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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.02.1861
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 18.02.1861
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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336 Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 21, 18. Februar. eben solche erhalten und denen dieVcrleger zur sofortigenAuslie-, ferung eingehender Bestellungen starke Commissionslagcr über geben. In jedem der wichtigeren Culturländer hat der Buchhandel mit einer verschiedenartigen Organisation des Commissionswescns andere geschäftliche Normen anerkannt, und diese wieder sind nur ein Ausdruck allgemeiner Strömungen der Zeit, wie denn über haupt der Buchhandel mit seinen in allen Schichten der bürger lichen Gesellschaft verzweigten Fühlfaden und Verbindungslinien sich gegen jede Bewegung ungemein empfindlich zeigt. In Frankreich und England waren die Hauptstädte die von der Natur gegebenen Ecntra, und namentlich im erstercn Lande beschrankt sich, dem dort allgemein vorherrschenden Zuge der Een-! tralisation folgend, der eigentliche Buchhandel nur auf Paris. § In Rußland ringt Petersburg, der Sattclknopf des einheitlich, und autokratisch regierten Reiches, mir dem in literarischer Be- l deutung mindestens glcichstehcnden Moskau um die Hegemonie, während die baltischen Provinzen sich naturgemäß um Riga grup- pircn, welche Nothwendigkcit anerkennend, die russische Regie rung ein eigenes Censurcomite daselbst errichtet har. In den Ver einigten Staaten Nordamcrika's behauptet New-Pork den Vor rang, nicht sowohl um seines eigenen literarischen Werthcs wil len, als vielmehr als Hauplplatz des europäischen Verkehrs, den Ausgang jener frischen Lebcnsquelle beherrschend, die aus Eu ropa für Amerika sprudelt; denn trotz aller marktschreierischen Posauncnstößc verdankt doch Amerika noch alle wesentlichen Bil- dungselemcntc der alten und vornehmlich deutschen Welt. Ita lien, das Vaterland der Tasso und Dante, die Wiege unserer mit telalterlich-neueren Literatur, hat noch keine Stadt von vorwie gend literarischer Bedeutung hervorbringcn können. Vielleicht wird der neueste politische Umschwung günstig auf die materielle und geistige Entwickelung des Schriftenthums rcagiren; bisjctzt zeigt sich noch keine Spur davon, und in keinem Lande sind bei gleicher Fruchtbarkeit literarischer Verkehr und Preßgcsctzgcbung verwahrloster, als gerade dort. Mit um so größerer Befriedigung kehren wir über die Alpen nach Deutschland zurück, wo praktische und solide Institutionen sich eine erfreuliche Bahn gebrochen haben. Und die Schwierig keiten, die der deutsche Buchhandel bei seiner Organisation zu überwinden hatte, waren wahrlich nicht gering. WievieleSchlag- bäumc mußten fallen, wie viele verschiedenartig motivirtc Gesetz gebungen auf einheitliche Grundsätze zurückgeführt werden, wie viele einzelne, wohlvcrclausulirte Nachdrucksverbote zu allgemein gültigen Normen umgeschaffcn werden, ehe cs dem deutschen Ver lage möglich wurde, seine gegen widerrechtliche Nachbildung ge schützten Werke in die entferntesten Gegenden nichtDeutschlands, sondern Europa's und aller der Literatur überhaupt zugänglichen Länder, zu versenden und dem deutschen Sortimenter sein Lager mit den neuesten Erscheinungen der gesummten Literatur zu er gänzen ! Um Leipzig gruppirt sich jetzt der buchhändlerische Verkehr Gesammt-Dcutschlands. Indem wir in wenigen Zügen den ei- genthümlichen Geschäftsgang zeichnen, entwickeln wir zugleich die Wichtigkeit des Commissionswescns für den gesummten Buchhan del und für die literarische Thätigkeit der Nation. Stattlich erhebt sich die Buchhändlerbörse, Eigenthum eines zahlreichen Vereins von Fachgenoffcn, der auch das „Börsen blatt" als ofsiciellcs Buchhändler-Journal hcrausgibt, an der Ost seite des Nicolaikirchhofs. An der Seite unseres