Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1844
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1844
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18440504
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-184405040
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18440504
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1844
- Monat1844-05
- Tag1844-05-04
- Monat1844-05
- Jahr1844
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1267 40 1268 Hölle heiß genug. Aber man bemerke den stets wachsenden Fortschritt in der Bosheit. Als der Mensch, frei von je dem Laster und von der Verderbniß unsrer Zeiten, sich in dem von Rousseau mit so viel Grund gefeierten Naturzu stände befand, da sprach er nicht, sondern schrie, murmelte oder grunzte, je nach der augenblicklichen Empfindung. Damals war es ein Vergnügen zu regieren. Keine Flug blätter, keine Zeitungen, keine Bittschriften um Reichs- ständc, keine Einwendungen gegen die Auflagen. Glückliches Zeitalter, das zu schnell entfloh! Bald erweckte Satan, zum Umstürze einer so schönen Ordnung der Dinge, Philosophen, welche durch gewisse Be wegungen der Zunge und der Lippen deutliche Laute hervor brachten und Sylben aussprachen- Wo wart ihr Ankläger und Richter? Hätte man gleich im Beginne diese strafbaren Ausschweifungen des anarchischen Geistes unterdrückt, und den ersten, der sich einfallen ließ, ba be bi bo bu zu sagen, in strengen Gewahrsam gebracht, so war die Welt gerettet; der Altar auf dem Thron, oder der Thron auf dem Altar, sammt dem Allerheiligstcn, waren für immer befestigt; zu keiner Zeit würde es Revolutionen gegeben haben. Die Gnadengehaltc, die Orden, die Adclsernennungen, die Be soldungen würden noch jedes Jahr wachsen. Die Religion, die Sitten, ach wie würde noch alles gut gehen! Ihr Her ren vom Adel, noch würdet ihr alle Acmter und Stellen, Würden und Titel in ausschließlichem Besitze haben. Aber thut man jemals etwas zu rechter Zeit? In Ermangelung vorbeugender Maßregeln kam cs dahin, daß die Menschen sprachen und allsogleich ansingen, die Staatsgewalt zu lä stern. Diese nahm das übel auf, erklärte sich für beleidigt, herabgcwürdigt; die Freiheit des Wortes wurde für dreitau send Jahre aufgehoben, und kraft dieser Verordnung wurde jeder Sklave, welcher den Mund öffnete, und welcher schrie, wenn man ihn prügelte, oder welcher Brod verlangte, wenn ihm hungerte, gekreuzigt, gepfählt, erdrosselt, zu gro ßer Zufriedenheit aller rechtschaffenen Leute. So gingen die Dinge ganz gut, und die Regierung war geachtet. Aber als ein Phönizier (irgend ein Fabrikarbeiter, vermu- the ich, ohne Titel, ohne Geburt) die Menschen unterrich tet hatte, das Wort zu malen und die flüchtige Stimme durch Schriftzüge festzuhalten, da begann die Unbehaglichkeit und Unruhe derer, welche müde wurden, für andere zu ar beiten, und zugleich die monarchische Ergebenheit derer, welche mit aller Gewalt verlangten, daß man für sie arbeite. Die ersten hingcschriebencn Worte waren: Freiheit, Gesetz, Recht, Billigkeit, Vernunft; und seitdem sah man recht gut, daß diese sinnreiche Kunst geradewegs dakin zielte, die Gnadengehalte und die Besoldungen zu beschneiden. Von diesem Zeitpunkte schreiben sich die Besorgnisse der Stellen inhaber und der Hofleute her. Noch viel schlimmer ward es, als der Mann von Mainz (eben so wenig adlig, glaube ich, als der von Sidon) seiner seits den Gedanken gefaßt hatte, das Blatt, welches ein an derer aus Lumpenbrei machte, zwischen zwei Bretec zu pres sen; so geschickt ist der Teufel, Alles zum Verderben der Seelen zu benutzen! Indem der Deutsche durch solches Mittel die Schriftzüge vervielfältigte, welche der Phönizier erfunden hatte, vervielfältigte er um so viel die Worte, welche der Gedanke bildet. O schrecklicher Einfluß dieses Geschlechts, welches weder Gott, noch dem Könige dient, er picht auf die weltlichen Wissenschaften, auf die gemeinen me chanischen Beschäftigungen! Wohin würde diese verderbliche Brut es bringen, wenn man sie machen ließe, so zügellos hingegcben diesem Unglückstriebe nach Kenntnissen, Erfin dungen und Vervollkommnungen! Ein Arbeiter, ein Elen der in seiner Werkstatt, den kein Mensch kennt, macht aus einigen Hadern Brei und aus diesem Brei Papier, welches ein anderer närrisch genug mit etwas Schwärze bedruckt; und siehe da, die Welt ist umgestürzt, die alten Monarchien sind erschüttert, die Pfründen in Gefahr. Diese teuflische Gewerbthätigkcit, diese Arbeitswuth, anstatt die Heiligentage zu feiern und Buße zu thun! Es giebt nichts Gutes, sagt Herr Fromm von Hofhausen, als die Priester, den vorge stellten Adel und die Herren Lakaien. Alles klebrige ist verderbt, alles klebrige räsonnirt oder wird bald räsonniren. Die kleinen Kinder wissen, daß zweimal zwei vier macht. O Zeiten, o Sitten! O Herr v. Haller! O literarische Zeitung! So arg ist die Sache, daß es nur noch ein Mittel zu re gieren giebt, besonders seitdem ein anderer Abgesandter der Hölle die fernere Erfindung gemacht hat, jeden Morgen an zwanzig - oder dreißigtausend Abnehmer ein Blatt zu verthei len, in welchem Alles steht, was die Leute sagen und den ken, die Pläne der Regierenden so gut wie die Befürchtun gen der Regierten. Wenn dieser Mißbrauch fortdauerte, was könnte der Hof unternehmen, ohne daß es in Voraus überwacht, geprüft, beurtheilt, bekrittelt, abgeschätzt würde? Das Publikum würde sich in Alles mischen, überall seinen Vortheil wahrnehmen wollen, mit der Schatzkammer rech nen, die hohe Polizei beaufsichtigen und sich über die Diplo matie lustig machen. Kurz, die Nation würde die Regie rung in Gang bringen wie einen Kutscher, den man bezahlt, und der uns fahre» muß, nicht wohin oder wie er will, son dern wohin wir wollen und auf dem Wege, der uns ge fällt; — schauderhafter Gedanke, gegen alles göttliche und menschliche Recht! Börse in Leipzig Kurze Dievt. 4 Monat. 3 Monat. am 3. Mai 18-14. INI Dicrzehnthaler-Fuß. Ang. Gesucht. Ang. Gesucht. Ang. Gesucht. Amsterdam . . . . ,4,^ - — — Angsdurg . . . . >"2- — — — Berlin - ssz — Bremen 112 — — — Bre-lau - 99; — — Frankfurt a. M. . . — 67 — — — Hamburg . . . . lövz - 149; — London — — — — 6.24 — Pari» 80^ - 80 — Wie» - 104z — — — kt)3x Louisdor 11^, Holl. Duc.6^ Kaiser!. Duc.6j . BreSl.Duc. 61 Paff-Duc. 6;, Conv.-Spccie« u. -Gulden 41, Cond. Zehn-u-Zlvanzig-Kr. 4;. Verantwortlicher Redacteur: I. de Marie.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder