Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.12.1855
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- 10.12.1855
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- Deutsch
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2244 154 theil zu begründen. Wir begreifen wohl, daß es nicht leicht ist, eine zu solcher Aufgabe geeignete Persönlichkeit, die namentlich für jede Jnfluenzirung unzugänglich sein müßte, zu finden, aber zu finden wird sie sein. Und auch zu bezahlen wird sie sein. Bekanntlich hat der Börsen-Vcrein viel Geld, beinahe mehr, als er so recht verwen den kann, wenigstens für rein buchhändlerischs Zwecke; und wenn davon zu obengedachtem Zweck verwandt würde, so wüßten wenig stens wir nicht, wie man das angreifen wollte. Wir glauben, die Generalversammlung würde einer dahin zielenden Vorlage zustim men. Aber auch wenn das nicht beliebt werden möchte, sollten nicht die Creditoren in jedem einzelnen Fall die dazu nöthigcn Kosten zu- ! sammcnlcgen? Sollten sie es nicht um so lieber thun, wenn der ^ Beauftragte zugleich die Aufgabe damit verbände, einen den Um ständen gemäßen Accord anzubahnen, die Sicherstellung der Accordsumme zu vermitteln, im andern Fall einen tüchtigen gemeinsamen Mandatar zu ermitteln, ihn zu instcuircn, und was man sich sonst in derartigen Fällen als nützlich denkt, und was jedenfalls der einzelne Gläubiger in seiner Jsolirung nur mit schwe ren Kosten und großer Mübe fertig brächte, also lieber ganz unter läßt. Gewänne aber der Beauftragte die Uebcrzeugung, daß ein Fall des Mitleids und der collegialen Nothhilfe vorliegt, wer würde dann nicht gern und mit Freuden ein Opfer bringen, um einem würdigen, aber unglücklichen Eollegen wieder aufzuhelfen? Es scheint uns, als wenn das Vorgesagte einige Erwägung verdiente, und wir möchten zum Schluß oen Wunsch aussprechen, daß erfahrnere Collegen ihre Ansicht über die Ausführbarkeit des Gedankens, der ohne Zweifel noch vielfach modisicirt und verbessert, werden kann, aussprächen. Bielefeld, December 1855. Velhagen -L Klasing. Der hebräische Buchhandel in Deutschland*). Der Handel mit Büchern in bebräischer, rabbinischer und jü disch-deutscher Sprache hatte seit Jahrhunderten kein Fach unter den Fächern des allgemeinen, alle Schriftwerke umfassenden Buchhandels, sondern außerhalb und unabhängig, ja, unberührt von demselben seinen barmlosen, ungekannten, durch wissenschaftliche Beschränktheit ein- und ausgeschlossenen Standpunkt, ein verschlossenes Ghetto neben prunkenden Straßen und Märkten, auf welches der Bildungs stolz der feinen Welt vornehm und qeringachtend herabzuschauen sich gewöhnt bat, so viele Tugend, Weisheit und Sinn sich auch im Schooße dieses Ghetto bergen mochte. Um die Absonderung dieses Bücher-Handels noch zu verstärken, trugen seine Führer nicht ein mal den üblich damit verbundenen deutschen Namen : „Antiquar", oder „Bücherhändler", sondern den hebräischen „Mochec Sepharim", was wörtlich„Bücherverkäufer"heißt, also einerseits zu wenig, anderer seits zu viel über seinen Gegenstand sagt. Ohne Ankündigung, ohne Ocffenllichkeit, ohne Regel, ohne zünftige Rücksicbten und ohne Verband ging das isolicte Geschäft seinen öden Seitenweg, dessen einzige Zielpunkte die Synagoge und die Studirstube des jü dischen Gelehrten blieben, während der nickt jüdische Gelehrte diesen Weg entweder nicht suchte, oder nickt fand, und so zum großen Nachtheil der Wissenschaft die öffentlichen Bibliotheken weder Auf forderungen, noch Maßstab zur Auswahl empfingen, und daher das Fach übergingen, weil sie es nicht übersehen konnten. Um ein Bei spiel voczuführen, bedarf es nur eines Hinweises auf das hier be standene sehr bedeutende Bücherlager des vor ungefähr zwölfJahren verstorbenen P — l. Dieser gelehrte Mocher Sepharim hat Jahre lang Messen mit seinen Schätzen bezogen, aber wir zweifeln, ob