für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. H e r a u S g e g e b e n von den Deputaten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börscnvereins. Freitags, den 18. Juni. 1841. Uebcrsicht der vorzüglicheren Bibliotheken Deutschlands und der Schweiz. Das Streben unsrer Zeit, das Zerstreute und Vereinzelte in geeignete Mittelpunkte zu concentriren, um so das, was früher nur dem durch besondere Verhältnisse Begünstigten zu benutzen verstattet war, dem größer» Publikum zu lcich- term und allgemeinerem Gebrauch und Genuß zu eröffnen, hat sich auch aus die Literatur erstreckt. In früherer Zeit, wo ansehnliche öffentliche Bibliotheken zu den Seltenheiten gehörten, war es gewöhnlich, daß der einigermaßen bemittelte Gelehrte oft mit bedeutendem Kostenauswandc seine Biblio thek sich selbst schuf. Dies noch in unserer Zeit auszuführen ist fast eine Unmöglichkeit, da seitdem die Menge wissenschaft licher Werke nicht allein unverhältnismäßig angewachsen, sondern auch die Produktion derselben von Jahr zu Jahr gestiegen und fortwährend im Steigen begriffen ist. Die Meisten der jetzigen Gelehrten, die in Hinsicht ihrer Stu dien auf ein größeres Feld der Literatur hingewiesen sind, müssen sich auf Anschaffung der unentbehrlichsten Handbü cher beschränken, im klebrigen aber sich an größere öffentliche Bibliotheken halten; diejenigen aber, die jetzt noch in einem besonder» Fache der Literatur zu sammeln und darin eine gewisse Vollständigkeit zu erreichen beabsichtigen, werden die Grenzen dieses Faches möglichst eng abzustccken haben. Die größeren öffentlichen Bibliotheken, deren künftighin keine einigermaßen bedeutende Stadt wird entbehren können, werden fast die einzigen sein, an welche sich der Buchhändler wegen des Absatzes der von ihm verlegten umfänglicher» wissenschaft lichen Werke zn wenden hat; und hauptsächlich in dieser letz tem Beziehung ist das nachfolgende Verzeichniß derjenigen öffentlichen Bibliotheken Deutschlands und der Schweiz un ternommen worden, die im Besitz eines ansehnlichen Fonds bedeutende Summen auf den Ankauf neu erscheinender wis senschaftlicher Werke verwenden, oder wenigstens, da leider von den meisten unserer Bibliotheken die jährliche Dotation 8r Jahrgang. unbekannt ist, aus der Größe ihrer Bändezahl auf einen dieser angemessenen Fond schließen lassen. *) Es ist sehr zu beklagen, daß es uns durchaus an einem Werke fehlt, wel ches genaue und umfassende statistische Angaben über die Bibliotheken Deutschlands enthielte. **) klebcr den Fond derselben findet man wie schon bemerkt wurde, so zu sagen gar keine, über ihre Bändezahl nur gelegentliche und zerstreute Angaben, die außerdem noch so sehr differiren, daß daraus ein Resultat zu gewinnen kaum möglich ist. Viele unserer bedeutendsten Bibliotheken haben durch Vermächtnisse und Ankäufe in diesem und jenem Fache der Literatur eine besondre Vollständigkeit erreicht, die auch für die Zukunft durch fort gesetzte Ankäufe zu bewahren im Interesse ihrer Vorgesetzten liegen muß; aber auch hier fehlen belehrende Notizen und man kann darüber nur dadurch sich einige Auskunft verschaf fen, daß man die zu verschiedener Zeit für die einzelnen Bi bliotheken gemachten Ankäufe und Legate verfolgt und aus diesen einzelnen Bestandtheilen auf den Gcsammtbestand der Bibliothek einen Schluß macht. ***) Dies ist auch der *) Dieß läßt sich mit ziemlicher Gewißheit auf die von dem Landcsfürstcn oderdcm Staate unterhaltenen Bibliotheken anwcn- den; andere Bcwandtniß hat cs mit den Stadt- und Grmna- sialbibliotheken, die in der Regel erst durch Vermächtnisse zur Bedeutung angcwachscn, entweder gar keinen oder einen sehr unerheblichen Fond zu ihrer weitern Vermehrung besitzen, häu fig auch wenig benutzt, bis jetzt eine neue Begründung oder Erhöhung ihrer Dotation nicht ndthig gemacht haben. **) Ein solches würde mit leichter Mühe zu Stande zu bringen sein, wenn die Bibliothekare über die ihnen untergebe nen Bibliotheken in einem dazu geeigneten Organe — und ein solches besitzen wir in dem schätzbaren, vom Bibliothekar l)r. Naumann herausgegebcnen 8erapeum, dem auch die Angaben über das Bibliothckspersonal entnommen sind — Mittheilun gen machen wollten. Freilich würde man ähnliche Erfahrungen zu machen haben wie die, worüber der genannte Herausgeber (8erop. I., 385) sich beklagt. ***) Hierbei wurde das verdienstliche, leider durch Druck- 94