für den Deutschen Buchhandel unv für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Bvrsenvereins. Freitags, den 28. August 184V. Leipziger B uchdruckeicn. Leipzig hat jetzt 24 Buchdruckcrcien mit 232 Handpressen und 11 Schnellpressen. Davon waren Ende Juli 158 Hand pressen und 10 Schnellpressen, wovon 3 mit Dampf betrieben werden, im Gange; an 74 Handpressen und 1 Schnellpresse wurde nicht gearbeitet. Wenn man annimmt, daß beständig 160 Hand- und 10 Schnellpressen im Gange sind, und auf jeder Handpresse durchschnittlich täglich 1000 Bogen auf beiden Seiten bedruckt werden, dahingegen eine Schnellpresse täglich 10000 Drucke oder 5000 Bogen aus beiden Seiten liefert, so ergicbt sich, daß in einem Jahre 60—70 Millionen Bogen oder 12—14,000 Ballen weißes Papier in Leipzig be druckt werden. Der Preis des Papieres kann im Durchschnitt wohl mit 20 >/?. per Ballen angenommen werden, welches also eine Gesammt-Summe von 240 — 280,000 ergibt, die jährlich für Papier in Leipzig verwendet wird. Der größere Theil dieses Papier-Quantums wird in Sachsen fabricirt; für eine nicht unbedeutende Summe'wird aber aus Süddeutsch land und namentlich ausHcilbronn und Pforzheim bezogen. Wenn es auf den ersten Blick auffallend erscheinen mag, daß eine so bedeutende Anzahl Pressen stillsteht, so erklärt sich dieser Umstand, wenn man erwägt, daß unter der Gesammt- Anzahl der Pressen auch die hölzernen inbegriffen sind. Bei den sich von Tag zu Tag steigernden Anforderungen mag aber wohl mancher Buchdruckercibesitzer die Nothwendigkeit er kannt haben, sich mit soliden eisernen Pressen zu versehen und dadurch sind wohl mehre hölzerne Pressen, die in frühe ren Zeiten noch lange brauchbar geblieben, jetzt außer Gebrauch gekommen. Es ist indessen auch andrerseits nicht in Abrede zu stellen, daß mancher Buchdruckerherr in jener Zeit, als noch so große Auflagen eine Menge Pressen in Anspruch nahmen, sich gezwungen sah, seine Druckerei bedeutend zu verstärken. Die Pfcnnigmagazine haben aber nun theils aufgehört, theils ist ihr Absatz unverhällnißmäßig gering geworden, die Pfcn- nig-Encyklopädiccn, die Pracht- und Bilderbibeln sind beendet 7r Jahrgang. und man hört wohl öfters eine Klage, daß cs so wenig starke Auflagen gebe. Im Ganzen ist aber anzunehmen, daß der heutige Zustand des Buchdruckergcschäftcs in Leipzig ein er freulicher ist; cs ist ein rüstiges Leben und ein edles Streben darin bemerkbar, und es muß Leipzig in typographischer Hin sicht wohl unbedingt der erste Platz in Deutschland cinge- räumt werden. Bei dieser Gelegenheit wollen wir noch erwähnen, daß vor dem Jubelfeste die Idee angeregt wurde, jeder der hiesigen Buch- druckcreibesitzer möchte eine Gedenktafel in gleichem Formale drucken. Darauf sollte eine kurze Geschichte der Buchdruckcrei stehen und dann noch irgend eine Probe, die den Geschmack des Besitzers bezeugen oder die Branche andeuten sollte, worin er Besonderes zu leisten im Stande sei. So schön diese Idee an und für sich war, so sind dennoch leider nur acht darauf eingegangen und haben sie ausgeführt. Ein Nachtrag zu dem Aufsatze „Der Andrang zum Buchhandel." Der Herausgeber der Pceßzeitung, Herr vr. Hitzig, erör tert in Nro. 65 und 66 des genannten Blattes die Frage, ob bei Ertheilung der Eoncession zum Betriebe des Verlags buchhandels, zur eignen Sicherstellung des die Eoncession Nachsuchenden, auf ein durch eine Prüfung zu ermittelndes Maß von Bildung Rücksicht genommen werden solle und er zählt bei dieser Gelegenheit zwei Fälle, die unsern Aufsatz über den Andrang zum Buchhandel ergänzen mögen. Hr. vr. Hitzig sagt: Es besteht nämlich — woher weiß ich nicht, aber es ist so — unter der Menge das seltsame Vorurtheil, daß der Buch handel ein Gewerbe sei, welches man zu betreiben fähig werde, sobald man nur eben den Entschluß fasse, es thun zu wollen, und ohne daß dazu eine Vorbereitung erforderlich wäre. Meine Erlebnisse in diesfälligcn Eonsultationen gränzen an das Fabelhafte- 141