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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.03.1844
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- Erscheinungsdatum
- 01.03.1844
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- Deutsch
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18 572 571 Das deutsche Bücherwesen der neuern Zeit. *) Fragte man noch vor wenigen Jahren einen Fremden, etwa einen reisenden Engländer, was ec von den Deutschen halte, so konnte man versichert sein, zu erfahren, wir seien eben ein skrupulöses, theoretisches, Büchermachendes Volk. Das ist im Grunde gar nicht zu verwundern. Haben wir unter Anderm doch das Pulver erfunden, und die Kritik der reinen Vernunft, und die Buchdruckerkunst; warum sollten wir es in diesen nützlichen Erfindungen nicht weiter treiben wollen? — Freilich, verwundern wollte sich der Fremde eigentlich auch nicht, noch viel weniger uns einen Vorwurf darüber machen; er wünschte vielmehr aus gan zem Herzen, daß wir bei unfern Büchern bleiben, die ver schiedenen Lescarten berichtigen, uns über die übersinnli chen Dinge die Köpfe zerbrechen, höchstens unsere Aecker bebauen, alles Ucbrigc aber, Handel, Industrie, Schifffahrt u. dgl. weltliche Kleinigkeiten mehr, seinen Landsleuten überlassen möchten, die uns, wie immer, mit allem klebri gen aufs Beste versorgen würden. — Da sind wir in neue rer Zeit rebellisch geworden; wir wollten nicht mehr abstrakte Theoretiker sein, wir wollten sichtbare Resultate, die That, den Genuß, warfen uns mit Ungestüm auf die gesammte Praxis, und bestrebten uns, es den Nachbarvölkern in allen Zweigen derselben gleich und zuvor zu thun, welches beides uns jetzt schon vielfach gelungen ist. Wir leben so in einer- praktischen Sturm- und Drangperiode, welche begreiflicher Weise ihren rückwirkenden Einfluß auch auf das Theoreti sche, und was naher oder ferner damit zusammenhangt, äußern mußte. Die Wissenschaft trat aus ihrer frühern unfruchtbaren Jsolirung heraus, gewann mehr Lebensfri sche, praktische Tendenz, und durchdringt immer mehr alle Classcn des Volks. Dem entsprechend nahm auch das ge sammte Bücherwescn in allen seinen Zweigen, diese Vermit telung zwischen Bildung und Leben, einen früher nie gese henen Aufschwung. Das Bücherwesen hatte in frühererZcit verhältnißmäßig niemals mehr geblüht, als in den ersten Jahrhunderten nach Erfindung der Buchdruckerkunst, besonders aber im 17. Jahrhundert. Nicht nur, daß eine für jene Zeit un geheure Büchermasse in Cours gesetzt wurde, worunter die großartigsten, bändereichsten Werke, sondern die Ausstat tung derselben, die Sorgfalt des Drucks, die typographi schen Ornamente, das Kunstvolle des Einbandes, sind oft der Art, daß sie unser gerechtes Erstaunen in Anspruch neh men. Den Ruhm der Bücherindustrie mußten zwar die Deutschen damals mit den Italienern, Schweizern, Fran zosen und Holländern theilen, die sich in edlem Wettkampf einander zu überbieten suchten, nicht aber so den Gewinn. Deutschland war und blieb der Mittelpunkt des gesammten Buchhandels, der sich von seinen Stapelplätzen aus — be sonders von Frankfurt a. M. — zu einem wahren Welthan del erweiterte. Welchen Umfang das Meßgeschäft zu Frank furt a. M. im 17. Jahrh. hatte, beweist eine Stelle bei Rensner cke urbibus imperislibiis (l'rsncos. 