts geschehen ist. Es kann wohl nicht anders sein, als daß die Vorschläge der Stutt garter Buchhandlungen im ersten Augenblick eine ungleiche Aufnahme finden werden- Einem großen Theil der süddeutschen Buchhändler, die des Hin- und Herschwankens müde sind und die Entscheidung auf keinem andern Wege für möglich halten, werden sie gefallen. Ein andrer Theil wird für Centralisation, aber gegen die Francakur der Sendungen nach Stuttgart sein; ein weiterer, wozu wir die Handlungen an den bishe- ^ 71 rigen Commissionsplätzen rechnen, für die Festhaltung am Alten mit einzelnen Aenderungen. Der Zweck dieser Mittheilungen ist hauptsächlich, das große Uebel nachzuweisen, das entstände, wenn diese Meinungsverschiedenheit Ein fluß übte auf die endliche Entscheidung der Frage. Werden wir Alle nur das Wohl des Ganzen in's Auge fassen, uns deutlich darüber wer den wollen, was möglich, was fortan unmöglich geworden ist, und Vor meinungen, die keine Prüfung aushaltcn, auch keinen Einfluß einräu men, so kann die Entscheidung nach unsrer Ueberzeugung nicht ungewiß sein. Als Ihre Commissionaire, Träger Ihres Vertrauens und Ihrer Freundschaft, haben wir uns von vorn herein unsre persönliche Aufgabe klar zu machen und danach zu handeln gesucht. Die Erfahrungen, welche wir Gelegenheit hatten zu machen, legten uns nahe, jeden Vorschlag, der Anhänger zu werben suchte, um den Buchhandel auf neue Bahnen zu lenken, zu prüfen, ihn zu bekämpfen oder zu unterstützen, wie Ein sicht und Gewissen es uns vorschrieb. Wir erfüllen diese Pflicht auch im gegenwärtigen Falle, ohne zu vergessen, daß wir als Ihre Commis sionaire immerhin nur die Vollstrecker Ihres Willens bleiben. Wir müs sen den Vorschlägen, die Ihnen durch das erwähnte Circulair gemacht worden sind, das Wort reden, nicht weil unser Interesse es so mit sich bringt, sondern weil wir diesen Weg für den einzig richtigen halten. Befragten wir nur unser persönliches Interesse, so würden wir wünschen müssen, daß der Zeit und ihrem langsam, aber sicher wirkenden Ein flüsse überlassen bliebe, Abhilfe zu schaffen. Man hat uns diesen, wohl sehr natürlichen, Rückblick auf uns selbst, öffentlich zum Vorwurfe ge macht. Er hindert uns indessen nicht, unbefangen zu prüfen. Die Ein führung des Francatursystems scheint uns aus dem einfachen Grunde un vermeidlich, weil das System, die Commissionaire durch einen Portoauf schlag zu entschädigen, eine Stetigkeit in den Frachtsätzen voraussetzt, die nicht mehr vorhanden ist. Auf die Eisenbahnsrachten läßt sich kein Tarif basiren, und ohne die Begrenzung eines Tarifs ist Portoaufschlag ein Unding. In Frankfurt ist man in der letzten Zeit auf die Idee ver fallen , die Commissionsplätze gewissermaßen in die Stellung von Con- currenten bei der Uebernabmc eines Staatsanleihens bringen zu wollen. Dem Wenigstfordernden würde die Spedition zugeschlagcn werden. Frank furt, dessen gegenwärtige Speditionsverhältniffe Sie kennen, riskirte Nichts dabei, einen solche» Vorschlag zu machen. Die Concurrenz zu Hilft zu rufen, hieße aber nichts mehr und nichts weniger, als die So lidität der Commissionsplätze untergraben. Daß man im Allgemeinen für die Aufstellung eines einzigen Ab- rcchnungsplatzes sein werde, ist uns sehr wahrscheinlich. Die ge genwärtige Noth bei verschiedenen Plätzen ist eine zu lächerliche und hat Jedermanns Geduld erschöpft. Wenn Sie nach Allem, was darüber ge schrieben worden ist, noch irgend einen Zweifel haben, daß Stuttgart sich vorzugsweise, daß es sich allein zum Abrechnungsplatze eignet, so bitten wir uns denselben nicht vorzuenthalten. Sie sollen vom Gegen- theil überzeugt werden. Wir begegneten bis jetzt nur dem Einwurfe, daß Stuttgart kein Wechselplatz sei, während doch, da nicht ein, sondern zwei Wechselplätze, Frankfurt und Augsburg, auf dem süddeutschen Geldmarkt dominiren, augenscheinlich einer der Vorzüge Stuttgarts auch der ist, wegen seiner Lage in die Rayons dieser beiden Wcchselplätze zu fallen und daher Anforderungen entsprechen zu können, die weder in Frankfurt noch in Augsburg erfüllt werden kbnnen. Es ist der Grund, warum Wechsel auf Frankfurt, wie auf Augsburg, in Stuttgart früher dem baaren Gelbe an Werth gleich sind als dort (welchen Werth auch kein Wechselstempel verringert, so wenig als ein launenhafter Cours den Werth der SchweizerBankscheine oder des süddeutschen Papiergeldes). Wir haben bis jetzt für die bei uns eingegangenen Gelder, wenn man es wünsch te, kurzsichtige Wechsel auf Frankfurt oder Augsburg pari angeschafft, was wir jederzeit thun können. Wenn sich das Bedürfniß zeigen wird, Jemand Gelder in Frankfurt oder in Augsburg zur Verfügung zu stel len (bis jetzt hat es Niemand verlangt), so werden wir diese leichte Auf gabe lösen, wie jeder Kaufmann cs thut: wir werden uns Bankiers in Frankfurt und Augsburg halten. Legt man die Vortheile der vorgeschlagenen Centralisation in die Wagschale, den vereinfachten, rascheren, weniger kostspieligen Verkehr, die erhöhte Ordnung und Regelmäßigkeit des Geschäfts, das Verschwin den der Unzahl von Widerwärtigkeiten, welche gegenwärtig Aerger und Schaden bereiten: so läßt sich ein Gegengewicht, das schwerer wäre, nicht denken. Und stellt man dieser Aussicht die trostlose gegenüber, die ein Auseinandergehen der Handlungen, welche gegenwärtig als süddeutsche Buchhändler vereinigt arbeiten, gewähren würde: ein Theil versuchend, nach alter Weise fortzuarbeiten — mit den Stuttgarter Verle gern über Leipzig!—; ein Theil nach Stuttgart frankirend, ein
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