für den Deutschen Buchhandel und für die mir ihm verwandten Geschäftszweige. Hcrausgegebcn von den Deputirten des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Amtliches Blatt des Börsenvereins. 22. Freitags, den 15. Marz 1839. Die Literatur Rußlands im Jahre 1838. (Schluß., Auch in Bezug auf die große alphabetische En- c pklop ä d ie hat sich Rußland, so weit dies möglich war, der europäischen Bewegung angeschlossen, die in Deutsch land , Frankreich und England seit einem halben Jahrhun dert die Werke dieser Act so sehr vermehrt hat. Es sind davon bereits 16 Bande erschienen, aber es steht zu fürch ten, daß die oftmaligen Veränderungen in der Redaction und der Mangel an einem regelmäßig befolgten Plane die sem Unternehmen sehr schadet, und daß es nicht mit den ähnlichen Werken des Auslandes, die nach Rußland gelan gen, wird concurriren können. Im Gebiete der Dichtkunst und der schönen Wissenschaften im engeren Sinne, hat die Russische Literatur im Jahre 1838 nur geringe Ausbeute geliefert. Die Aufzählung der unbedeutenden Sammlungen von Ver sen und kleinen Romanen kann füglich unterlassen werden, wenn auch die Zahl solcher in diesem Jahre nicht geringer war als gewöhnlich. Im Allgemeinen scheint aber die Rus sische Poesie augenblicklich, wenn nicht im Verfall, doch in einem Zustande von Schwäche. Puschkin und D i - mitriesf sind todt; Jukowsky und Baritinsky schreiben nichts mehr; die Gräfin Rostopschin, die schöne Hoffnungen erregte, scheint in ihrem Eifer nachzu lassen; B en e dic tow begnügt sich, statt etwas Ganzes zu liefern, an Journalen zu arbeiten und vergeudet so sein Talent, und neue Dichter stehen nicht auf. Eine Tragödie von Polewoy, „U g o l in o", hat viel Glück aufderBühne gemacht, ist aber als Lectüre von keinem sonderlichen Be lang. Unter den neuen Romanen ist fast allein der Vec- 6r Jahrgang. such er, von Sagoskin, zu nennen, alle übrigen sind fast nur mehr oder weniger getreue und glückliche Nachah mungen französischer Romane, besonders derervonBalzac, dessen Schriften ihm einen so großen Ruf erworben und so beifällige Aufnahme beim Publikum gefunden. Auch in Rußland hat sich im verflossenen Jahre der Ge schmack an illustrirten Ausgaben sehr rege gezeigt. Statt wie früher dergleichen aus Frankreich und England zu beziehen, hat man hier deren selbst veranstaltet. Dies bezieht sich jedoch hauptsächlich nur aufden Text, denn die Kupfer und Holzschnitte hat Frankreich geliefert, wie dies bei dem Don Quixote und der Bild erb ibel der Fall ist, welche bei Pluchart erschienen sind. Hier ist auch das Pan theon der Zeitgenossen zu erwähnen, welches eine Reihe biographischer, mit Bildnissen begleiteter Notizen enthält. Die bei Prevost erschienene Prachtausgabe von Ka ra m sin's G eschich te ist ein echt nationales Werk; die dazu gehörigen lithographirten Abbildungen find im Ganzen gut ausgeführt. Diese illustrirten Ausgaben finden allgemein in Rußland vielen Beifall, und es werden noch verschiedene ähnliche Unternehmungen vorbereitet. Die Unmasse von Uebersetzungen aufzuführen, welche im letzten Jahre erschienen, möchte wohl zu umständlich sein; was an bemeckenswerthen Neuigkeiten in Französi scher, Englischer und Deutscher Sprache erschien, ist mei stens auch in die Russische Literatur übergegangen; daß dar unter auch manche minder gute Romane, Dramen, Vaude villes rc. sind, ist nicht zu verwundern. Die Summe der 1838 ins Russische übersetzten Werke beträgt gegen 300, die der Originalwerke ungefähr 700, welches Mißverhältniß allerdings noch sehr bedeutend ist, aber doch als ein erfreu licher Fortschritt anzusehen, wenn man bedenkt, daß vor 40