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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.07.1855
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.07.1855
- Sprache
- Deutsch
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1855.) 1175 Nichtamtlicher Theil. Mitgetheilt von Johann Eggers, Buchhändler in Cincinnati, Ohio. Eincinnati, 17. Juni 1855. Es ist schon geraume Zeit, daß ich einige Aufsätze für's Bör senblatt schrieb, und es schlägt mir in der That ein wenig das Ge wissen, daß ich meinem Versprechen, welches dahin ging, mit mei nen Mittheilungen von Zeit zu Zeit fortzufahren, nicht schon früher nachgekommcn bin. Die freundliche Ermunterung der Redaction des Börsenblattes allein hätte ein Sporn für mich sein sollen, in meinen Berichten fortzufahren. Allein man wird in dem geräuschvollen, prosaisch-modernen Treiben dieses jugendlichen Landes so im Stru del herumgedreht, daß man wenig Zeit hat zu selbstgewählter, ge- müthlicher Beschäftigung. Vielleicht würde ich mich auch selbst jetzt noch nicht entschlossen haben, Beiträge für den nicht amtlichen Theil des Börsenblattes zu liefern, wenn mir nicht der Mangel von Nach richten aus unserem Lande ausgefallen wäre, weßhalb ich die Stille eines puritanischen Sonntags benutze, um einige Mittheilungen zu machen, die, wie ich hoffe, für die Leser des Börsenblattes nicht ohne Interesse sein werden. Es ist in der That zum Erstaunen, daß das Organ einer solch intelligenten Körperschaft, wie die der deutschen Buchhändler, fast zur Hälfte in seiner für Aufsätze be stimmten Abthcilung nur ewige Lamentationen über schlechte Ge schäfte und übergroße Eoncurrcnz, Klagen über Schleudereien, Vorwürfe aller Art, Vorschläge zum Besserwerdcn, liefert, die spurlos im Winde verhallen, um wieder aufs Neue auszutauchen.*) Daß das alte System des Buchhandels aus den Fugen gegangen, ist wohl über allem Zweifel, allein Wenige wollen sich dieses ge stehen, und man will mit aller Gewalt einen geschäftlichen Fort gang nach dem alten System erzwingen. Doch darüber ein ander Mal mehr; für jetzt begnüge ich mich damit, die nachstehenden Mit- thcilungcn zu machen, und ich mache den Anfang mit einigen: Bemerkungen über amerikanische Schulbücher und Auszüge aus geographischen Lehrbüchern. Im Allgemeinen sind die amerikanischen Schulbücher gerade so stereotyp und einseitig abgcfaßt, als die Uankees im Allgemeinen selbst sind. Von einer deutschen Gewissenhaftigkeit und Gründlich keit ist bei Abfassung amerikanischer Schulbücher keine Rede. Das System des monoy-mskinK erstreckt sich auf Alles in diesem Lande, also auch auf Schulbücher. 6lü va piano va ssno hieß das Sprüch- wort im weiland römischen Reiche, aber das moderne Volk der Jetztzeit hat diesen Spruch nicht zu seinem Principe gemacht- Förm lich mit Steam, sowohl in geistiger als materieller Beziehung, wer den die Schulbücher fabricirt. Eine ganze Serie erscheint gewöhnlich in demselben Verlage, man giebt einen ersten, zweiten, dritten, vier- *) Wir sind fast in derselben Lage, wie unser ehrenwerther College der süddeutschen Buchhändler-AeitunH, der sich in der diesjährigen süd deutschen General-Versammlung darüber beklagte, daß er Erstere allein schreiben müsse. Wir bitten das ganze Jahr nach rechts und links, nach Norden und Süden, um Mittheilungen alles dessen, was für den Buchhandel und seine verwandten Geschäfte von nur einigem Interesse sein kann, — leider fast stets vergebens. Außer Privatgeschichten', zu nichts führenden Jcrcmiaden und theilweise soanäalosis, geht uns sehr wenig zu, und da ein Redacteur eben so wenig allwissend sein kann, wie andere Menschen, so müssen wir bitten, es nicht uns zur Last zu legen, wenn manche Facta, die eben nicht in Zeitungen zu finden sind, im Börsenblatt unerwähnt bleiben, — denn wie gesagt, an unfern Bit ten nach allen Seiten um Mitthcilungen fehlts nicht. Nur sollte dann aber auch nicht