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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.12.1842
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.12.1842
- Sprache
- Deutsch
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3023 106 3024 schen Revolution, an die berüchtigte belgische Lehrfreiheit,! ja an die preußische G ewerbefrciheit erinnern. Ich möcht^ hierdurch weiter nichts, als nur zeigen, daß es gefährlich wer- ^ den könne, sich durch eine Act von Schwärmerei für den Be griff: Freiheit Hinreißen zu lassen. — Man erwidert mir: eine Beschränkung der Preßfreiheit bestehe ja durch die Ueber- wachung des Gesetzes, — und ich bin vollkommen einver standen, daß die Gesellschaft damit, daß das Gesetz als Nach-Censur die Auswüchse der Preßfreiheit bestraft, zufrieden sein könne. — Was aber in diesem, unsrem Buchhändler-Börsenblatt nach meiner Ansicht noch in Frage steht, das ist: ob es für den Buchhändler, namentlich denVer - lagshändler,als Geschäftsmann, so außeror dentlich wünschenswerth sei, daß statt der bisherigen Vor-Ccnsur eine Nach-Censur cintrcte? Ich meinerseits glaube cs vor meinem Gewissen ver antworten zu können, wenn ich diese Frage verneine. Der liebe Gott behüte mich, daß ich der Censur in ihrer jetzigen Praxis das Wort rede. Ich meine aber, wenn statt der jetzigen, nur allzu oft engherzigen und willkürlichen Censur dieses Institut der Art umgeschaffen, oder, wenn man will, neu begründet würde, daß dabei nach freisinnigen, streng fest gestellten, gesetzlichen Prinzipien, welche keine eigenmächtige Deutung ängstlicher Unterbcamten zulassen, wobei es sich nicht mehr, wie bisher, um diffcrircude Ansichten, sondcrnumdas stricte, einfache j» s handelt, — verfahren würde, so könnten sowol Schrift steller und Publikum, als auch die Buchhändler damit zu frieden sein. Besonders aber die letztem, denn alsdann brau chen sie doch nicht zu riskiren, ihr Capital in ein Buch zu stecken, das am Ende, wenn Schriftsteller, Papiermacher, Drucker und Buchbinder bezahlt sind, consiszirt wird. Wer ist dabei der Leidtragende, wenn nicht der Buchhändler? — — Ob es möglich ist, von Seiten der Gesetzgebung solche Prinzipien aufzustellen, nach denen die Censur zu handhaben wäre? — Unbczweisclt! Besteht doch auch bei der Preß freiheit eine Gesetzgebung zur Bestrafung der Prcß- vccgchcn; — die vorgeschlagenc zur Ve rh ütung der selben wäre dem Wesen nach damit homogen. Nur müßte vor Allem der Recurs kein Ober-Censurcollegium, sondern die natürliche höchste Gerichtsbehörde jedes Autors, der Censor kein Regierungssecretär, sondern ein Justizbeamtetcr, der rothe Strich des Ccnsors kein Strich der Gewalt, son dern nothwcndigcs Ergebniß irgend eines Gesetzes-Paragra phen sein. Ich kann mir kaum denken, daß Jemand gegen eine solche Censur etwas einzuwenden haben könnte, cs müßte denn etwa der Name sein! — Denn mir scheint cs klar, daß wir auf diese Weise die Segnungen der Preßfreiheit im vollen Maße genießen würden, ohne deren Nachtheile zu empfinden. Auch scheint mir noch Eins klar: Ist von den deut schen Regierungen Etwas zu erlangen, so ist es eher eine Läuterung der Censur, als Abschaffung derselben- Damit genug für heute. — Vielleicht werde ich veran laßt, später noch einmal detaillirtcr in die Sache cinzu- gchen. I. W- Etwas über den französischen Buchhandel. Die Preuß. Staatszcitung enthält aus Paris vom 15. November Folgendes: Die Versammlungen der Industriel len währen noch immer fort; gestern fand die der Buch händler statt. Entgegengesetzt der Ansicht vieler andern In dustriezweige verlangt der Buchhandel die Zoll-Union mit Belgien, weil er darin ein Mittel sieht, dem Nachdruck ein Ende zu machen. Es ist dem Cabinet eine in diesem Sinne verfaßte Petition überreicht worden. Der französische Buch handel befindet sich seit sehr langer Zeit in einer traurigen Lage, und dieser Umstand hat den beklagenswerthesten Ein fluß auf die Wissenschaften. Seit zehn Jahren beschäftigt man sich fast ausschließlich damit, alte Werke wieder zu drucken. Diese Wiederabdrücke sind im Allgemeinen schlecht ausgeführt worden und dadurch auch diese Unternehmungen ohne Erfolg geblieben. Die Juli - Revolution hat die Buch händler-Patente abgeschafft, oder, besser gesagt, es hat sich seitdem in Bezug auf diesen Gegenstand eine Nachsicht eingcschlichcn, welche die Verleger bis ins Unendliche ver mehrt hat. Jeder glaubt, er könne Buchhändler sein, und Leute ohne Kenntnisse, ohne Erfahrungen, ohne Kapitalien und ohne Credit haben Werke unternommen, die sehr häufig unvollendet geblieben sind. Diese Thatsachcn, sowie einige andere derselben Art, haben den Buchhandel in großen Mißkredit gebracht. Die zahllosen Verleger sind ebenfalls den Autoren und den wah ren Buchhändlern verderblich geworden- Diese Letzteren sind gezwungen gewesen, ihre Geschäfte zu beschränken und jener Fluth von gehaltlosen Schriften, welche die improvisieren Verleger in die Welt schicken/ zu weichen- Wenn man nicht ein frivoles Werk hat, so hält es sehr schwer, unter billigen Bedingungen und die einen Schrift steller von einigem Rufe befriedigen können, einen tüchtigen und anständigen Buchhändler zu finden, der sich mit einem Manuskripte zu befassen geneigt ist. Nicht der Belgische Nachdruck hat den Französischen Buchhandel ruinirt, son dern die Anarchie, welche seil etwa fünfzehn Jahren in diesem Industriezweige herrscht. Eine Buchhandlung ist ein Hand lungshaus, wie jedes andere; sie hat ihre Verbindungen, ihre Correspondenten und ihre Absatzwege, und mit Hülfe derselben verkauft sie die Bücher und zwar in mehr oder weniger langer Zeit- Ein Verleger (e'ckiteur) hat keines je ner Elemente des Erfolgs für sich; er kann seine Bücher nur durch äußerst kostspielige Annoncen bekannt machen. Da er keine eigenen Kapitalien besitzt, so muß er seine Verlags- werkc sehr schnell abzusetzen suchen, und häufig sieht er sich gezwungen, um seine Verpflichtungen zu erfüllen, oder um den gerichtlichen Verfolgungen zu entgehen, dieselben zu ei nem niedrigen Preise zu verkaufen. Auf diese Weise sehen wir eine ungeheure Masse von Büchern plötzlich auf dem Markte von Paris erscheinen, wo sie häufig unter dem Ko- stenpreisc verkauft werden. In Frankreich ist der ganze Buchhandel in der Hauptstadt konzentrirt, und mit Aus nahme einiger Städte, wie Lyon und Besancon, wo man Andachtsbücher fabrizirt, werden alle Werke von einiger Wichtigkeit in Paris gedruckt. Um dem Buchhandel Leben und Consistenz zu geben, müßte man ihn neu organisiren, und ihn von jenen parasitischen Zweigen befreien, die ihn in
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