auch nur ein einziges Geschäft seine Verbindung mit der Königlichen Bibliothek in Berlin nachweist. Mit dem buchhändlerischen Auftreten des verstorbenen A. Asher um das Jahr 1830 trat eine neue Epoche für diesen Geschäftszweig ein, denn dieser geniale Speculant bemächtigte sich desselben sogleich mir allen Hilfsquellen seiner Fachkenntniß, seiner großen Gewandtheit im Verkehre, seiner Bildung und seiner Verbindungen- Ihm verdan ken viele große Staats-und Privat-Bibliotheken ihre Bereicherungen, ihm verdankt die Bodlejana in Orford ihren Glanz, ihm verdankt das Brittische Museum in London seine Schätze, und er hat zum Flore der Königlichen Bibliothek in Berlin wesentlich beigetragen. Indessen Herr Ashcr un v andere in seine Fußstapfen getretene Buchhändler konn ten bei ihren Geschäften die hebräischen Bücher doch immer nur als einen Zweig betrachten, den sie zwar gleich den anderen Zweigen pfleg ten, dem sie aber keine besonders hervorragende Thätigkcit widme ten ; erst der Begründer der seit Octobcr d- I. in Berlin eröffneten Niederlage hebräischerBücher, HerrJ. Böhmer, dürfte diesem Fache dieZugänglichkeit und Verbreitung verschaffen, die ihm bisher gefehlt. HerrBöhmer, ein rabbinisch-philologischcrGclehrter von bedeutendem Rufe, steht an Genialität dem verstorbenen Asher nicht nach, aber er überragt ihn bei weitem in Kenntniß des Inhaltes der hebräischen Werke, und seinem Geschäfte können um so mehr große Erfolge er stehen, als er den gewählten Zweig zum Hauptgegenstand seines Fleißes macht. Sein Streben geht dahin, den bisher meist formlos be triebenen Handel durch Regelmäßigkeit zu veredeln und ihn mit dem allgemeinen Buchhandel in nothwendige und heilsame Wechselwirkung zu versetzen. Er hat zu diesem Zwecke nicht blos Verbindungen mit den Werkstätten und den Gelehrten seines Geburtslandes, Rußland, angeknüpft, sondern auch mit denen anderer Länder, und schon ist es ihm gelungen, eine reiche Auswahl von Werken jüdischer Gelehrten zu sammeln, und namentlich die neuen Erzeugnisse der noch thäligen Ofsicinen des In- und Auslandes in vielen Exemplaren bereit zu halten. Da Herr Böhmer von Zeit zu Zeit gedruckte Verzeichnisse zu veröffentlichen gedenkt, so wird man sich bald überzeugen können, welchen Fortschritt sein Bestreben nicht blos für den Buchhandel, son dern auch für die Kunde der jüdischen Literatur bietet. Ueber Baarbezug. (Auch ein Schritt „zur Reform".) Schon früher einmal (Jahrg. 1851, Nr. 19 d. Bl.) habe ich auf das Nützliche des Baarbezugs für Sortimenter hingewiesen. Freilich ist dieses Nützliche noch von wenig Belang, wenn sich nicht die Verleger zu einem fixen Sconto gegen baar verstehen wollen. Bei den Reformbestrebungen neuerer Zeit, bei denen so viel vom „Kaufmännischen" die Rede ist, ist es auffallend, daß noch nir gends von dem in der Handelswell allgemein üblichen „Sconto pr- comptant" die Rede ist. Im Gegentheil sind dabei so viel unkaufmännische Vorschläge gemacht worden, daß ich mich nicht enthalten kann, meine Ansichten darüber demnächst dem Haupt vertreter der neuesten Reformbestcebungen gegenüber unmittelbar auszusvrechen. Nur eins hier. Gewiß wird der verständige Kaufmann einem Geschäft gegenüber, bei dem er Verlust gehabt oder ihm Verlust droht, vorsichtig sein, möge die Ursache des effektiven oder drohenden Verlustes sein, wie immer; ob dabei eigene Schuld oder unverschul detes Unglück des Besitzers der Grund ist, ändert in der Sachlage nichts. — Möglich, daß im crstern Fall der Kaufmann jede Ver bindung für immer aufhebt, im andern Fall wird er die Möglichkeit zur Rehabilitirung gewiß immer offen halten- In keinem Fall wird es ihm aber einfallen, auf rafsinirte Mittel zu denken, die dem Un glücklichen jeden Weg zum Aufkommen abschneiden. Keinem Kauf- *) Aus d. Mag. f. d. Lit. d. Ausl.
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