für den Deutschen Bu ch Handel unv für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den . Deputaten des Vereins der Buchhändler zn Leipzig. Amtliches Blatt des Börse „Vereins. 61. Dienstags, den 4. Juli 1843. Friedrich Perthes. In derselben Stunde des 18. Mai, wo wir in Leipzig beim gemeinschaftlichen Festmahle versammelt waren und das Jubiläum eines unsrer würdigen Veteranen feierten, starb in Gotha einer der ausgezeichnetsten deutschen Buchhändler,die je gelebt haben. Seit dem Tode des alten Reich hat wohl nie mand unter unS eine so einflußreiche Stellung eingenommen, sovielfach und nachhaltig auf das Ganze des Buchhandels und die einzelnen College» eingewickt, als Friedrich Perthes. Seine Laufbahn begann er als Sortimentshändler und bis zu seinem Tode behielt er eine große Vorliebe für den Sortimentsbuchhandel, den er als die Grundlage und Pflanz schule unsres Geschäfts betrachtete und hoch hielt. Er sing klein an, arbeitete sich aber bald empor, wobei ihm die Ver bindung mit seinem Schwager und Compagnon Besser, der gründliche Sprach- und Literaturkenntnisse besaß, ein ge waltiger Arbeiter war und dabei einer der wohlwollendsten und liebenswürdigsten Menschen, die mir je vorgekommen sind, sehr zu Statten kam. Doch blieb P. immer die eigent liche Seele des Geschäfts und der Ruf seiner ausgezeichneten Einsicht, Thätigkcit und Gewandtheit, bei unbestrittner Recht lichkeit und großer Humanität gegen seine Untergebenen, de nen er im angewiesenen Geschäftskreise gern eine gewisse Selbstständigkeit gestattete, führte ihm von allen Seiten junge Buchhändler zu, die sich unter ihm auszubilden wünsch ten, so daß daraus eine Art Perthes-Bessersche Schule unter dem nachwachsendcnGeschlechle entstand. In seiner Heimath, Hamburg, stand er in hoher Achtung, bekleidete eine der er sten Stellen beim Bürgermilitair und war nahe daran, in das Collegium „ehrbarer Oberaltcn" einzurücken, die höchste Stufe bürgerlicher Ehrenstellcn, die jemand, „der einen offnen Laden hat", in Hamburg erreichen kann. Da starb seine erste Frau, deren Tod ihn tief erschüttern mußte, des Gewühl's im Geschäfte *) mochte ihm zuviel *) Die Kunst, sich's bequem zu machen, verstand er nicht: früh war er meist der erste im Laden, oft schon um sieben oder halb acht Uhr, gbnnte sich nur mäßige Ruhe um die Frühstücks- Ivr Jahrgang. werden, andre Umstände ihm einen Wechsel des Wohnorts wünschenswerth machen, vielleicht auch die Liebe zu seinem thüringschen Geburtslands wieder in ihm erwachen—genug im fünfzigsten Jahre seines Alters schied er mit einem Male gänzlich und mit Hintansetzung seines nächsten pccu- niären Vorlheils aus dem Sortimcntshandcl, verließ Hamburg, begann in Gotha ein neues Hauswesen, und wid mete sein Vermögen und seine ganze Thätigkeit dem Ver lagshandel, wozu sein verhältnißmaßig nicht bedeutender alter Verlag eine nicht genügende Grundlage bor. Im Anfänge schien ihn dabei das Glück nicht zu begünstigen, aber bald wen dete es sich und in unerhört kurzer Zeit hob sich sein Verlag so, daß ec sowohl an Umfang als noch mehr an Gediegenheit zu den ersten in Deutschland gehörte, so daß man mit Recht von ihm sagen kann, er habe sowohl im Sortiments - als im Verlagsgeschäfte — in beiden von vorn anfangend, weder durch Erbschaft noch durch Kauf gefördert — einen der ersten Preise errungen. Als Mitstifter und Mitglied unsres Börsenvercins, an besten Angelegenheiten er bis zu seinem Tode den lebhaftesten Anthcil nahm (ein acht Tage vor seinem Tode vom Kranken bette aus dictictec Brief an mich ist davon Zeuge), war er eine Reihe von Jahren hindurch der eigentliche Mittelpunkt der meisten Verhandlungen und Beschlüsse, oft der Vorkäm pfer. Statt alles Andern will ich hier nur des, Börsenbau's erwähnen. Das Verdienst des ersten Gedankens dazu ge bührt zwar einem andern, aber er war es, der die Börsenver sammlung dafür gewann, der als Vorsitzender des vorbereiten- und Essenszeit, und arbeitete rasch, eifrig, angestrengt bis Abends acht, neun Uhr. Das bloße Schwatzen mit müßigen SortimentS- kundcn hielt er nicht lange aus; ehe sie sich's versahen, war er ihnen unter den Händen verschwunden, nur Gespräche, wobei der Geist zu arbeiten findet, konnten ihn länger fesseln, und diese fehlte» in seinem Laden nicht, denn dieser war der Sammelplatz der meisten einheimischen und durchreisenden Literaturfreunde von Auszeichnung und so mag an dieser nun vom Feuer zerstörten Stätte mancher fruchtbringende Gedanke zuerst gefaßt oder aus gesprochen worden sein. l33