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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.09.1844
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 17.09.1844
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- Deutsch
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2719 83 2720 Manchen auf sich selbst aufmerksam machen und ihn über- ^ zeugen will, daß es in seinen Kräften liegt, seinem Betrieb einen besseren Aufschwung zu geben. Ich bitte also Jeden ohne Ausnahme, meinen guten Willen nicht zu verkennen und deprecire gegen jede persönliche Empfindlichkeit. Es ist keine Kunst, den Buchhandel nach den gewöhn lichen festen und bestehenden Grundsätzen zu treiben. Man sucht sein Lager wenigstens mit solchen Schulbüchern und andern Werken complet zu halten, denen ein sicherer Ab satz nicht fehlen kann. Kommen Bestellungen, so werden sie entweder ausgesucht oder verschrieben: kommen Novitä ten, so werden sie, nachdem sie bei Einigen auch katalogi- 1>rt worden, in der schönsten Ordnung eingecäumt, kom men Fortsetzungen, so werden sie, wenn man es der Mühe werth gehalten hat, sie ins Continuationsbuch einzutragen, und wenn die Eontinuanten leicht zugänglich sind und ihre Solvenz auf der Hand liegt, expedirt. Eine solche Hand lung, wenn sie bei schützenden Monopolen in einem großen Wirkungskreise dennoch jährlich leidlich absetzt und zur OM. ordnungsmäßig saldirt, nennt man ein solides und ehrenwerthes Geschäft. Einige glauben aber doch, es bei einem gar zu mecha nischen Betrieb nicht bewenden lassen zu dürfen. Sie gehen weiter und stellen cs dem Verleger frei, ihnen mit einem Insert so und so viele Exemplare eines Werkes r, O»o(l. einzusendcn, wovon oft das Ende ist, daß die Jn- sertionskostcn saldiren oder zuweilen nicht einmal durch den Absatz gedeckt werden. Andere denken noch mehr zu tbun, wenn sie einen Theil der cingegangenen Novitäten zur Einsicht versenden, ermü den aber in ihrem Eifer wieder, wenn sie sehen, daß nichts behalten wird. — Das geht aber ganz natürlich zu, denn ich habe selbst in mehr als einer Handlung gesehen, daß man diese Arbeit unerfahrenen Lehrlingen überläßt, die sich ihrer oft mit lächerlicher Ignoranz entledigen. Sie senden Theologisches de» Theologen und so wandern denn oft genug rationalistische Nova zu Orthodoxen und Pietisten, während die Vernunftgläubigen die Werke eines Tholuck, Rudelbach, Hofacker, Krummacher, Maltet, Hengsten- berg rc. erhalten- Ich habe als Sortimenter das Geschäft des Einsichts- sendcns immer mit für das Schwierigste gehalten und mir es als Principal niemals nehmen lassen: denn es gehört eine große Umsicht, eine genaue Kenntniß des Charakters, der Richtung und Eigenthümlichkeit der Kunden und eine eben so große Orientirung in der scientivischen Eintheilung, der Tendenz der Autoren, der Fragen und Partheien des Tages und der Nebenliebhabereien der Fachmänner dazu*). Wer es mit Erfolg betreiben will, muß unter seinem Pu blicum eingelebt sein und seine Kunden, jeden einzeln, genau studirt haben, wozu allerdings Blick gehört, denn oft sieht man schon aus wenigen Zeilen eines Kunden, wie demselben mit Erfolg beizukommen ist. — Um dies *) 2ck kenne einen Justizrath, der sein Brodfach sehr wissen schaftlich betreibt, viele juristische Bücher behält, sobald sie seine persönliche Ansicht ansprechen, daneben aber nach allen Büchern über Stein- und Glasschleiferei angelt, weil dieses in freien Stunden seine Nebenbeschäftigung ist. durch ein Beispiel zu erläutern, so wende ich mich zur Theologie und wiederhole, daß es nicht genug ist, dem Theologen auch Theologisches zu senden. Wenn es sich von selbst versteht, daß cs die erste Frage sein muß, ist der Kunde Katholik oder Protestant, Rationalist oder Su pernaturalist, so kommt es nun wieder daraus an, interes sier ec sich für Homiletik, Exegese, Pastoral, Polemik, Ascetik rc.? Es giebt wenigstens 20erlei Gattungen von Theologen, und wenn der Sortimenter sie alle zu distingui- ren versteht, so wird er, obschon jetzt das theologische Pu blicum für uns das allerstecilste ist, gewiß mit großem Er folg zur Einsicht versenden. Mehr oder weniger finden dergl. ganz verschiedene Ordnungen und Classificationen bei den Juristen, Medicinern, Philosophen, Pädagogen, Phi lologen rc. statt. — Darum nehme man es mit dem Ge schäft des Einsichtversendens genauer und überlasse es nicht der unerfahrenen Jugend, wo die Mühe eben so vergeblich als sie bei einsichtsvollem Betriebe dankbar ist. Man bleibe damit auch nicht bei den gewöhnlichen Kun den, bei Literaten und Gelehrten von Fach stehen, sondern versuche eS in Fällen, wo die Zweckmäßigkeit vor Augen liegt, auch bei gebildetern Handwerkern, Fabrikanten, Oeko- nomen, Forstmännern rc. — Ueberhaupt muß man sich, um bei Einsichtssendungen eine recht große Auswahl von Kunden aus allen wissenschaftlichen Branchen zu haben, ein recht zahlreiches Verzeichniß derselben zu verschaffen suchen und keine Gelegenheit, es zu vermehren und nach zutragen, versäumen. Dessen Stelle ist eigentlich zu An fang oder Ende der Continuationsbücher. Man vermehrt es dadurch, daß man bei vielen Kunden Einsichtssendungen verabredet, bei noch Anderen erste Versuche auf gut Glück macht und sie, ist der Erfolg gut, forlsetzt und in dasselbe aufnimmt. Fährt man damit einige Jahre aufmerksam und consequent fort, so wird man sich einen höchst ergie bigen Kreis von Einsichtskunden in allen Fächern verschaf fen. Das Verzeichniß derselben muß aber nach einem wohldurchdachten und sehr ins Einzelne gehenden scientivischen Plan mit Haupt- und sehr vielen Unter- abthcilungen geordnet sein*), und ganz nach derselben Ordnung muß man sich die zu versendenden Nova legen. Dadurch gedeihen die Sendungen zu einer zweckmäßigen, auf die Eigenthümlichkeiten der Personen eingehenden An gemessenheit, werden sehr erleichtert und haben das Gute, daß man von einer Masse von 5—10 Ctnr. Novitäten lauter kleine und dabei sehr gewählte, der Richtung der Empfänger genau entsprechende Sendungen an die Kunden erhält, die man nicht mit allzugroßen Sendungen auf ein mal bombardiren darf. — Etwa jeden Monat muß eine solche Hauptversendung gemacht werden, wobei das Zurück gekommene allemal wieder an andere Kunden fortgeht, so daß oft 1 Exemplar, bevor es an den Verleger remittirt wird, vielleicht zehnmal zu Einsicht gewesen sein kann und das ganze Novitätensortiment in beständiger Bewegung ist, denn so lange eine Novität nicht an sämmtliche Betheiligte *) Schreiber dieses will solche Verzeichnisse auf seine Kosten lithographiren lassen und Jedem, der es wünscht, eine kleine An zahl davon xiietis ablassen.
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