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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.11.1844
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.11.1844
- Sprache
- Deutsch
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3365 98 3366 um immer noch neu angezeigte Ausgaben abzuwartcn und i sich dann die billigsten und zweckmäßigsten für seinen Debit auszusuchen — sich immer noch so einrichten, daß er gerade kein schlechtes Geschäft macht; aber die Produzenten selbst sind zu bedauern. — Oft große, ihnen anvertraute Kapita lien repräsentirend, selbst untereinander uneinig, mögen sie ihre Preise stellen wie sie wollen, sie können gegen die Un masse von Ausgaben nicht koukurriren, welche tbeils von den Buchdruckern, nur um ihre Pressen zu beschäftigen, theils von den Journalen als Gratis-Lockspeise für die Abon nenten angefertigt werden. Von dem Sue'schen Juden sind durch mein Brüsseler Haus allein 13 verschiedene Ausgaben expedirt worden und von dem bald zu erwartenden Thiers'schen Werke unter den vielen angezeigten, schon 2 als Gratis-Beilage zu Journa len annoncict. Der Belgische Buchhandel ist eine Treibhauspflanze, die schnell wuchernd aufgeschossen, schon jetzt wieder verwelkt, um dem Buchhandel einen ausgesaugten Boden und dürre Blätter zu hinterlassen und den Keim der Nationalliteratuc vielleicht auf immer zu ersticken, der, wenn dem Publikum nicht die besten literarischen Erzeugnisse Frankreichs fast um sonst angeboren würden —> durch historische Traditionen, sei nen reichen Adel und Bürgerstand, seine talentvollen Künst ler unterster, so leicht hätte emporblühen können. Was Belgien für den Nachdruck der französischen Werke ducchge- macht, hat es an Deutschlands Stelle gethan, und die un zähligen, selbst bei den geachtetsten Verlegern erscheinenden Nachdrücke französischer, englischer, italienischer und spa nischer Werke, die Uebcrsetzungen welche fabrikartig betrie ben, oder gar vor Erscheinen des Originals selbst vom Buch handel dem Publikum überliefert werden, beweisen Nichts von jener heiligen Scheu vor dem Nachdruck, die so mancher deutsche Buchhändler in großen Annoncen gegen das Publi kum affektirt; sondern vielmehr, daß der deutsche Buchhan del alle Elemente in sich vereinigt, um sich das Monopol desselben zu erkämpfen, und hätte Belgien seine ganz Buch fabrikationskraft nicht allein der französischen Literatur zu gewandt, und sich dadurch in buchhändlerischer Hinsicht alle übrigen zu guten Freunden und deshalb alle clesioucsies of fen erhalten, so würde es trotz seiner vortheilhaftcn Lage, seiner guten Papierfabriken und Buchdruckereien doch den Kürzeren gezogen haben. Und jetzt, wo die Zeit vielleicht nicht mehr fern ist, wo cs von freien Stücken selbst darauf verzichtet, wird, wenn vom deutschen Buchhandel nicht et was Energisches geschieht, — aller Wahrscheinlichkeit nach er es sein, welcher das abgetragene Kleid aufnimmt, um es in noch kürzerer Zeit in die kleinsten Fetzen zu reißen; denn die nur dem deutschen Buchhandel eigenthümlichen Einrich tungen und Kommunikationen erlauben dem Kleinen, wie dem Großen zu gleicher Zeit daran zu zerren, während hier, wo nur die größeren Handlungen, zwar isolict, aber durch den Umfang ihrer Geschäfte regelmäßig gewordene Verbin dungen haben, sie Jahre lang das Ausland vor der inländi schen Ueberschwemmung bewahren konnten, eine Maßregel, die ich als Mittelsmann selbst lange befolgt, bis deutsche mit Brüssel und allen seinen Buchdruckern und Feuille ton-Setzern nur zu bekanntwerdende Sortiments» und An tiquarhandlungen auch mich dazu zwangen, die billigsten Ausgaben einzuführen, welche trotz des so billigen Preises durch Hin- und Hersenden, Disponiren, Remittiren und Dekomplettiren, doch noch theuer genug sind, um gewissen Leuten, die sie zwar theurer als ich bezahlen, doch zu erlau ben, ihr Baargeschäftchcn zu machen. Ob das Publikum, und wenn wir vom konstitutionellen Gesichtspunkte ausgehn, also auch die Negierungen gegen den Nachdruck sind oder nicht, ist eine Frage, deren Ent scheidung hier nicht am Platze; — die Meinungen sind des halb sehr verschieden, so daß wenn wir abwarten wollen, bis die Negierungen dagegen Etwas thun, wir meiner Ansicht nach alt und grau werden können; vorläufig ist gewiß, daß der Buchhandel in seiner ganzen Ausdehnung, d. h. Origi nal und Nachdruck verlegende und verkaufende Buchhändler, durch ihn verlieren. Es ist also Sache des Buchhandels, die nöthigcn Vorkehrungen deshalb zu treffen, und da nach dem ! Grundsätze: wenn ich's nicht thue, so thut's mein Nachbar, fast jeder hineingepfuscht hat, und der Einzelne, welcher cs nur um der Sache selbst willen unterlassen wollte, statt der geträumten philantropischen, eine ganz unnütze, ja wenn sie mit Schaden für ihn und sein Geschäft verbunden, unkluge Handlung begehen würde; so kann nur durch die Verbin dung Aller oder wenigstens der Mehrzahl, dagegen Etwas ausgerichtet werden und der deutsche Buchhandel, welcher in seiner Gesammt-Konstitution, den einzelnen Regierungen der deutschen Bundesstaaten gegenüber, ja schon in mehr als einer Hinsicht emancipirt dasteht und der von diesem über sie selbst erworbenen Vorzug, wenn er ihn zu einem solchen Zwecke verwendet, ganz ohne Gefahr Gebrauch machen kann, sollte es einmal versuchen, ob er sich nicht selbst hel fen kann — dann wird die Unterstützung der Regierungen nicht ausbleiben; vielmehr werden sie, wenn er cs ihnen be weist, daß er keine Krämerseele ist, sondern als Zuträger der Wissenschaft und Kunst, als Vermittler des Ideenaustau sches ihrer Völker, ihnen in der Art entwachsen ist, daß er Etwas für ihn und sein Vaterland gleich Nützliches, auch ohne ihre Beihülfe eben so gut unternehmen kann, als er sich, und dem ganzen Volke dienend, schon so oft gegen ihren vereinzelten Willen zum Träger seiner Wünsche und Hoff nungen, zum Uebcrbringer seiner Ansprüche und Forderun gen gemacht hat — ihn vielleicht als einen Mann betrachten, der die Welt kennen gelernt, weil er in allen einzelnen Staa ten gelebt und das Gute und Schlechte, das Zuviel und Zu wenig richtig erkannt hat und dadurch, weder Royalist noch Nevolutionair, weder Schweizer noch Baier, weder Preuße noch Oesterreicher, sondern ein recht vernünftiger, aufgeklär ter Deutscher geworden ist, den sie füglich ganz gut in der Person von ihm selbst ausgewählter Repräsentanten eine Stelle bei der Censur bekleiden lassen können. Sollte nun auch mein Vorschlag in seiner Form und Ausführung Vieles zu wünschen übrig lassen, und durch Nichtbeachtung entweder nicht ausgefühkt und übersehen, oder durch unpartheiische und auf praktische Erfahrung ge stützte Gründe die Unausführbarkeit und das Unpraktische desselben bewiesen werden, so glaube ich dennoch, daß er nicht geeignet ist, eine gehässige Polemik hervorzu- 236 *
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