gerade von Denen, die nie eine solche Bitte beachten, uns nie mit dem geringsten Beitrage unterstützen, und die uns nie auch nur die kleinste Notiz senden, nicht über Dürre im Börsenblatt geklagt werden. Die Rcdaction. ten und fünften kescior mit den nöthigcn ABC- und Buchstabir- büchern, oder einen ersten, zweiten und dritten Eursus der Arith metik heraus, und bei der Einführung muß der Verleger vorweg ein paar Tausend Exemplare opfern. Schon die Art und Weise der Einführung ist eine solche, wie man sie in Europa nicht kennt. Der Verleger nimmt die sämmtlichen Schulbücher auS den Schulen, in die er seine. Bücher einführen will, weg — vorausgesetzt, er hat sich die Lehrer zu Freunden gemacht — und ersetzt sie unentgeltlich durch seine eignen. In vielen Städten ist es von Stadträthen (hier 6ity Lounsel genannt) abhängig, welche Schulbücher in den öffentlichen Freischulen gebraucht werden sollen, obgleich die Stadträthe selbst größtentheils durchaus nicht competent sind, gute Bücher von schlech ten zu unterscheiden. Daß alsdann nach Gunst und Gaben verfah ren wird, daß es dem Verleger nicht darauf ankommen darf, einen großen Theil der Stadträthe sich zu Freunden zu machen, oder selbst sic zu bestechen, versteht sich von selbst. Ist aber einmal erst die Einführung in so großartigem Maßstabe gesichert, so werden häufig glänzende Geschäfte mit Schulbüchern gemacht, während man von vielen andern — o'est partout oonimo ober nous — sagen kann: „Wie man Zeit und Geld verthan, Zeigt das Büchlein lustig an." Die hier in Eincinnati erschienenen Schulbücher von M. Guf- fey, die natürlich eine ganze Serie vom Primer hinauf bis zum rlieloricsl xuiäo bilden, sind — die Auflagen sämmtlicher einzelner Eursen zusammengerechnet — in Millionen von Exemplaren über ganz Amerika verbreitet worden, und haben die Verleger, W. B. Smith <L Eo., zu reichen Leuten gemacht. W. B- Smith, früher ein mittelloser Mann, besitzt jetzt eine herrliche Villa nebst Landgut in der Nähe von Eincinnati. Fragen und Antworten ziehen sich durch fast sämmtliche Eurse, so z. B. heißt es im zweiten Lesebuche: Ilio vvbolo oolumn is 114 keot iiixli (kompoy's pillar nämlich) und am Ende der Lection unter den Fragen: Uovv InZb is it? Die ebenfalls im Verlage von W. B. Smith sc Eo. erschie nenen Kay'« ^ritlunelio, liest, sovonä aus tlurci pari sind im Allge meinen nicht schlecht, wie es denn überhaupt bemerkenswerth ist, daß die jungen Dankecs besondere Lust und Liebe und viel Talent zur Arithmetik an den Tag legen. Um nun einen Beweis davon zu geben, mit welch echt ameri kanischer Oberflächlichkeit und Leichtfertigkeit die Schulbücher oft abgefaßt sind, führe ich an, daß die Erfindung der Buchdruckerkunst von unserm gefeierten Deutschen Gutenberg in dem vierten Theile des amerikanischen Lesebuchs als eine englische Erfindung ausgege ben wird, und sie Amerikaner sollen bei dieser englischen Erfindung auch ein großes Verdienst dadurch sich erworben haben, daß sie die Kohlen zur Dampfpresse lieferten. Die bei Eowperthwait, Desiloer Butter in Philadelphia erscheinenden Mitchell'schen geographischen Lehrbücher, die in Hun dertrausenden von Exemplaren über die ganze Union verbreitet sind, enthalten, obgleich im Allgemeinen nicht schlecht, manche Schnitzer. Fragen und Antworten gehen auch bei diesen, wie fast bei allen amerikanischen Schulbüchern, mit Ausnahme der für die höchsten Lehranstalten bestimmten, durchs ganze Buch. Die Nationen wer den nämlich in Bezug auf ihre Lebensgewohnheiten und den Grad ihrer intellcctucllen Entwickelung in wilde, barbarische, halbcivilisirte, civilisirte und erleuchtete cingetheilt. Zu den civilisirten Natio nen rechnet der Verfasser — ich übersetze wörtlich, sage deshalb nicht die Russen rc-, sondern — Rußland, Spanien, Portugal, Griechen land, Mexico- Zu den erleuchteten: die Vereinigten Staaten — 173* -
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