1641), wo cs heißt: „Denn zu dieser Zeit pflegen die Buchdrucker und Buchhändler in besagter Stadt zusammenzukommen und von allen Orten die besten poetischen, oratorischen, histori schen und philosophischen Bücher mitzubringen, daß man daher glauben sollte, es geschehe diese Zusammenkunft nicht zu Frankfurt a. M-, sondern vielmehr in Athen, als der berühmten und um die Gelehrsamkeit so verdienten griechischen Stadt." Diese Blüthe des literarischen Betriebs und Handels sank aber in Deutschland wieder, trotz der Be mühungen vieler ausgezeichneten Männer, Eorporationen und Institute, immer mehr. Krieg und sonstige politische Mißverhältnisse, Anorganisation des Buchhandels, Schutz losigkeit des literarischen Eigcnthums, vielfache Unkräftig keit der Nationalliteratur gegenüber der anderer Völker, überhand nehmendes Pränumcrationswesen und tausend andere Mißstände trugen die Schuld des Verfalls. Erst in der zweiten Hälfte und gegen Ende des vorigen Jahrhunderts, als die deutsche Nationalliteratur wieder einen großartigen Aufschwung nahm, kam allmälig wieder ein erhöhetes Leben in die literarische Industrie und den Buchhandel, wozu eine Menge hierauf bezüglicher Erfindungen, die sich großentheils an deutsche Namen knüpfen, Wesentliches beitrugen. Das gesammte Bücherwesen stand jedoch im Verhältniß gegen jetzt immer noch sehr tief, und die ungünstigen Zeiten drückten bald so sehr darauf zurück, daß wir bis in die Zeit der Re stauration herab keinen merklichen Fortschritt gewahrten. — Während jetzt über 8000 Bücher jährlich in Deutschland publicirt werden, so wurde zur Zeit der französischen Revo lution höchstens der vierte Theil in Umlauf gesetzt, und die ses Vcrhältniß blieb ziemlich dasselbe bis 1815 und 1816. Die trefflichsten Werke erschienen oft in dürftigster Form, Königsgedankcn in Bettlergestalt. Man vergleiche nur die ersten Ausgaben eines Goethe, Kant, Schiller, Wieland, Lessing, Herder (dessen Cid) mit den neuern; man halte die Almanache, Reisehandbücher, Landkarten, Zeitschriften jener Periode mit den jetzigen zusammen, und der Augen schein wird unsere Behauptung auf der Stelle bestätigen. Wie sehr sich nun auch der deutsche Buchhandel seit den Zeiten der neuesten politischen Organisation unseres Vater landes cmporgeschwungcn hat, so ist doch nicht zu leugnen, daß uns die Ausländer bis in das vorige Deccnnium herab hierin vielfach überflügelt hatten. Wir konnten ihren zahl reichen literarischen Prachtwerken nur wenige Aequivalente entgegenhalten. Papier, Druck, Illustrationen jeder Art, alles Acußere, bis auf den Einband herab, ließ die deutschen Wecke großentheils hinter sich zurück. Der allgewaltige Aufschwung des nationalen Geistes in jüngster Zeit hat sich endlich auch hier bethätigt, und wir verdanken cs den groß artigen Bestrebungen einer großen Zahl von Zeitgenossen, daß wir in den fraglichen Erzeugnissen mit allen andern Völkern in die Schranken treten können. Um die Hebung der Buchdruckerkunst, sowohl hinsichtlich der Schriftgießerei, als des eleganten Druckes, haben sich wohl die größten Ver dienste erworben: B reit ko pfundHärtel, Brockhaus, Hi-rschfeld,Tauchnitz,Teubner in Leipzig; Hänel in Magdeburg; von Eotta in Stuttgart; Naumann in Frankfurt a. M.; Haase Söhne in Prag u. A. Die eleganteste Ausstattung literarischer Werke knüpft sich in neuester Zeit vorzüglich an die Namen: Brock Haus, Göschen, B- Tauchnitz, Teubner, Volckma , I. I. Weber, Weidmann's Buchhandlung in Leipzig; ') Aus d. allg. A»j. d. D., »on d. Hrn. Vers, mitgkthkllt.
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