Freundes durch wandern wir die einfach, aber zweckentsprechend decorirtcn Räum lichkeiten. Der große Saal, welcher die ganze obere Etage ein nimmt, ist zur Ostcrmesse Abrechnungslocal. Sämmtliche solide Firmen des In- und Auslandes, durch ihre Chefs, Bevollmäch tigte oder Leipziger Commissionäre vertreten, saldircn dort zum Abschluß ihrer vorjährigen Rechnung mit oder ohne Ucbertrag. Handlungen, die nicht selbst die Messe besuchen, schicken als Sor timenter eine Liste mit ihren Zahlungsaufträgen (oft über tau send verschiedene Posten) ihren Commissionärcn ein, oder beauf tragen als Verleger dieselben, die eingehenden Zahlungen für sie anzunchmcn und zu quittiren. Das Geschäft ist jetzt, da die alte Sitte, in den mitgebrach ten Handlungsbüchern etwaige Differenzen sofort an Ort und Stelle aufzusuchcn und zu erledigen, zur Zeit aus der Mode ge kommen ist, ziemlich einfach und wenig zeitraubend; die Summe des circulircnden Baarcapitals, nach Abzug der viel bedeutende ren Posten, die sich durch Gegcnrechnung ausgleichen, schätzt man auf zwei Millionen. Die Rechnung geschieht natürlich ausschließlich in der zuLeip- zig üblichen sächsischen Währung in Thalern und Ncugroschen. Die norddeutschen Handlungen rechnen unter sich, sowie mir ihren süddeutschen und oesterreichischen College» ebenfalls in nord deutscher Währung, in welcher auch sämmtliche Kataloge und Bi bliographien geführt werden. Die Guldcnländcr rechnen außer dem noch besonders über Stuttgart und Wien in ihren Landcs- münzcn; ihr gegenseitiger Verkehr aber erfolgt mit wenigen Aus nahmen wieder über Leipzig und die Rechnung zwischen Oester reich und Süddcutschland demgemäß wieder in Thalern und Sil- bcrgroschen. Mit Ausnahme der buchhändlerischen Hauptplätze, die aller dings für sich allein den wesentlichsten und wichtigsten Theil sämmt- licher Vcrlagsunternchmungcn rcpräsentiren, ist die literarische Productivität auf alle deutschen Länder in ziemlich gleichen Ver hältnissen vertheilt; die Statistik des Absatzes aber zeigt ein merk liches Uebergewicht zu Gunsten des Nordens, speciell einiger preußischen Provinzen, und sinkt gegen Süd-Osten zu allmählich, genau den Gang der deutschen Volksbildung bezeichnend, die in den nördlichen Landen tiefer in die breiten, unteren Schichten gedrungen zu sein scheint. Einer zweiten wichtigen Function dienen die untern Räume der Börse, deren einer Theil zur Bcstellanstalt für Buchhändler papiere hcrgerichtet ist. Durch die Hände der dort angestellten Leute wandert Tag aus Tag ein so ziemlich Alles, was im ganzen, weiten Reiche des deutschen Buchhandels für den engern Collegenkreis innerhalb und außerhalb unserer politischen Grenzen geschrieben und ge druckt wird, und im Laufe des Jahres dürfte man wohl einige recht ansehnliche Schraubcndampfcr vollständig damit befrachten können. Was auf dirccten Wegen oder über andere Commissions plätze geht, ist verhältnißmäßig unbedeutend. Mit dem Austräger der Bcstellanstalt, der viermal täglich seine Runde macht, folgen wir unserm Freunde in die ausgedehn ten Räumlichkeiten seines eigenen großartigen Geschäftes zurück. Der ganze Stadttheil, in den wir jetzt treten, ist fast nur von Buchhändlern, Verlegern und Commissionären bewohnt; ganze Straßen sind dicht mitFirmen besäet, und während einzelne Handlungen gewaltige Häuser, von Straße zu Straße reichend, allein occupiren, drängen sich andere, bis zu sieben, in einem ein zigen der stattlichen Gebäude dieses Viertels zusammen. Die Handlung unseres Gastfreundes präscntirt sich in einem eigenen, stattlichen Hause mit etwas alterthümlicher Fapade. Sämmtliche Räume vom zweiten Stock bis unters Dach sind Büchcrlager; das ganze Haus dient nur geschäftlichen Zwecken; durch die grünen Gebüsche eines allerliebsten Gartens blinken die Zimmer eines geräumigen Wohnhauses: dort ebenfalls Bücher-
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