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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.04.1844
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 16.04.1844
- Sprache
- Deutsch
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1037 31 1038 Bestellung, als literarische Taglöhner, oder ziehen sich womöglich dahin, wo ihre Arbeit Anerkennung findet. Ueberdies hat der literarische Jndifferentismus des deut schen Publikums noch einen andern Uebelstand in seinem Gefolge. Wie Humanität und allgemeine Bildung vom Individuum nur dann erworben werden kann, wenn cs liest, viel und Gutes liest, wie überhaupt nur da Freiheit und edle Sitten vorhanden sind, wo sie aufwissenschafllichem Fundamente beruhen, so wird auch nur dasjenige Volk ein wahrhaft gebildetes, ein Volk genannt werden können, dessen Majorität den Elementen der Bildung nicht fremd ist. Wie steht es aber in dieser Beziehung mit Deutschland? Zieht den sogenannten Honoratioren den schönen Rock aus, beraubt den jungen Geschäftsmann seines Paletots, seiner ge scheitelten Locken, seines zierlichen Bartes, zieht ihm den goldenen Siegelring vom Finger, nehmet ihm die Uhrkette vom Gilet, und was bleibt übrig? Ein mehr oder minder großes Quantum von Geschäftskenntniß, vielleicht auch einige Schillcr'sche Verse, die er oft gar nicht versteht, ei nige Capitel aus den IVl^teres kuris, und hie und da noch ein anderes Bruchstück aus einem viel gelesenen Ro man. Von einem durchgebildeten Charakter, von einer auf Grundsätzen beruhenden Gesinnung ist keine Spur da. — So beschaffen ist die Mehrzahl. — Es ist zwar nicht abzuläugnen, daß ein solches Indivi duum elegant seie, auf Bällen eine Rolle spielen, franzö sisch sprechen, den Damen Artigkeiten sagen, an der tsble cl'köte speisen, Glacee-Handschuhe tragen, und nach ge wöhnlichen Begriffen ein „gebildeter" Mann sein kann. Allein was soll dieß heißen. — Verwickelt ihn in ein Ge spräch, in welchem er ein Urtheil abgeben soll, ob er die lan gen Ohren aus seiner eleganten Löwenhaut herausstreckt? Gebt ihm Gelegenheit, ungenirt zu sein, lößt den fashio- nablen Firnis mit einigen Flaschen Wein auf, ob sich die „Bestialität nicht offenbart?" Die Mehrzahl des englischen und auch des französischen Volkes ist im Durchschnitt viel allgemeiner gebildet, schon der Norddeutsche ist belesener als der Süddeutsche, und wenn auch in Deutschland Einzelne einen hohen Ruf einnehmen, so bleibt, wie gesagt, die Masse, der Kern des Volkes zurück. So lang aber dieser nicht nachrückt, so lange der Horizont hier nicht erweitert wird, verworrene Begriffe geordnet wer den, so lange hat auch der Fortschritt stets mit einem gro ßen Hindernisse zu kämpfen. — Diese unmittelbaren Uebelstände, die Culturstufe des Publikums, die Hindernisse des Buchhandels, welche in ih rer Wechselwirkung einander bedingen und begründen, gehen jedoch alle nur in dem Gefolge des großen Haupthindernis ses, auf welchem die geistige Entwickelung des Volkes auf gehalten wird. Jener Hemmschuh des Fortschritts, die Ab wesenheit der Preßfreiheit, die Anwesenheit derEensur, sage Eensur, ist es, welche alle diese Uebelstände gebärt. Gebet Preßfreiheit, gestattet eine unparteiische, freie Besprechung in Buch und Schrift, und der gesunde Sinn des deutschen Volks wird in Bälde jene literarischen Schma rotzerpflanzen entfernen, welche bisher von ihm gelebt ha ben , und von welchen es bisher gelebt hat. So tief gesun ken ist der deutsche Geist nicht, daß es ihm, befreit von der Kette, mit welcher er klirrt, nicht möglich wäre, Gediegenes dem Volke zu liefern. Aber freilich, so lange in jeder Er zählung, welche eine freie Idee realisirt, Hochvcrrath ge wittert, so lange in jedem Witz, der das Althergebrachte persiflirt, eine Majestätsbeleidigung erkannt wird, so lange in jeder Aeußerung des Humors und der Satire, welche die Michelei verhöhnt, eine Aufwiegelung entdeckt wird, so lange haben die „Zeit- und Lebensbilder"-Verfasscr, die Liebesgeschichten-Verfertiger, die Novellen-säugenden Kuh- euterzizen, und all dieses literarische Pyqmäengeschlecht gute Tage, und finden Absatz mit ihrer Waare, weil nichts Besseres da ist. Ueberflüssig ist es jedoch, gegen die Eensur noch zu schrei ben, denn es wird sich Niemand mehr in unseren Zeiten fin den, der dieses Institut vertheidigen könnte. Der Reisende Sindbad wurde, wie uns die Geschichten der 1001 Nacht erzählen, von einem garstigen Alten, der sich ihm auf den Nacken gesetzt, so lang gedrückt und geklemmt, bis er ein wohlgezogenes, wohldressirtes Reitpferd geworden. Allein Sindbad war ein Mensch, er benützte den günstigen Zeit punkt, der klemmende Alte lag mit zerschmettertem Schä del am Boden, und Sindbad jubelirte als freier Mann in die Lüfte. — Merket die Lehre. — Daher werden nicht blos die Buchhändler und Schriftsteller, sondern auch die edeldenkenden Männer tagtäglich die Bitte wiederholen: „Erlöse uns von dem Uebel." Rügenswcrthe Schleuderei. Die Schlesische Zeitung enthält folgende Annonce: „Umtausch der früher» Auflagen des Brockhaus'- schenConvcrsations-Lexikonsgegen die neueste neunte Auflage. Die früher» Auflagen des Brockhaus'schcn Convers. - Lex. nehme ich in Lausch gegen die neunte Auflage unter weit günstigeren Bedingungen an, als cs von demHrn- F. A. Brock Haus geschieht. Buchhandlung Ignaz Kohn, Schmredebrücke No. 19." Wie man sich auch dies Verfahren des Herrn Kohn auch erklären mag, jedenfalls verdient es seinen Eollegen gegenüber eine ernste Rüge, die hiermit ausgesprochen sein mag. Börse in Leipzig am IS. April 1844. >m Dierzehnthaler-Fuß. Kurz« Sicht. Ang. Gesucht. 4 Monat. Ang. Gesucht. » Monat. Ang.Gesucht. Amsterdam . . . . 142' — — — Augsburg . . . . I02.z - — — Berlin - 99z — — Bremen 112 — — — Breslau — 99; — — Frankfurt a. M. . . 57 - — — Hamburg . . . . I50z - 149; — London — — — 6.24; — Pari» soz - 80 — —. — Wien - 104z — — - 103z Louisdor 11z, Holl.Duc.6I , Kaiserl.Duc.6- .BrcSl.Duc. 6;, Paff.-Due. 6z, Cond.-SpccieS u. -Gulden 4z, Conv. Zehn-u-Zwanzig-Kr. 4z. Verantwortlicher Redacteur: I. de Marle. 72*
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