VrirnUrE ^ X DeutMmr Offener Vrief an den Verlag Äibert langen Schicksalsbuch unseres Volkes, Hans Grimms .Volk ohne Raum', dessen Titel als Schlagwort um den Erdball lief, liegt, soviel ich weiß, in Ihrem Verlag nun in einer Auflage von über 60000 vor. Die Auflage beweist, wie stark dieses Buch in die erregte Zeit und suchende breite Volksschichten hineinzupacken vermochte. Die Höhe der Auflage erscheint enorm, wenn man be denkt, daß das zweibändige Werk immer noch volle fünfundzwanzig Mark kostet. Es wird Ihnen auch nicht unbekannt geblieben sein, daß eine ganze An zahl von Stadt- und Volksbüchereien (sogar in der Reichshauptstadt) in ihren Ausleihestatistiken der lchtenZeit diesen bedeutenden und für die nationale Besinnung grundlegenden Roman von Hans Grimm mit an erster Stelle der meistverlangten Werke nennen. Die Wirkung des Grimmschen Buches in die Breite ist also offenbar und damit auch das Bedürfnis nach einer erschwi»glichc»,wohlfeilenAusgabe erwiesen, die bei der heutigen Notlage vor allem auch dem jungen Menschen, dem Studenten, dem kleinen und mittleren Beamten den Besitz eines Buches von so realpolitischer Bedeutung ermög licht. Wenn Thomas Manns Schilderung des Ver falls einerFamilie (.Buddenbrooks') im 2.85-Mark- Gewaud eine Verbreitung von über einer Million Exemplare gefunden hat, dann erwächst für den Verleger und Schriftsteller mit nationalem Ver antwortungsgefühl die doppelte Pflicht, das ungleich wichtigere Werk Grimms zur gleichen Verbreitung zu steigern. Mit den heute offenen herstellerischen Möglichkeiten läßt sich eine Massen auflage des zweibändigen Buches für 6 bis 8 Mark ohne weiteres schaffen. Wohin Sie in den Kreisen der nationalen Jugend hören, werden Sie den Ruf nach einer solchen erschwinglichen Ausgabe des immer wieder von Hand zu Hand gehenden Grimmschen Hauptwerkes vernehmen. Warum zögern Sie mit der Herausgabe?Wenu bei der angespannten wirtschaftlichen Situation Ihres Hauses bisher die Kapitalinvestierung, die eine Massenauflage dieser Art erst einmal bedingt, nicht möglich war, so dürfte jetzt durch Ihre Ver bindung mit dem Georg Müller Verlag und den umsaffenden finanziellen Möglichkeiten, die Ihnen damit geöffnet wurden, diese Frage leichteste Lösung finden. Llud Grimm selbst? Muß ihm persön lich nicht um der Sache willen, für die er sein Buch schrieb, die denkbar weiteste Verbreitung des Buches am Herzen liegen? Schreibt er doch von sich selbst: .Ich habe das schwere Glück, Schriftsteller im deutschen Volke sein zu dürfen, da es am tiefsten gesunken war, und zugleich die am meisten bereite Jugend hatte...' Dies erkennen, aussprechen und der also bereiten Jugend nicht mit äußerster Opferwilligkeit den Weg zu öffnen zu einem Werk, das ihr gleich wichtig ist wie täglich Brot, bleibt Halbheit. Wir glauben aber weder von Ihnen noch von Grimm, daß es Ihnen liegen könnte, aus halbem Wege zu verharren. Werfen Sie die ersten Hunderttau send des billigen .Volk ohne Raum' noch zu diesem Herbst in die Buch läden. Nicht ein Stück davon wird liegen bleiben — und gemeinsam mit Grimm erfüllen Sie eine nationale Pflicht, die hinauszuzögern oder zu unterlassen bei der ins Übermaß ge steigerten äußeren ».geistig enNot un seres Volkes nicht mehrstatthaft ist." Berlin, 6. September I9ZI Der Herausgeber des „Vorstoß", Wochenschrift der Deutschen Allgemeinen Zeitung. Antwort siehe Sette 4860/72