für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegeben von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. ^§88 » Freitags, den 5. Oktober 1838. Holländische Literatur. (Aus „Lax, Bilder aus d. Niederlanden.") (Schluß.) Die Vorlesungen werden fast sämmklich, mit Aus nahme etwa der medicinischen, in den Wohnungen der Profes soren gehalten und zwar fast immer in Lateinischer Sprache, auch darin noch dem alten Herkommen treu bleibend. Au ßerdem hat man noch das Athenäum illustre zu Amsterdam, das Athenäum zu Dcventer und das Friesische Athenäum, Lehranstalten, in denen alle Wissenschaften auf dieselbe Weise docirt werden, wie an den Universitäten, die jedoch nicht graduircn dürfen. Es fehlt ihnen nicht an Zuspruch, und bei ihnen sowohl, wie bei den Universitäten sind die verschiedenen Fächer mit tüchtigen Männern besetzt, von denen nicht wenige sich eines Europäischen Rufs erfreuen. Der Name Van Horste ist überall als der eines tüchtigen Philologen bekannt; Moll gilt als ausgezeichneter Phy siker, der Theologe von Palm ist bereits erwähnt wprden, de Wind hat viel für Geschichte geleistet, van Käm pen hat sich Schaden gethan durch seine ungeheure Frucht barkeit in allen Gattungen des Wissens, doch laßt sich nicht leugnen, daß er sich ein wahres Verdienst erworben, um die Holländische Literatur, Geschichte und Statistik, für die er unzählige Arbeiten geliefert, von denen Einzelnes unstreitig vortrefflich, anderes aber auch höchst mittelmä ßig und übereilt ist. Außerdem gibt es noch andere be deutende Männer, deren Wirksamkeit sich in den vielen wissenschaftlichen Anstalten kund gibt, die Holland besitzt. Vor Allem wäre hier das Nedcrlandsche Institut zu nen nen, wo eben sowohl, wie in den übrigen sogenannten Genossenschaften, häufige Sitzungen und stieben gehal ten und wichtigere Aufsätze durch den Druck bekannt ge- 5r Jahrgang. macht werden. Eines von diesen Instituten hat sich in Deutschland bekannt gemacht, wenn gleich nur durch eine seiner speciellcn Seiten; der Verein kelix meritls näm lich. Man weiß von ihm, daß er hauptsächlich einen sei ner Säle den musikalischen Bestrebungen in Amsterdam hcrlciht, aber er vereinigt eben so Hörsäle für Physik, Sammlungen von Instrumenten, Studiensale für Maler nach Antiken rc. Und dennoch keine rechte Literatur! Man sage nicht, daß der Holländer sich für einen halben Deutschen halte und deshalb nur Deutsche Werke lese. Es wird nicht einmal Deutsch auf den Schulen gelehrt, außer auf den Kaufmannsschulcn, weil die Sprache für den Handel nöthig ist, wie das Französische auch. Man liest die Deutschen Werke, aber in der Ucbersetzung. We nigstens ist das mit dem Bürgerstande der Fall, der durchaus kein Deutsch versteht. Es ist nichts anders, als, wie schon gesagt, daß der Nation jeder Sinn für das Universelle abgcht, und also auch für die Poesie, welche die ganze Natur umfaßt. Jeder liest nur über sein Fach, im engsten Sinne genommen, und da es im mer verhältnismäßig nur wenige Personen für einen und denselben Abschnitt in den Wissenschaften gibt, so erschwert der geringe Absatz die Ausgabe großer Unternehmungen, und man ist genöthigt, das Wissen in kurze Aufsätze durch die Journale zu zersplittern. Man hat versucht, ein Conversationslexikon zu Stande zu bringen, aber es ! ging nicht. Da die Buchhändler sich nicht unter einan der aushelfen, keiner ein eigentliches Sorrimcntsgeschäst treibt und auch Niemand wie in Frankreich und England dem Verleger größere Quantitäten abkaufcn kann, so läßt ^ sich erklären, wie zaghaft der Letztere zu Werke schreiten 15tt